Oxythyrea cinctella

Oxythyrea cinctella

Ansammlung von Oxythyrea cinctella in einer Distel

Systematik
Klasse:Insekten (Insecta)
Ordnung:Käfer (Coleoptera)
Familie:Blatthornkäfer (Scarabaeidae)
Unterfamilie:Rosenkäfer (Cetoniinae)
Gattung:Oxythyrea
Art:Oxythyrea cinctella
Wissenschaftlicher Name
Oxythyrea cinctella
(Schaum, 1841)

Oxythyrea cinctella ist ein in Süd- und Südosteuropa verbreiteter Käfer aus der Familie der Blatthornkäfer und der Unterfamilie der Rosenkäfer (Cetoniinae). Die Gattung Oxythyrea ist in Mitteleuropa nur mit der Art Trauer-Rosenkäfer vertreten, in Europa unterscheidet man sechs Arten der Gattung.[1] Weltweit werden bei GBIF 28 verschiedene Arten der Gattung gelistet.[2] Es wurden zwei Unterarten beschrieben, Oxythyrea cinctella orientalis aus Zentralasien[3] und Oxythyrea cinctella taftanenesis aus der Provinz Sistan und Belutschistan des Iran.[4]

Bemerkungen zum Namen

Der Käfer wird 1841 durch Schaum Cetonia cinctella benannt.[5] Es handelt sich jedoch nicht um eine Erstbeschreibung. Schaum kommentiert das damalige französische Standardwerk Monographie des Cetoines (Monographie der Rosenkäfer) von Gory und Percheron und stellt fest, dass die dort unter der Nr. 179 auf Seite 294 beschriebene und auf Tafel 57, Nr. 3 abgebildete Art[6] zu Unrecht Cetonia variegata heißt und vielmehr den im Katalog von Dejean 1837 von Steven vergebenen Namen C. cinctella[7] tragen muss.

Der Name cinctella ist von lat. „cinctus“ für „umrandet“ abgeleitet und bezieht sich auf die weiße seitliche Randung des Halsschilds.[8]

Der Käfer wird zeitweise in die Gattung Leucocelis (von altgr. λευκός leukós, weiß und κηλίς kelís Fleck, wegen der weißen Flecken) gestellt.[9]

Die Gattung Oxythyrea wird 1842 von Mulsant aufgestellt. Der Gattungsname Oxythyrea ist von altgr. οξύς oxýs, spitz und θυρεός thyreós Schild abgeleitet. Mulsant erklärt den Namen selbst in seiner Beschreibung der Gattung: Écusson terminé en pointe aiguë (Das Schildchen endet in einer scharfen Spitze).[10]

Eigenschaften des Käfers


Abb. 1: Käfer von oben, vorn, Seite und unten
Abb. 2: Ausschnitt
Flügeldecke, weiße
Flecken aus
Schuppenharen
Abb. 3: Kopf, rechts ohne Füh-
ler und Kiefertaster; Pfeil: Aus-
sparung des Kopfschildes, rot
getönt: stegartiger Canthus

Der glänzend schwarze Käfer mit weißer Zeichnung wird bis zu 12,5 Millimeter lang bei einer Breite von 7 Millimetern. Die Oberseite ist unscheinbar dünn behaart, die Unterseite ist teilweise deutlich hell gelblich behaart. Die weißen Flecken und Bänder bestehen aus Feldern von sehr kleinen Schuppenhaaren (Abb. 2).

Der längliche Kopfschild ist grob punktiert. Vorn ist er seicht aber deutlich ausgeschnitten, die Vorderecken sind abgerundet und leicht aufgeworfen. Der Kopfschild ist vor den Augen über der Fühlereinlenkung ausgeschnitten (Abb. 3 grüner Pfeil). Die zehngliedrigen Fühler enden in einer dreiblättrigen Keule. Jeder Oberkiefer trägt drei Zähne. Die rundlichen Augen sind vorstehend und werden durch einen stegartigen Fortsatz der Stirn, der fast bis in die Mitte des Auges reicht, (Canthus, in Abb. 3 rot getönt) unterbrochen.

Der Halsschild trägt seitlich einen weißen Streifen und an der Basis zwei kleine weiße Flecken. Er ist vor der Mitte abgewinkelt. Davor verengt er sich stark auf die Breite des Kopfes, dahinter verlaufen die Seiten fast parallel. Der Halsschild ist annähernd gleichmäßig und weniger grob als der Kopfschild punktiert.

Das Schildchen ist sehr spitz ausgezogen (Gattungsname).

Die Flügeldecken sind gemeinsam deutlich breiter als der Halsschild. Sie tragen zahlreiche längliche Flecken, die zur Seite und nach hinten hin größer werden und teilweise miteinander verschmelzen. Die Flügeldecken sind deutlich und tief gestreift. Der Seitenrand der Flügeldecken ist hinter der Schulter ausgeschnitten und lässt die Epimeren der Mittelbrust unbedeckt. Beim Fliegen liegen in diesem Ausschnitt die Wurzeln der Hautflügel, die Flügeldecken bleiben beim Fliegen geschlossen (Abb. 1 links oben zeigt das Entfalten des linken Flügels). Die Flügeldecken sind hinten gemeinsam abgerundet und lassen das Pygidium unbedeckt. Dieses ist leicht rau, fein gerandet, und trägt beidseitig weiße Flecken.

