Pöllnricht

Pöllnricht
Ehemalige Gemeinde Nainhof-Hohenfels
Koordinaten: 49° 13′ 14″ N, 11° 50′ 38″ O
Höhe: 460 m ü. NHN
Einwohner:171 (13. Sep. 1950)

Pöllnricht, zuletzt ein Gemeindeteil der Gemeinde Nainhof-Hohenfels im ehemaligen Landkreis Parsberg, ist heute im Truppenübungsplatz Hohenfels eine Kaserne der US-Armee.

Geographische Lage

Die Einöde lag im oberpfälzischen Jura der Südlichen Frankenalb etwa 2 km nördlich von Hohenfels auf ca. 460 m ü. NHN östlich des Schwender Tals und südwestlich der Bacht, einer Erhebung von 500 m ü. NHN.

Geschichte

Pöllnricht erscheint urkundlich erstmals in der Mitte des 15. Jahrhunderts, und zwar als Lehen von Herzog Otto im Gericht Hohenfels; der Hof lag zu dieser Zeit öde.[1] Um 1600 ist die Ansiedelung als „Polnrieth/Pelnrieth“ im Kartenwerk von Christoph Vogel unter dem Amt Hohenfels verzeichnet.[2] Gegen Ende des Alten Reiches, um 1800, hatte der Einödhof die Größe eines Dreiachtelhofes, auf dem der Hohenfelser Untertan Popp saß.[3]

Im Königreich Bayern wurde um 1810 der Steuerdistrikt Unterödenhart gebildet und 1811 zum Landgericht Parsberg gegeben. Diesem gehörten die Dörfer bzw. Einöden Unterödenhart, Aicha, Butzenhof(en), Machendorf, Oberödenhart, Pöllnricht und Sichendorf an.[4] Mit dem zweiten bayerischen Gemeindeedikt von 1818 entstand daraus die Ruralgemeinde Unterödenhart.[5]

Als 1938 ein Wehrmachtsübungsplatz in der Oberpfalz errichtet wurde, musste die Gemeinde Unterödenhart und damit auch Pöllnricht abgesiedelt werden und ging 1944 offiziell im Heeresgutsbezirk Hohenfels auf.[6][7] Nachdem 1925 der Einödhof von fünf Personen bewohnt war, lebten dort nach Auflassung des Heeresgutsbezirks und der Wiederbesiedelung durch Flüchtlinge und Vertriebene im Herbst 1950 171 Bewohner in dem schon vor dem Zweiten Weltkrieg errichteten Barackenlager. Dieses musste im Herbst 1951 in kurzer Frist geräumt werden, da der US-Truppenübungsplatz Hohenfels errichtet wurde. Das dortige Feldlager wurde 1956 kurzzeitig von der Bundeswehr, danach von NATO-Truppen und ab 2001 von US-Truppen genutzt. Auf der nahen Erhebung wurde im Jahr 2017 ein neues Leuchtsignal für Hubschrauberpiloten auf einem 13 m hohen Stahlmast installiert.[8]

Dort festgestellte untertägige mittelalterliche und frühneuzeitliche Befunde gelten als Bodendenkmäler.[9]

Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde das Gebiet des „alten“ Truppenübungsplatzes am 1. Oktober 1970 dem Markt Hohenfels angeschlossen.

Einwohner- und Gebäude-/Hofzahlen

  • 1450: 1 öder Hof[10]
  • 1800: 1 Hof[11]
  • 1838: 8 Einwohner, 1 Haus in „Pölnricht“[12]
  • 1861: 9 Einwohner. 2 Gebäude[13]
  • 1871 8 Einwohner, 2 Gebäude; Großviehbestand 1873: 12 Stück Rindvieh[14]
  • 1900: 9 Einwohner, 1 Wohngebäude[15]
  • 1925: 5 Einwohner, 1 Wohngebäude[16]
  • 1950: 171 Einwohner in Notwohngebäuden[17]

Kirchliche Verhältnisse

Pöllnricht gehörte seit altersher (so um 1600)[18] zur katholischen Pfarrei St. Ulrich zu Hohenfels im Bistum Regensburg. Dorthin gingen die Kinder bis zur Absiedelung in die katholische Schule; um 1950 besuchten die Kinder der Neusiedler die Schule der Gemeinde Nainhof-Hohenfels in Nainhof.

Literatur

  • Manfred Jehle: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 51: Parsberg, München 1981

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Volkert: Gerichtsverhältnisse im Pflegamt Hohenfels vom 15. bis zum 18. Jahrhundert. In: Verhandlungen des Historischen Vereins für Oberpfalz und Regensburg 100 (1959), S. 155
  2. Günter Frank und Georg Paulus: Die pfalz-neuburgische Landesaufnahme unter Pfalzgraf Philipp Ludwig (Regensburger Beiträge zur Heimatforschung, 6). Kollersried 2016, S. 495
  3. Jehle, S. 489
  4. Jehle, S. 536
  5. Jehle, S. 545
  6. Jehle, S. 518
  7. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799-1980. München 1983, S. 547
  8. Bericht auf Mittelbayerische.de vom 14. Dezember 2017
  9. Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege: Regierungsbezirk Oberpfalz, Landkreis Neumarkt i. d. Opf., Markt Hohenfels, Bodendenkmäler, Stand 1. Mai 2020, S. 13
  10. Volkert, S. 155
  11. Jehle, S. 489
  12. Joseph Lipp (Bearbeiter): Matrikel des Bisthums Regensburg. Regensburg 1838, S. 295
  13. Joseph Heyberger: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon, München 1867, Sp. 798
  14. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 982, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  15. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 905 (Digitalisat).
  16. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 914 (Digitalisat).
  17. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 785 (Digitalisat).
  18. Frank/Paulus, S. 502

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