Otto Curtius

Otto Curtius, eigentlich Otto Kurtt (* 20. Juli 1653 in Golzheim (Wenauer Hof); † 17. Dezember 1726 ebenda), war Pfarrer von Golzheim und hat durch seine handschriftlichen Aufzeichnungen der interessierten Nachwelt wertvolle Informationen über seine Zeit hinterlassen.

Biografie

Einleitung zur Abschrift des Golzheimer Weistums, Otto Curtius 1718

Otto Curtius wurde am 20. Juli 1653 als ältestes von zwölf Kindern der Eheleute Friderich Kurtt und Anna Pool auf dem Wenauer Hof in Golzheim geboren, den seine Eltern als Halfen bewirtschafteten. Sein Taufpate war der damalige Pfarrer Otto Molitoris, ein entfernter Verwandter seiner Mutter. Ersten Schulunterricht erhielt er, wie in vielen Dörfern üblich, vom Küster des Ortes. Seine weitere Ausbildung erfolgte in Köln, zunächst im dortigen Laurentianergymnasium, später wohl in der theologischen Fakultät. Im Jahre 1672 wurde ihm die Vikarie seines Heimatortes Golzheim übertragen, die damit verbundenen Aufgaben konnte er während seines vierjährigen Theologiestudiums jedoch nicht wahrnehmen. Deshalb wurden sie nach Erlangung des notwendigen Dispenses von den Merzenicher Vikaren, schließlich von Pfarrer Molitoris selbst übernommen. Nachdem Curtius im Herbst 1676 als Magister Artium bereits für ein Lehramt am Laurentianergymnasium nominiert worden war, übertrug man ihm in der Allerheiligennacht desselben Jahres die nunmehr unbesetzte Pfarrstelle in Golzheim (Pfarrer Molitoris war am 25. September 1676 verstorben). Da seine Studien noch einige Monate fortdauerten, wurde die Pfarrstelle bis zum Passionssonntag des folgenden Jahres (4. April 1677) von Nideggener Mönchen verwaltet.

Gedenktafel für die Verstorbenen der Familie Kurtt/Curtius im Turm der alten Golzheimer Pfarrkirche, gefertigt im Jahre 1720

Noch im selben Monat begann Pfarrer Curtius, seine Amtshandlungen in einem speziell dafür angeschafften Band zu dokumentieren. Das erste Golzheimer Register für Taufen, Heiraten und Sterbefälle entstand. Auch während seiner weiteren Amtszeit war es das besondere Anliegen des Pfarrers, Überlieferungen zu bewahren und nachfolgenden Generationen ein Bild seiner Zeit zu hinterlassen. Zu seinem Nachlass gehören neben vielem anderen ein Extrakt aus drei Gerichts- oder Erbbüchern des Dorfes Golzheim (1572–1700), die Abschrift eines Weistums aus der Zeit um 1600, ein Begräbnisrecht, Verzeichnisse der Golzheimer Pfarrer und Vikare sowie eine Genealogie seiner Familie, die für die Familiengeschichtsforscher des Dürener Raums unschätzbare Informationen bietet. Seine Eintragungen im Tauf-, Heirats- und Sterberegister sind wegen ihrer Ausführlichkeit beispielhaft.

Über der rückwärtigen Tür des heutigen Pfarrjugendheims in Golzheim befindet sich ein Holzbalken mit der Inschrift OTTO CVRTIVS PASTOR POSVIT ANNO 1681. Dieser Balken, der sich ursprünglich in einem anderen Gebäude befand, lässt vermuten, dass Pfarrer Curtius möglicherweise im genannten Jahre das Pfarrhaus neu errichten ließ, oder aber umfangreiche Umbauten durchführte.

Im Turm der alten Pfarrkirche befindet sich eine Gedenktafel, die Otto Curtius 1720 für die Verstorbenen seiner Familie anbringen ließ. Im selben Jahr, am 21. Mai (dem Tag nach Pfingstmontag), errang er die Königswürde der Marianischen Schützenbruderschaft, wie eine Plakette an der alten Königskette ausweist. Gegen Ende 1724 zwangen ihn Alter und Krankheit die Pfarrbücher durch den Vikar des Ortes, seinen gleichnamigen Neffen Otto Curtius, führen zu lassen. Am 17. Dezember 1726 schließlich starb Pfarrer Otto Curtius, der 50 Jahre sein Amt in Golzheim versehen hatte.

