Osthessisches Bergland

Osthessisches Bergland
Flächeca. 6 666 km² [1][2]
Systematik nachHandbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands
Großregion 1. OrdnungMittelgebirgsschwelle
Großregion 2. Ordnung34–37, 53 →
Niedersächsisch-Hessisches Bergland
Großregion 3. Ordnung34–35 →
Hessisches Bergland
Naturraum35
Osthessisches Bergland
Naturraumcharakteristik
LandschaftypMittelgebirge
Höchster GipfelWasserkuppe (950 m)
Geographische Lage
Koordinaten50° 47′ 18″ N, 9° 53′ 0″ O
Osthessisches Bergland (Rheinisches Schiefergebirge)
Osthessisches Bergland
Lage des Soisbergs im Norden der Kuppenrhön und etwa zentral im Osthessischen Bergland östlich des Rheinischen Schiefergebirges
BundeslandHessen, Thüringen, Bayern
StaatDeutschland
Niedersächsisch-Hessisches Bergland (mittig) mit Osthessischem Bergland (Nr. 35)

Osthessisches Bergland ist eine Bezeichnung für ein größtenteils in Hessen liegendes, im Norden auch geringfügig nach Niedersachsen, im Osten nach Thüringen und im Südosten nach Bayern vordringendes, reich bewaldetes Mittelgebirgsland zwischen der Westhessischen Senke im Westen, dem Weserbergland im Norden, dem Thüringer Becken im Nordosten, dem Nordwestrand des Thüringer Waldes im Osten, dem Spessart im Süden und der Wetterau im Südwesten.

Das Osthessische Bergland stellt eine naturräumliche Haupteinheitengruppe (35 bzw. D47) dar und ist sowohl Teil der Zentraleuropäischen Mittelgebirgsschwelle als auch der Rhein-Weser-Wasserscheide.

Das West- und Osthessisches Bergland zusammenfassende Hessische Bergland entspricht der geologischen Baueinheit der Hessischen Senke im weiteren Sinne, da hier geologisch jüngere Schichten des Zechsteins und des Buntsandsteins, stellenweise auch noch jüngere Gesteine des Muschelkalks, des unteren Jura sowie des Tertiärs erhalten geblieben sind.[3]

Naturräumliche Gliederung

Das Osthessische Bergland wurde im Jahr 1957 in der 4./5. Lieferung des Handbuchs der naturräumlichen Gliederung Deutschlands (S. 544–559) durch Gerhard Sandner beschrieben und in dreistellige Haupteinheiten gegliedert. Eine Kartierung und Nummerierung war bereits 1954 erfolgt und wurde im Jahr 1960 modifiziert. Dabei wurden auch Sandners Vorschläge berücksichtigt, die Schwalm dem Westhessischen Berg- und Senkenland (34) und den Ringgau dem Thüringer Becken (mit Randplatten) (47/48) zuzuschlagen – wobei die Schwalm auch auf dem von ihm bearbeiteten Blatt Marburg (s. u.) liegt.[1]

Eine feinere Gliederung (Nachkommastellen) erfolgte durch die Einzelblätter 1:200.000 125 Marburg (Gerhard Sandner 1960), 139 Frankfurt a. M. (Brigitte Schwenzer 1967),140 Schweinfurt (Brigitte Schwenzer 1968), 126 Fulda (Werner Röll 1969), 112 Kassel (Hans-Jürgen Klink 1969) und, mit deutlicher Verzögerung, 141 Coburg (Heinz Späth 1987), das allerdings nur minimale Anteile am Östlichen Rhönvorland hat – während Blatt 127 Gotha mit entsprechenden Anteilen an den Haupteinheiten 353 und 359 nie erschienen ist. Blatt 125 Marburg war bereits knapp vor der endgültigen Haupteinheitenkarte von 1960 erschienen und nummeriert den Großenlüder-Lauterbacher Graben (352.2) noch unter 350.0 als Teil des Unteren Vogelsbergs und die Landschaften 355.0 und 356.0 noch als Teile der alten Knüll-Haupteinheit (dort 353.1 und 353.0). In der Aufstellung unten sind die zuständigen Einzelblätter in der Regel bei den Haupteinheiten referenziert, bei nur sehr geringen Anteilen an der Haupteinheit auch bei den betreffenden Untereinheiten.

