Osnabrücker Ruder-Verein

Osnabrücker RV
NameOsnabrücker Ruder-Verein e. V.
SportartRudern
Vereinsfarbenschwarz, weiß und gold
Gegründet26. April 1913[1]
GründungsortOsnabrück
VereinssitzGlückaufstraße 16
49090 Osnabrück
Mitglieder353 (Stand: 1. Januar 2013[2])
VorsitzenderJens-Peter Zuther (seit 2004)
Websitehttp://www.orv.de/
Bootshaus an der Glückaufstraße

Der Osnabrücker Ruder-Verein e. V. (ORV) ist ein Sportverein aus Osnabrück. Er wurde am 26. April 1913[1] gegründet und hat derzeit etwa 350[2] Mitglieder, darunter mehrere Medaillengewinner bei Olympischen Sommerspielen und Ruder-Weltmeisterschaften. Das Vereinsgelände mit Bootshaus am Stichkanal Osnabrück liegt im Osnabrücker Stadtteil Eversburg. Der ORV ist Mitglied im Deutschen Ruderverband (DRV) und im Landesruderverband Niedersachsen (LRVN).

Geschichte

Von der Gründung bis zu den ersten Bootshäusern

Die Gründung des Vereins ist eng mit dem Bau des Stichkanal Osnabrück verbunden, an dessen südlichem Ende das Gelände des Hafen Osnabrück ab 1912 erschlossen wurde.[3] Am 26. April 1913 gründeten 14 Männer den Osnabrücker Ruder-Verein, um bei der Fertigstellung des Kanals schnell den Sportbetrieb aufnehmen zu können. Zum ersten Vorsitzenden wurde damals Rudolf Gosling gewählt.[1] Im neuen Osnabrücker Hafen nahe der Römereschstraße wurde ein Bootshaus geplant, das aber aufgrund des Ersten Weltkrieges zunächst nicht realisiert werden konnte. Der junge Verein verlor im Krieg viele seiner vorher bereits ca. 75 Mitglieder.[4]

Nach dem Krieg konnte erst im August 1920 der Ruderbetrieb mit zunächst zwei neuen Gig-Doppelzweiern und zwei neuen Gig-Vierern auf dem inzwischen eröffneten Stichkanal aufgenommen werden. Bald konnten eine erste Bootshalle mit Anleger und im Jahre 1921 auch das erste Bootshaus im Hafen in Betrieb genommen werden. Es zeigte sich jedoch schnell, dass der lediglich 1,5 Kilometer lange Abschnitt im Hafen für ein Wettkampftraining zu kurz war. Bereits 1922 begann der Verein mit Planungen für ein zweites Bootshaus direkt unterhalb der Haster Schleuse auf der Südwestseite des Kanals.[5] Das neue Heimgewässer zwischen der Haster und der Hollager Schleuse war mit 5 Kilometern Länge wesentlich besser für den Ruderbetrieb geeignet. Im Jahr 1928 konnte der ORV seinen ersten Achter anschaffen.

Frauen waren wie zu der Zeit üblich als Mitglieder nicht zugelassen. Im Jahr 1925 wurde ein „Damen-Ruder-Verein“ im Umfeld des Vereins gegründet, der zehn Jahre später als Abteilung in den Verein eingegliedert wurde.

Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges und Wiederaufbau

Am 16. Dezember 1944 wurde das Bootshaus durch Fliegerbomben stark beschädigt, aber nicht zerstört. Gegen Ende des Krieges verlor der Verein dennoch durch Vandalismus sein gesamtes Bootsmaterial.[6] Auf politischen Druck hin sollte er nach dem Krieg einem Rasensportverein angeschlossen werden, was durch den damaligen 1. Vorsitzenden Franz Gürth erfolgreich vermieden werden konnte. Zwischen 1946 und 1948 wurde das Bootshaus an der Haster Schleuse auch mit einem Zuschuss der Stadt Osnabrück wieder hergerichtet. Der Ruderbetrieb konnte mit neuen Booten aufgenommen werden.

