Osterfeststreit

Mit Osterfeststreit oder Osterterminstreit ist eine Auseinandersetzung im frühen Christentum über das korrekte Datum für die Feier des Osterfests bezeichnet. Die ungleichen Ostertermine zwischen Ost und Westen lösten bereits zwischen Papst Anicetus (ca. 154–166) und Bischof Polykarp von Smyrna (um 69–155) die ersten Streitigkeiten aus. Unter Papst Viktor I. (189–198?) wurde der Terminstreit über das Osterdatum erneut aufgebracht.[1]

Der Streit

Im Osterstreit des 2. Jahrhunderts, nicht zu verwechseln mit dem Osterfeststreit, trafen über die Feier des Osterfestes mehrere Auffassungen aufeinander, denn in den Ost- und Westgemeinden der Christenheit gab es unterschiedliche Meinungen über die Wahl des Wochentages, der Abgrenzung zum jüdischen Pessah-Fest, der Methode zur Terminbestimmung und schließlich darüber, welches Ereignis in der Passion Jesu Christi als Gedenktag zu feiern sei. Bisher wurde das Osterfest an verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Zeiten und unterschiedlichen Anlässen begangen.

Um 190 ging es also um die Frage, ob in Kleinasien und Palästina das Fest exakt zum jüdischen Pessahfest am 14. nach dem 1. Nisan zu feiern sei oder ob es, in Übereinstimmung mit der Praxis in Alexandrien und Rom,[2] stets an einem Sonntag in zeitlicher Nähe zum jüdischen Passahfest gefeiert werden sollte. Hier standen sich als Vermittler Irenäus von Lyon (135-202) und Viktor I. als Streitführer in einem ökumenischen Streit gegenüber. Viktor I. hatte nämlich alle Kirchen der Welt aufgefordert, dem römischen Brauch zu folgen, ansonsten wollte er die Kirchengemeinschaft mit den Gemeinden Kleinasiens aufheben. Diese Androhung stieß auf erheblichen Widerstand, vergeblich suchte das Konzil von Arles im Jahr 314 eine Einigung herbeizuführen. Erst auf Druck von Kaiser Konstantin dem Großen (um 280–337) wurde auf dem von ihm einberufenen Ersten Konzil von Nicaea (325) der Streit beigelegt, jedoch nicht beendet. Die Konzilsväter regten einen gemeinsamen Ostertermin an und forderten Bischof Athanasius von Alexandria auf, in seinen sogenannten Osterfestbriefen einen in Ost und West gültigen Termin anzukündigen. Das Konzil von Nicaea stellte den Osterfeststreit ein und bestimmte: „Ostern soll am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert werden, fällt dieser Vollmond auf einen Sonntag, ist die Osterfeier erst am folgenden Sonntag zu feiern“.

Der Disput um den Ostertermin zog sich noch weitere 150 Jahre hin, da man sich zwischen Rom und Alexandria, dem Zentrum der kleinasiatischen Christen, immer noch nicht einigen konnte. Papst Johannes I. (523–526) bat 525 Dionysius Exiguus, der als Begründer der Christlichen Zeitrechnung bekannt wurde, um Rat. Dionysus errechnete eine Ostertafel für einen Zyklus von 532 Jahren, die im Westen und Osten anerkannt wurde und den Osterfeststreit beendete. Bis zum Jahre 1582 gab es für die Christenheit nun ein gemeinsames Osterdatum, welches erst durch die in diesem Jahr von Papst Gregor XIII. (1572–1585) geschaffene Kalenderreform geändert wurde.

Literatur

  • Josef Gelmi: Von den Anfängen bis zur Konstantinischen Wende. In: Bruno Moser (Hrsg.): Das Papsttum: Epochen und Gestalten. Südwest-Verlag, München 1986, ISBN 3-517-00809-5
  • Viktor und der sogenannten Osterfeststreit. In: Theologische Realenzyklopädie (TRE). Band 35, de Gruyter, Berlin/New York 2003, ISBN 3-11-017781-1, S. 94–96.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Josef Gelmi: Verzeichnis sämtlicher Päpste von Petrus bis Johannes Paul II. und Von den Anfängen bis zur Konstantinischen Wende. In: Bruno Moser (Hrsg.): Das Papsttum – Epochen und Gestalten. Südwest-Verlag, München 1986, ISBN 3-517-00809-5, S. 51 ff., 384.
  2. Theofried Baumeister: Narkissos, hl. In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. 3. Auflage. Band 7. Herder, Freiburg im Breisgau 1998, Sp. 638 f.