Für den hessischen Anteil der Großregion hat Otto Klausing, seinerseits zuvor Bearbeiter von Blatt 151 Darmstadt (1967), im Jahr 1988 Unstimmigkeiten zwischen benachbarten Blättern bereinigt und in Die Naturräume Hessens eine für sein Bundesland „endgültige“ Gliederung verfasst, wozu inzwischen im digitalen „Umweltatlas Hessen“ des Landesamtes HLNUG auch sehr genaue Flächenangaben existieren.[4]

Folgende Einheiten mit maximal einer Nachkommastelle gibt es:

Landschaftscharakteristik

Das Osthessische Bergland schließt sich unmittelbar östlich an das Westhessische Berg- und Senkenland an. Der Buntsandstein ist nahezu durchgängig vertreten und mit Ausnahme vulkanisch mit Basalt überlagerter Teile auch weitgehend oberflächen- und reliefbestimmend.

Alle herausragenden Höhenzüge sind, mindestens teilweise, vulkanisch geprägt. Zwischen dem bis zu 754 m erreichenden Hohen Meißner und dem bis zu 643 m hohen Kaufunger Wald im Norden, dem maximal 636 m hohen Knüll im Zentrum, dem bis 773 hohen Vogelsberg im Südwesten und der bis 950 m hohen Rhön im Südosten tauchen immer wieder einzelne Singularitäten auf, die die vulkanische Aktivität zwischen zwei Mittelgebirgsregionen dokumentieren.

Lage der einzelnen Haupteinheiten

Den Norden der Haupteinheitengruppe nimmt das Fulda-Werra-Bergland mit Hohem Meißner und Kaufunger Wald ein, welches im Nordosten ins Untere Werraland abflacht, im Südosten ins Salzunger Werrabergland. Südwestlich folgt das Knüll-Hochland, südlich das Fulda-Haune-Tafelland und südöstlich die Vorder- und Kuppenrhön (mit Landrücken), die nach Südosten in die Hohe Rhön übergeht.

Südlich des Fulda-Haune-Tafellandes und westlich der Rhön folgen schließlich Unterer und Hoher Vogelsberg, wobei der erstere den zweiteren ringförmig umschließt.

Berge (Auswahl)

Flüsse

Zentrales Fließgewässer ist die Fulda, die in ihrem Verlauf von Süden nach Norden das Gebiet des Osthessischen Berglandes erst kurz vor ihrem Zusammenfluss mit der Werra in die Westhessische Senke verlässt. Links der Fulda liegen Knüll und Vogelsberg, rechts von ihr der Hauptteil des Fulda-Werra-Berglandes und die Rhön.

Rechte Nebenflüsse der in Mittel- und Unterlauf fast gänzlich in der Westhessischen Senke verlaufenden Schwalm entwässern den Westen, linke Nebenflüsse der Werra den Osten. Dabei verlaufen die beiden Flüsse nur im Quell- (Schwalm) bzw. Mündungslauf (Werra) im Bergland selber.

Auch die Nebenflüsse sind nördlich der Rhein-Weser-Wasserscheide, sieht man einmal von der Ohm als einzigem Nebenfluss der Lahn ab, deutlich in Süd-Nord-Richtung ausgerichtet, während die Nebenflüsse der Main-Nebenflüsse Nidda, Kinzig und Fränkische Saale gen Süden fließen.

Tabelle der wichtigsten Flüsse

Im Folgenden werden die wichtigsten Flüsse des Osthessischen Berglandes, im Uhrzeigersinn, beginnend an der Nordseite der Rhein-Weser-Wasserscheide am Vogelsberg, geordnet, aufgeführt[11].
Zur besseren Übersicht bzw. zur Sortierung flussabwärts sind, je nach Flusssystem, in die DGKZ-Ziffern nach den Ziffern für den jeweiligen Hauptfluss Bindestriche eingefügt.
Kursiv geschriebene Flussnamen und -längen weisen auf einen Fluss hin, der das Gebiet des Osthessischen Berglandes deutlich verlässt (Randsenken nicht mitgerechnet), und kursive Einzugsgebiete und Abflüsse auf ein zum Teil außerhalb liegendes Einzugsgebiet mit nennenswerten Nebenflüssen von außerhalb des Osthessischen Berglandes (siehe die Auflistung unterhalb der Tabelle). Hauptflüsse sind verlinkt, wenn sie gänzlich außerhalb liegen.

