Ostermundigen
Ostermundigen | |
---|---|
Staat: | Schweiz |
Kanton: | Bern (BE) |
Verwaltungskreis: | Bern-Mittelland |
BFS-Nr.: | 0363 |
Postleitzahl: | 3072 |
UN/LOCODE: | CH OMD |
Koordinaten: | 603403 / 200498 |
Höhe: | 585 m ü. M. |
Höhenbereich: | 529–732 m ü. M.[1] |
Fläche: | 5,96 km²[2] |
Einwohner: | [3] 18'195 (31. Dezember 2023) |
Einwohnerdichte: | 3053 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Schweizer Bürgerrecht) | 32,4 % (31. Dezember 2023)[4] |
Arbeitslosenquote: | 3,05 % (2011)[5] |
Gemeindepräsident: | Thomas Iten (parteilos) |
Website: | www.ostermundigen.ch |
Der Rand von Ostermundigen | |
Lage der Gemeinde | |
Weitere Karten |
Ostermundigen (berndeutsch Oschtermundige , auch gekürzt Mundige ) ist eine Einwohnergemeinde und der Hauptort des Verwaltungskreises Bern-Mittelland des Schweizer Kantons Bern.
Geographie
Ostermundigen ist eine Gemeinde in der Agglomeration Bern und liegt östlich von Bern am Fuss des Ostermundigenbergs.
Geschichte
Erstmals urkundlich erwähnt findet sich Ostermundigen im Jahr 1239 in der Phrase Chonradus laicus de Osturmundingin. Beim Ortsnamen handelt sich um einen primären Siedlungsnamen, gebildet mit dem althochdeutschen männlichen Personennamen Ostermund, erweitert um das Zugehörigkeitssuffix ‑ingen; «Ostermundigen» bedeutete somit ursprünglich «bei den Leuten des Ostermund».[6]
1870 wurde in Ostermundigen die erste Zahnradbahn Europas in Betrieb genommen, um Gestein vom damals grössten Steinbruch der Schweiz in Ostermundigen zum Bahnhof zu transportieren.[7]
Ostermundigen ist erst seit der Abspaltung von Bolligen im Jahre 1983 eine selbständige Gemeinde, vorher war sie lediglich eine sogenannte Viertelsgemeinde von Bolligen. Aus der ehemaligen Holzgemeinde wurde in den letzten Jahrzehnten eine typische Agglomerationsgemeinde mit vielfältigem Angebot.
Seit 1979 hat Ostermundigen eine Städtepartnerschaft mit Löhnberg an der Lahn, Deutschland.
Ab Anfang 2021 wurden unter dem Projekttitel «Kooperation Ostermundigen – Bern» Fusionsverhandlungen zwischen der Stadt Bern und Ostermundigen geführt.[8] Nachdem die Fusionsdokumente von Mitte Oktober bis Mitte Dezember 2022 der Öffentlichkeit zur Vernehmlassung vorgelegt worden waren, verabschiedeten die Gemeinderäte von Bern und Ostermundigen im April 2023 das Fusionspaket zuhanden der beiden Parlamente und der Stimmberechtigten. Im Juni 2023 beschlossen die Parlamente der beiden Gemeinden, den Stimmberechtigten die Fusion zur Abstimmung vorzulegen – mit der Empfehlung, diese anzunehmen.[9] Die Volksabstimmung fand in beiden Gemeinden am 22. Oktober 2023 statt. Während die Stimmberechtigten der Stadt Bern der Fusion mit rund 72 % zustimmten, lehnte sie die Ostermundiger Stimmbevölkerung mit über 57 % ab.[10][11] Das Fusionsprojekt ist somit gescheitert.
