Osella FA1L

Osella FA1L

Osella FA1L

Konstrukteur:ItalienItalien Osella
Designer:Antonio Tomaini
Vorgänger:Osella FA1I
Nachfolger:Osella FA1M-89
Technische Spezifikationen
Chassis:CFK-Monocoque
Radstand:2776 mm
Gewicht:560 kg
Reifen:Goodyear
Benzin:Agip
Statistik
Fahrer:ItalienItalien Nicola Larini
Erster Start:Großer Preis von Monaco 1988
Letzter Start:Großer Preis von Japan 1988
StartsSiegePolesSR
9
WM-Punkte:
Podestplätze:
Führungsrunden:
Vorlage:Infobox Rennwagen/Wartung/Alte Parameter

Der Osella FA1L war ein Formel-1-Rennwagen, mit dem der Piemonteser Rennstall Osella Squadra Corse im letzten Jahr der Turbo-Ära an der Formel-1-Weltmeisterschaft teilnahm. Der FA1L löste im Frühjahr 1988 den im Vorjahr entwickelten Osella FA1I ab.[1] Er war der letzte Formel-1-Rennwagen Osellas, der auf einer bereits 1983 realisierten Alfa-Romeo-Konstruktion beruhte und gehörte zu den schwächsten sowie unzuverlässigsten Rennwagen der Saison 1988.[2] Osella erreichte mit ihm nur zwei Zielankünfte, die jeweils außerhalb der Punkteränge lagen. Nachfolger des FA1L war der komplett neu konstruierte Osella FA1M-89.

Hintergrund

1988 war das letzte Jahr, in der das Formel-1-Reglement Fahrzeuge mit Turbomotoren zuließ. Im Interesse der Angleichung an die bereits seit 1987 wieder akzeptierten Saugmotoren wurde die Leistung der Turbotriebwerke durch einige technische Eingriffe reduziert. Hierzu gehörte in erster Linie eine Begrenzung des Ladedrucks auf 2,5 bar (gegenüber 4,0 bar 1987). Die besten Turbomotoren leisteten 1988 zwischen 650 und 700 PS.[3] Sie waren damit noch immer 100 bis 150 PS stärker als die aktuellen Saugmotoren und es war bereits zu Saisonbeginn klar, dass die Weltmeisterschaft an ein Turboteam gehen würde.[4] Gleichwohl waren insbesondere für kleinere Teams die zumeist zuverlässigeren und kostengünstigeren Saugmotoren eine interessante Alternative, von der mehr oder weniger regelmäßige Punktgewinne erwartet wurden.[5]

Osella konnte diesen Wandel 1988 noch nicht vollziehen. Die bislang verwendeten Triebwerke von Alfa Romeo waren veraltet, defektanfällig und nur noch mit großem Aufwand an die aktuellen Bestimmungen anzupassen,[6] sodass erhebliche Leistungseinbußen zu befürchten waren. Osella bemühte sich daher für 1988 um Saugmotoren von Cosworth, scheiterte aber, da das Team die Motoren aus Kostengründen in der eigenen Werkstatt überarbeiten wollte.[7] Mangels anderer Alternative ergänzte Osella daraufhin 1988 ein weiteres Mal die Reihen der Turboteams, deren schwächstes Mitglied es neben Zakspeed war.[8]

