Osmanische Sprache

Osmanisches Türkisch
تركچهTürkçe
لسان عثمانىlisân-ı Osmânî

Gesprochen in

Osmanisches Reich
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache inOsmanisches Reich und Türkei bis zur Schriftreform 1928, womit der Übergang in modernes Türkisch begann
Sprachcodes
ISO 639-1

ISO 639-2

ota

ISO 639-3

ota

Inschrift (hitabe) an der ehemaligen Meçite-Moschee in Gjirokastra, Albanien

Das osmanische Türkisch (auch Türkei-Türkisch,[2][3][4] türkisch Osmanlı Türkçesi, Eigenbezeichnung تركچهTürkçe und تركیTürkî, ab der Tanzimat mit dem Aufkommen des Osmanismus لسان عثمانىlisân-i Osmânî oder عثمانلیجهOsmanlıca)[5] war jene Ausprägung der türkischen Sprache, die für administrative und literarische Zwecke im Osmanischen Reich verwendet wurde. Osmanisch basiert auf dem Anatolischtürkischen (Oghusisch) und nahm gegen Ende des 15. Jahrhunderts in immer stärkerem Maß arabische und persische Elemente auf.[6] Osmanisches Türkisch war die Amts- und Literatursprache des Osmanischen Reichs, die sich in Anatolien entwickelte, nachdem diese Region ab dem 11. Jahrhundert von Türken (Oghusen) besiedelt worden war, und ist eine Varietät des Westoghusischen.[7]

Die Anwendung des dynastischen und politischen Terminus „Osmanisch“ für die offizielle Sprache des osmanischen Staates war eine der Erneuerungen während der Reformperiode (Tanzimat) ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, als der Staat als Grundlage eines modernisierten osmanischen Staates in der Bevölkerung das Gefühl einer gemeinsamen osmanischen Identität zu fördern versuchte.[8]

Grammatik

Fälle

  • Nominativ und unbestimmter Akkusativ: endungslos (كولgöl, deutsch ‚der See‘, ‚ein See‘; چوربهçorba, deutsch ‚Suppe‘; كيجهgėce, deutsch ‚Nacht‘); طاوشان كتورمشṭavşan getürmiş, deutsch ‚Er brachte einen Hasen‘
  • Genitiv: Antwort auf die Frage كمڭkimiñ, deutsch ‚wessen?‘; die Genitivendung lautet ڭ-iñ, -ıñ, -uñ, -üñ, nach Vokal tritt der Bindekonsonant -n- hinzu; Bsp.: پاشاpaşa, deutsch ‚der Pascha‘, پاشانڭpaşanıñ, deutsch ‚des Paschas‘
  • Dativ: Antwort auf die Frage نره يهnereye, deutsch ‚wohin?‘/kime ‚wem?‘; die Dativendung lautet bzw. ه -e, -a, Bsp.: كوزgöz, deutsch ‚das Auge‘, كوزهgöze, deutsch ‚(zu) dem Auge‘; nach Vokal tritt der Bindekonsonant ى-y- hinzu, Bsp.: خواجهḫoca, deutsch ‚der Hodscha‘, خواجه يهḫocaya, deutsch ‚(zu) dem Hodscha‘
  • bestimmter Akkusativ: Antwort auf die Fragen كمىkimi, deutsch ‚wen?‘ und نه يىneyi, deutsch ‚was?‘; die Akkusativendung lautet ى-i, ; die zusätzlichen varianten Akkusativendungen -u und wie im modernen Türkischen gibt es nicht im osmanischen Türkisch aufgrund der in diesem Fall fehlenden Labialharmonie (siehe Abschnitt Vokalharmonie), Bsp.: كولىgöli, deutsch ‚den See‘, nicht gölü wie im modernen Türkisch; طاوشانى كتورمشṭavşanı getürmiş, deutsch ‚Er brachte den Hasen‘
  • Lokativ: Antwort auf die Frage نره دهnerede, deutsch ‚wo?‘; die Lokativendung ist ده-de und -da, die zusätzlichen Varianten des modernen Türkisch -te und -ta gibt es nicht, Bsp.: مكتبدهmektebde, deutsch ‚in der Schule‘, قفصدهḳafeṣde, deutsch ‚im Käfig‘, باشدهbaşda, deutsch ‚am Kopf‘, ‚am Anfang‘, شهردهşehirde, deutsch ‚in der Stadt‘
  • Ablativ: Antwort auf die Fragen نره دنnereden, deutsch ‚von wo?‘, ‚woher?‘ und ندنneden, deutsch ‚warum?‘; die Endung ist دن-den, -dan. Auch hier fehlen die Varianten -ten und -tan. Bsp.: اكمكدنekmekden, deutsch ‚vom Brot‘, صباحدنṣabāḥdan, deutsch ‚seit dem Morgen‘
  • Instrumentalis: Antwort auf die Frage نه ايلهne ile, deutsch ‚womit?‘; die Endung ist ايلهile; nach Konsonant fällt der -i--Laut meist weg, die Endung ist dann je nach Vokalharmonie -le oder -la له; Bsp.: خلق ايلهhalk ileخلقلهhalkla, deutsch ‚mit dem Volk‘, اشم ايلهeşim ileاشملهeşimle, deutsch ‚mit meinem Partner‘; bei der Zusammenschreibung nach Vokal entfällt nur das Elif, das -y- bleibt erhalten: اميدى ايلهümidi ileاميديلهümidiyle, deutsch ‚mit der Hoffnung‘, عربه ايلهaraba ileعربه يلهarabayla, deutsch ‚mit dem Wagen‘; eine ältere auch heute noch anzutreffende Instrumentalis-Endung ist لن-len/-lan; weitere ältere Formen sind برلهbirle, بيلهbile, برلنbirlen und eine in älteren Texten und heute sehr selten auftretende archaische Form -in / -ın ين/ن; z. B. يازنyazın, deutsch ‚im Sommer‘/‚mit dem Sommer‘, كلمكسزنgelmeksizin, deutsch ‚ohne zu kommen‘, خواجه اولمغنhoca olmağın, deutsch ‚weil er Hodscha war‘ / ‚mit dem Hodscha-Sein‘[9]

