Ornithopter
Ein Ornithopter (altgriechisch ὄρνῑθ- órnῑth-, Stamm von ὄρνις órnis ‚Vogel und pterón, Flügel), auch Schwingenflugzeug, Schwingenflügler oder Schwingflügler, ist ein Flugzeug, das im Schlagflug fliegt. Ein solches Schwingenflugzeug erzeugt seinen Vortrieb durch Bewegung der Tragflächen. Eine Bedeutung hat der Ornithopter bisher nur im Bereich des Experimental- und Modellflugs erlangt. In den Anfängen der bemannten Luftfahrt wurden mit diesem Prinzip Flugversuche durchgeführt.
Geschichte
Vor rund 500 Jahren erforschte Leonardo da Vinci die Flugweise der Vögel. Dabei zeichnete er den ersten überlieferten Entwurf eines Ornithopters.[1]
Erste erfolgreiche Ornithopter-Modelle demonstrierte der Franzose Gustave Trouvé im Jahr 1870 vor der Französischen Akademie der Wissenschaften. Andere Versuche sind von seinen Landsleuten Alphonse Pénaud, Hureau de Villeneuve und Victor Tatin bekannt geworden.
Um 1890 baute Lawrence Hargrave verschiedene Ornithopter-Modelle, angetrieben durch Dampf und Pressluft. Dabei kombinierte er kleine Schlagflügel mit einem größeren starren Flügel. Das gleiche Prinzip verfolgte Otto Lilienthal nach der Verwirklichung des Gleitfluges zur Weiterentwicklung seiner Flugleistungen. Dazu erprobte er leichte Kohlensäuremotoren. Nach dessen Tod führte sein Bruder Gustav Lilienthal die Versuche mit Schwingflügeln fort. Sehr bekannt wurden auch die in den 1940er Jahren gebauten, frei fliegenden Vogelmodelle des deutschen Biologen Erich von Holst.
Wirkprinzip
Um einen Ornithopter zum Fliegen zu bringen, ist es notwendig, komplexe Bewegungsabläufe zu realisieren. Das Wirkprinzip ist eine gekoppelte Schlag-, Dreh- und Längsbewegung. Auftrieb und Vortrieb werden beim Ornithopter durch Auf- und Abschlag der Flügel erzeugt. Dabei kommt dem sogenannten Handbereich der Flügel eine besondere Bedeutung zu: Die Handbereiche werden beim Abschlag mit der Vorderkante nach vorne unten gedreht, beim Aufschlag zeigt die Vorderkante des Handbereiches nach oben. Damit hat der Handbereich der Flügel eine Funktion ähnlich einem Propeller. Das zusätzliche Anlegen der Flügel beim Aufschlag verkürzt den Hebelarm und minimiert auch das Schwingen des Rumpfes.
Neben der aktiven Flügelbewegung tragen die elastischen Eigenschaften des Flügels zur Wirksamkeit des Vortriebs bei.[2]
Moderne Weiterentwicklungen
Die Technische Universität Delft erforscht im Programm DelFly[3] kleine Ornithopter mit Kameras.
Die Firma Festo stellte auf der Hannover Messe 2011 mit dem SmartBird ein die Flugmechanik der Silbermöwe adaptierendes frei fliegendes Modell mit einer Flügelspannweite von zwei Metern vor. 2013 folgte der BionicOpter, eine auf dem Flügelschlag der Libelle basierende Entwicklung eines Fluggerätes.[4]
Fiktionale Rezeption
In Frank Herberts Science-Fiction-Novelle Dune werden Ornithopter als Fluggeräte innerhalb der Atmosphäre des Planeten Arrakis verwendet, welche durch Flügelschlag fortbewegt sowie gesteuert werden und in der Lage sind auf der Stelle zu schweben.[5]
Literatur
- Helmut Braun: Aufstieg und Niedergang der Luftschifffahrt – Eine wirtschaftshistorische Analyse. eurotrans-Verlag, Regensburg 2007, ISBN 978-3-936400-22-9, S. 78 ff.
Siehe auch
- Wellpropeller
Weblinks
- Modellbau von Ornithoptern
- Ornithopter-Zone (englisch)
- Manntragender Ornithopter an der Universität Toronto
Einzelnachweise
- ↑ Ornithopter. In: Worte von morgen. Die Zeit, 19. Dezember 2014, abgerufen am 21. Mai 2022.
- ↑ Forschung rund um das Thema „bewegte Tragflächen“
- ↑ DelFly.nl Beschreibung, Fotos und Videos (engl./niederländ.)
- ↑ Firmenpräsentation, Demonstrationsfilm, BionicOpter Firmendokumentation Festo AG & Co. KG 4/2013 (PDF; 1,3 MB)
- ↑ Frank Herbert: Der Wüstenplanet. 14. Auflage. Heyne, München 1985, ISBN 3-453-30523-X, S. 690.
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Otto Lilienthal mit seinem Flugapparat "kleine Schlagflügelapparat" im noch motorlosen Erprobungsflug.