Landkreis Osthavelland
Der Landkreis Osthavelland, ursprünglich Kreis Osthavelland, war ein Landkreis in Brandenburg. Er bestand in der preußischen Provinz Brandenburg und im Land Brandenburg der SBZ bzw. DDR von 1817 bis 1952. Das Landratsamt befand sich in der Stadt Nauen.
Der Kreis umfasste am 1. Januar 1945 die fünf Städte Fehrbellin, Ketzin, Kremmen, Nauen und Velten, 61 weitere Gemeinden und einen Forst-Gutsbezirk. Die beiden Landgemeinden Falkensee und Hennigsdorf waren zuletzt mit über 10.000 Einwohnern die größten Orte im Landkreis. Falkensee erhielt erst 1961 das Stadtrecht, Hennigsdorf ein Jahr später im Jahre 1962.
Verwaltungsgeschichte
Königreich Preußen
Im Rahmen der Bildung von Provinzen und Regierungsbezirken in Preußen erfolgte mit Wirkung zum 1. April 1817 im Regierungsbezirk Potsdam der preußischen Provinz Brandenburg eine Kreisreform, bei der der alte Havelländische Kreis aufgelöst wurde. Seine Osthälfte wurde mit dem größten Teil des aufgelösten Kreises Glien-Löwenberg zum Kreis Osthavelland zusammengeschlossen. Das Landratsamt befand sich in der Stadt Nauen.[1][2]
Norddeutscher Bund/Deutsches Reich
Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab dem 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.
Zum 1. April 1887 wurde die Stadt Spandau zum Stadtkreis erhoben und schied damit aus dem Kreis Osthavelland aus. Zwischen 1896 und 1899 wurde der Truppenübungsplatz Döberitz angelegt. Aus dem Kreis Osthavelland gelangten 1910 die Gutsbezirke Haselhorst, Spandau Land und Sternfeld an die Stadt Spandau.
Mit dem „Groß-Berlin“-Gesetz vom 27. April 1920 wurden aus dem Kreis Osthavelland die Landgemeinden Kladow, Gatow, Pichelsdorf, Staaken und Tiefwerder sowie die Gutsbezirke Pichelswerder, Potsdamer Forst – nördlicher Teil bis zum Griebnitzsee und Kohlhasenbrück – und Spandau-Zitadelle in die neue Stadtgemeinde Berlin eingegliedert.
Zum 30. September 1929 fand im Kreis Osthavelland entsprechend der Entwicklung im übrigen Freistaat Preußen eine Gebietsreform statt, bei der nahezu alle Gutsbezirke aufgelöst und benachbarten Landgemeinden zugeteilt wurden.
1935 traten die Gemeinden Bornim, Bornstedt, Eiche, Geltow (teilweise) und Nedlitz aus dem Kreis Osthavelland zum Stadtkreis Potsdam über. 1939 wurden weitere sieben Landgemeinden an die Stadt Potsdam angegliedert. Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt.
Deutsche Demokratische Republik
Mit Inkrafttreten des Gesetzes über die Änderung zur Verbesserung der Kreis- und Gemeindegrenzen vom 28. April 1950 erhielt der nunmehr Landkreis Osthavelland genannte Kreis die Gemeinde Lietzow vom Landkreis Westhavelland sowie die Gemeinden Alt Töplitz, Göttin a./Havel, Leest und Neu Töplitz vom Landkreis Zauch-Belzig.
Durch die Verwaltungsreform von 1952 wurde der Landkreis Osthavelland aufgelöst. Seine Gemeinden wurden auf die neuen Kreise Nauen, Neuruppin, Oranienburg und Potsdam-Land aufgeteilt.
Bundesrepublik Deutschland
1993 wurden die Kreise Nauen und Rathenow zum Landkreis Havelland mit der Kreisstadt Rathenow und den beiden Verwaltungssitzen Rathenow und Nauen zusammengelegt.
Kommunalverfassung
Der Kreis Osthavelland gliederte sich in Städte, in Landgemeinden und – bis zu deren nahezu vollständiger Auflösung im Jahre 1929 – in Gutsbezirke. Mit Einführung des preußischen Gemeindeverfassungsgesetzes vom 15. Dezember 1933 sowie der Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 wurde zum 1. April 1935 das Führerprinzip auf Gemeindeebene durchgesetzt.
