Kreis Oststernberg

Das Kreisgebiet 1905

Der preußische Kreis Oststernberg in der Provinz Brandenburg bestand von 1873 bis 1945. Das ehemalige Kreisgebiet liegt heute im Wesentlichen im Powiat Sulęciński der polnischen Woiwodschaft Lebus. Der Kreis umfasste zuletzt die vier Städte Königswalde, Sonnenburg, Sternberg (Neumark) und Zielenzig, 73 weitere Gemeinden und zwei Forst-Gutsbezirke.

Verwaltungsgeschichte

Der Kreis entstand 1873 bei der Aufspaltung des Kreises Sternberg in die Kreise Oststernberg und Weststernberg. Das Landratsamt des neuen Kreises Oststernberg war in der Stadt Zielenzig.

Zum 30. September 1929 fand im Kreis Oststernberg entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der alle Gutsbezirke bis auf zwei aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.

Ende Januar 1945 eroberte die Rote Armee das Kreisgebiet und unterstellte es am 2. Februar einem Kriegskommandanten. Nach gründlicher Ausplünderung und der Demontage wichtiger Betriebe übergab dieser es am 25. Juli 1945 der Verwaltung der Volksrepublik Polen, die bereits seit dem 23. Mai 1945 durch einen Kreisbevollmächtigten vor Ort vertreten war.[1] Im August 1945 begann die Vertreibung der einheimischen Bevölkerung. Zugleich begann die Zuwanderung polnischer und ukrainischer Migranten, die zum Teil aus an die Sowjetunion gefallenen Gebieten östlich der Curzon-Linie kamen. Die Mehrzahl der Migranten stammte aus den vormals polnischen Gebieten in der Ukraine.

Einwohnerentwicklung

JahrEinwohnerQuelle
187148.476[2]
189050.449[3]
190047.910[3]
191044.238[3]
192543.890[3]
193341.963[3]
193940.595[3]

Landräte

  • 1873–1880 Wilhelm Noack
  • 1880–1889 Julius Karney
  • 1889–1899 Friedrich von Bockelberg-Vollard (1851–1919)
  • 1899–1907 Friedrich von Mickwitz
  • 1907–1919 Friedrich von Bockelberg-Vollard (II. Amtsperiode)
  • 1919–1931 Karl Lindenberg (1883–1945)
  • 1931–1933 Walther Kühn, DVP (1892–1962)
  • 1933–1937 Werner Schmuck, NSDAP (1899–1940) (vertretungsweise)
  • 1937–1942 Karl Adolf Pott (1906–1943)
  • 1942–1945 Karl Kiejak

Kommunalverfassung

Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt.

Verkehr

Den Kreis Oststernberg durchzog seit 1870 die Strecke Posen–Frankfurt (Oder) der Märkisch-Posener Eisenbahn-Gesellschaft, deren einzige Station hier die Stadt Sternberg war >122.c<.

Erst 20 Jahre später erschloss die Preußische Staatsbahn das übrige Kreisgebiet. Von Reppen führte 1890 eine Bahn nach der Kreisstadt Zielenzig und 1892 weiter nach Meseritz in der Provinz Posen >116.k<. In Zielenzig zweigte 1912 die Verbindung nach Landsberg an der Warthe ab >116.h<. Außerdem berührte ab 1909 die Strecke Topper–Meseritz einige Gemeinden im Südosten des Kreises >116.m<.

Im Norden des Kreises führte die Kleinbahn Küstrin–Hammer, an der auch der Kreis finanziell beteiligt war, am Warthebruch entlang. Sie hatte 1896 die Stadt Sonnenburg erreicht und war 1906 bis Kriescht und schließlich 1915 bis zum Bahnhof Hammer an der Linie Zielenzig–Landsberg verlängert worden >115.h<.

Anmerkung: Die Zeichen in >< beziehen sich auf das Deutsche Kursbuch 1939.