Technik

Osella FA1L beim Großen Preis von Großbritannien 1988

Der Osella FA1L war eine Entwicklung von Antonio Tomaini, einem Ingenieur, mit dem Enzo Osella bereits in den 1960er Jahren bei Abarth zusammengearbeitet hatte. Tomaini übernahm für den FA1L ein weiteres Mal die Monocoque-Konstruktion des Alfa Romeo 183T, entwickelte das Gesamtkonzept aber so weit wie möglich weiter. Der FA1L hatte einen weitgehend eigenständigen Aufbau, der – abgesehen vom unzeitgemäß breiten Monocoque – kaum noch äußerliche Bezüge zum Alfa-Original aufwies. Besonderes Merkmal war die flache, fast waagerecht verlaufende Motorhaube, die durch eine erhebliche Absenkung des Motors ermöglicht wurde und sich von den hohen, tonnenförmigen Motorhauben der bisherigen Osella-Modelle unterschied. Tomaini musste hierfür die Anlenkpunkte des Motors neu konzipieren. Dieser Eingriff war dafür verantwortlich, dass die FISA den FA1L nicht als bloße Überarbeitung des Vorjahresautos ansah, sondern als komplett neues Fahrzeug, das – anders als die weitgehend von 1987 übernommenen Autos von Arrows, Ferrari und Zakspeed – die Sicherheitsbestimmungen des 1988er Reglements erfüllen musste. Osella musste, um diese Vorgaben einzuhalten, nach dem Großen Preis von San Marino 1988 einige Details der Konstruktion ändern.[9]

Die Hinterradaufhängung wurde mehrfach umgestellt. Anfänglich verwendete der FA1L Schubstreben; zum Großen Preis von Belgien wurden hintere Zugstreben installiert, die schon beim folgenden Rennen in Italien erneut modifiziert wurden. Zum dritten Rennen des Jahres wurde ein Sechsganggetriebe eingeführt, das die bisherige Fünfgangkonstruktion von Hewland ablöste. Schließlich überarbeitete Osella die Aerodynamik im Laufe der Saison.

Als Antrieb diente der seit 1982 bekannte Achtzylinder-Turbomotor von Alfa Romeo, das nunmehr als Osella 890T bezeichnet wurde.[6]

Insgesamt entstanden zwei Fahrzeuge vom Typ FA1L. Das erste Exemplar wurde anlässlich des Großen Preises von San Marino vorgestellt; es war bis zum Großen Preis von Deutschland das Einsatzfahrzeug. Ein zweites Auto wurde vor dem Großen Preis von Frankreich komplettiert. Zunächst diente es als Reserveauto; ab dem Großen Preis von Ungarn wurde es für den Rest der Saison zum Einsatzauto.[10]

Renneinsätze

Osella Corse meldete 1988 ein Fahrzeug zur Formel-1-Weltmeisterschaft. Fahrer war Nicola Larini. Bei 15 Rennen konnte sich Larini zehnmal qualifizieren, einmal wurde das Team disqualifiziert, und je zweimal verpasste er die Qualifikation bzw. die Vorqualifikation. Zumeist reichten die Trainingszeiten nur für die letzten Startreihen; andererseits erreichte Larini in Spanien den 14. und in Italien den 17. Startplatz. Daraus ergaben sich allerdings keine zählbaren Resultate. Insgesamt gab es nur zwei Zielankünfte mit dem FA1L. In Monaco kam Larini als Neunter ins Ziel und in Portugal als Zwölfter (dort mit sieben Runden Rückstand). Zahlreiche technische Defekte vor allem im Bereich der Aufhängung und des Motors führten wiederholt zu einer vorzeitigen Rennbeendigung für Osella.

Resultate

FahrerNr.12345678910111213141516PunkteRang
Formel-1-Saison 1988Flag of Brazil (1968-1992).svgFlag of San Marino (before 2011).svgFlag of Monaco.svgFlag of Mexico.svgFlag of Canada.svgFlag of the United States.svgFlag of France.svgFlag of the United Kingdom.svgFlag of Germany.svgFlag of Hungary.svgFlag of Belgium (civil).svgFlag of Italy.svgFlag of Portugal.svgFlag of Spain.svgFlag of Japan.svgFlag of Australia.svg0-
ItalienItalien N. Larini21EX9DNQDNQDNFDNFDNFDNFDNPQDNFDNF12DNFDNFDNPQ
Legende
FarbeAbkürzungBedeutung
GoldSieg
Silber2. Platz
Bronze3. Platz
GrünPlatzierung in den Punkten
BlauKlassifiziert außerhalb der Punkteränge
ViolettDNFRennen nicht beendet (did not finish)
NCnicht klassifiziert (not classified)
RotDNQnicht qualifiziert (did not qualify)
DNPQin Vorqualifikation gescheitert (did not pre-qualify)
SchwarzDSQdisqualifiziert (disqualified)
WeißDNSnicht am Start (did not start)
WDzurückgezogen (withdrawn)
HellblauPOnur am Training teilgenommen (practiced only)
TDFreitags-Testfahrer (test driver)
ohneDNPnicht am Training teilgenommen (did not practice)
INJverletzt oder krank (injured)
EXausgeschlossen (excluded)
DNAnicht erschienen (did not arrive)
CRennen abgesagt (cancelled)
 keine WM-Teilnahme
sonstigeP/fettPole-Position
1/2/3Platzierung im Sprint-/Qualifikationsrennen
SR/kursivSchnellste Rennrunde
*nicht im Ziel, aufgrund der zurückgelegten
Distanz aber gewertet
()Streichresultate
unterstrichenFührender in der Gesamtwertung