Vokalharmonie

Wie in fast allen Turksprachen gilt im osmanischen und modernen Türkisch die palatale Vokalharmonie. Die Palatalharmonie besagt, dass nach einem hellen Vokal (e, i, ö, ü) nur ein heller Vokal folgen kann, nach einem dunklen Vokal (a, ı, o, u) nur ein dunkler.

Die labiale Vokalharmonie (Labialharmonie), im modernen Türkisch zur Regel erhoben, wurde im osmanischen Türkisch jedoch oft nicht angewendet. Die Labialharmonie besagt, dass nach einem hellen runden Vokal (ö, ü) nur ein geschlossener runder heller Vokal (ü) folgen kann. Nach einem dunklen runden Vokal (o, u) folgt der geschlossene dunkle runde Vokal (u). Nach hellem breitem Vokal (e, i) folgt ein geschlossener heller breiter (i), nach dunklem breitem Vokal (a, ı) folgt ein geschlossener dunkler breiter (ı).[10] Beispiele: ايوeyü, heute iyi ‚gut‘; قاپوḳapu, heute kapı ‚Tür‘; كوپرىköpri, heute köprü ‚Brücke‘; آيوayu, heute ayı ‚Bär‘; كلُرgelür, heute gelir ‚er kommt‘; كروgerü, heute geri ‚zurück‘; ييدُڭyėdüñ, heute yedin ‚du hast gegessen‘; اناطولىAnaṭolı, heute Anadolu ‚Anatolien‘.

Für die Praxis der gesprochenen Sprache ist allerdings zu beachten, dass das osmanische Türkisch eine historische Orthographie aufwies, das heißt, dass die tatsächliche Aussprache von der Schrift abweichen konnte. Tatsächlich bildete sich in der osmanischen Zeit in der gepflegten Istanbuler Aussprache die strikte Befolgung von Palatal- und Labialharmonie heraus, die mit der Einführung der Lateinschrift zur orthographischen Regel erhoben wurde. Diesen Unterschied zwischen dem osmanischen und dem modernen Türkischen darf man daher nicht dahin missverstehen, dass sich die Aussprache beim Übergang vom osmanischen zum modernen Türkischen geändert hätte.

