Osman Ragheb

Osman ‚Ossie‘[1] Ragheb (* 11. Mai 1926 in Nablus) ist ein in Deutschland lebender Schauspieler, Synchronsprecher, Synchronautor und Synchronregisseur mit ägyptischer und französischer Staatsangehörigkeit.[2]

Leben

Osman Ragheb wurde in Nablus während der Zeit des Völkerbundsmandats für Palästina geboren. Sein Vater war Ägypter, die Mutter eine gebürtige Österreicherin (daher seine ägyptische Staatsangehörigkeit seit Geburt).[1] Er verbrachte die ihn künstlerisch prägenden Jahre in Alexandria.

1944 gab er sein Spielfilmdebüt, gemeinsam mit Youssef Chahine in dessen Kurzfilm School Life. Zu dieser Zeit besuchten beide noch das Victoria College in Alexandria.[3] Ragheb war seit den 1960er Jahren in verschiedenen Kinoproduktionen und Fernsehfilmen zu sehen. In der Fernsehserie Mit Karl May im Orient (1963) spielte er die Rolle von Hadschi Halef Omar. Er übernahm immer wieder kleine Rollen in internationalen Filmproduktionen. In der US-amerikanischen Miniserie Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiß war er 1978 die Rolle des Herrn Levin zu sehen.[4] 2004 zeichnete er ein kurzes, intensives Charakterporträt als betagter Hausarzt in dem Fernsehfilm Sterne leuchten auch am Tag, der seiner langjährigen Patientin Iris (gespielt von Veronica Ferres) distanziert-ironisch, aber liebevoll („Lieber Gott, schütze mich vor Hypochondern mit Internetzugang“) rät, sich ruhig und besonnen mit ihrer eventuellen unheilbaren Krankheit auseinanderzusetzen.[5] 2010 verkörperte er den französischen Premierminister Georges Clemenceau in der Fernsehproduktion Der Gewaltfrieden.

Er war auch als Theaterschauspieler international erfolgreich tätig. Die Rolle des alten, bösartigen und gefühlskalten Geizhalses Ebenezer Scrooge in A Christmas Carol von Charles Dickens verkörperte er bei Produktionen in Göteborg und München. Außerdem hatte er Theaterengagements in Wien, Salzburg und London.

Ragheb arbeitete außerdem häufig als Synchronsprecher, wo er unter anderem Daniel Gélin, Jon Voight, Paul Winfield und Richard Bohringer seine Stimme lieh. In der Fernsehserie Der Zauberberg (1981) war er außerdem die deutsche Stimme von Naphta, der von Charles Aznavour gespielt wurde. Er war bei internationalen Produktionen als Synchronregisseur tätig, unter anderem 1993 bei Schindlers Liste. 1998 war er für die hauptsächlich in Jiddisch erfolgte Synchronfassung des französisch-rumänischen Filmdramas Zug des Lebens von Radu Mihăileanu verantwortlich.[6] Bei internationalen Produktionen, unter anderem bei Klimt, war er auch als Sprachcoach tätig. Als Dialect Coach betreute er unter anderem Veronica Ferres, Meryl Streep und Brad Pitt.[7] In den 1990er Jahren nahm er mehrere Hörspiele auf.[8] Er arbeitete auch als Sprecher für Hörbücher, unter anderem las er 2005 Michail Lermontows Roman Ein Held unserer Zeit als Hörbuch ein.[9] 2008 nahm er die Erzählungen My son the Fanatic und The Flies von Hanif Kureishi als Hörbuch in englischer Sprache auf.[10]

Ragheb war Geschäftsführer der Synchronfirma Soundfilm GmbH in München.

Er ist mit der in Nizza geborenen Marie-Paule Ragheb verheiratet, mit der er zwei Kinder hat. Der Sohn Ziad Ragheb ist Spezialeffektkünstler.[1]

Osman Ragheb lebt in Frankreich (seit 2002 französische Staatsbürgerschaft) und in München.

Filmografie

Synchronrollen (Auswahl)

Filme

Serien

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Bayerischer Rundfunk Norbert Joa: Eine ganze Menge Leben: Osman und Marie Ragheb. 10. Januar 2023, abgerufen am 23. Januar 2023.
  2. Fälschlicherweise wird Osman Ragheb in einigen Quellen seit 1967 (Besetzung des Westjordangebietes durch Israel nach dem Sechstagekrieg) durch Rückschluss auf seinen Geburtsort Nablus, z. B. bei Piet Hein Honig, Hanns-Georg Rodek: 100001. Die Showbusiness-Enzyklopädie des 20. Jahrhunderts. Showbiz-Data-Verlag, Villingen-Schwenningen 1992, ISBN 3-929009-01-5, S. 772, als israelischer Schauspieler aufgeführt. Ebenso falsch war die Vermutung der deutschen Staatsbürgerschaft aufgrund seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der Synchronfirma Soundfilm GmbH. – Stand: 30. Juni 2011
  3. A Second Look Back Alex Cinema – abgerufen am 30. Juni 2011
  4. HOLOCAUST. THE STORY OF THE FAMILY WEISS (Memento vom 19. Januar 2012 im Internet Archive) – abgerufen am 30. Juni 2011
  5. Sterne leuchten auch am Tag (Memento des Originals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sn-herne.de Sonntagnachrichten Herne – abgerufen am 30. Juni 2011
  6. Zug des Lebens Filmzentrale.com – abgerufen am 30. Juni 2011
  7. Superwein goes Hollywood Stern; 8. April 2004 – abgerufen am 30. Juni 2011
  8. Osman Ragheb Hörspielland.de – abgerufen am 1. Juli 2011
  9. Michail J. Lermontow: Ein Held unserer Zeit Lesekost.de – abgerufen am 30. Juni 2011
  10. Tiefsinniges mit einem Augenzwinkern Max Hueber Verlag – abgerufen am 30. Juni 2011