Inge Michaelis gewann im Jahr 1959 im Doppelvierer mit Steuerfrau den ersten Deutschen Meisterschaftstitel für den ORV in Renngemeinschaft mit Ruderinnen aus Mülheim und Lübeck.[7]

Umzug und sportliche Erfolge der 1980er-Jahre

Am 5. Dezember 1960[3] wurde das Bootshaus des Vereins durch eine Überschwemmung der nicht weit entfernten Hase schwer beschädigt. Auch der Stichkanal und die Haster Schleuse waren dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen und monatelang außer Betrieb. Das Bootshaus wurde wieder aufgebaut, allerdings stand fortan wegen eines geplanten Ausbaus des Stichkanals die Umsiedelung des Vereins im Raum. 1975 beschloss der Verein durch eine außerordentliche Mitgliederversammlung einen Umzug zur Glückaufstraße im Stadtteil Eversburg,[8] etwa 1,5 Kilometer vom alten Standort am selben Abschnitt des Kanals entfernt. Die Stadt Osnabrück unterstützte den Verein bei der Errichtung seines dritten Bootshauses am neuen Wassersportzentrum. An dem neu angelegten, rund 50 Meter langen Seitenarm bei Kanalkilometer 10,9 sind seitdem auch die Kanusport-Vereine Osnabrücker Kanu-Club von 1926 und Wassersportverein Osnabrück angesiedelt. Das dritte Bootshaus wurde 1978 fertiggestellt und eingeweiht. In dem neuen Komplex finden seitdem rund 1000 Ruderer aus dem ORV und zahlreichen Schulruderriegen Platz. Der Kanalausbau verzögerte sich allerdings um Jahrzehnte und wurde in Teilen erst ab etwa 2005 durchgeführt.

Ab den 1960er-Jahren wurde das Schülerrudern in Osnabrück sehr populär. Vorreiter waren das Ratsgymnasium und das Ernst-Moritz-Arndt Gymnasium, später auch das Gymnasium Carolinum und andere Gymnasien. Der ORV profitierte davon durch einen stärkeren Zustrom junger Mitglieder, eine gute Basis für spätere sportliche Erfolge auf höchstem Niveau.

Unter dem Trainer Ralf Holtmeyer entwickelte sich ab 1975 die sportlich erfolgreichste Zeit des Osnabrücker Ruder-Vereins. Im Jahr der Bootshauseröffnung gewann eine ORV-Mannschaft mit Hans-Günther Tiemann, Brunon Derkes, Johannes Hafer und Axel Wöstmann den Weltmeistertitel der Junioren im Vierer ohne Steuermann.[9] Zwei Jahre später konnte der ORV einen starken Männer-Achter stellen, der zweimal den Deutschland-Achter schlug und sich bei der Internationalen Rotseeregatta in Luzern für die Olympischen Sommerspiele 1980 in Moskau qualifizierte. Neben Tiemann, Derkes und Wöstmann saßen in der Mannschaft Thomas Möllenkamp, Ferdinand Hardinghaus, Ralf Kollmann, Andreas Schütte, Martin Möllmann aus dem nahegelegenen Bramsche und Steuermann Torsten Bremer. Der Olympiaboykott des Westens verhinderte den Start des ORV-Achters in Moskau.[10]

In der Folgezeit starteten einige der verhinderten Olympiaruderer bei weiteren Ruder-Weltmeisterschaften, ein Medaillengewinn gelang aber nicht unmittelbar. Bei den Olympischen Sommerspielen 1984 in Los Angeles belegten Axel Wöstmann und Thomas Möllenkamp im Zweier ohne Steuermann den vierten Platz. Möllenkamp konnte ab 1987 im Deutschland-Achter rudern, mit dem er die Goldmedaille bei den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul gewann. Er war zwischen 1992 und 2004 auch 1. Vorsitzender des Osnabrücker Ruder-Vereins. Als erste und bisher einzige Frau konnte Stefani Werremeier zwischen 1989 und 1992 bei Ruder-Weltmeisterschaften und der olympischen Ruderregatta starten. Ihr WM-Titel von 1990 war trotz der vorangegangenen Erfolge der Männer der erste für den Verein. 1992 gewann sie Silber im Zweier ohne Steuerfrau bei den Spielen von Barcelona.

