Paid Content

Mit Paid Content (dt. Bezahlinhalte[1]) wird der kostenpflichtige elektronische Vertrieb und Handel mit digitalen Inhalten (Content) in rein digitalen Medien bezeichnet.

Beispiele für digitale Medien sind z. B. das World Wide Web (WWW) oder Mobile/Handy-Medien (Apps, SMS, WAP, Handylogos, -klingeltöne). Dabei können in Bezug auf Paid Content und Paid Services unterschiedliche Ausgabemedien, wie der PC, das Handy, oder PDAs etc. genutzt werden. Paid Content ist dabei von Paid Services zu unterscheiden.

Ein wesentlicher Unterschied zwischen Paid Content und Paid Services liegt in der Interaktion des Kunden. Wird ein einmaliger Download eines Produktes gegen Gebühren durchgeführt, spricht man von Paid Content. Der Kunde ruft somit digitale Güter ab, die als gelieferte Produkte verstanden werden können. Paid Content ist vor allem im Zusammenhang mit Zeitungsartikeln (vgl. Paywall) und dem Download von Musik zu verbinden. Online-Auktionen, die Handels-Plattform als solche ist dagegen z. B. ein Paid Service, der gegen Gebühren genutzt werden darf. Die gesamte Nutzung spielt sich Online ab und eine Benutzerinteraktion ist gegeben. Die ersteigerte Ware ist jedoch nicht als Paid Content anzusehen, da es sich dabei wiederum um ein erworbenes, physisches Gut handelt. Paid Services stellen somit gelieferte Dienste dar. Bei Paid Content handelt es sich um immaterielle Realgüter.

Konzept

Paid Content ist neben der Online-Werbung, des Sponsorings und dem Absatz von materiellen Gütern eine weitere Möglichkeit zur Refinanzierung von Websites und somit insbesondere auch Online-Inhalten von Verlagen. Hosting, Erstellung und die Pflege von Internetseiten verursachen hohe Kosten für den Betreiber, die in vielen Fällen nicht durch die klassischen Refinanzierungsmöglichkeiten gedeckt werden können.

Anwendungsbereiche

Paid Content erfährt aktuell vor allem im Bereich des Verlagswesens, mit unterschiedlichen Erfolgen, eine vermehrte Anwendung. Gleichermaßen nutzt die Musik-Branche die Vorteile des entgeltlichen Angebots von digitalen Waren. In Deutschland haben die bisherigen Erträge in vielen Branchen noch nicht das gewünschte Niveau erreicht. Vor allem im privaten Bereich sind User noch seltener gewillt für Inhalte im Internet zu zahlen. Zur beruflichen Weiterbildung, also im Business-to-Business-Sektor erfreut sich Paid Content einer steigenden Verbreitung.

Akzeptanz in Deutschland

Das Hauptproblem für die Durchsetzung von Paid Content liegt hauptsächlich in einer noch geringen Kundenakzeptanz.

Lange wurde von Anbietern einer Website folgender Kreislauf praktiziert: Websites sollten sich hauptsächlich durch Werbeeinnahmen refinanzieren. Um Werbetreibende für eine Seite zu gewinnen, mussten jedoch entsprechende Benutzerzahlen vorgewiesen werden können. Um diese wiederum zu erlangen, musste der Anbieter hochwertige oder exklusive Inhalte veröffentlichen. Die Kunden sind demnach bis heute daran gewöhnt, hochwertige Inhalte kostenlos zu erhalten. So entstand die oft als Gratis-Mentalität angesehene Haltung von Internet-Nutzern. Zudem argumentieren viele Kunden, dass zum Beispiel journalistische Angebote auch in der "Printwelt" nahezu kostenfrei seien. Hier würden lediglich die Mehrkosten für z. B. den Druck und das Papier bezahlt. Außerdem ist es nicht möglich oder kaum zu rechtfertigen, im Nachhinein zuvor kostenlose Angebote kostenpflichtig zu machen, was über eine Paywall geschieht. Vor allem dann nicht, wenn die Konkurrenz ähnliche Inhalte weiterhin kostenlos anbietet.

Mittlerweile rücken die Medien von dieser Haltung ab und das nicht ohne Grund: Laut der regelmäßig durchgeführten Umfrage (W3b) von „Fittkau & Maaß“ sind im Juni 2013 knapp 50 Prozent der deutschen Internetnutzer bereit, für Inhalte auch online zu bezahlen.[2] Paid Content wird auch von immer mehr Tageszeitungen eingesetzt. Aktuell zählt der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) 103 Titel, die Bezahlmodelle auf ihren Websites eingerichtet haben.[3] Im Zeitschriftenbereich bietet die Stiftung Warentest auf ihrem Portal test.de bereits seit dem Jahr 2000 bezahlpflichtige Tests an. Experimente mit Paid Content gibt es z. B. auch bei Focus-Online mit Google One Pass[4]. Zuletzt mehrten sich Untersuchungen, die eine steigende Zahlungsbereitschaft für digitale Presseprodukte feststellen. Für Ende 2014 wird das Marktvolumen mit digitalen Bezahlprodukten deutscher Zeitungen und Zeitschriften auf 190 Mio€ pro Jahr geschätzt.[5]