Konsonantenharmonie

Wie im modernen Türkisch werden Okklusive im Auslaut stimmlos: تt, كk, ق (Auslautverhärtung). Wenn ihnen ein Vokal folgt, werden sie in ihre stimmhaften Entsprechungen umgewandelt. Aus تt wird دd, aus كk wird ك mit Aussprache ğ, aus ق wird غġ. Beispiele: aus dem t im Infinitiv كتمكgitmek, deutsch ‚gehen‘ wird d in gebeugter Form bei folgendem Vokal كيدرgider, deutsch ‚er geht‘; das k in بويكbüyük, deutsch ‚groß‘ wird zum ğ bei gebeugter Form bei folgendem Vokal بويكمbüyüğüm, deutsch ‚ich bin groß‘.

Sprachebenen

Praktisch betrachtet gab es (mindestens) drei Varianten der osmanischen Sprache:

  • Fasih Türkçe ‚Eloquentes Türkisch‘: Sprache der Verwaltung und der Poesie,
  • Orta Türkçe ‚Mittleres Türkisch‘: Sprache des Handels und der Oberschicht,
  • Kaba Türkçe ‚Vulgäres Türkisch‘: Sprache der unteren Schichten.

Die jeweiligen Varianten wurden je nach sozialem Kontext ausgewählt: Ein Schreiber verwendete bei seiner Arbeit beispielsweise das arabische asel / عسل / ‚Honig‘; auf dem Markt fragte er aber mit dem türkischen بالbal danach.

Geschichte

Inschrift am historischen Melek-Pascha-Brunnen in Chios, Griechenland

Entwicklung

Die osmanische Sprache lässt sich in drei Entwicklungsstufen einteilen:

  • Eski Osmanlıca ‚Alt-Osmanisch‘: Bis ins 16. Jahrhundert gesprochen. Es war fast identisch mit dem von den Seldschuken verwendeten Türkisch und wird als Teil des Eski Anadolu Türkçesi ‚Altanatolisches Türkisch‘ angesehen.
  • Orta Osmanlıca ‚Mittel-Osmanisch‘ oder Klasik Osmanlıca ‚Klassisches Osmanisch‘: Sprache der Poesie und Verwaltung vom 16. Jahrhundert bis zu den Tanzimat-Reformen.
  • Yeni Osmanlıca ‚Neu-Osmanisch‘: Von den 1850er Jahren bis in das 20. Jahrhundert entwickelte Variante, die sich unter dem Einfluss der erstarkenden Printmedien sowie westlicher Literatur herausbildete.

Sprachreform

Die Ersetzung des osmanischen Türkisch durch das moderne Türkisch für offizielle Zwecke war ein Ergebnis der osmanischen Niederlage im Ersten Weltkrieg, die die Gründung der Türkischen Republik im Jahre 1923 nach sich zog. Im Rahmen seiner weitreichenden politischen Reformen initiierte Präsident Atatürk im Jahre 1928 auch eine Schriftreform, die das bisher benutzte arabische Alphabet durch ein lateinisches Schriftsystem ersetzte. In den 1930ern wurde die Türk Dil Kurumu gegründet, deren Aufgabe es unter anderem war, zahlreiche arabische und persische Lehnwörter aus dem Türkischen zu entfernen und das Volkstürkische zu fördern. Manche arabischen und persischen Lehnwörter sind gleichwohl neben ihren Synonymen mit türkischen Wurzeln nach wie vor in Gebrauch:

DeutschOsmanischModernes Türkisch
Ursprung
arabischtürkischpersisch
notwendigواجبvâcibواجب wādschibzorunlu
mühselig, schwierigمشکلmüşkülمشکل muškilgüç, zor[11]
Stadtشهرşehirkentشهر šahr

Das letzte Beispiel zeigt im Übrigen, dass die Sprachreform auch paradoxe Ergebnisse hervorbringen konnte. So ist kent zwar ein Wort, das bereits im Alttürkischen gebraucht wurde und somit „urtürkisch“ ist, es ist aber auch im Alttürkischen bereits ein Lehnwort aus der sogdischen Sprache,[12] wo es lange vor dem Auftreten der ersten Türken in Städtenamen wie Marakanda (= Samarkand) belegt ist. Es gibt im Alttürkischen zwar auch ein eigenes Wort für ‚Stadt‘, nämlich balïq, dies ist aber ein Homonym zu dem sehr gebräuchlichen türkischen Wort balık ‚Fisch‘ und wäre daher nicht eindeutig gewesen.[13]