Heute

Der Osnabrücker Ruder-Verein hat heute verschiedene Abteilungen für Breitensport, Leistungssport, Kinder- und Jugendliche, Masters, Wanderrudern und Anfängerausbildung. Es existiert weiterhin eine intensive Zusammenarbeit mit den Ruderriegen der Osnabrücker Schulen. Der Landesruderverband Niedersachsen fördert und koordiniert die Trainingsarbeit am ORV mit einem Landesstützpunkt.[11]

Zuletzt konnten wieder einige Medaillen bei Ruder-Weltmeisterschaften von Ruderern der ORV-Trainingsgruppe gewonnen werden. Herausragend war dabei der WM-Titel des Deutschland-Achters mit Jan Tebrügge im Jahr 2006. Weitere Medaillen wurden von Lutz Ackermann, Felix Övermann und Albert Kowert gewonnen. Daneben starten die ORV-Männer regelmäßig erfolgreich beim Deutschen Meisterschaftsrudern, in der Ruder-Bundesliga und beim Head of the River Race in London.

Die Vereinszeitschrift des ORV heißt seit 1964 „skulls“ in Anlehnung an das gleichnamige Sportgerät Skull. Bekannt ist der ORV unter Ruderern auch für seinen jährlich stattfindenden Klimmzugcontest „Power Challenge“.

Sportliche Erfolge

Einzelnachweise

  1. a b c Osnabrücker Ruder-Verein: Das Jahr 1913: Die Geburt vom Osnabrücker Ruder-Verein von 1913 e.V (ORV). Abgerufen am 26. April 2013.
  2. a b c d e f Osnabrücker Ruder-Verein: Mitglieder und Mitgliedsstruktur im ORV. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Dezember 2009; abgerufen am 26. April 2013.
  3. a b Wasser- und Schifffahrtsamt Minden: Stichkanal Osnabrück. Abgerufen am 26. April 2013.
  4. Osnabrücker Ruder-Verein: Das Jahr 1920: Der Rudersport wird in Osnabrück wieder aktiviert. Abgerufen am 26. April 2013.
  5. Osnabrücker Ruder-Verein: Das Jahr 1923: Bau des zweiten Bootshauses unterhalb der Haster-Schleuse. Abgerufen am 26. April 2013.
  6. Osnabrücker Ruder-Verein: Das Jahr 1945: Verlust fast aller Boote und Neugründung des alten Vereins. Abgerufen am 26. April 2013.
  7. Datenbank des Rüsselsheimer Ruder-Klub: Deutsches Meisterschaftsrudern: Doppelvierer – Frauen (Plätze 1 – 3). Abgerufen am 26. April 2013.
  8. Osnabrücker Ruder-Verein: Das Jahr 1975: Beschluß zum Bau eines neuen Bootshauses. Abgerufen am 26. April 2013.
  9. Datenbank des Weltruderverbandes: Ergebnis der J-WM 1978 im JM4-. Abgerufen am 7. Oktober 2014.
  10. a b Osnabrücker Ruder-Verein: Das Jahr 1980: Der Osnabrücker Achter qualifiziert sich für Olympia. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Oktober 2014; abgerufen am 26. April 2013.
  11. Landesruderverband Niedersachsen: Landesstützpunkt Osnabrück. Abgerufen am 26. April 2013.
  12. a b Datenbank des Rüsselsheimer Ruder-Klub: Wilfried Hoffmann: Olympische Ruderregatten seit 1896: Deutsche Medaillenerfolge – Gold, Silber und Bronze. Abgerufen am 26. April 2013.
  13. a b c d e Datenbank des Rüsselsheimer Ruder-Klub: Wilfried Hoffmann: Ruder-Weltmeisterschaften seit 1962: Deutsche Medaillenerfolge – Gold, Silber und Bronze. Abgerufen am 26. April 2013.
  14. Deutscher Ruderverband: Achter wird neu besetzt. 4. Juni 2008, abgerufen am 26. April 2013.
  15. Sebastian Schulte: Stellungnahme der Athleten um Dr. Schulte zur neuen Achterbesetzung. 5. Juni 2008, abgerufen am 26. April 2013.
  16. Roland Baar: Offener Brief zur Situation im Deutschlandachter. 8. Juni 2008, abgerufen am 26. April 2013.
  17. Deutscher Ruderverband: DRV-Vorstand zur Besetzung des Achters. 9. Juni 2008, abgerufen am 26. April 2013.

Koordinaten: 52° 18′ 35,6″ N, 8° 0′ 0,9″ O

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Vereinsheim und Bootshaus des Osnabrücker Ruder-Vereins e.V. (ORV) als Teil des Wassersportzentrums am Stichkanal Osnabrück, fotografiert von der "Glückaufstraße" aus.
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