Ovomaltine
Ovomaltine ist ein Instant-Pulver zur Herstellung eines Malzgetränks, das von der Wander AG (einem Tochterunternehmen der Associated British Foods) in Neuenegg (Kanton Bern) in der Schweiz hergestellt wird. Dort verkauft sie sich sehr gut, wobei sich insbesondere in den 1980er Jahren der Werbespruch «Hesch dini Ovo hüt scho gha?»[1] («Hast du deine Ovo[maltine] heute schon gehabt?») als stehende Redewendung und Schibboleth etabliert hat.[2]
Geschichte
Albert Wander, der Sohn des aus Osthofen in Rheinhessen stammenden Georg Wander, der in Bern das Unternehmen Wander AG gegründet hatte, entwickelte zusammen mit W. Lanwer einen löslichen Malzextrakt, was 1904 zur Entwicklung von Ovomaltine führte.[3] Es wurde damals als nährendes Getränk für «geistig und körperlich Erschöpfte» bezeichnet.
Zusammensetzung
Die Schweizer Version der Ovomaltine enthält die Zutaten Gersten-Malzextrakt (65 %), kondensierte Magermilch, fettarmes Kakaopulver, Mineralstoffe (Calciumphosphat, Magnesiumcarbonat, Eisendiphosphat), Rapsöl, 12 Vitamine (D, E, K, C, B1, B2, Niacin, B6, Folsäure, B12, Biotin, Pantothensäure), Speisesalz und das Aroma Vanillin.[4] Die internationale Version beinhaltet Zucker und setzt sich wie folgt zusammen: Gersten-Malzextrakt (51 %), kondensierte Magermilch, kondensiertes Milchserum, fettarmes Kakaopulver (13 %), Weisszucker, Fructose, Magnesiumcarbonat, Calciumphosphat, Rapsöl, 11 Vitamine (A, E, C, B1, B2, Niacin, B6, Folsäure, B12, Biotin, Pantothensäure), Speisesalz und das Aroma Vanillin.[5] Der hohe Anteil Malz gibt der Ovomaltine ihren typischen Geschmack. Wie das Pulver von Instant-Kakaogetränken ist Ovomaltine nach dem Einrühren in kalte oder warme Milch trinkfertig.
Das Getränkepulver ist ausser in der Schweiz in fast 100 weiteren Ländern erhältlich, allerdings mit veränderter Rezeptur. Die international erhältliche Ovomaltine enthält neben Gerstenmalz auch Kristallzucker, was unter anderem einen süsseren Geschmack zur Folge hat. In Grossbritannien, USA, Afrika, Südamerika und Asien ist Ovomaltine ebenfalls mit veränderter Rezeptur unter dem Namen Ovaltine erhältlich.[6]
Die Schweizer Version enthält 1577 kJ/372 kcal je 100 Gramm Pulver, pro Portion etwa 652 kJ/155 kcal.[4] Die internationale Version enthält 1592 kJ/376 kcal je 100 Gramm Pulver, pro Portion etwa 734 kJ/174 kcal.[5] Für die Berechnung der Portion nimmt der Hersteller in beiden Fällen 2dl fettarme Milch (1,5 % Fett) an, jedoch unterschiedlich viel Pulver: bei der Schweizer Version 15g, bei der internationalen Version 20g.
Das Getränk wurde ursprünglich für geschwächte Personen entwickelt, obwohl die Werbung bald geändert und auf Gesunde zugeschnitten wurde («Getränk für die ganze Familie»).
Der Hersteller bietet unter anderem weitere ovomaltinehaltige Produkte an: Snacks («ovo Sport», «choc ovo» etc.), Müsli Ovomaltine crunchy müesli, Schokolade (Produziert von Chocolats Halba[7]), Kekse Ovomaltine crunchy biscuit und Ovomaltine petit beurre, einen Brotaufstrich Ovomaltine crunchy cream sowie trinkfertige Ovomaltine ovo drink und das Eis Ovomaltine crunchy ice.
Kritik
Ernährungsexperten bewerteten die internationale Rezeptur des Getränkepulvers aufgrund des hohen Zuckergehaltes (> 50 %) kritisch. In einer Stellungnahme der deutschen Verbraucherzentralen heißt es:
«Ovomaltine enthält vor allem Kohlenhydrate […]. Daraus erklärt sich auch der hohe Energiegehalt. Ovomaltine ist daher kein vitales Getränk und auch nicht als Durstlöscher geeignet.»
