Osterfestspiele Salzburg

Das Große Festspielhaus in Salzburg

Die Osterfestspiele Salzburg wurden 1967 von Herbert von Karajan gegründet.[1] Sie umfassen alljährlich eine Opernproduktion und mehrere Konzerte. Das zehntägige Festival gilt als elitärstes Festival der Welt und ist organisatorisch und finanziell unabhängig von den Salzburger Festspielen, die jeweils zu Pfingsten und im Sommer veranstaltet werden. 2020 wurden die Festspiele aufgrund der COVID19-Pandemie in Österreich abgesagt.[2] Aufgrund der noch anhaltenden COVID19-Pandemie fanden die Osterfestspiele Salzburg 2021 erstmals in der Geschichte des Festivals im Herbst (29. Oktober bis 1. November 2021) statt.[3]

Orchester

Berliner Philharmoniker (1967 bis 2012)

Ab 1967 bildeten die Berliner Philharmoniker unter der musikalischen Leitung ihres jeweiligen Chefdirigenten das künstlerische Zentrum des Festivals. Die Hauptspielstätte bildet das Große Festspielhaus in Salzburg, ergänzt um Veranstaltungen im Großen Saal der Stiftung Mozarteum sowie im Republic. Die musikalische Leitung der Oper und der meisten Orchesterkonzerte hatte der jeweilige Chefdirigent der Berliner Philharmoniker inne, wobei für jeweils ein Konzert auch ein erstrangiger Gastdirigent eingeladen wurde.

Ab 1994 ergänzte die von Claudio Abbado gegründete Kammermusikreihe „Kontrapunkte“ das Programm,[4] bei der Mitglieder der Berliner Philharmoniker mit namhaften Solisten als Kammermusiker zu erleben waren. Die Osterfestspiele Salzburg waren der einzige Ort, an dem die Berliner Philharmoniker als Opernorchester zu hören waren (abgesehen von etwaigen Koproduktionen).

Auffällig ist die hohe finanzielle Eigendeckungsquote des Festivals: 92 Prozent des Budgets werden durch Mitgliedsbeiträge der Förderer des Festivals, Kartenverkauf sowie Sponsoring eingebracht. Nur acht Prozent kommen als Subvention von der öffentlichen Hand.[5] Dieser hohe Eigendeckungsgrad ist nur durch ein Förderer- und Abonnementsystem mit sehr hohen Kartenpreisen aufrechtzuerhalten, die dem Festival den Vorwurf des Elitären einbrachten. Herbert von Karajan hat das System entwickelt, wonach man, um fixe Plätze zu bekommen, zunächst Förderer der Osterfestspiele werden muss (Beitrag: ab 300,- EUR, Jugend: 50,- EUR) und damit berechtigt wird, ein Abonnement aus einer Opernvorstellung und drei Konzerten zu kaufen. Kurzfristig sind auch nicht verkaufte Abos als einzelne Restkarten (ohne Mitgliedschaft im Förderverein) erhältlich. Zu sehr günstigen Preisen und im Freiverkauf kann man hingegen die Kammerkonzerte besuchen (5,- bis 50,- EUR).

Zum Jahreswechsel 2009/2010 wurden die Osterfestspiele Salzburg mit einem Finanzskandal konfrontiert. Gegen mehrere Verdächtige ermittelt die Staatsanwaltschaft Salzburg wegen Betrug und Untreue. Die Vorwürfe richten sich unter anderem gegen den ehemaligen Geschäftsführer Michael Dewitte und den ehemaligen Technischen Leiter der Salzburger Festspiele (Sommerfestspiele), Klaus Kretschmer, der für die Osterfestspiele Dienstleistungen erbrachte. Beide wurden im Zuge der bekannt gewordenen Malversationen entlassen.[6]