Bevölkerung
Jahr | 1836 | 1910 | 1930 | 1950 | 1955 | 1960 | 1965 | 1970 | 1975 | 1980 | 1983 |
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Einwohner | 689 | 2'325 | 3'747 | 5'339 | 6'530 | 8'754 | 11'923 | 15'854 | 16'321 | 17'034 | 17'611 |
Jahr | 1985 | 1990 | 1995 | 2000 | 2005 | 2010 | 2015 | 2020 | 2021 | 2022 | 2023 |
Einwohner | 17'426 | 16'762 | 16'121 | 15'384 | 15'132 | 15'667 | 17'024 | 18'005 | 18'044 | 18'255 | 18'395 |
Politik
Der Gemeinderat ist die Exekutive Ostermundigens. Er zählt sieben Mitglieder. Mit Ausnahme des Gemeindepräsidenten arbeiten die Gemeinderäte nebenamtlich. Der Gemeinderat wird alle vier Jahre im Proporzsystem gewählt (gleichzeitig mit dem Grossen Gemeinderat). Der Gemeindepräsident wird im Majorzverfahren gewählt. Gemeindepräsident ist seit 2013 Thomas Iten (parteilos, Stand 2024).[13]
Der Grosse Gemeinderat ist die Legislative Ostermundigens. Er umfasst 40 Mitglieder und wird alle vier Jahre im Proporzsystem gewählt. Die links stehende Grafik zeigt die momentane Sitzverteilung des Grossen Gemeinderates (Stand Januar 2024). Die untenstehende Tabelle zeigt die Sitzverteilung nach den Wahlen seit Einführung des Gemeindeparlamentes[14]:
Partei | 1972 | 1976 | 1980 | 1984 | 1988 | 1992 | 1996 | 2000 | 2004 | 2008 | 2012[15] | 2016[16] | 2020[17] |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
SP1 | 19 | 19 | 19 | 15 | 12 | 12 | 14 | 13 | 15 | 14 | 13 | 12 | 12 |
SVP | 5 | 6 | 5 | 6 | 9 | 6 | 6 | 9 | 9 | 10 | 11 | 11 | 9 |
glp | 3 | 5 | 6 | ||||||||||
FDP | 7 | 7 | 8 | 7 | 8 | 6 | 5 | 6 | 5 | 4 | 4 | 5 | 4 |
CVP/BDP3 | 4 | 3 | 3 | 4 | 3 | 3 | 3 | 3 | 2 | 2 | 2 | 2 | 3 |
EVP2 | 2 | 2 | 3 | 3 | 3 | 4 | 4 | 5 | 4 | 5 | 4 | 4 | 3 |
Grüne | 2 | ||||||||||||
Piraten | 1 | ||||||||||||
FORUM | 2 | 3 | 5 | 3 | 1 | ||||||||
LdU | 3 | 3 | 2 | 2 | 2 | 3 | 2 | ||||||
SD | 2 | 2 | 2 | 2 | |||||||||
POCH | 2 | 2 | |||||||||||
Auto-Partei | 2 | 2 | |||||||||||
DA/GP | 1 | 1 | 1 | ||||||||||
Freie Liste | 1 | 2 |
Bei den Nationalratswahlen 2023 betrugen die Wähleranteile in Ostermundigen (in Klammern die Veränderung im Vergleich zu den Wahlen 2019 in Prozentpunkten): SP 25,68 % (+4,67), SVP 22,80 % (+0,81), glp 12,26 % (+1,81), Mitte 10,72 % (−2,52), Grüne 10,29 % (−3,90), FDP 6,91 % (−1,33), EVP 5,30 % (+0,09), EDU 2,09 % (+0,64), Weitere 3,94 % (−0,26).[18]
Wirtschaft
In Ostermundigen sind mehrheitlich KMU angesiedelt. Die grössten in der Gemeinde domizilierten Firmen sind Intersport und Emmi. Seit 2004 betreibt die Schweizerische Post in Ostermundigen ein Verteilzentrum. Neben diesen Firmen sind zudem bekannte Firmen wie die Friedrich Sport AG oder der Kabelhersteller «Kablan» in Ostermundigen tätig.
Verkehr
Den ersten Anschluss an den öffentlichen Verkehr erhielt Ostermundigen mit der Bahnstrecke Bern–Thun bereits 1859. 1924 wurde es an das Netz des Stadtberner Nahverkehrs angeschlossen.