NameHaupt-
fluss
Länge
(km)
EZG
(km²)
Abfluss
(MQ; l/s)
QuellgebietHaupt-
einheiten
DGKZ
AntriftSchwalm (l)38,6115,3980Vogelsberg350/14288-2
SchwalmEder97,11.298,89.044Vogelsberg350/1428-8
BerfSchwalm (r)20,042,2218Ottrauer Bergland355.04288-16
GrenffSchwalm (r)22,086,4711Ottrauer Bergland355.04288-32
EfzeSchwalm (r)38,2220,51.481Knüll3564288-8
RohrbachFulda (l)18,073,9576Neuenstein-Ludwigsecker Höhenzug357.042-714
GeisbachFulda (l)22,176,2487Knüll35642-596
AulaFulda (l)22,6124,8919Knüll35642-56
JossaFulda (l)22,9122,0780Schlitzer Land355.142-54
SchlitzFulda (l)43,3314,63.715Vogelsberg350/142-4
LüderFulda (l)36,4190,02.306Vogelsberg350/142-36
FliedeFulda (l)22,1271,43.627Landrücken353.042-2
FuldaWeser220,76.946,666.924Hohe Rhön35442
LütterFulda (r)17,550,7672Hohe Rhön35442-14
Haune*Fulda (r)66,5499,04.113Kuppenrhön353.242-6
NüstHaune (r)22,897,21.029Kuppenrhön353.2426-6
SolzFulda (r)21,491,5682Kuppenrhön353.242-712
UlfeFulda (r)27,671,5552Seulingswald357.242-72
PfieffeFulda (r)21,5117,11.235Stölzinger Gebirge357.442-78
LosseFulda (r)28,9120,61.418Stölzinger Gebirge357.442-96
NiesteFulda (r)21,888,1921Kaufunger Wald357.742-98
GelsterWerra (l)18,260,6771Söhre357.741-96
Wehre**Werra (l)36,5451,74.147Söhre357.741-8
TaftUlster (l)11,762,3564Kuppenrhön353.2414-8
UlsterWerra (l)55,5421,05.279Hohe Rhön35441-4
WeidUlster (r)10,336,7539Hohe Rhön354414-4
FeldaWerra (l)42,2216,72.330Hohe Rhön35441-38
StreuFränkische Saale (r)35,5448,1Hohe Rhön354244-2
BrendFränkische Saale (r)26,2139,9Hohe Rhön354244-32
SinnFränkische Saale (r)61,1623,85.869Hohe Rhön354244-8
Schmale SinnSinn (r)27,6103,61.439Hohe Rhön3542448-2
Steinebach (Steinaubach)Kinzig23,264,8798Vogelsberg350/12478-16
SalzKinzig (r)29,891,31.219Vogelsberg350/12478-2
BrachtKinzig (r)31,5117,71.644Vogelsberg350/12478-4
SeemenbachNidder (l)37,4145,01.452Vogelsberg350/12486-6
NidderNidda (l)68,6435,73.875Vogelsberg350/1248-6
NiddaMain (r)89,71.942,413.065Vogelsberg350/124-8
HorloffNidda (r)44,5279,21.004Vogelsberg350/1248-2
WetterNidda (r)68,8517,02.994Vogelsberg350/1248-4
SeenbachOhm (l)18,396,51.288Vogelsberg350/12582-2
OhmLahn59,7983,87.950Vogelsberg350/1258-2
FeldaOhm (r)29,9107,41.276Vogelsberg350/12582-4