Literatur

  • Josef Rubel: Die 1895 abgebrannte Golzheimer Pfarrkirche, in: Festschrift zum Bezirksschützenfest 1989, Marianische Schützenbruderschaft Golzheim, Golzheim 1989
  • Janssen: St. Nikolaus Benefizium in Golzheim, in: Heimatblätter – Beilage zur Dürener Zeitung, 5. Jahrgang, Nummer 30, Düren 1928
  • Armin Tille, Johannes Krudewig: Übersicht über den Inhalt der kleineren Archive der Rheinprovinz I-IV, Bonn 1899–1915
  • Karl-Heinz Meurer: Golzheimer Rechtsverhältnisse um 1600, noch unveröffentlicht
  • Josef Janssen, F. W. Lohmann: Der Weltklerus in den Kölner Erzbistums-Protokollen; ein Necrologium Coloniense 1661-1825 in drei Bänden, Köln 1935/36, Neudruck mit einem Vorwort von Reimund Haas, München 1983
  • Hans J. Domsta: Die Weistümer der jülichschen Ämter Düren und Nörvenich und der Herrschaften Burgau und Gürzenich, Düsseldorf 1983
  • Karl-Heinz Meurer: Kleine Chronik der Pfarrer von Golzheim, in: Festschrift zum Bezirksschützenfest 1989, Marianische Schützenbruderschaft Golzheim, Golzheim 1989
  • Paul Leers: Die Ahnen des Pfarrers Otto Curtius von Golzheim und deren Nachkommen, in: Heimatblätter – Beilage zur Dürener Zeitung, 15. Jahrgang, Nummer 17 ff., Düren 1938

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Curtius-Tafel.jpg
Autor/Urheber: Karl-Heinz Meurer, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Gedenktafel des Pfarrers Otto Curtius für die Verstorbenen seiner Familie

Die Blausteintafel befand sich ursprünglich in der Mauer hinter der Sakristei der alten Golzheimer Pfarrkirche. Heute befindet sie sich im südlichen Eingang zum als Kriegerdenkmal dienenden alten Turm dieser Kirche. Das Foto entstand um 1990. Die Inschrift lautet:

Gestorben seind / Johan Kurtt Scheffen vnd Weenawer Halffe / 1607 vnd Cecilia Kurtt eine von 25 Kinder / in einer Ehe seine Haußfraw 1600 / deren Sohn / Gerhard Kurtt Scheffen vnd Weenawer / Halffen 1625 den 25. 9bris vnd Barbara / Beckers seine Haußfraw 1676 den 5. April / deren Söhne / Herr Amandus Curtius Mogunt. 1687 / den 12. Aprilis. Herr Henricus / Curtius Canon. Limb. / 1702 den 2. Maii. Friederich Kurtt Wee / nawer Halffen 1673 den 19. Maii vnd seine / Haußfraw Anna Poils Welteren Poils Scheffen / Weenawer Halffe 1673 den 16. April vnd Mag / dalena Bondenbrochs 1639 gestorben ehel. Tochter / starb 1709 19. Aug. deren Söhne Paulus Kurtt 1690 / den 14. 9bris. Johan Klunter 1707 13. Julii. O. C. P. P. [OTTO CVRTIVS PASTOR POSVIT] / 1720 den XI. 7bris.
Weistum Golzheim Seite 1 Einleitung.jpg
Einleitung zur Abschrift des Golzheimer Weistums, Otto Curtius 1718

Goltzheimer Weistumb

Diesen Weisthumb hatt Johan Siger Scheffen undt Statthalter zu Goltzheim, welcher zwischen den Jahren 1612 undt 1614 gestorben, mit eigener Handt in einem pergamenten Buch von 10 folys [Seiten], folio [auf Seite] 4., 5. und sexto [sechster] geschrieben, undt so viel dessen hatt können gelesen werden, hatt mein antecessor [Vorgänger] He. [Herr] Otto Molitoris ab- undt außgeschrieben, undt jahrlichs im Sendt in vesperis seu post vesperas dominicae passionis unter anderen den Nachtbaren vorgelesen. Ich hab hiehin He. [Herrn] antecessoris mei [meines Vorgängers] Abschrift woll mit dem originali [Original] collationirt fideliter abgeschrieben 1718.