- Autobahnen (Anschlüsse Bern-Wankdorf und Bern-Ostring)
- S-Bahn Bern
- Bus Bernmobil (älteste Stadtbuslinie der Schweiz)
- Bus RBS
- Mobility on demand mybuxi
- Publibike
Mit voraussichtlichem Baubeginn im Juli 2024 wird innerhalb von rund 5 Jahren das Tram Bern – Ostermundigen (TBO) realisiert. Ab voraussichtlich 2025 bauen die SBB gleichzeitig den Bahnhof Ostermundigen um, u. a. mit direkten Verbindungen zu den Tramhaltestellen.
Wasserversorgung
Ostermundigen ist beim Wasserverbund Region Bern angeschlossen.[19]
Kunst, Bildung, Kultur
Kulturell ist Ostermundigen stark auf die benachbarte Stadt Bern ausgerichtet. Ostermundigen hat ein gut ausgebautes Grundschulsystem mit vier Schulzentren (Bernstrasse, Dennigkofen, Mösli und Rüti).[20]
In den Sandsteinbrüchen Ostermundigens wurden jahrhundertelang Sandsteine gebrochen, die in der Stadt Bern als Bausubstanz verwendet wurden. Namentlich auch das Berner Münster wurde zu grossen Teilen aus Ostermundiger Sandstein erbaut. Sogar Teile des Kölner Doms wurden mit Ostermundiger Sandstein hergestellt.
Das kulturelle Leben Ostermundigens wird stark durch seine zahlreichen Vereine bestimmt.
Literarische Erwähnung fand der Ort in der Kurzgeschichte «Der Rand von Ostermundigen» (1973) von Franz Hohler
Sehenswürdigkeiten
Die Gemeinde ist auch wegen ihrer modernen Architektur sehenswert, z. B. des Migros-Einkaufszentrums von Justus Dahinden.
Persönlichkeiten
- Ernst Nobs (1886–1957), 1906–1912 Lehrer in Ostermundigen, 1943–1951 Bundesrat
- Fred Erismann (1891–1979), Theater-, Portrait- und Kulturfotograf, lebte in Ostermundigen
- Paul Berger (1920–2004), reformierter Geistlicher, Obdachlosenpfarrer, wurde in Ostermundigen geboren
- Eberhard W. Kornfeld (1923–2023), Kunstsammler, Galerist und Autor, lebte in Ostermundigen
- Ursula Andress (* 1936), Schauspielerin, wurde in Ostermundigen geboren
- Heidi und Peter Zuber (* 1942 / 1939–1999), Flüchtlingshelfer
- Rupert Moser (* 1944), Afrika-Forscher, Sachbuch-Autor und Afrikanistik-Professor der Universität Bern, lebt seit 1973 in Ostermundigen
- Renzo Holzer (* 1952), ehemaliger Eishockeyspieler, Stürmer des SC Bern der späten 1970er Jahre, lebt in Ostermundigen
- Hans-Peter Zaugg (* 1952), Stürmer beim FC Rapid Ostermundigen, 2000 Schweizer Nationaltrainer
- Kristina Rothen-Böhm (* 1959), Schauspielerin, Tochter von Karlheinz Böhm
- Andreas Beutler (* 1963), ehemaliger Eishockeyspieler, Verteidiger des SC Bern der späten 1980er und frühen 1990er Jahre, wuchs in Ostermundigen auf
- Patrick Howald (* 1969), Eishockeyspieler, wuchs in Ostermundigen auf
- Samuel Schwarz (* 1971), Regisseur (Wilhelm Tell als Friedrich Leibacher), ging in Ostermundigen zur Schule
- Michelle Hunziker (* 1977), TV-Moderatorin, wuchs in Ostermundigen auf
- Michel Kratochvil (* 1979), Tennisspieler, heute Leiter der Michel Kratochvil Tennis Academy in Ostermundigen
- Tommy Vercetti (* 1981), Rapper, wuchs in Ostermundigen auf
- Philippe Furrer (* 1985), Eishockeyspieler
- Roman Josi (* 1990), Eishockeyspieler
- Kim de l’Horizon (* 1992), Autorenperson
- Julia Saner (* 1992), Model, wuchs in Ostermundigen auf
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
- ↑ Regionalporträts 2012: Gemeinden. (PDF; 46,5 MB) Bundesamt für Statistik, 2012, abgerufen am 24. Dezember 2022.