Landräte
- 1817–1826 Georg von Plessen (1773–1828)[3]
- 1826–1842 August von Hobe
- 1842 von der Reck (vertretungsweise)
- 1842 von Risselmann (vertretungsweise)
- 1842–1848 Otto von Königsmarck (1815–1889)
- 1848 von Bredow (vertretungsweise)
- 1848–1856 Wolfart
- 1856–1857 Hoffmann (kommissarisch)
- 1857–1873 Hans Wilckens (1815–1895)[4]
- 1873–1887 Wilhelm von Königsmarck (1841–1923)
- 1887–1901 Alexander von Steinmeister (1858–1941)
- 1901–1907 Robert von Wilms (1865–1945)
- 1907–1919 Adolf von Hahnke (1873–1936)
- 1919–1921 Georg Reichard
- 1921–1926 Willy Giese
- 1926–1932 Wilhelm Siering (1875–1945)
- 1932–1945 Günther von Rheinbaben
- 1949Peter Lamberz[5]
Bevölkerung
Jahr | Einwohner | Jahr | Einwohner | |
---|---|---|---|---|
1816 | 33.420[6] | 1910 | [7] | 77.459|
1846 | 50.890[8] | 1925 | [7] | 86.727|
1871 | 71.507[9] | 1933 | 102.827[7] | |
1890 | 67.606[7] | 1939 | 123.452[7] | |
1900 | 73.071[7] | 1946 | 143.292[10] |
Städte und Gemeinden
Stand 1945
Dem Kreis Osthavelland gehörten 1945 die folgenden Städte und Gemeinden an:
|
Außerdem bestand 1945 noch der Gutsbezirk Döberitz.
Vor 1945 aufgelöste Gemeinden
Gemeinde | Eingemeindet nach | Datum |
---|---|---|
Alt Geltow | Geltow | 1912 |
Bornim | Potsdam | 1. August 1935 |
Bornstedt | Potsdam | 1. August 1935 |
Damm | Spandau | 1875 |
Eiche | Potsdam | 1. August 1935 |
Fahrland | Potsdam | 1. April 1939 |
Falkenhagen | Falkensee | 1. April 1923 |
Feldberg | Fehrbellin | 1922 |
Gatow | Berlin | 1. Oktober 1920 |
Geltow | Potsdam | 1. April 1939 |
Golm | Potsdam | 1. April 1939 |
Grube | Potsdam | 1. April 1939 |
Haselhorst | Spandau | 1910 |
Kladow | Berlin | 1. Oktober 1920 |
Krampnitz | Potsdam | 1. April 1939 |
Mangelshorst | Königshorst | 1928 |
Nattwerder | Potsdam | 1. April 1939 |
Nedlitz | Potsdam | 1. August 1935 |
Neu Geltow | Geltow | 1912 |
Nieder Neuendorf | Hennigsdorf | 1923 |
Pichelsdorf | Berlin | 1. Oktober 1920 |
Sacrow | Potsdam | 1. April 1939 |
Seegefeld | Falkensee | 1. April 1923 |
Spandau | kreisfrei | 1. April 1887 |
Staaken | Berlin | 1. Oktober 1920 |
Sternfeld | Spandau | 1910 |
Tiefwerder | Berlin | 1. Oktober 1920 |
Literatur
- Beiträge zur Geschichte des Bergbaues in der Provinz Brandenburg, Hermann Cramer, Halle 1872–1889, Band 4, (Reprint, Faksimile), Potsdam 2011, ISBN 978-3-88372-003-6.
- Ernst Georg Bardey: Geschichte von Nauen und Osthavelland, Verlag Max Babenzien, Rathenow 1892. (Digitalisat) Reprint British Library, Historical Print Editions 2018, ISBN 978-0-274-63808-6.
Weblinks
- www.territorial.de – Landkreis Osthavelland
- Michael Rademacher: Deutsche Verwaltungsgeschichte von der Reichseinigung 1871 bis zur Wiedervereinigung 1990. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
Einzelnachweise
- ↑ Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam. Kreiseinteilung des Regierungsbezirks Potsdam. Band 1816, Nr. 12. Potsdam, S. 103 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- ↑ Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Potsdam. Inkrafttreten der neuen Kreiseinteilung des Regierungsbezirks Potsdam. Band 1817, Nr. 7. Potsdam, S. 51 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- ↑ Der erste Landrat des Osthavellands. In: Märkische Allgemeine. 7. April 2016, abgerufen am 21. Februar 2022.
- ↑ Wilckens, Hans, in: Rolf Jehke: Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874–1945, Herdecke. Zuletzt geändert am 17. März 2019.
- ↑ Lamberz, Peter - Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 12. Oktober 2023.
- ↑ Christian Gottfried Daniel Stein: Handbuch der Geographie und Statistik des preußischen Staats. Der Regierungsbezirk Potsdam. Vossische Buchhandlung, Berlin 1819, S. 197 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- ↑ a b c d e f Michael Rademacher: Landkreis Osthavelland. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Mittheilungen des Statistischen Bureau's in Berlin, Band 2 (Einwohnerzahlen der Kreise), Zweiter Jahrgang 1849, Hrsg. F. W. C. Dieterici, Königliches Statistisches Bureau, E. S. Mittler und Sohn, Berlin 1849, S. 313. (Digitalisat)
- ↑ Die Gemeinden und Gutsbezirke der Provinz Brandenburg und ihre Bevölkerung 1871, Berlin 1873.
- ↑ Volks- und Berufszählung vom 29. Oktober 1946 in den vier Besatzungszonen und Groß-Berlin, Deutsches Gemeindeverzeichnis, Duncker & Humblot, Berlin/ München 1946.
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