Otto Landsberg
Otto Landsberg (* 4. Dezember 1869 in Rybnik, Oberschlesien; † 9. Dezember 1957 in Baarn, Niederlande) war ein deutscher Jurist, seit 1890 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und 1919 bis 1920 deutscher Justizminister.
Leben und Beruf
Landsberg stammte aus einer jüdischen Familie.[1][2] Nach dem Abitur 1887 in Ostrowo in der Provinz Posen studierte Landsberg in Berlin Rechtswissenschaften. Nach dem ersten Staatsexamen 1890 war er als Gerichtsreferendar in Gostyn, Ostrowo und Posen tätig und legte 1895 das zweite Staatsexamen ab. 1895 ließ er sich als Rechtsanwalt in Magdeburg nieder. Im Ersten Weltkrieg wurde Landsberg dem „rechten“ Flügel der SPD zugerechnet. Gleichzeitig sprach er sich aber gegen selbst in der Sozialdemokratie vorhandene Annexionswünsche in Bezug auf Belgien aus, die vor allem durch Eduard David vorgebracht wurden.[3] Nach der Novemberrevolution 1918 wurde er zusammen mit Paul Hirsch und Kurt Rosenfeld Volkskommissar der Übergangsregierung in Preußen.[1] Er gehörte der deutschen Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz von 1919 an. Von 1920 bis 1923 war er Gesandter des Deutschen Reiches in Belgien. Anfang 1924 eröffnete er eine Anwaltskanzlei in Berlin. Er vertrat 1925 Friedrich Ebert im Münchner Gerichtsprozess um die „Dolchstoßlegende“ als Rechtsbeistand.
Nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten emigrierte er 1933 über die Tschechoslowakei und Belgien in die Niederlande. In den Niederlanden wurde Otto Landsberg im Zweiten Weltkrieg trotz seiner jüdischen und politischen Herkunft im hohen Alter verschont.[1] Landsberg lebte auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges bis zu seinem Tode 1957 im Alter von 88 Jahren in der Provinz Utrecht.
Abgeordneter
Landsberg war von 1903 bis 1909 Stadtverordneter in Magdeburg. Eine Kandidatur bei der Reichstagswahl 1907 im Reichstagswahlkreis Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen war erfolglos. Bei der Reichstagswahl 1912 wurde er im Wahlkreis Magdeburg 4 in den Reichstag des Kaiserreiches gewählt (bis 1918). 1919/20 war er Mitglied der Weimarer Nationalversammlung. Von Dezember 1924 bis 1933 war er erneut Reichstagsabgeordneter für die SPD.
Öffentliche Ämter
Landsberg wurde 1918 Mitglied im Rat der Volksbeauftragten, wo er für Presse, Kunst und Literatur zuständig war. Im Rat sprach er sich für eine Auflösung Preußens und eine Neugliederung des Reiches aus, konnte sich damit jedoch nicht durchsetzen. 1919 war er zunächst Staatssekretär des Reichsjustizamtes, dann gehörte er dem Kabinett Scheidemann als Justizminister an.
Einzelnachweise
- ↑ a b c M. Zimmermann (1997). Die deutschen Juden 1914-1945, S. 25
- ↑ http://www.dhm.de/ausstellungen/holocaust/r1.htm
- ↑ Susanne Miller/Erich Matthias (Bearb.): Das Kriegstagebuch des Reichstagsabgeordneten Eduard David 1914 bis 1918. (Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Im Auftr. der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Reihe 1: Von der konstitutionellen Monarchie zur parlamentarischen Republik, Bd. 4). Düsseldorf 1966, S. 141
Literatur
- Otto Landsberg. In: Franz Osterroth: Biographisches Lexikon des Sozialismus. Band 1. Verstorbene Persönlichkeiten. J. H. W. Dietz Nachf., Hannover 1960, S. 176 f.
- Maria Keipert (Red.): Biographisches Handbuch des deutschen Auswärtigen Dienstes 1871–1945. Herausgegeben vom Auswärtigen Amt, Historischer Dienst. Band 3: Gerhard Keiper, Martin Kröger: L–R. Schöningh, Paderborn u. a. 2008, ISBN 978-3-506-71842-6.
- Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
- Hans-Ludwig Abmeier: Landsberg, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 514 f. (Digitalisat).
Weblinks
- Literatur von und über Otto Landsberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Manfred Wichmann: Otto Landsberg. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
- Otto Landsberg in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- Biografie von Otto Landsberg. In: Heinrich Best: Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867/71 bis 1918 (Biorab – Kaiserreich)
- Otto Landsberg in den Akten der Reichskanzlei
- Nachlass BArch N 1629
Personendaten | |
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NAME | Landsberg, Otto |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist und Politiker (SPD), MdR |
GEBURTSDATUM | 4. Dezember 1869 |
GEBURTSORT | Rybnik, Oberschlesien |
STERBEDATUM | 9. Dezember 1957 |
STERBEORT | Baarn, Niederlande |
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Wappen des Deutschen Reiches in der Frühzeit der Weimarer Republik. Eingeführt mit der
Bekanntmachung betreffend das Reichswappen und den Reichsadler vom 11. November 1919.
»Auf Grund eines Beschlusses der Reichsregierung gebe ich hiermit bekannt, daß das Reichswappen auf goldgelben Grunde den einköpfigen schwarzen Adler zeigt, den Kopf nach rechts gewendet, die Flügel offen, aber mit geschlossenem Gefieder, Schnabel, Zunge und Fänge von roter Farbe.
Wird der Reichsadler ohne Umrahmung dargestellt, so sind das gleiche Bild und die gleichen Farben, wie beim Adler im Reichswappen, zu verwenden, doch sind die Spitzen des Gefieders nach außen gerichtet.
Die im Reichsministerium des Innern verwahrten Muster sind für die heraldische Gestaltung des Reichswappens maßgebend. Die künstlerische Ausgestaltung bleibt für jeden besonderen Zweck vorbehalten.
Berlin, den 11. November 1919.
Der Reichspräsident
Ebert
Der Reichsminister des Innern
Koch«
Quelle: http://www.documentarchiv.de/wr/rwappen.html
1928 wurde dieses Wappen durch das neue Reichswappen von Tobias Schwab abgelöst, das Theodor Heuss im Februar 1950 auch als Bundeswappen verkündete: Reichs- bzw. Bundeswappen
(c) Bundesarchiv, Bild 183-R08282 / CC-BY-SA 3.0
Zentralbild Erste Kabinettssitzung der neuen deutschen Reichsregierung unter Scheidemann am 13.2.1919 in Weimar. V.l.n.r.:
- Ulrich Rauscher, Pressechef der Reichsregierung,
- Robert Schmidt, Ernährung,
- Eugen Schiffer, Finanzen,
- Philipp Scheidemann, Reichskanzler,
- Otto Landsberg, Justiz,
- Rudolf Wissell, Wirtschaft,
- Gustav Bauer, Arbeit,
- Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau, Auswärtiges,
- Eduard David, ohne Portefeuille,
- Hugo Preuss, Inneres,
- Johann Giesberts, Post,
- Johannes Bell, Kolonien,
- Georg Gothein, Schatz,
- Gustav Noske, Reichswehr
Autor/Urheber:
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