Otto Arendt

Otto Arendt (* 10. Oktober 1854 in Berlin; † 28. April 1936 ebenda) war ein deutscher Publizist und freikonservativer Politiker.

Otto Arendt
(c) Bundesarchiv, Bild 183-S12021 / CC-BY-SA 3.0
Die Reichstagsabgeordneten Erzberger, Südekum und Arendt beim Verlassen des Reichstags in Berlin

Leben

Arendt stammte aus einer jüdischen Familie und konvertierte später zum Christentum. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er in Leipzig und Freiburg Rechts- und Staatswissenschaften. Er promovierte zum Dr. phil.

Durch seine Schrift „Die vertragsmäßige Doppelwährung“ von 1880 bekam er Anschluss an die Bewegung für Bimetallismus. Im Streit zwischen den Anhängern einer Gold- oder Silberwährung trat Arendt für eine Doppelwährung auf Gold- und Silberbasis ein. Diese sollte auf internationalen Verträgen beruhen und so Währungsschwankungen verkleinern. Im Jahr 1882 wurde Arendt Mitbegründer des „Deutschen Vereins für internationale Doppelwährung.“ Er wurde auch Schriftführer der Organisation. Auch war er Herausgeber der Veröffentlichungen des Vereins. Arendt gilt als theoretischer Hauptvertreter der Bimetallbewegung in Deutschland.

Seit 1886 gehörte Arendt dem Preußischen Abgeordnetenhaus[1] als Vertreter des Wahlkreises Regierungsbezirk Merseburg 5 (Mansfelder See- und Gebirgskreis)[2] und seit 1898 dem Reichstag für die freikonservative Partei an. In beiden Häusern saß er bis zum Ende des Kaiserreichs 1918. Zwischen 1888 und 1898 war er Arendt Herausgeber des „Deutschen Wochenblattes.“ Das Blatt war das Sprachrohr der Reichs- und freikonservativen Partei. Arendt war Feind aller sozialistischen Bestrebungen, war Imperialist, Befürworter der Flottenrüstung und Vertreter der Schutzzollpolitik. Ernest Hamburger bezeichnet ihn als den „reaktionärsten Abgeordneten jüdischer Herkunft“.[3]

Insbesondere setzte sich Arendt seit 1885 für die Kolonialpolitik ein. Er war Mitbegründer und Schriftführer des „Deutschen Emin-Pascha-Komitees.“ Ziel des Komitees war es, im Wettbewerb mit englischen Bemühungen dem am oberen Nil tätigen Forscher Eduard Schnitzer („Emin Pascha“) zu Hilfe zu kommen. Die Organisation rüstete 1889 eine Expedition unter Leitung von Carl Peters aus. Arendt war außerdem Gründungsmitglied der Deutschen Kolonialgesellschaft und Vorstandsmitglied des Alldeutschen Verbandes. Er war damit eine der wenigen Personen jüdischer Herkunft, die sich dieser antisemitischen Organisation anschlossen.[4] Auch im Ostmarkenverein spielte er zeitweise eine führende Rolle.

Gegenüber Frankreich vertrat Arendt keine aggressive Haltung, sondern sprach sich 1892 aus Nützlichkeitserwägungen sogar für ein Deutsch-Französisches Bündnis aus.[5] Im Jahr 1907 war Arendt einer der entschiedensten Gegner des Bülow-Blocks.

Im Jahr 1893 heiratete er die Schauspielerin und Rezitatorin Olga Morgenstern.[6]

Arendt war Verfasser zahlreicher volkswirtschaftlicher und politischer Schriften. Er war auch Mitbegründer des Vereins für Socialpolitik.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er Mitglied der antisemitischen DNVP und wechselte erst nach dem Kapp-Putsch zur DVP.

Werke (Auswahl)

Literatur

  • Otto Arendt. In: Ernest Hamburger: Juden im öffentlichen Leben Deutschlands: Regierungsmitglieder, Beamte und Parlamentarier in der monarchischen Zeit. 1848–1918. Mohr, Tübingen 1968, S. 347–350.
  • A. Plate: Handbuch für das preußische Abgeordnetenhaus. Ausgabe für die 20. Legislaturperiode. Berlin 1904, S. 290.
  • Jakob BaxaArendt, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 345 (Digitalisat).
  • Protokolle des preußischen Staatsministeriums, Band 10, S. 374. Digitalisat (PDF; 2,9 MB) preussenprotokolle.bbaw.de

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mann, Bernhard (Bearb.): Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus. 1867–1918. Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh und Thomas Kühne. Droste Verlag, Düsseldorf 1988, S. 48 (Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Band 3)
  2. Thomas Kühne: Handbuch der Wahlen zum Preußischen Abgeordnetenhaus 1867–1918. Wahlergebnisse, Wahlbündnisse und Wahlkandidaten (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 6). Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5182-3, S. 434–437.
  3. Juden im öffentlichen Leben Deutschlands: Regierungsmitglieder, Beamte und Parlamentarier in der monarchistischen Zeit. 1848–1918. Tübingen 1968, S. 348; books.google.com
  4. Jacob Toury: Die politischen Orientierungen der Juden in Deutschland. S. 230; books.google.com
  5. Jacob Toury: Die politischen Orientierungen der Juden in Deutschland. S. 305
  6. Arendt-Morgenstern, Frau Olga. In: Sophie Pataky (Hrsg.): Lexikon deutscher Frauen der Feder. Band 1. Verlag Carl Pataky, Berlin 1898, S. 16 f. (Digitalisat).

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Otto Arendt (MdR, MdL Preußen)
Bundesarchiv Bild 183-S12021, Reichstagsabgeordnete Erzberger, Südekum und Arendt.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-S12021 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Reichstagsabgeordnete Erzberger, Südekum und Arendt

Zentralbild Oktober 1918 UBz: v.l.n.r.: Die Reichstagsabgeordneten Erzberger, Südekum und Arendt beim Verlassen des Reichstags in Berlin. Matthias Erzberger: geb. 20.9.1875 in Buttenhausen, 26.8.1921 auf dem Kniebis bei Griesbach von den reaktionären früheren Offizieren Schulz und Tillessen erschossen. Zentrumsabgeordneter. Albert Südekum: geb. 25.1.1871 in Wolfenbüttel; gest. Februar 1944. Sozialdemokratischer Abgeordneter. Otto Arendt: geb. 10.10.1954 in Berlin, Politiker und Nationalökonom, als Freikonservativer (Reichspartei) Reichstagsabgeordneter.

Abgebildete Personen:

  • Erzberger, Matthias: Reichsfinanzminister, Vizekanzler, Deutschland (GND 11853100X)
  • Südekum, Albert O. W. Dr. phil.: Preußischer Finanzminister, MdR, Leutnant, Deutschland