Osmanisch und modernes Türkisch

Eine genaue Trennlinie zwischen osmanischem und modernem Türkisch lässt sich nicht ziehen. Osmanisch basiert auf dem Anatolischtürkischen (Oghusisch) und nahm gegen Ende des 15. Jahrhunderts arabische und persische Elemente auf. Dazu zählen Vokabeln, Formantien und grammatische Strukturen des Arabischen und Persischen. Diese Formantien werden fast ausnahmslos an übernommenen arabischen und persischen Wörter angewendet; auch an den persischen und arabischen grammatischen Strukturen sind nur arabische und persische Vokabeln beteiligt. Es kommt auch vor, dass arabische und persische Sätze in osmanisch-türkisches Satzgefüge eingebettet auftauchen. Grundsätzlich ist es so, dass aus dem Arabischen stammende Formantien und Konstrukte ausschließlich mit arabischem Vokabular verwendet werden, aus dem Persischen stammende mit Vokabeln arabischer und persischer Herkunft. Keine vokabelmäßigen Einschränkungen bestehen für den Gebrauch genuin türkischer Formantien und Konstrukte. Ausnahmen bilden die ‚berühmten Fehler‘ (غلط مشهورġalaṭ-ı meşhūr).

Eine Kategorie solcher ‚berühmter Fehler‘ wird dadurch gebildet, dass an einer Izafet-Verbindung türkische Wörter beteiligt werden. Die aus dem Persischen übernommene Izafet dient im Osmanischen dazu, Genitiv- und Adjektivattribute mit einem Nomen zu verbinden, wobei die an der Verbindung beteiligten Vokabeln ausschließlich aus übernommenen arabischen und persischen Wörtern bestehen. Ein Beispiel für einen derartigen ‚berühmten Fehler‘ ist das mit dem türkischen Wort دونانمهdonanma gebildete Konstrukt دونانمه همايونdonanma-yı hümāyūn, deutsch ‚großherrliche Flotte‘, der offizielle Name der osmanischen Marine.

Die Schriftreform von 1928 ersetzte die arabische Schrift durch die lateinische. Die Gründung der Türk Dil Kurumu in den 1930ern, zu deren Aufgaben es gehörte, arabische und persische Elemente aus dem Türkischen zu entfernen, brachte nur eine langsame Änderung der türkischen Sprache mit sich. In der Juristensprache der Türkei herrschte noch bis Anfang dieses Jahrhunderts hinein ein osmanischer Stil mit reichlich arabischem Vokabular. Ähnlich sieht es auch in religiösen Texten aus. Arabische Wörter und Floskeln werden in türkische religiöse Reden noch heute weitreichend eingebunden. In der Alltagssprache hat sich die Sprache jedoch soweit geändert, dass heutige Generationen in Lateinschrift vorliegende osmanische Texte vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts kaum verstehen. Dies gilt auch für Texte von den 1930ern bis in die 1960er nach der Schriftreform.[14]

Eine Folge der Sprachreform war, dass mit der Entfernung arabischer und persischer Lehnwörter auch die Izafet-Konstruktion obsolet geworden ist. Als Beispiel wurde Schicksal im Osmanischen mittels der Izafet تقديرِ إلهtakdîr-i ilâhî ausgedrückt (wörtlich: ‚die Vorherbestimmung des Göttlichen‘, also ‚göttliche Fügung‘). Das moderne Türkisch verwendet hingegen ausschließlich die auch im Osmanischen vorhandene Konstruktion mit Adjektiv ilahî takdir.

Wenige ehemals mit der İzafet gebildete Wörter haben sich heute als eigenständige Vokabeln eingebürgert. Das sind aynı (‚gleich‘), bazı (‚manche‘), gayri (‚un-‘). Diese Wörter sind mit der İzafetendung verschmolzene Formen der arabischen Vokabeln عينʿayn, deutsch ‚Selbst, Original‘, بعضbaʿḍ, deutsch ‚Teil‘ und غيرġayr, deutsch ‚das Andere, nicht, un-‘. Beispiele für die ehemalige Bildung im Türkischen mittels İzafet: عين كوندهʿayn-ı günde, heute aynı günde ‚am gleichen Tag‘, بعض يرلردهbaʿż-ı yerlerde, heute bazı yerlerde ‚an einigen Orten‘, غير شكلدهġayr-ı şekilde, heute gayrı şekilde ‚in anderer Form‘, ‚in Unform‘.