Auch seitlich auf dem Sternum und seitlich auf dem zweiten bis fünften sichtbaren Bauchsegment befindet sich je ein weißer Fleck, manchmal auch auf dem ersten Sternit.

Die Beine tragen alle fünfgliedrige Tarsen. Die Vorderschiene ist vorn außen mit zwei spitzen Zähnen bewaffnet, dem vorderen Zahn gegenüber liegt ein beweglicher Dorn. Die übrigen Schienen enden mit je zwei, nebeneinander eingelenkten beweglichen Dornen.

Die Punktierung des Metasternums und des Hinterleibs ist längs der Mitte sehr spärlich und zu den Seiten hin dichter. Beim Männchen ist der Hinterleib sehr seicht längs eingedrückt, was die Gefahr des Abrutschens vom Weibchen während der Kopulation verringert.[11][6][12][13]

Larve

Die Larven sind engerlingsförmig und relativ wenig gekrümmt. Im dritten Larvenstadium werden sie 16,5 bis 19,5 mm lang. Die Larven sind schmutzig weiß, der Kopf braunrot, die Kieferspitzen schwarz. Das neunte und zehnte Abdominalsegment sind auf dem Rücken verschmolzen, auf der Bauchseite durch eine Furche unvollständig getrennt.

Die Fühler sind viergliedrig, wobei das Basisglied am größten, das dritte Glied am kleinsten ist. Die rechte Mandibel hat vier Schneidezähne, die linke drei deutliche Schneidezähne und einen vierten Schneidezahn angedeutet. Der erste Schneidezahn ist jeweils mit Abstand der größte. Galea und Lacinia der Maxille sind miteinander verwachsen. Die Maxillarpalpen sind viergliedrig.

Die drei Beinpaare sind nahezu gleich gebaut. Klauen fehlen.

Der Hinterleib ist neungliedrig, der Rücken des neunten Segments bildet ein rundes abgeflachtes Feld, das von einem Ring abstehender Härchen umgeben ist. Auf der Unterseite des neunten Segmentes sind vor der Querfalte kurze Borsten hufeisenförmig angeordnet (Raster).

Eine genaue Beschreibung mit Schlüssel und Detailphotos findet sich im Internet.[14]

Biologie

Die Art ist xerophil und ist von der Ebene bis ins Bergland zu finden. Unabhängig von der Bodenart bewohnen die Käfer offene Standorte. In Aserbaidschan wurde der Käfer von April bis August registriert, wobei er im Juli am häufigsten war. Die Eiablage wurde von Anfang Juli bis Anfang August beobachtet. Die Weibchen legen acht bis zehn Eier in humusreichen Boden. Die Larven schlüpfen nach etwa 24 Tagen. Die Larven durchlaufen drei Stadien und verpuppen sich in einer aus dem umgebenden Humus zusammengeklebten Kokon mit glatten Innenwänden. Sie schlüpfen noch im Herbst des gleichen Jahres und überwintern als Jungkäfer. Während sich die Larven von Detritus ernähren, nagen die adulten Tiere an den Blüten sehr vieler Pflanzengattungen und können so auch in Kulturen (Aprikosen, Kirschen, Erdbeeren, Mandeln, Rosenölplantagen, Zierpflanzen …) als erntemindernde Schädlinge auftreten.[15][16] Zum Überwachen der Befallsdichte erwiesen sich Fallen mit leuchtendem Gelb in Verbindung mit einem Lockstoff mit den zwei Komponenten 2-Phenylethanol und Lavandulol als sehr wirksam.[17]

Verbreitung

Die Art ist innerhalb Europas im Süden und Südosten verbreitet (Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Frankreich, Griechenland, Italien, Kroatien, Republik Mazedonien, Malta, Montenegro, Rumänien, dem europäischen Teil Russlands, Slowenien, Slowakei, Tschechien, Türkei, Ukraine und Ungarn), darüber hinaus erstreckt sich das Verbreitungsgebiet über den Mittleren Osten bis weit nach Asien und bis in den Westen von China (Afghanistan, Iran, Irak, Israel, Jordanien, Kasachstan, Kirgistan, Libanon, Pakistan, Syrien, Tadschikistan, Türkei, Turkmenistan, Usbekistan, Xinjiang, (turano-mediterrane Verbreitung)).[18][19]