Laut Website des Herstellers[9] enthält 1 Portion Ovomaltine zubereitet (15 g Pulver in 2 dl, entsprechend 200 ml, Milch) ca. 20 g Kohlenhydrate (die anteiligen Kohlenhydrate der Milch bestehen zum überwiegenden Teil aus Lactosezucker).[10] Laut der Österreichischen Konsumenteninformationsstelle nimmt man mit 20 g Pulver auch 20 g Zucker(arten) zu sich; die Konsumentenschützer verneinen, dass Ovomaltine ein gesundes Produkt sei.[11]
2017 wurde kritisiert, dass Ovo-Ostereier, welche in der Schweiz angeboten wurden, in Frankreich hergestellt wurden und somit unnötige Transporte erzeugt werden.[12]
Ovomaltine im Film
Im Kinderfilm Fröhliche Weihnachten (A Christmas Story) von 1983 fiebert Ralphie u. a. einer Dekodierscheibe nach, um die Geheimbotschaften der kleinen Ellie, die allabendlich im Radio als Zifferncode übermittelt werden, entschlüsseln zu können. Seine erste Botschaft, die er unter Einhaltung strengster Verschwiegenheitsauflagen erhält, lautet sinngemäß in der deutschen Übersetzung: Und denk immer daran, trink täglich dein Ovomaltine!
Literatur
- Nada Zaborsky: Die wahre Nährstoffempfehlung. Damals, dann und heute, Seminararbeit am Institut für Gesellschaftswissenschaften der Universität Basel, 2009.
- Walter Thut: Georg Wander (1841–1897), Albert Wander (1867–1950), Georg Wander (1898–1969): Vom Zwei-Mann-Labor zum Weltkonzern, Verein für wirtschaftshistorische Studien, Zürich, 2005, ISBN 978-3-909059-29-4.
- Myriam Berger: Vivat Helvetia, vivat Ovomaltine: vom Heilmittel zum Nationalgetränk, Lizenziatsarbeit an der Universität Zürich 1998.
- Pascal Schwendener: Kraftpulver für Bleichsüchtige, Luzern, 2004.
Einzelnachweise
- ↑ «Hesch dini Ovo hüt scho gha», Serie von Ovomaltine TV-Spots von 1988 (teilweise auf YouTube verfügbar).
- ↑ Hochalemannisch (Memento vom 14. Juli 2017 im Internet Archive) Sprachproben der Universität Marburg.
- ↑ Produkte Patrimoine culinaire. Abgerufen am 30. August 2017.
- ↑ a b Ovomaltine Pulver. In: ovomaltine.ch. Wander AG, abgerufen am 4. Mai 2020.
- ↑ a b Ovomaltine Pulver. In: ovomaltine.de. Wander AG, abgerufen am 5. April 2020.
- ↑ Regina Finsterhölzl: Kommerzielle Werbung im kolonialen Afrika. Böhlau Verlag Köln Weimar, 2015, ISBN 978-3-412-22309-0, S. 130 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Dominic Benz: Tschüss, Eimalzin: Migros hat jetzt Schoggi von Coop im Regal. In: 20min.ch. 3. August 2020, abgerufen am 28. Januar 2023.
- ↑ Gesundheitskost – gesunde Kost?. Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (Hrsg.), 5. Auflage, Düsseldorf 1996.
- ↑ Ist Ovomaltine Pulver für Diabetiker geeignet?
- ↑ H.-D. Belitz, W. Grosch, P. Schieberle: Lehrbuch der Lebensmittelchemie. 6. Auflage, Springer 2007, ISBN 978-3-540-73201-3, S. 517.
- ↑ Ovomaltine. Einfach zuckersüß
- ↑ Oliver Fueter: Sinnlose Transporte — Schweizer Ovo-Ostereier aus Frankreich. In: SRF. 13. April 2017, abgerufen am 24. Juli 2021.
Weblinks
- Ovomaltine in der Datenbank von Kulinarisches Erbe der Schweiz
- Offizielle Website (Österreich)
- Offizielle Website (Schweiz)
- Offizielle Website (Deutschland)
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Tasse mit "original" Schweizer Ovomaltine
- Ort der Aufnahme: Gartenwirtschaft in der Ostschweiz
Ovaltine advertisement in American Journal of Clinical Medicine