Pütt

Pütt m. (niederdeutsch Schacht, Brunnen, Pfütze, niederländisch put, englisch pit, französisch puits, althochdeutsch pfuzzi, kölsch Pütz, lateinisch puteus) bezeichnet im Ruhrdeutschen und im Aachen-Heinsberger Kohlerevier ein Bergwerk oder Zeche.[1] Im Plattdeutschen steht Pütt zudem für Pfütze oder für Töpfe (Einzahl Putt), festgehalten im Ausdruck für Hausrat als Pütt un Pann, wörtlich also Töpfe und Pfannen.

Pütt und Pott

Von Pütt, Synonym für den Bergbau, leiten sich trotz der phonetischen Ähnlichkeit mit dem niederdeutschen Putt nicht die Bezeichnungen „Kohlenpott“, „Pott“ oder „Ruhrpott“ für das Ruhrgebiet her, obwohl diese Meinung gelegentlich vertreten wird. Vielmehr hat das Wort „Pott“, niederdeutsch meist „Putt“ sowie hochdeutsch „Topf“, eine ganz eigenständige Etymologie. Der Begriff steht beim Ruhrpott und einigen Regionen mit ähnlicher Charakteristik für einen niedriger als seine Umgebung liegenden Landstrich, in Anlehnung an das Innere eines Topfes. Im Falle des Ruhrgebiets besteht auch ein Bezug zu der Tatsache, dass die Region über 200 Jahre lang ein Einwanderungsgebiet, ein Schmelztiegel war.

Bergbau

Straßenschild zur Grube Centrum

Die lateinische Bezeichnung puteus (= „Brunnen“ oder „Grube“) für einen brunnenartigen Schacht findet sich bereits in Urkunden zum mittelalterlichen Bergbau in Deutschland.[2]

Der Steinkohlenbergbau im heutigen Ruhrgebiet begann in dessen Süden, im Ruhrtal, wo die Flöze zutage traten, und verlagerte sich dann immer weiter nördlich. Es wurde zunächst nur von der Oberfläche aus immer tiefer geschürft, bis eine trichterförmige Grube entstanden war, in der eindringendes Grundwasser dann ein weiteres Schürfen unmöglich machte. Diese Art des Kohleabbaus setzte sich bis ins 16. Jahrhundert hinein fort.

Sonstiges

Seit den 1920er-Jahren in der Literatur erwähnt, ist „Pütt“ die volkstümliche, in Mecklenburg weit verbreitete Bezeichnung für Parchim. Das plattdeutsche Wort für „Pfütze“ spielt wahrscheinlich auf die Größe des Parchimer Wockersees an, wird aber heute mit der Stadt in Zusammenhang gebracht.[3]

In manchen Teilen Westfalens bezeichnet man jemanden, der im Untertagebau arbeitet, als „Püttmann“, manchmal auch als „Pütti“ oder im Scheinslawismus als „Püttek“. Ironisch-vornehme Bezeichnungen für Bergmann sind „Püttologe“ oder „Püttrologe“.

Der Heimatbund Parchim gibt seit 1983 die heimatkundliche Schriftenreihe Pütt heraus, in der alljährlich ein Heft erscheint.[4]

Literatur

  • Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr (Reihe: Die Blauen Bücher). Verlag Langewiesche Nachfolger, Königstein im Taunus, 6., erweiterte und aktualisierte Aufl. 2008, ISBN 978-3-7845-6994-9.
  • Rolf Potthoff, Achim Nöllenheidt (Hrsg.): Damals auf’m Pütt. Erinnerungen aus dem Bergmannsleben im Ruhrgebiet. Klartext, Essen 2009, ISBN 978-3-8375-0208-4.

Siehe auch

  • Püttbierfest, ein Volksbrauch in Jever

Einzelnachweise

  1. Pütt. mitmachwoerterbuch.lvr.de, abgerufen am 20. Januar 2017.
  2. Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. Verlag Langewiesche Nachfolger, Königstein im Taunus, 6., erweiterte und aktualisierte Aufl. 2008, S. 324.
  3. Wörterbuch auf stadt-parchim.de (Memento des Originals vom 14. Oktober 2007 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/stadt-parchim.de
  4. Titelnachweis in der Landesbibliographie MV

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