Verschriftlichung

Osmanisch wurde in arabischer Schrift (الفباelifbâ) geschrieben. Es existieren auch Belege dafür, dass Osmanisch im armenischen Alphabet verschriftlicht wurde: Akabi beispielsweise wurde im Jahr 1851 von Vartan Paşa in armenischer Schrift publiziert. Auch als die armenische Familie Düzoğlu während der Herrschaft von Sultan Abdülmecid I. die Schatzmeisterei des Reiches unter sich hatte, wurden die Akten zwar auf Osmanisch, aber in armenischer Schrift geführt. Andere Schriften, wie das griechische Alphabet oder die hebräische Schrift, wurden von nichtmuslimischen Gruppen im Reich verwendet; ein bedeutendes Beispiel dafür sind die Schriften der Karamanlı, eine Volksgruppe, die einen Dialekt des Türkischen sprach, christlich war und in griechischer Schrift schrieb. Griechische Muslime wiederum schrieben die griechische Sprache in der osmanischen Variante der arabischen Schrift.

Alphabet

Zusätzlich zu den arabischen Buchstaben wurden die von den Persern eingeführten vier Buchstaben pe, çim, deutsch ‚Tsche‘, gef, deutsch ‚Gāf‘ und je, deutsch ‚Že‘ verwendet. Der Buchstabe ñef im Osmanischen ist von den Osmanen selbst eingeführt worden. gef und ñef kommen in Handschriften kaum und in gedruckten Texten selten vor, da beim ersten Fall der diakritische Balken und im anderen Fall die diakritischen Punkte einfach weggelassen werden. Das je kommt nur in nichtarabischen Fremdwörtern vor, z. B. اژدرejder, deutsch ‚Drache‘, ژورنالjurnal, deutsch ‚Zeitschrift‘.

isoliertEndpositionMittelpositionAnfangspositionNameDMG-TransliterationEI2-TransliterationİA-TransliterationModernes TürkischZahlwert
اـاـااelifʾ / āʾ / āʾ / āe, a1
بـبـبـبـbebbbb, p2
پـپـپـپـpepppp
تـتـتـتـtetttt400
ثـثـثـثـs̲eṯ , sthss500
جـجـجـجـcīmǧdjcc, ç3
چـچـچـچـçīmččçç
حـحـحـحـḥāʾh8
خـخـخـخـḫıkhh600
دـدـددdāldddd, t4
ذـذـذذẕālḏ, ẕdhz700
رـرـررrerrrr200
زـزـززzezzzz7
ژـژـژژježzhjj
سـسـسـسـsīnssss60
شـشـشـشـşīnšshşş300
صـصـصـصـṣādṣ, ss90
ضـضـضـضـżādḍ, żżd, z800
طـطـطـطـṭāʾṭ, t , dt, d9
ظـظـظـظـẓāʾz900
عـعـعـعـʿaynʿʿʿ70
غـغـغـغـġaynġghġg, ğ1000
فـفـفـفـfeffff80
قـقـقـقـḳāfqk100
كـكـكـكـkefk, g, ŋ, jk, g, ñk, g, ñ, ğk, g, n, ğ20
گـگـگـگـgef, kāf-ı fārsīgggg, ğ
ڭـڭـڭـڭـñef, kāf-ı nūnī, sağır kefŋññn
لـلـلـلـlāmllll30
مـمـمـمـmīmmmmm40
نـنـنـنـnūnnnnn50
وـوـووvāvwwvv6
هـهـهـهـhehhhh5
یـیـیـیـyeyyyy10

Umschriften

Die Deutsche Morgenländische Gesellschaft (DMG) legte beim 19. Internationalen Orientalistenkongress in Leipzig im Jahr 1935 Transliterationen von arabischer Schrift für arabisch-, persisch- und türkischsprachige Texte vor.[15] Die Transliteration für arabischsprachige Texte wurde 1936 zum Standard DIN 31635.

Im Falle des Türkischen gibt es keinen Standard, aber dafür einen Quasi-Standard für die Transliteration (İA) und einen für die Transkription (New Redhouse). Für die Transliteration türkischer Texte hat sich anstelle der DMG-Transliteration die Transliteration der İslâm Ansiklopedisi (İA) von 1940 durchgesetzt, die heute fast überall verwendet wird.[16] Neben der İA- und der DMG-Transliterationen gibt es noch die Transliteration der Encyclopaedia of Islam (EI2). Diese Transliteration gilt aber nur im englischsprachigen Raum und nur für persische und arabische Texte.