Anforderungen

Um Paid Content erfolgreich einzuführen, sollten einige Aspekte bei der Produktentwicklung beachtet und berücksichtigt werden. In Anlehnung an Fehr (2003) handelt es sich in gekürzter Form um folgende Gesichtspunkte:

  • Die Konkurrenzlage: Bietet die direkte Konkurrenz ähnliche oder dieselben Inhalte kostenfrei an, kann dies die erste Hürde für das Angebot von Paid Content auf der eigenen Seite sein. Dennoch kann das dazu führen, dass Kunden nicht die Bereitschaft zeigen, erst nach einem kostenfreien Konkurrenzprodukt zu suchen, da ihnen der zeitliche Aufwand z. B. zu hoch erscheint.
  • Individueller Mehrwert für Kunden: Die Bepreisung von Inhalten sollte nachvollziehbar sein und sich lediglich auf Neuerungen oder Innovationen beschränken, die einen Mehrwert oder Vorteil bieten.
  • Nutzung der aktuellen Standards: Es ist von Vorteil, die aktuellen Standards des Mediums Internet für das Angebot zu nutzen. Diese können Aktualität, Interaktivität und Verfügbarkeit umfassen.
  • Bepreisung: Bei der Bepreisung von Produkten oder Inhalten ist in jedem Fall eine eigene statistische Erhebung von Vorteil. Umfragen Dritter sollten an dieser Stelle lediglich als Orientierung gelten.
  • Das Abrechnungsmodell: Am weitesten verbreitet sind Pay-per-Use, Pay-per-Click, Punktekontos, das klassische Abonnement oder spezielle Pakete (Bundles).
  • Die Zahlungsmöglichkeiten: Diverse Umfragen ergeben, dass Zahlungsabbrüche am häufigsten stattfinden, weil Kunden der Bezahlvorgang zu kompliziert, zu zeitintensiv oder zu unsicher erschien. Siehe dazu Micropayment.

Alternative: Social Payment

Eine Alternative zum klassischen Paid Content sind Modelle des sogenannten Social Payment über Dienste wie Flattr, teilweise auch per PayPal. Dabei hat der User weiterhin die Möglichkeit, die betreffenden Güter kostenfrei zu konsumieren, wird jedoch um eine freiwillige Abgabe gebeten. Social-Payment-Systeme befinden sich noch in den Anfängen sind aber ein in der Medienbranche und Blogosphäre stark diskutiertes und wachsendes Phänomen.

Literatur

  • Nielsen Media: Changing Models: A Global Perspective on Paying for Content Online. 2010. blog.nielsen.com (PDF)
  • Hannes Fehr: Paid Content erfolgreich verkaufen. Ein Leitfaden zur Erstellung eines individuellen Konzeptes zum Verkauf von digitalen Inhalten auf Online-Portalen. hansebuch Verlag, Hamburg/ Berlin 2003, ISBN 3-934880-09-6.
  • Nina Kahnwald, Michael Sarbacher, Thomas Schildhauer: Aktive Content-Interfaces, Paid Content und integrierte Geschäftsmodelle. Businessvillage, 2005, ISBN 3-934424-02-3.
  • Florian Stahl: Paid Content: Strategien zur Preisgestaltung beim elektronischen Handel mit digitalen Inhalten. Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden 2005, ISBN 3-8350-0045-4.
  • Markus Hofmann: Paid Content und Paid Services Grundlagen Erfolgsfaktoren Perspektiven. VDM Verlag Dr. Müller, Berlin 2005, ISBN 3-86550-079-X.
  • Michael Müssig, Mirjam Streit: Paid Content: Kostenpflichtige Inhalte und Services im Web. Josef Eul Verlag, Köln 2003, ISBN 3-89936-185-7.

Einzelnachweise

  1. Axel Springer setzt auf Bezahlinhalte – Paid-Content bald bei „Welt“ und „Bild“. In: Internetworld.de vom 12. September 2012
  2. Zahlungsbereitschaft für Musik und Filme im Internet. Verband Privater Rundfunk und Telemedien e. V. (VPRT), 10. Juni 2013, abgerufen am 25. November 2013.
  3. Paid Content Angebote deutscher Zeitungen. (Memento vom 21. Dezember 2013 im Internet Archive) BDZV, abgerufen am 6. Februar 2014.
  4. Pascal Herbert: Google gibt den Start von One Pass bekannt. In: GoogleWatchBlog. 16. Februar 2011, abgerufen am 25. November 2013.
  5. 190 Mio€ Jahresumsatz mit Paid Content in Deutschland.