Infolge des Skandals wurden die Osterfestspiele im Frühjahr 2010 strukturell und personell neu organisiert. Eine neue „Osterfestspiele Salzburg GmbH“ wurde gegründet, mit folgenden Gesellschaftern: Stiftung Herbert von Karajan Osterfestspiele Salzburg (25 %), Stadt Salzburg (20 %), Land Salzburg (20 %), Salzburger Land Tourismus GmbH (20 %), Verein der Förderer der Osterfestspiele in Salzburg (15 %). Mit der Leitung des Festivals wurde der britische Musikmanager Peter Alward betraut, der als geschäftsführender Intendant fungierte. Zum kaufmännischen Geschäftsführer wurde Bernd Gaubinger bestellt.[5]

Wenige Wochen nach der Festspielsaison 2011 gaben die Berliner Philharmoniker überraschend ihren Rückzug von den Osterfestspielen Salzburg nach der Saison 2012 bekannt. Sie bestreiten ihre Osterfestspiele seit 2013 im Festspielhaus Baden-Baden.

Sächsische Staatskapelle Dresden (2013 bis 2022)

In der Nachfolge konnte Christian Thielemann als neuer Künstlerischer Leiter ab der Saison 2013 sowie die Sächsische Staatskapelle Dresden als das neue Orchester der Osterfestspiele Salzburg präsentiert werden. Die Opernproduktionen wurden nun jeweils nach ihrer Premiere in Salzburg an der Semperoper übernommen.

Ab 1. Juli 2015 übernahm der Kulturmanager, Komponist und Dirigent Peter Ruzicka die Leitung des Festivals als Geschäftsführender Intendant. Er folgte damit auf Peter Alward und Bernd Gaubinger.[7] Seit 2017 ergänzte eine Kammeroper als zweite szenische Produktion das Programm. Im Fokus stand jeweils ein Werk des 20. oder 21. Jahrhunderts. Auf Salvatore Sciarrinos Lohengrin folgten 2018 Satyricon von Bruno Maderna und 2019 die Uraufführung von Thérèse von Philipp Maintz[8][9]

Im November 2018 wurde Nikolaus Bachler als Ruzickas Nachfolger bestellt, zunächst als Geschäftsführender Intendant ab Juli 2020, dann ab 2022 als künstlerischer Gesamtleiter.[10] Noch vor Bachlers Amtsantritt kam es im August 2019 zum Streit mit Thielemann um die künftige künstlerische Gesamtverantwortung.[11] Im September 2019 wurde bekannt, dass der Vertrag mit Thielemann und der Sächsischen Staatskapelle 2022 nicht verlängert werde und Bachler danach „ein Festival mit wechselnden Spitzenorchestern“ plane.[12] Bachler kündigte an, die Festspiele „sowohl inhaltlich als auch strukturell“ in die Zukunft führen zu wollen. Er sei immer schon der Überzeugung gewesen, „dass Musik und Szene gleichwertig zueinander finden müssen, um eine gegenwärtige Sicht auf alte und neue Werke zu vermitteln“. Demnach sollen Oper, Konzert, Kammermusik, Tanz und Chorwerke in der Konzentration von zehn Tagen „einen neuen ‚Festbegriff‘ kreieren und eine eigenständige Identität entwickeln“.[12]

2020 wurden die Festspiele aufgrund der COVID-19-Pandemie in Österreich abgesagt,[2] 2021 fanden sie deshalb ohne szenische Oper erst im Herbst statt.[13] Nach zehn Jahren verabschiedete sich die Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann 2022 mit Wagners Lohengrin von den Osterfestspielen Salzburg.[14]

Im Januar 2023 wurde bekannt, dass die Berliner Philharmoniker 2026 als permanentes Residenzorchester zu den Osterfestspielen Salzburg zurückkehren.[15]

Künstlerische Leitung und Opernproduktionen

(c) Bundesarchiv, Bild 183-S47421 / CC-BY-SA 3.0
1967–1989
1992–1993
1994–2002
2003–2012
2013–

Herbert von Karajan

Alle Inszenierungen lagen in den Händen von Herbert von Karajan, ausgenommen La Bohème (Franco Zeffirelli) und Don Giovanni (Michael Hampe).

