Ohrgitter-Harnischwelse

Ohrgitter-Harnischwelse

Otocinclus spec.

Systematik
Unterkohorte:Ostariophysi
Ordnung:Welsartige (Siluriformes)
Unterordnung:Loricarioidei
Familie:Harnischwelse (Loricariidae)
Unterfamilie:Hypoptopomatinae
Gattung:Ohrgitter-Harnischwelse
Wissenschaftlicher Name
Otocinclus
Cope, 1871

Die Ohrgitter-Harnischwelse (Otocinclus), umgangssprachlich auch „Zwergsauger“ oder schlicht „Otos“, sind eine Gattung der Harnischwelse (Loricariidae). Der wissenschaftliche Name stammt von ous = „Ohr“ und kinklis = „Gitter“ und bezieht sich auf den gitterartigen Hinterschläfenknochen (Posttemporale).

Verbreitung

Ohrgitter-Harnischwelse leben in Südamerika, westlich der Andenkordilleren, Brasilien, Kolumbien, Venezuela, Paraguay, Ecuador, Peru und Bolivien (Amazonas, Río de la Plata), in Waldbächen und kleinen Flüssen mit dichter Ufervegetation, zwischen Totholz und Wasserpflanzen.[1]

Merkmale

Ohrgitter-Harnischwelse sind kleine Fische, ihre Größe liegt zwischen 2,4 (O. tapirape) und 5,5 cm (O. flexilis).[2] Ihr Körper ist gestreckt und vorne etwas abgeflacht. Der Schwanzstiel der Tiere hat einen fast rechteckigen Querschnitt. Auf der Bauchseite werden die für die Harnischwelse typischen Knochenschilde durch nackte Zonen unterbrochen.

Wie ihre Verwandten, die Familie der Panzer- und Schwielenwelse, handelt es sich bei Otocinclus um Darmatmer, was ihnen das Überleben in relativ sauerstoffarmen Gewässern erlaubt.[3]

Ernährung

Ohrgitter-Harnischwelse sind sogenannte Aufwuchsfresser. Neben Jungalgen fressen sie Pflanzenreste und Totholz. Dabei besteht ein wichtiger Teil ihrer Ernährung aus den darauf lebenden Mikroorganismen. Der im Handel sehr beliebte Zierfisch wird dort gerne als Alles- und Algenfresser beworben, was häufig zu einer falschen Fütterung der empfindlichen Tiere führt.[4] Ein Einsetzen der Tiere sollte nur in vollständig eingefahrene Aquarien stattfinden, da der Aufwuchs als Nahrungsgrundlage sich anfangs nur langsam einstellt.[5]

Fortpflanzung

Die Ohrgitter-Harnischwelse reagieren auf Luftdruckänderung und Temperaturschwankungen gefolgt von schwebestoffreichem Wasser, welche in der Regenzeit auftreten. Nachdem die Tiere diese Veränderungen wahrgenommen haben, fangen die Männchen an den Weibchen hinterherzujagen. Wenn die Weibchen nun die Eier gut geschützt zwischen Steinen und Wurzeln abgelegt haben, befruchten die Männchen die Eier. Nach etwa 3 bis 4 Tagen sind die Larven geschlüpft und fangen nach einigen Tagen an frei zu schwimmen[6]. Eine Vermehrung in Gefangenschaft findet nur in den seltensten Fällen statt, bei den im Handel erhältlichen Tieren handelt es sich nahezu ausschließlich um Wildfänge.[7]

Systematik

Otocinclus sp.
Otocinclus cocama

Bislang sind 20 Arten klassifiziert[8]:

  • Otocinclus affinis (golden otocinclus) Steindachner, 1877
  • Otocinclus arnoldi Regan, 1909
  • Otocinclus batmani Lehmann A., 2006[9]
  • Otocinclus bororo Schaefer, 1997
  • Otocinclus caxarari Schaefer, 1997
  • Otocinclus cocama Reis, 2004
  • Otocinclus flexilis Cope, 1894
  • Otocinclus hasemani Steindachner, 1915
  • Otocinclus hoppei Miranda Ribeiro, 1939
  • Otocinclus huaorani Schaefer, 1997
  • Otocinclus juruenae Ribeiro & Lehmann, 2016[10]
  • Otocinclus macrospilus Eigenmann & Allen, 1942
  • Otocinclus mangaba Lehmann A., Mayer & R. E. dos Reis, 2010 [11]
  • Otocinclus mariae Fowler, 1940
  • Otocinclus mimulus Axenrot & Kullander, 2003
  • Otocinclus mura Schaefer, 1997
  • Otocinclus tapirape Britto & Moreira, 2002
  • Otocinclus vestitus Cope, 1872
  • Längsstreifen-Ohrgitterharnischwels (Otocinclus vittatus) Regan, 1904
  • Otocinclus xakriaba Schaefer, 1997

Literatur

  • Günther Sterba: Süßwasserfische der Welt. Weltbild Verlag, Augsburg 2002, ISBN 3-89350-991-7.
  • Axel Zarske: Otocinclus. In: Claus Schaefer, Torsten Schröer (Hrsg.): Das große Lexikon der Aquaristik. 2 Bände. Eugen Ulmer, Stuttgart 2004, ISBN 3-8001-7497-9, S. 729 f.

Weblinks

Commons: Ohrgitterwelse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Fundorte Otocinclen auf https://www.discoverlife.org/. Polistes Corporation, abgerufen am 25. September 2020 (englisch).
  2. Fish Identification. Abgerufen am 25. September 2020.
  3. Jürgen Westhauser, WESO Software GmbH: Längsstreifen-Ohrgitterharnischwels (Otocinclus vittatus) | Fischlexikon. Abgerufen am 25. September 2020.
  4. Jürgen Westhauser, WESO Software GmbH: Längsstreifen-Ohrgitterharnischwels (Otocinclus vittatus) | Fischlexikon. Abgerufen am 25. September 2020.
  5. ▷ Otocinclus affinis - Ohrgitter-Harnischwelse im Aquarium. 22. Januar 2018, abgerufen am 25. September 2020 (deutsch).
  6. www.remowiechert.de
  7. Artenbeschreibung Otocinclus – Ohrgitterharnischwelse. In: knipsfisch. 25. November 2010, abgerufen am 25. September 2020 (deutsch).
  8. Ohrgitter-Harnischwelse auf Fishbase.org (englisch)
  9. K. Horiike, Y. Nishina, Y. Miyake, T. Yamano: Affinity labeling of D-amino acid oxidase with an acetylenic substrate. In: Journal of Biochemistry. Band 78, Nr. 1, Juli 1975, ISSN 0021-924X, S. 57–63, PMID 379.
  10. H. E. Cingolani, A. J. Maas, A. N. Zimmerman, F. L. Meijler: Hydrogen ion changes and contractile behavior in the perfused rat heart. In: European Journal of Cardiology. Band 3, Nr. 4, Dezember 1975, ISSN 0301-4711, S. 329–336, PMID 240.
  11. Lehmann, A., P., Mayer, F. & Reis, R.E. (2010): A New Species of Otocinclus (Siluriformes: Loricariidae) from the Rio Madeira Drainage, Brazil. Copeia, 2010 (4): 635-639.

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