Palais Lobkowitz (Prager Kleinseite)

Koordinaten: 50° 5′ 13,8″ N, 14° 23′ 53″ O

© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Gartenseite des Palais Lobkowitz

Das Palais Lobkowitz in Prag ist die ehemalige Stadtresidenz derer von Lobkowicz und heute Sitz der Deutschen Botschaft. Das Bauwerk ist nicht zu verwechseln mit dem Lobkowicz Palac, dem an die Familie restituierten Palais Lobkowitz in der Prager Burg im Stadtteil Hradschin.

Das Palais Lobkowitz, ebenso wie das Palais Lobkowitz (Wien) benannt nach der böhmischen Adelsfamilie, befindet sich auf der Prager Kleinseite, ca. 200 Meter südlich der Burg in der Straße Vlašská (Wälsche Spitalgasse) Hausnummer 19.

Geschichte

Die Familie besaß das in der Zeit von 1703 bis 1707 vom Architekt Giovanni Battista Alliprandi und Hofsteinmetz Giovanni Pietro della Torre für Franz Karl Graf Přehořovský erbaute Barockpalais seit 1753. Nachdem Maria Josefa Ludmila Černín von Chudenic 1753 dem Fürsten August Anton Josef von Lobkowicz ihre Hand zum ewigen Bund reichte, kam das Palais ins Eigentum jener Familie, die es bis ins Jahr 1927 bewohnte und ihm den noch heute üblichen Namen geben sollte: Das Palais wurde zum Prager Stammsitz des Hořín-Mělníker Zweiges der böhmischen Adelsfamilie Lobkowicz.[1] Es gehört zu den bekanntesten Palais im barocken Baustil Prags, Ludwig van Beethoven und Carl Maria von Weber gaben im Kuppelsaal Konzerte.

1927 verkaufte die Familie das Gebäude an den tschechoslowakischen Staat. Einige Jahre war das Palais Sitz der Botschaft der Volksrepublik China. Nach der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen im Jahr 1973 dient es seit 1974 als Sitz der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland.

Im Spätsommer 1989 wurde die Deutsche Botschaft in Prag weltweit bekannt, als Tausende DDR-Bürger dort Zuflucht suchten und Palais und Gelände für Wochen besetzten; zuletzt waren es 4500 Personen. Am 30. September 1989 konnte der deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher den Wartenden nach Verhandlungen mit der DDR und der Tschechoslowakei an Ort und Stelle verkünden, dass sie in die Bundesrepublik ausreisen dürfen.[2] Genscher dazu 2011: Unglaublich: In jenen Tagen zwischen dem 10. und dem 30. September 1989 fand eine Umkehr der gesamten DDR-Ausreisepolitik statt.[3] Nach Ende der Besetzung wurde das Areal saniert.

Das Gebäude sollte nach deutsch-tschechischen Plänen, die Mitte der 1990er Jahre entstanden, in Bundeseigentum übergehen. Im Gegenzug war vorgesehen, die leerstehende ehemalige US-Botschaft, Neustädtische Kirchstraße 4–5 in Berlin-Mitte an die Tschechische Republik zu übergeben. Im August 2009 teilte das Auswärtige Amt mit, die Gespräche mit Tschechien hierüber hätten sich verdichtet.[4] Ende August 2014 wurde bekannt, dass die Verkaufsverhandlungen gescheitert seien. Die tschechische Regierung – so hieß es – wolle sich nicht dem Vorwurf aussetzen, ein Schmuckstück barocker Architektur ans Ausland zu veräußern.[5] Statt eines Verkaufs wurde ein Mietvertrag über 50 Jahre abgeschlossen.


Literatur

Weblinks

Commons: Palais Lobkowitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Harald Salfellner: Geschichte des Palais Lobkowicz
  2. 13 Worte, die das Ende der DDR einläuteten. Der Tagesspiegel, 1. April 2016
  3. Hanns-Bruno Kammertöns, Stephan Lebert: »Es war schwierig, ein normales Leben zu führen«. Hans-Dietrich Genscher, der Übervater der FDP, über [...], in: Zeit-Magazin, Beilage der Wochenzeitung Die Zeit, Hamburg, Nr. 20 / 2011, S. 16
  4. Felix Ehring: Bundesregierung will "Genschers Balkon". Bislang ist die Bundesrepublik nur Mieter der Prager Botschaft. Jetzt will sie das berühmte Gebäude aus dem Wendejahr 1989 durch einen Tauschhandel ganz. Im Gegenzug bietet sie eine alte US-Botschaft. In: Frankfurter Rundschau vom 18. September 2009, Seite 5
  5. Karl-Peter Schwarz: Der Halbsatz des Jahrhunderts. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 1. Oktober 2014, S. 4.

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Kleiner Konferenzraum im Inneren der deutschen Botschaft in Prag