Pachelbelhaus (Cheb)

Pachelbelhaus in Cheb

Das Pachelbelhaus[1] in Cheb (deutsch Eger), einer Stadt in Tschechien, ehemals politischer Mittelpunkt des Egerlandes (Chebsko) im Okres Cheb (Bezirk Eger), ist ein Wohn- und Geschäftshaus mit der Adresse náměstí Krále Jiřího z Poděbrad 492/3. Es ist seit 1958 ein geschütztes Kulturdenkmal.[2]

Es gibt an der Nordseite des gleichen Platzes nur wenige Häuser weiter ein anderes Haus, welches Stadthaus oder auch Pachelbelhaus genannt wird und das Stadtmuseum von Eger beherbergt.

Geschichte

Das Haus bekam seinen Namen nach den Eigentümern Wolfgang Adam Pachelbel († 1620), 1600–1620 Bürgermeister der Stadt Eger, und dessen ältestem Sohn Wolf Adam Pachelbel von Gehag (1599–1649), 1620–1628 Bürgermeister der Stadt während des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648).[1] Berühmt wurde dieses Haus durch die Ermordung von Albrecht von Wallenstein, Oberbefehlshaber der kaiserlich-österreichischen Armee am 25. Februar 1634 in einem Zimmer des Gebäudeteiles zum Kirchplatz. In den Jahren 1625, 1630 (zweimal) und 1632 war es sein Wohnsitz bei vier Besuchsaufenthalten in Eger[1] und beherbergte nach 1873 das Stadtmuseum mit Erinnerungsgegenständen an ihn (siehe Museum Cheb).

Das Durchgangs-Haus zwischen Ringplatz (Marktplatz) und Schulgasse mit einer Durchgangshalle aus der Zeit der Gotik mit Kreuzgewölben wurde 1390 erstmals in einer Urkunde erwähnt. Anfang des 15. Jahrhunderts erfolgte ein Neubau als Vierflügelanlage um einen quadratischen Hof mit zwei Fassaden zum Marktplatz und zum Kirchplatz bei der St.-Niklas Kirche. 1600 bis 1603 ließ der Besitzer Richard (Klement) Holdorff das Haupthaus zum Ringplatz im Stil der Renaissance umbauen. Über dem Portal wurde neben dem Wappen der Vorbesitzer Greff das Wappen der Holdorff, einer wohlhabenden Familie aus Eger, angebracht.

1620 bis 1629 war das Gebäude im Besitz eines der vier evangelisch-lutherischen Bürgermeister der Stadt Eger Alexander Pachelbel (1500–1568) und kam nach seiner Vertreibung zu Beginn der Rekatholisierung der Stadt Eger in den Besitz der Stadt. Nach der Ermordung Wallensteins wurde es 1635 bis 1705 ein Wohnsitz des Ordens der Jesuiten, Eigentümer der Grundherrschaft Altkinsberg mit dem Schloss Altkinsberg. 1735 begannen die Umbauarbeiten als Wohnhaus des Stadtkommandanten zweier Infanterieregimenter, seit 1860 das k. und k. Infanterie-Regiment Nr. 73. Die Fassade wurde im Stil des Barock umgestaltet, das Eingangshallengewölbe erhielt einen Sternenhimmel (heute nicht mehr erhalten), die Holzvertäfelungen in den Stockwerken wurden entfernt, Stuckdecken entstanden, die 1906/1907 wieder entfernt wurden und das neue Treppenhaus im Vordertrakt mit gedrechselten Holzbalustern wurde eingebaut.

Seit 1850 befanden sich auch Amtsräume der Stadtverwaltung im Rathaus im Pachelbel-Haus. 1869 wurde in zwei rückwärts gelegenen Zimmern im ersten Stockwerk durch den Archivar und Bibliothekar Georg Schmidt (* 1844, verstorben 1885 auf dem Grünberg bei Eger) ein Stadtmuseum errichtet. 1907 wurde es erweitert um das Eckzimmer auf der Seite des Marktplatzes und durch zwei Zimmer im Mezzanin. Der rückwärtige Trakt wurde überwölbt und ein Sitzungssaal im zweiten Stockwerk neu errichtet. 1927 erfolgte die Angliederung der Sammlungen von Trachten, Gerätschaften, Gläsern und Bildern, ungefähr 1500 Objekte, welche der Stadtarzt Michael Müller (1849–1914) dem Museum der Stadt Eger vererbt hat.

Vom 27. April 1945 bis Mitte November 1945 war das Pachelbelhaus unter der Militärregierung der 3. amerikanischen Armee Schauplatz der Rettung der Museums- und Archivbestände durch den deutschen Archivar Heribert Sturm während der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei. Museum und Archiv wurden durch Jan Kubin (* 1900, verstorben 2000 in Eger) übernommen.

Literatur

  • Lorenz Schreiner: Denkmäler im Egerland. Dokumentation einer deutschen Kulturlandschaft zwischen Bayern und Böhmen. Unter Mitwirkung des Staatsarchivs in Cheb/Eger unter Jaromir Bohac sowie von Viktor Baumgarten, Roland Fischer, Erich Hammer, Ehrenfried John und Heribert Sturm, Amberg 2004, Pachelbel-Haus S. 79; Stadthaus, ehemaliges Pachelbel-Haus, S. 117 bis 119, mit Fotos aus den Jahren vor 1945
  • Jaromir Bohac: Zehn Bilder aus der Geschichte des Egerer Museums, Cheb/Eger 2003
  • Josef Weinmann: Egerländer Biografisches Lexikon mit ausgewählten Personen aus dem ehemaligen Reg.-Bez.-Eger, Band 2, Männedorf/ZH 1987, ISBN 3-922808-12-3, Seite 34 bis 36, Namensträger der Pachelbel zu Eger und Wunsiedel
  • Ferdinand Seibt, Hans Lemberg, Helmut Slapnika: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. Herausgegeben im Auftrag des Collegium Carolinum (Institut), Band III, Oldenbourg Wissenschaftsverlag G.m.b.H. München, ISBN 3 486 55973 7, Wolf Adam Pachelbel (1599–1649)

Weblinks

Commons: Pachelbelhaus (Cheb) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Das Pachelbelhaus. Beschreibung bei der Stadt Cheb. In: encyklopedie.cheb.cz, abgerufen am 6. Februar 2015.

Einzelnachweise

  1. a b c Das Pachelbelhaus. In: encyklopedie.cheb.cz, abgerufen am 12. Juni 2019.
  2. pravni ochrana/mestansky dum. ÚSKP 30877/4-3654. In: pamatkovykatalog.cz. Národní památkový ústav; (tschechisch).

Koordinaten: 50° 4′ 45,7″ N, 12° 22′ 15,7″ O

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Pachelbelhaus am Marktplatz in Eger – Cheb, nám. Krále Jiřího z Poděbrad 492/3