Otto Freytag (Maler)

Der Maler Otto Freytag.JPG
Grabstelle auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in Berlin (Feld 40-416)

Otto Freytag (* 19. März 1888 in Duisburg; † 13. April 1980 in Berlin) war ein deutscher Maler und Professor an der Kunsthochschule in der Grunewaldstraße in Berlin.

Leben

Otto Freytag kam aus einem einfachen Elternhaus, in dem er mit einer jüngeren Schwester und einem älteren Bruder aufwuchs. Der Vater war Eisenbahnbeamter. Freytag besuchte ein humanistisches Gymnasium, musste aber aufgrund der finanziellen Situation des Vaters nach bestandenem Einjährigen die Schule verlassen. 1904 trat Freytag, der schon früh Interesse für Zeichnen und Malen gezeigt hatte, als Zeichner in ein Ingenieurbüro und kurz darauf in ein Architektenbüro ein. Nach eineinhalb Jahren verließ er die Stelle, weil sie ihn auf Dauer nicht befriedigte. Er besuchte daraufhin die Kunstgewerbeschule in Düsseldorf und studierte dort von 1906 an bei Peter Behrens Architektur; wechselte dann aber zur Malerei über. Aufgrund seiner Begabungen bekam er Stipendien und wurde von Adelheid Koenigs und dem Bankier Henneberg unterstützt. Auch der bekannte Kunstsammler Franz Koenigs interessierte sich für Freytag und lud ihn öfter für längere Zeit in sein Haus in Haarlem ein. Der Verleger Langewiesche vermittelte ihm kleinere Aufträge für Buchillustrationen (z. B. „Das goldene Land“ von Johann Guthmann 1907).

Im Herbst 1908 hielt er sich in München und anschließend 1909 in Paris auf. Der niederländische Maler und Schriftsteller Jan Verkade vermittelte ihm die Möglichkeit als Schüler von Paul Sérusier in dessen Münchner Atelier zu arbeiten. Hier wurde er mit den Gestaltungsprinzipien der Nabis bekannt: Flächigkeit, Kontur, feste Bildform und Farbigkeit. Sérusier nahm Freytag 1909 mit nach Paris und führte ihn dort in den deutschen Künstlerkreis des Café du Dôme ein. Anfang 1910 kehrte er nach Deutschland zurück und entschloss sich nach Berlin überzusiedeln. Dort trat er in das Atelier von Lovis Corinth ein. 1913 wohnte er in der Villa Kewitsch in Berlin-Kladow, in der auch Anton Kerschbaumer sein Atelier hatte.

1914 trat er als freiwilliger Krankenpfleger in den Ersten Weltkrieg ein. 1918 kam er wieder nach Berlin, arbeitete im „Studienateliers für Malerei und Plastik“ von Arthur Lewin-Funcke, trat dann in das Meisteratelier von Ulrich Hübner ein,[1] und heiratete die Innenarchitektin Marie-Luise Martienssen. Im Januar 1921 wurde der Sohn Kaspar geboren. Ab 1927 nahm er regelmäßig an der juryfreien Kunstschau in Berlin teil. In Auseinandersetzung mit expressionistischen und kubistischen Tendenzen entwickelte Freytag in den 1920er Jahren rasch einen eigenen Stil. Im Sommer 1920 arbeitete er in Deep und 1921–1923 in dem pommerschen Küstendorf Freest. Dort wohnte er im Sommerhaus des Archäologen Erich Pernice, dessen Bildnis sich im Besitz der Kunsthalle Bremen befindet. Er war mit dem Grafen Leopold von Kalckreuth befreundet und konnte aufgrund einer Stiftung nach dem Tode Kalckreuths in dessen Atelier ab 1929 über längere Zeit arbeiten. In den Jahren 1924 bis 1927 arbeitete er häufig in Bremen, wo die mit ihm befreundete Malerin Agnes Sander-Plump lebte.