Nach Karajans Tod folgte ein zweijähriges Interregnum:

Sir Georg Solti

Claudio Abbado

Sir Simon Rattle

Christian Thielemann

Die für die Jahre 2020 und 2021 geplanten Produktionen

mussten infolge der Corona-Pandemie abgesagt werden, im Folgejahr konnten die Festspiele wieder wie geplant stattfinden:

Klaus Bachler

Trivia

In den 1990er Jahren wurden im Rahmen der Osterfestspiele Künstler der Bildenden Kunst mit dem Prix Eliette von Karajan, der Komposition und der Literatur mit dem Prix Nonino ausgezeichnet.

Zum 50-jährigen Jubiläum der Osterfestspiele im Jahre 2017 hat Eliette von Karajan den mit 50.000 € dotierten Herbert-von-Karajan-Preis gestiftet. Der Preis wird an Künstler verliehen, dessen herausragende künstlerische Leistungen weltweite Anerkennung gefunden hat. Es werden auch Nachwuchskünstler ausgezeichnet, für die diese Preisvergabe einen besondere Stellenwert in ihrer musikalischen Laufbahn haben soll.[17]

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Einführungstext zu Geschichte und Philosophie des Festivals auf der Website der Osterfestspiele Salzburg (Memento vom 21. August 2011 im Internet Archive)
  2. a b Osterfestspiele Salzburg 2020 abgesagt. In: ORF.at. 12. März 2020, abgerufen am 12. März 2020.
  3. Osterfestspiele auf Herbst verschoben. In: ORF.at. 15. März 2021;.
  4. Einführungstext zur Reihe Kontrapunkte 2012 auf der Website der Osterfestspiele Salzburg (Memento vom 5. April 2012 im Internet Archive)
  5. a b Prüfbericht des Salzburger Landesrechnungshofs (Oktober 2010) (Memento vom 11. Januar 2014 im Internet Archive) (PDF-Datei; 632 kB)
  6. Osterfestspiele Skandal 2010. In: Salzburger Nachrichten: Salzburgwiki.
  7. Peter Ruzicka neuer Chef der Salzburger Osterfestspiele. In: derStandard.at. 24. Oktober 2014, abgerufen am 24. Oktober 2014.
  8. 50 Jahre Osterfestspiele Salzburg. (PDF) In: osterfestspiele-salzburg.at. 20. März 2016, archiviert vom Original am 20. August 2018; abgerufen am 10. Januar 2022.
  9. Kammeroper „Thérèse“ von Philipp Maintz. In: osterfestspiele-salzburg.at. 14. April 2019, archiviert vom Original am 20. August 2018; abgerufen am 10. Januar 2022.
  10. Osterfestspiele: Bachler offiziell zum Chef bestellt. Österreichischer Rundfunk, 7. November 2018, abgerufen am 9. Januar 2023.
  11. Henrik Oerding: Streit rund um die Salzburger Osterfestspiele Thielemann gegen Bachler. In: BR Klassik. Bayerischer Rundfunk, 21. August 2019, abgerufen am 9. Januar 2023.
  12. a b Salzburger Osterfestspiele: Neuausrichtung ab 2023. Nikolas Bachler als künstlerischer Gesamtleiter bestätigt. Land Salzburg, 17. September 2019, abgerufen am 9. Januar 2023.
  13. Bernhard Neuhoff: Die Salzburger „Osterfestspiele im Herbst“. Thielemanns gute und schwere Tage. In: BR Klassik. Bayerischer Rundfunk, 1. November 2021;.
  14. Osterfestspiele Salzburg: 81 Prozent Auslastung beim Finale von Thielemann. In: Kleine Zeitung. 18. April 2022, abgerufen am 9. Januar 2023.
  15. Bernhard Neuhoff, Antonia Morin: Salzburger Osterfestspiele: Berliner Philharmoniker kehren zurück. In: BR Klassik. Bayerischer Rundfunk, 10. Januar 2023, abgerufen am 10. Januar 2023.
  16. Offizielles Programm der Osterfestspiele Salzburg (Memento vom 21. Februar 2011 im Internet Archive) (PDF-Datei; 120 kB)
  17. Der Jahrhundert-Dirigent – Salzburg Easter Festival. Abgerufen am 8. April 2023.

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  • Karajan, Herbert von: Dirigent, Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper, Österreich
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