(*: Die Quelle der Haune liegt, streng genommen, noch knapp im Westlichen Rhönvorland, 353.1
**: Die Wehre entspringt, streng genommen, im Rommeroder Hügelland, 357.53, dem östlichen Vorland der Söhre)

Folgende Teile der (Einzugsgebiete der) aufgezählten Flüsse zählen nicht zum Osthessischen Bergland:

  • Antrift – gesamter Mittel- und Unterlauf auf der Oberhessischen Schwelle
  • Schwalm – fast alle linken Nebenflüsse in diversen Teilen des Westhessischen Berglandes; Fluss liegt auf der Westgrenze
  • Fulda – Mündungslauf liegt auf der Nordwestgrenze; linke Nebenflüsse oberhalb der Eder liegen außerhalb; vom größenmäßig etwa der Rest-Fulda entsprechenden Einzugsgebiet der Eder kommen nur rechte Schwalm-Zuflüsse aus dem Osthessischen Bergland, während die Eder sich ansonsten vom Süderbergland (Oberlauf) bis ins Westhessische Bergland speist.
  • Streu – Unterlauf liegt im Grabfeld
  • Brend – Mittel- und Unterlauf liegen, ohne nennenswerte Zuflüsse, in der zum Spessart gezählten Südrhön
  • Sinn – Mittel- und Unterlauf liegen u. a. in diversen Teilen des Spessart
  • Bracht und Seemenbach – Unterläufe liegen, ohne nennenswerte Zuflüsse, im zum Spessart gezählten Büdinger Wald
  • Nidder – ab dem Zufluss des Seemenbaches Verlauf an der östlichen Nahtstelle der Wetterau zum Ronneberger Hügelland, jedoch ohne nennenswerte Zuflüsse
  • Horloff – Mittel- und Unterlauf auf der Südostgrenze; (nur mäßig ergiebige) rechte Nebenflüsse dort aus der Wetterau
  • Nidda – ab dem Zufluss der Horloff Verlauf in der Wetterau; dort Zufluss von Wetter und Nidder
  • Wetter – verlässt kurz nach dem Quellverlauf das Osthessische Bergland und nimmt u. a. Wasser aus dem Taunus auf.
  • Ohm – ab dem Zufluss der Felda Verlauf in diversen Teilen des Westhessischen Berglandes


Siehe auch

Allgemeine Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Emil Meynen, Josef Schmithüsen (Hrsg.): Handbuch der naturräumlichen Gliederung Deutschlands. Bundesanstalt für Landeskunde, Remagen/Bad Godesberg 1953–1962 (9 Lieferungen in 8 Büchern, aktualisierte Karte 1:1.000.000 mit Haupteinheiten 1960).
  2. Von den 7054,8 km² laut Handbuch wurden 198,9 km² der Schwalm und gemessene rund 190 km² für den Ringgau abgezogen; entsprechend ist die Fläche nur eingeschränkt genau.
  3. Dierck Henningsen: Einführung in die Geologie der Bundesrepublik Deutschland. 3. Auflage. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1986, ISBN 3-432-88513-X, S. 49–54.
  4. Karte und Legende zu den Naturräumen Hessens (Internet Archive der Online-Kopie von Die Naturräume Hessens, Otto Klausing 1988) im Umweltatlas Hessen des Hessischen Landesamtes für Umwelt und Geologie
  5. a b c d e Gerhard Sandner: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 125 Marburg. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1960. → Online-Karte (PDF; 4,9 MB)
  6. a b Brigitte Schwenzer: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 139 Frankfurt a. M. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1967. → Online-Karte (PDF; 4,9 MB)
  7. a b c d e Brigitte Schwenzer: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 140 Schweinfurt. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1968. → Online-Karte (PDF; 4,3 MB)
  8. a b c d e f g h i Werner Röll: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 126 Fulda. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1969. → Online-Karte (PDF; 4,2 MB)
  9. Heinz Späth: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 141 Coburg. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1987. → Online-Karte (PDF; 5,0 MB)
  10. a b c Hans-Jürgen Klink: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 112 Kassel. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1969. → Online-Karte (PDF; 6,9 MB)
  11. Gewässerkartendienst des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (Hinweise)

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