Er stellte in den 1920er und frühen 1930er Jahren regelmäßig bei den Veranstaltungen der preußischen Akademie der Künste und der Berliner Secession aus. Im Januar 1932 wurde er in der Ausstellung „Nyere tysk kunst“ in Oslo ausgestellt.

Zeit des Nationalsozialismus

1934 verlieh ihm das Kuratorium des Deutschen Künstlerbundes auf Vorschlag des neugewählten Vorsitzenden Alexander Kanoldt den Villa-Romana-Preis für Malerei.[2] Nun hatte er die Möglichkeit, ein Jahr in Florenz zu arbeiten. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland galt sein Werk bei den Nationalsozialisten als „entartet“. Ein Bild von ihm im Besitz der Nationalgalerie wurde vernichtet. Der „Säuberung“ des Kunstbesitzes der Stadt fielen weitere seiner Arbeiten zum Opfer. Er erhielt Ausstellungsverbot. Freytag erhielt einen Auftrag für ein größeres Wandbild in einer Kaserne „Der große Kurfürst vor der Schlacht bei Fehrbellin“ (im Krieg zerstört).

Im WS 1937/38 bekam er aufgrund der Fürsprache des Direktors Kanoldts an der Hochschule in der Grunewaldstraße eine Stelle als außerplanmäßige Lehrkraft. Er wurde als Lehrer für den Abendakt eingesetzt. Im Herbst 1938 wurde ihm eine Malklasse zugewiesen. Freytag, der sich als sogenannter entarteter Künstler lange Jahre vergeblich um die Berufung zum Professor bemüht hatte, wurde erst 1943 aufgrund von Lehrermangel zum Professor ernannt.

In den letzten Kriegstagen fiel sein einziger Sohn. Die Villa seines Freundes A. W. Kames in Babelsberg wurde beschlagnahmt und etwa 20 Gemälde von Freytag im angrenzenden Wald verbrannt.

Nachkriegszeit

Er fand in Berlin-Schlachtensee eine neue Unterkunft. Für eine Zeit lang wurde er von den Russen zur Arbeit am sowjetischen Ehrenmal in Treptow verpflichtet. Im öffentlichen Kunstleben hatte Freytag nach dem Krieg nicht wieder Fuß fassen können. 1948 wurden Bilder von ihm in der Kunsthalle Bremen, und 1950 in der Berliner Galerie Hans Braasch gezeigt. 1958 gab es in der Großen Berliner Kunstausstellung von ihm eine Sonderschau. Er verfolgte und entwickelte seine Form und Bildvorstellungen weiter. In einer neuen kraftvollen Schaffensphase, die sich über zweieinhalb Jahrzehnte erstreckte, entstanden Bilder von ausgeprägter Eigenart. Er setzte nun das lineare Element wesentlich stärker ein und steigerte die kontrastierende Farbigkeit zu leuchtenden Klängen. Von 1957 an fuhr er regelmäßig nach Amrum, wo viele Bilder entstanden.

Otto Freytag starb 1980 im Alter von 92 Jahren in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Waldfriedhof Zehlendorf.[3]

Werk

Zum Werk Freytags hat sich sein Schüler und Besitzer der größten Freytag Sammlung Karl Kirchner folgendermaßen geäußert: „Schon früh zeigten Freytags Bilder ein Element, dass sie deutlich abhebt von den Werken jener Maler, aus deren Zeit und geistigen Grundhaltung er kommt. Es ist dies eine strenge und unverrückbare Bildarchitektur, gleichgültig ob sie bei der Figur, der Landschaft oder dem Stillleben angewendet wird. … Wolle man versuchen, das Werk Freytags zu klassifizieren, so ließe sich deutlich feststellen, daß er, der Einzelgänger, den deutschen Expressionismus um eine wertvolle Variante bereichert hat. Er hat das gefühlmäßig-ekstatische element weitgehend zurückgenommen und es durch eine strenge, festgefügte Bildarchitektur ersetzt, ohne die farbige Komponente dabei zu vernachlässigen.“[4]

Ausstellungen

Leben und Werk. Ausstellung anlässlich des einhundertsten Geburtstages von Otto Freytag. Obere Galerie / Haus am Lützowplatz, Berlin 1988. Im Katalog S. 78 ausführliche Auflistung früherer Ausstellungen.