Einzelnachweise

  1. Gattung Oxythyrea bei Fauna Europaea, abgerufen am 2. Mai 2022
  2. Arten der Gattung bei GBIF [1], abgerufen am 2. Mai 2022
  3. M.Yu. Kalashian: On one unnoticed name – Oxythyrea cinctella orientalis Iablokoff-Khnzorian, 1967 (Coleoptera: Scarabaeidae) CAUCASIAN ENTOMOLOGICAL BULL. 10(2), 2014 PDF
  4. Olivier Montreuil, Jean-Philippe Legrand: Nouvelles Oxythyrea Mulsant, 1842, Netocia Costa, 1852, et Potosia Mulsant & Rey, 1871, d’Iran (Coleoptera : Cetoniidae) Cetoniimania, Volume N°3 et 4 - Décembre 2008 S. 157
  5. Herm. Rud. Schaum: Analecta entomologica Dissertatio inauguralis Halis Saxonia 1841 im dritten Teil S. 38 Rückführung auf Stevenius (Steven) in der Google-Buchsuche
  6. a b H. Gory, A. Percheron: Monographie des Cétoines ... Paris 1833 Beschreibung S. 294 Nr. 179 Abbildung Tafel 57, Fig. 3
  7. Jean Dejean: Catalogue des coléoptères de la collection de M. le compte Dejean 3. Auflage Paris 1837 S. 192 Cetonia cinctella Steven in der Google-Buchsuche
  8. Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Art)
  9. Herman Burmeister: Handbuch der Entomologie III. Band, Berlin 1842 S. 428, Nr. 11 Leucocelis cinctella
  10. Mulsant: Histoire naturelle des coléoptères de France - Lamellicornes Paris 1842 S. 572 (bei MDZ digitalisiert [2])
  11. G. J. Arrow: The Fauna of British India – Coleoptera, Lamellicornia (Cetoninae and Dynastinae) London 1910 S. 175 Oxythyrea cinctella
  12. Nask Muhammed Faraj Mustafa: Description of middle-east flower scrab, Oxythyrea cinctella (Schaum, 1841) (Coleoptera:Scarabaeidae:Cetoniinae) from Sulaimani Governorate Kurdistan region-Iraq International Journal of Aquatic Science, Vol 12, Issue 02, 2021 ISSN 2008-8019 Beschreibung mit Detailphotos
  13. Guido Sabatinelli: Le Oxythyrea Muls. del Mediterraneo: Studi morphologici sistematici (Coleoptera, Scarabaeoidea) Fragmenta entomologica 16 (1) Roma 1981 PDF
  14. Dominik Vondráček, Michael Hadjiconstantis, Petr Šípek: Immature stages of the genus Oxythyrea (Coleoptera: Scarabaeidae: Cetoniinae) with a key to third instar larvae, and notes on the biology of the genus Zootaxa 4486 (4): 401–434 Schlüssel S. 423
  15. B. Hurpin: Influence de certain facteurs ecologiques sur la ponte et le développement des Cétoines grises Entomologia experimentalis et Applicata S. 246 – 249 (1958)
  16. EF. Yusifov, BA. Ahmadov, VS. Narimanova: Diversity study of scarab beetles belonging to the subfamily cetoniinae spread in the natural region of the greater Caucasus of Azerbaijan Journal of Entomology and Zoology Studies 2016; 4(5): 1118-1122 S. 1119 f
  17. József Vuits et al.: Field catches of Oxythyrea cinctella using visual and olfactory cues in Physiological entomology Vol. 37, 1. Ausgabe, März 2012 Abstract
  18. Verbreitung laut Fauna Europaea Oxythyrea cinctella, abgerufen am 20. Mai 2022
  19. Yakup Şenyüz, Yalçın Şahin: FAUNISTIC STUDIES ON CETONIINAE, DYNASTINAE, MELOLONTHINAE, RUTELINAE (COLEOPTERA: SCARABAEIDAE) GEOTRUPINAE (GEOTRUPIDAE) OF KÜTAHYA PROVINCE, TURKEY Mun. Ent. Zool. Vol. 4, No. 2, June 2009 S. 537

Weblinks

Commons: Oxythyrea cinctella – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Oxythyrea cinctella up.jpg
Autor/Urheber: Siga, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Oxythyrea cinctella beim Entfalten des linken Hautflügels
Oxythyrea cinctella head.jpg
Autor/Urheber: Siga, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Oxythyrea cinctella Kopf, rechts ohne Fühler und ohne Kiefertaster. Pfeil: Aussparung des Clypeus bei Fühlereinlenkung, rot getönt: stegartige Fortsetzung des Augenwinkels (Canthus)
Oxythyrea cinctella front.jpg
Autor/Urheber: Siga, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Oxythyrea cinctella, Vorderansicht
Oxythyrea cinctella det.png
Autor/Urheber: Siga, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ausschnitt Flügeldecke von Oxythyrea cinctella (Kopf liegt links), weiße Punkte durch Schuppenhaare
Oxythyrea cinctella side.jpg
Autor/Urheber: Siga, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Oxythyrea cinctella Seitenansicht
Oxythyrea cinctella crowd.jpg
Autor/Urheber: Siga, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Oxythyrea cinctella from Greece, Peloponnese, in but of thistle
Oxythyrea cinctella under.jpg
Autor/Urheber: Siga, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Oxythyrea cinctella Unterseite