Otakar Vávra

Otakar Vávra (* 28. Februar 1911 in Königgrätz, Österreich-Ungarn; † 15. September 2011[1] in Prag) war ein tschechischer Filmregisseur, Dramaturg und Pädagoge.
Leben
Er studierte anfangs Architektur in Prag und Brünn. Ab 1929 knüpfte er als Filmkritiker Kontakte zum Filmgeschäft und war bereits 1929/1930 an Dreharbeiten einiger Dokumentarfilme beteiligt.
Über fünfzig Jahre seines Lebens widmete Vávra dem tschechischen Film. Er schrieb zunächst Drehbücher und arbeitete ab 1933 als Regieassistent, bevor er 1936 gemeinsam mit dem Regisseur Hugo Haas seinen ersten abendfüllenden Tonfilm Kamel durch das Nadelöhr (Velbloud uchem jehly) drehte. 1937 folgte der erste Film unter eigener Regie Philosophische Geschichte (Filosofská historie). Historische Filme mit aufwendiger Kostümierung waren schließlich der Schwerpunkt seines vielseitigen Schaffens. Ein weiteres Genre, dem er sich widmete, waren lyrische Streifen, voller tiefer Gefühle und Leidenschaft.
Vávra war immer bemüht, für seine Filme berühmte Schauspieler zu finden, die den historischen Persönlichkeiten entsprachen. Nach 1945 lehrte er als Dozent, seit 1963 bis zu seiner Entlassung 1970 als Professor an der FAMU in Prag.
Seine Nachkriegsfilme blieben wie von ihm gewohnt sorgfältig inszeniert, zeigen aber stärker den Einfluss der staatlichen Politisierung. Mit der Trilogie Hitler – Die Tage des Verrats, Sokolovo und Die Befreiung Prags widmete er sich 1973 bis 1976 der Besetzung seiner Heimat in der Zeit des Nationalsozialismus.
Auszeichnungen
- 1944: Ehrenschild des Protektorats Böhmen und Mähren
- 1947: Tschechischer Staatspreis
- 1949: Staatspreis für Regie
- 1955: Národní umělec (Verdienter Künstler des Staates)
- 1966: Trilobit
- 1966: Verdienstmedaille um den tschechischen Film
- 1967: Muse der Elegien Kalliope
- 1968: Klement-Gottwald-Staatspreis
- 1973: Antonín-Zápotocký-Preis
- 1985: Sonderpreis beim XXIII. Festival tschechischer und slowakischer Filme in Prag
- 1985: Vladislav-Vančura-Preis
- 2001: Böhmischer Löwe
- 2001: Preis für den außerordentlichen Beitrag zur Weltcinematografie in Karlsbad
- 2004: Verdienstmedaille
Werke
Entwurf
- 1936: Ulička v ráji
- 1946: Cesta k barikádám
- 1948: Hostinec U kamenného stolu
- 1949: Revoluční rok 1848
- 1954: Jan Hus
- 1955: Jan Žižka
- 1962: Horoucí srdce
- 1973: Dny zrady I., II.
- 1974: Sokolovo
- 1976: Osvobození Prahy
- 1983: Putování Jana Amose
Drehbuch
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Regie
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Darsteller
- 2000: Vzlety a pády (2000)
- 2005: Pátrání po Ester (2005)
Schnitt
- 1935: Listopad
Fachlicher Berater
- 1933: Svítání
- 1960: Cesta domů (FAMU)
Künstlerische Kooperation
- 1960: Kočičina (FAMU)
- 1960: Zbytečný motiv (FAMU)
Bücher
- Zamyšlení režiséra. Prag: Panorama 1982
- Podivný život režiséra. Obrazy vzpomínek. Prag: Prostor 1995
Literatur
- Wie Pabst in Prag Paracelsus drehte. Otakar Vávra im Gespräch mit Hans-Joachim Schlegel. In: Wolfgang Jacobsen (Hrsg.): G. W. Pabst. Berlin: Argon 1997, ISBN 3-87024-364-3
- Hans-Joachim Schlegel: Filmen zu Zeiten der Okkupation. Miloš Havel, Otakar Vávra und G. W. Pabst im Prag der Protektorats-Zeit. In: Johannes Roschlau (Red.): Zwischen Barrandov und Babelsberg. Deutsch-tschechische Filmbeziehungen im 20. Jahrhundert. München: edition text + kritik 2008, ISBN 978-3-88377-949-2
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 146.
Weblinks
- Literatur von und über Otakar Vávra im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Otakar Vávra bei IMDb
Einzelnachweise
- ↑ Lucie Weissová: Zemřel legendární český režisér Otakar Vávra. Tschechischer Rundfunk, 16. September 2011, abgerufen am 16. September 2011 (tschechische, sprache).
Personendaten | |
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NAME | Vávra, Otakar |
ALTERNATIVNAMEN | Vavra, Otakar |
KURZBESCHREIBUNG | tschechischer Filmregisseur, Dramaturg und Pädagoge |
GEBURTSDATUM | 28. Februar 1911 |
GEBURTSORT | Königgrätz |
STERBEDATUM | 15. September 2011 |
STERBEORT | Prag |