Otto Freytag – Ein Künstlerleben in Zeiten des Umbruchs. Ausstellung im Haus Opherdicke in Holzwickede bei Unna im August 2011. Ausführlicher Katalog.

Otto Freytag „Expressiver Realismus.“ Ausstellung in der Galerie Capriolla in Großostheim-Ringheim vom 8. Mai – 5. Juni 2016.

Einzelnachweise

  1. Preussische Akademie der Künste: Urschriftlich dem Herrn Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung, Nr. 392, vom 23. April 1928, nach Anhörung von Professor Ulrich Hübner
  2. villaromana.org: Zwischen zwei Neuanfängen: Die Villa Romana von 1929 bis 1959 (PDF-Datei, S. 4; abgerufen am 5. September 2015)
  3. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Begräbnisstätten. Pharus-Plan, Berlin 2018, ISBN 978-3-86514-206-1, S. 633.
  4. Karl Kirchner: Otto Freytag zum 75. Geburtstag. In: Kunst und Werkerziehung. 2/1963, S. 71–72.

Literatur

  • Thomas Hengstenberg (Hrsg.): Otto Freytag: Ein Künstlerleben in Zeiten des Umbruchs. 2011, ISBN 978-3-86206-102-0.
  • Christiane Kruse: Freytag, Otto. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 45, Saur, München u. a. 2005, ISBN 3-598-22785-X, S. 17.
  • H. Feddersen: Schleswig-Holsteinisches Künstlerlexikon. Bredstedt 1984, ISBN 3-88007-124-1.
  • Freytag, Otto. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 2: E–J. E. A. Seemann, Leipzig 1955, S. 158.
  • Kunstamt Tiergarten, Berlin (Hrsg.) Otto Freytag. Leben und Werk (Ausstellung anlässlich des Einhundertsten Geburtstages von Otto Freytag, Obere Galerie/Haus am Lützowplatz, Berlin, 1988), Paul Corazolla (Ausstellungsleitung und Katalog), Berlin 1988, OCLC 455197714.
  • M. Papenbrock: Entartete Kunst. Weimar 1997, ISBN 3-932124-09-X.
  • Rainer Zimmermann: Die Kunst der verschollenen Generation. Deutsche Malerei des expressiven Realismus von 1925–1975. 1980, ISBN 3-430-19961-1. (Neuauflage 1994 unter dem Titel: Expressiver Realismus. S. 372 ist Freytag in der Liste der Künstler aufgenommen worden, S. 179 findet sich eine Abbildung des Gemäldes „Die Anprobe“ Sammlung Bertram Ganderkesee)
  • H. F. Schweers: Gemälde in deutschen Museen. Band I, 3., aktualisierte und erw. Ausgabe. Saur, München 2002, ISBN 3-598-24041-4.
  • Otto Freytag. In: Der Kurier. (Berlin). 18. März 1963.
  • Otto Freytag: Hinterglasmalerei: Ihre künstlerische Eigenart und Arbeitsweise in Vergangenheit und Gegenwart. Maier, 1937, DNB 573956812.
  • Hofheimer Lust. Kunst aus Hofheimer Privatbesitz. Katalog Stadtmuseum Hofheim Taunus, 2002, ISBN 3-933735-25-4.

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Der Maler Otto Freytag.JPG
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Eigenes Photo von Stephan Pastenaci

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Der Maler Otto Freytag in seinem Atelier in Berlin Schlachtensee.

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Autor/Urheber: Georg Longino, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Grabstelle von Otto Freytag auf dem Waldfriedhof Zehlendorf in Berlin (Feld 40-416)