Für die Transkription (aussprachebasierte Umschrift) gelten das New Redhouse, Karl Steuerwald und Ferit Devellioğlu als Standard. Für die aussprachebasierte Umschrift ist die Kenntnis der Aussprache im Türkischen unumgänglich. Das Problem bereiten dabei die Wörter arabischen und persischen Ursprungs, denn die werden im osmanischen Türkisch bis auf Ausnahmen so geschrieben wie im Original, aber den türkischen Lautverhältnissen entsprechend ausgesprochen, so dass es Unterschiede zwischen der Transliteration und der Transkription geben kann.[17] Am Beispiel von ضعيف ‚schwach‘ ist die Transliteration żaʿīf, die Transkription (Aussprache) ist dagegen zayıf.[18] Die obige Tabelle führt die Standardtransliteration der İA und die heutige Schreibweise gemäß New Redhouse auf, die für eine Transkription ganzer Wörter behilflich sein kann.

Vokale und Sonderzeichen

Auch die Vokalzeichen (hareke, pl. harekat) und Zusatzzeichen des arabischen Alphabets wurden verwendet (z. B. hamza/hemze, fatha/üstün, kasra/kesre etc.) Die Schreibschrift geschah durch Ligaturen, d. h. Buchstaben lagen nicht unbedingt auf einer Schreiblinie, sondern übereinander, wobei auch das lam-elif zu den Ligaturen gehört. Entlehnte Wörter wurden so geschrieben wie im Original ohne Anpassung an die türkische Aussprache. Türkische Wörter wurden dagegen auf zweierlei Weise geschrieben: die eine ahmte die arabische Schrifttradition nach und verwendete Vokalzeichen (harekat), wo es ging. Die andere ging auf die uigurische Schrifttradition zurück und verwendete gar keine arabischen Vokalzeichen. Vokale wurden unter ausschließlicher Verwendung der Buchstaben , und und ihrer Kombination gesetzt. Andere Schreiber verwendeten Mischformen, so sind in osmanischen Quellen auch Wörter nachzuweisen, die ihre Vokale sowohl durch harekat als auch durch die genannten Konsonantenkombinationen ausdrücken.

Vokal- und Zusatzzeichen sind nicht Teil des Alphabets. Folgende Tabelle veranschaulicht sie:

ZeichenNameTransliterationModernes Türkisch
hemzeVokalanlautVokalanlaut
َ üstüne / ae / a
ِ kesre / esrei / ıi / ı
ُ ötre / ötüreü / u / ö / oü / u / ö / o
ّ teşdīd / şeddeVerdoppelungVerdoppelung
ْ sükūnVokallosigkeitVokallosigkeit
آmedde
hier mit tragendem elif gezeigt
āa
ـٌtenvīn (Nom.)-ün / -un-ün / -un
ـٍtenvīn (Gen.)-in-in
ـًtenvīn (Akk.)-en / -an-en / -an

Außerdem gibt es noch das Verbindungszeichen Vaṣle, das in osmanischen Texten aber nur bei aus dem Arabischen stammenden Wörtern oder Wortgruppen vorkommt.

Die Vokalzeichen üstün, kesre und ötre stellen kurze Vokale dar, während , , lange Vokale darstellen.

Ob die kurzen Vokale hell/palatal (e, i, ö, ü) oder dunkel/velar (a, ı, o, u) ausgesprochen werden, hängt von den sie umgebenden Konsonanten ab. Die Konsonanten , , , , , , , , verwandeln den Vokal in einen dunklen, die übrigen Konsonanten stehen mit hellem Vokal.

Zahlen

Zahlen wurden mit arabischen Ziffern geschrieben. Im Gegensatz zu Schriftzeichen werden Zahlzeichen von links nach rechts geschrieben. Die Ziffernzeichen werden anders als die Schrift nicht miteinander verbunden und werden im Zehnersystem aneinandergehängt. Folgende Tabelle zeigt alle Ziffern, als Beispiel für die Zusammensetzung die Zahl 10 und ihre Namen im Türkischen und modernen Türkischen:

ZifferOsmanischModernes TürkischDeutsch
۰صفرṣıfırsıfırnull
۱برbirbireins
۲ايكىikiikizwei
۳اوچüçüçdrei
٤دورتdörtdörtvier
٥بشbeşbeşfünf
ZifferOsmanischModernes TürkischDeutsch
٦آلتىaltıaltısechs
٧يدىyediyedisieben
٨سكزsekizsekizacht
٩طقوزṭoḳuzdokuzneun
۱۰اونononzehn