Literatur

  • David Hodges: Rennwagen von A–Z nach 1945, Stuttgart 1993, ISBN 3-613-01477-7
  • Ian Bramsey: 1000 bhp Grand Prix Cars, 1988 (G.T. Foulis & Co. Ltd), ISBN 978-0854296170
  • Pierre Ménard: La Grande Encyclopédie de la Formule 1, 2. Auflage, St. Sulpice, 2000, ISBN 2-940125-45-7 (französisch)
  • Adriano Cimarosti: Das Jahrhundert des Rennsports, Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01848-9
  • David Hodges: A–Z of Grand Prix Cars 1906–2001, 2001 (Crowood Press), ISBN 1-86126-339-2 (englisch)
  • auto course, Jahrbuch 1988/1989, ISBN 2-85120-308-8 (französisch)

Weblinks

Commons: Osella FA1L – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Osella FA1L folgte unmittelbar auf den FA1I. Die Bezeichnungen FA1J und FA1K wurden nicht vergeben.
  2. Hodges: A–Z of Grand Prix Cars 1906–2001, S. 186
  3. Cimarosti, S. 383
  4. Auto Course 1988/1989, 9 f.
  5. Als bestes Saugmotorteam 1988 belegte Benetton mit 39 Punkten noch vor den Turboteams Lotus und Arrows Platz drei der Konstrukteursweltmeisterschaft.
  6. a b Cimarosti, S. 387
  7. Motorsport aktuell, Heft 5/1988: Cosworth gestattete Wartungsarbeiten ausschließlich bestimmten Vertragspartnern, zu denen u. a. Brian Hart oder Heini Mader Racing Components gehörten.
  8. Mit Turbomotoren fuhren 1988 neben Osella folgende Teams: Arrows, Ferrari, Lotus, McLaren und Zakspeed; Saugmotoren verwendeten AGS, Benetton, BMS-Scuderia Italia, Coloni, EuroBrun, March, Larrousse, Ligier, Minardi, Rial, Tyrrell und Williams.
  9. Motorsport aktuell, Heft 19/1988, S. 6.
  10. Auto Course 1988/1989, S. 37

Auf dieser Seite verwendete Medien

Flag of Brazil (1968-1992).svg
The flag of Brazil from 1968 to 1992 with 23 stars.
Flag of Brazil (1968–1992).svg
The flag of Brazil from 1968 to 1992 with 23 stars.
Flag of the United Kingdom.svg
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Flag of Portugal.svg
Flagge Portugals, entworfen von Columbano Bordalo Pinheiro (1857-1929), offiziell von der portugiesischen Regierung am 30. Juni 1911 als Staatsflagge angenommen (in Verwendung bereits seit ungefähr November 1910).
F1 Logo.svg
Autor/Urheber:

Carter Wong Design

, Lizenz: Logo

Das offizielle Formel-1-Logo bis 2017.

Osella FA1L.jpg
Autor/Urheber: Patrick Down, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Osella FA1L at the 1988 British Grand Prix
Osella.svg
Logo des ehemaligen F1-Teams Osella
Flag of San Marino (1862–2011).svg
The flag of San Marino, before the 2011 standardization
Osella FAIL-88-1.jpg
Autor/Urheber: Matthias v.d. Elbe, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Osella FA1L (1988)