Städte und Gemeinden

Stand 1945

  • Albrechtsbruch
  • Alt Limmritz
  • Arensdorf
  • Beatenwalde
  • Beaulieu
  • Breesen
  • Brenkenhofsfleiß
  • Burschen
  • Ceylon (Kolonie)
  • Dammbusch
  • Freiberg
  • Gartow
  • Glauschdorf
  • Gleißen
  • Grabow
  • Grochow
  • Groß Friedrich
  • Grunow b. Wutschdorf
  • Hammer
  • Hampshire[4]
  • Heinersdorf
  • Herzogswalde
  • Jamaica[5]
  • Kemnath
  • Költschen
  • Königswalde, Stadt
  • Koritten
  • Korsika[6]
  • Kriescht
  • Lagow
  • Langenfeld
  • Langenpfuhl
  • Louisa
  • Malkendorf
  • Malsow
  • Malta
  • Mauskow
  • Meekow
  • Neu Dresden
  • Neu Lagow
  • Neu Limmritz
  • Neudorf
  • Neuwalde
  • Ögnitz
  • Osterwalde
  • Ostrow
  • Pensylvanien[7]
  • Petersdorf
  • Priebrow
  • Rauden
  • Reichen
  • Reitzenstein
  • Sankt Johannes
  • Saratoga[8]
  • Schartowsthal
  • Scheiblersburg
  • Schermeisel
  • Schönow
  • Schönwalde
  • Schwarzsee
  • Seeren
  • Selchow
  • Sonnenburg, Stadt
  • Sophienwalde
  • Spiegelberg
  • Sternberg Nm., Stadt
  • Streitwalde
  • Stuttgardt
  • Sumatra[9]
  • Tauerzig
  • Tempel
  • Trebow
  • Waldowstrenk
  • Wallwitz
  • Wandern
  • Woxfelde
  • Zielenzig, Stadt

Zum Kreis gehörten außerdem die Gutsbezirke Forst Königswalde und Forst Nesselkappe.

Vor 1945 aufgelöste Gemeinden

  • Altona, 1928 zu Reitzenstein
  • Groß Kirschbaum, 1939 aufgelöst
  • Lindow, 1939 aufgelöst
  • Maryland, 1928 zu Neu Dresden

Literatur

  • Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung. Teil II: Provinz Brandenburg. Kreis Oststernberg (Zielenzig). Berlin 1873, S. 160–165.
  • Gustav Neumann: Geographie des Preußischen Staates. 2. Auflage, Band 2, Berlin 1874, S. 99–100, Ziffer 8.
  • Topographisch-statistisches Handbuch des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. O. Verlag von Gustav Harnecker u. Co., 1867, S. 253–282.
  • Topographisch-statistische Uebersicht des Regierungs-Bezirks Frankfurt a. d. O. Gustav Harnecker’s Buchhandlung, Frankfurt a. O. 1844, S. 214–236.
  • Karl Kletke: Regestae Historiae Neomarchicae. Die Urkunden zur Geschichte der Neumark und des Landes Sternberg.
    • Teil 1. In: Märkische Forschungen. Band 10, Berlin 1867 (Digitalisat).
    • Teil 2. In: Märkische Forschungen. Band 12, Berlin 1868 (Digitalisat).
  • Wilhelm Riehl, Just Scheu (Hrsg.): Berlin und die Mark Brandenburg mit dem Markgrafenthum Nieder-Lausitz in ihrer Geschichte und in ihrem gegenwärtigen Bestande. Berlin 1861, S. 477–507.
  • Eduard Ludwig Wedekind: Sternbergische Kreis-Chronik. Geschichte der Städte, Flecken, Dörfer, Kolonien, Schlösser etc. dieses Landestheiles von der frühesten Vergangenheit bis auf die Gegenwart. Zielenzig 1855 (Digitalisat).
  • Unvergessene Heimat. Kreis Oststernberg/ Neumark. Bilder aus vergangenen Tagen. Ein historischer Rückblick, Hrsg. Heimatkreis Oststernberg e.V., Westkreuz Verlag, Berlin 2003. ISBN 3-92959253-3.
  • Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  • Heinz W. Linke: Chroniken der Ordensdörfer Burschen, Seeren, Langenpfuhl und Tempel, Kreis Oststernberg, Regierungsbezirk Frankfurt/Oder. Heimatbuch des Kreises Oststernberg. Verlag BoD, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5301-2.

Einzelnachweise

  1. Siehe Jacek Cieluch: Tätigkeit der sowjetischen Kriegskommandantur in Zielenzig/Sulecin im Jahre 1945. In: Oststernberger Heimatbrief, Heimatkreis Oststernberg e.V., Ausgabe 3/2014 vom 20. Dezember 2014, S. 17.
  2. Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Brandenburg und ihre Bevölkerung 1871
  3. a b c d e f Michael Rademacher: Landkreis Oststernberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  4. Hampshire (GenWiki)
  5. Jamaica (GenWiki)
  6. Korsika (GenWiki)
  7. Pensylvanien (GenWiki)
  8. Saratoga (GenWiki)
  9. Sumatra (GenWiki)

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