Siehe auch

Literatur

  • Korkut Buğday: Osmanisch. Einführung in die Grundlagen der Literatursprache. Harrassowitz, Wiesbaden 1999, ISBN 3-447-04154-4.
  • Carl Brockelmann, August Fischer, W. Heffening, Franz Taeschner, Ph. S. van Ronkel (Beiträge), Otto Spies (Beiträge): Die Transliteration der arabischen Schrift in ihrer Anwendung auf die Hauptliteratursprachen der islamischen Welt. Denkschrift, dem 19. internationalen Orientalistenkongreß in Rom vorgelegt von der Transkriptionskommission der DMG (Deutsche Morgenländische Gesellschaft). DMG in Kommission bei F.A. Brockhaus, Leipzig 1935 (aai.uni-hamburg.de [PDF; 1,3 MB]).

Fremdsprachig:

  • Osmanlıcadan Türkçeye Cep Kılavuzu. Türk Dil Kurumu Yayınları, Ankara 2017, ISBN 978-975-16-3356-9 (Nachdruck des Cep Kılavuzu von 1935)
  • Mehmet Kanar: Osmanlı Türkçesi Sözlüğü. 1. Auflage. Say Yayınları, İstanbul 2008, ISBN 978-975-468-756-9

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Lars Johanson, Éva Csató: The Turkic languages. S. 82 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  2. Klaus Kreiser, Christoph Neumann: Kleine Geschichte der Türkei. 2009, S. 21. Zitat: „[…] die Sprachgruppe des Südwesttürkischen (u. a. Turkmenisch, Aserbaidschanisch, Osmanisch = >>Türkei-Türkisch<<) […]“.
  3. Edith G. Ambros, P. A. Andrews, Çiğdem Balim, L. Bazin, J. Cler, Peter B. Golden, Altan Gökalp, Barbara Flemming, G. Haza, A. T. Karamustafa, Sigrid Kleinmichel, P. Zieme, Erik Jan Zürcher: Artikel Turks. In: Encyclopaedia of Islam. Brill, digitale Edition, Abschnitt II.i Languages – Introduction. Zitat: “[…] The use of the term Turkic for the entire language family, while reserving the term Turkish for the idiom spoken in the area occupied by the Ottoman Empire […] and Turkey, is a contemporary development […]”.
  4. Margarete I. Ersen-Rasch: Türkische Grammatik. Für Anfänger und Fortgeschrittene. S. 1 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Celia Kerslake: Ottoman Turkish. In: Lars Johanson, Éva Csató (Hrsg.): The Turkic languages. S. 180.
  6. Korkut Buğday: Osmanisch. S. xvii.
  7. Celia Kerslake: Ottoman Turkish. In: Lars Johanson, Éva Csató (Hrsg.): The Turkic languages. S. 179.
  8. Celia Kerslake: Ottoman Turkish. In: Lars Johanson, Éva Csató (Hrsg.): The Turkic languages. S. 180.
  9. Korkut Buğday: Osmanisch. S. 34.
  10. Korkut Buğday: Osmanisch. S. 19.
  11. Türk Dil Kurumu: Osmanlıcadan Türkçeye Cep Kılavuzu. Türk Dil Kurumu Yayınları, Ankara 2017, ISBN 978-975-16-3356-9, S. 237
  12. Annemarie von Gabain: Alttürkische Grammatik. 1950, Glossar, S. 313.
  13. Siehe Wortlisten bei Annemarie von Gabain: Chapter 17: Irano-Turkish Relations in the Late Sasanian Period. S. 617 ff. passim, dort S. 623, in: Ehsan Yarshater (Hrsg.): The Cambridge History of Iran. Bd. 3: Seleucid, Parthian and Sasanian Periods. Cambridge University Press, 1983.
  14. Korkut Buğday: Osmanisch. S. xvii, S. xviii, S. 69.
  15. Transkriptionskommission der DMG (Hrsg.): Die Transliteration der arabischen Schrift in ihrer Anwendung auf die Hauptliteratursprachen der islamischen Welt. Leipzig 1935, S. 9 (aai.uni-hamburg.de [PDF; 1,3 MB]).
  16. Korkut Buğday: Osmanisch. S. 2.
  17. Korkut Buğday: Osmanisch. S. 13.
  18. Korkut Buğday: Osmanisch. S. 12.

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