- ↑ Ortsnamenbuch des Kantons Bern, Band I/4, Sp. 111 f.
- ↑ Peter Steiger: In Ostermundigen fuhr die allererste Zahnradlokomotive. bernerzeitung.ch, 27. Februar 2012 (abgerufen am 5. Oktober 2020).
- ↑ Kooperation Ostermundigen – Bern. Website der Stadt Bern, abgerufen am 4. Juli 2023.
- ↑ Kooperation Ostermundigen Bern – Meilensteine. Stadt Bern und Gemeinde Ostermundigen, abgerufen am 4. Juli 2023.
- ↑ Bern sagt Ja zur Fusion, Ostermundigen lehnt ab. Stadt Bern und Gemeinde Ostermundigen, abgerufen am 4. Juli 2023.
- ↑ Keine Chance für Grossbern. Fusion geplatzt: Ostermundigen gibt Bern einen Korb. In: SRF News. 22. Oktober 2023, abgerufen am 23. Oktober 2023.
- ↑ Quellen: 1836–1950 HLS, ab 1955 Statistikzahlen. Einwohnerzahlen auf der Website der Gemeinde Ostermundigen.
- ↑ Gemeinderat. Website der Gemeinde Ostermundigen.
- ↑ Zahlen enthalten unter:Rückblick GGR. 2011 – über die Gemeindegrenze geschaut ( vom 24. November 2012 im Internet Archive), jeweils Jahr des Amtsantritts (also Ergebnisse für 1972 unter 1973 etc.). Website der Gemeinde Ostermundigen.
- ↑ Ergebnisse Grosser Gemeinderat 2012. Website der Gemeinde Ostermundigen. (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. abgerufen am 18. Januar 2013
- ↑ Ergebnisse Grosser Gemeinderat 2016 ( vom 16. Mai 2021 im Internet Archive). Website der Gemeinde Ostermundigen, 25. September 2016 (PDF; 243 kB).
- ↑ Ergebnisse Grosser Gemeinderat 2020 ( vom 16. Mai 2021 im Internet Archive). Website der Gemeinde Ostermundigen, 27. September 2020 (PDF; 588 kB).
- ↑ Eidgenössische Wahlen 2023, NR – Ergebnisse Parteien (csv). In: opendata.swiss. Bundesamt für Statistik, abgerufen am 17. Februar 2024.
- ↑ Wasserverbund Region Bern AG: Organisation. In: wvrb.ch. Abgerufen am 5. März 2023.
- ↑ Bildung. Website der Gemeinde Ostermundigen.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Schweizerfahne, Flagge der Schweiz. Commons-Seite zur Schweiz → Confoederatio Helvetica.
Autor/Urheber: Erich Iseli, Lizenz: CC BY-SA 3.0
An der Bushaltestelle Zollgasse aufgestellte Zahnradlokomotive mit Wagen, die von 1876 bis 1902 Sandsteine aus den Brüchen über das Anschlussgleis in die Station Ostermundigen transportierte.
Migros-Supermarket Ostermundigen bei Bern, Architekt: Justus Dahinden
Autor/Urheber: Drelm (talk), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Der Rand von Ostermundigen
Kameraposition | Dieses und weitere Bilder auf OpenStreetMap |
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Autor/Urheber: Aliman5040, Lizenz: CC BY-SA 3.0
coat of arms municipality of Ostermundigen, Switzerland)
Autor/Urheber: Tschubby, Lizenz: CC BY-SA 3.0
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