Origo Gentis Langobardorum

Origo gentis Langobardorum, hier eine Handschrift des 10. Jahrhunderts aus Reims
Origo gentis Langobardorum, hier eine illustrierte Handschrift des 11. Jahrhunderts

Origo Gentis Langobardorum (lateinisch für Ursprung des Volks der Langobarden) ist eine germanische Sage, die im 7. Jahrhundert nach mündlichen Überlieferungen niedergeschrieben wurde. Sie findet sich im Vorwort zum Edictum Rothari,[1] handelt vom Ursprung der germanischen Langobarden und diente als Quelle für die Historia Langobardorum des langobardischen Historikers und Benediktinermönchs Paulus Diaconus (siehe Origo gentis).

Spekulationen der älteren Forschung, die Origo Gentis Langobardorum sei nur ein Ausschnitt aus dem verlorenen Geschichtswerk des Secundus von Trient, gelten heute als widerlegt.

Inhalt

Nach der Origo lebten die Langobarden ursprünglich in Skandinavien und hätten sich zu dieser Zeit noch Winniler genannt. Der Sage nach zogen Langobarden, geführt von Ibor und Agio, an die Niederelbe, wo sie in Konflikt mit den Vandalen gerieten. Damals – so die Sage – soll der von den Vandalen verehrte Gott Wodan denjenigen den Sieg zugesprochen haben, die am Morgen des Kampfes zuerst vor ihm erschienen: Frea gab die Anweisung, dass die Frauen der Winniler frühmorgens sich im Osten aufstellen und ihre langen Haare wie Bärte vor das Gesicht binden sollen. Frühmorgens stand Frea zeitig auf und wendete das Bett Wodans nach Osten und als er erwachte sah er die Winnilerinnen und fragte erstaunt: Wer sind diese Langbärte? Da entgegnete Frea: Du hast ihnen den Namen gegeben, nun gib ihnen den Sieg! So siegten die Winniler über die Vandalen und nannten sich seither Langobarden.

Ausgaben

Literatur

  • Karl Helm: Wodan – Ausbreitung und Wanderung seines Kultes. Schmitz, Gießen 1946.
  • Rudolf Simek: Lexikon der germanischen Mythologie (= Kröners Taschenausgabe. Band 368). 3., völlig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2006, ISBN 3-520-36803-X, S. 367–369.

Weblinks

Wikisource: Origo Gentis Langobardorum – Quellen und Volltexte (Latein)
Commons: Origo Gentis Langobardorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Vgl. Abels Übersetzung: Otto Abel (Hrsg.): Paulus Diakonus und die übrigen Geschichtschreiber der Langobarden. Berlin 1849, S. 3 (Digitalisat bei Google Books) (Reihe Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit in deutscher Bearbeitung, herausgegeben von G. H. Pertz, J. Grimm, K. Lachmann, L. Ranke, K. Ritter).

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Origo gentis Langobardorum.jpg
Autor/Urheber: James Steakley, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Handschrift enthält die Origo gentis Langobardorum, die Herkunftssage der Langobarden. Der Sage nach stammen die Langobarden aus Skandinavien. Die gut erhaltene Handschrift entstand im 10. Jahrhundert vermutlich in Reims. Am oberen Rand von Blatt 2v steht ein mit roter Tinte geschriebener Besitzervermerk des Klosters Saint-Remis in Reims. Miniaturen sind nicht vorhanden. Dafür zeichnet sich die Handschrift durch eine sehr anspruchsvoll und regelmäßige karolingische Minuskel aus.
  • Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz (Ms. Phil. 1886). Exponat in der Ausstellung „Die Langobarden. Das Ende der Völkerwanderung“ vom 22.08.2008-11.01.2009 im Rheinischen LandesMuseum Bonn.
Origo gentis Langobardorum - illustrated codex.jpg
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Im Codex legum Langobardorum et capitularia regum Francorum ist neben anderen Textteilen auch die Origo gentis Langobardorum eingebunden. Die Besonderheit der Handschrift sind die einzigartigen figürlichen Illustrationen aus der Geschichte der Langobarden. In der oberen Bildzone richtet sich der Gott Wodan in seinem Bett auf. Frea, die an der Bettkante ihres Gemahls steht, deutet mit ihrer linken Hand auf eine Schar von bewaffneten Männern und Frauen der Winiler (früherer Name der Langobarden), die ebenso wie das Götterpaar durch Beischrift benannt sind. Die Szene zeigt die bisher einzige bildliche Darstellung der Namensgebung der Langobarden. In der unteren Bildzone befindet sich eine weitere Illustration, die für die Formierung der Langobarden von einiger Bedeutung ist. In der linken Bildhälfte thront die "weise Frau" Gambara, vor ihr stehen ihre beiden Söhne Ibor und Agio. Wie schon bei der oberen Abbildung sind die Personen durch Beischriften benannt. Gambara ist für die Genese der Langobarden von zweifacher Bedeutung: Zum einen tritt sie in Kontakt mit Frea und bittet um den Beistand für ihr Volk. Zum anderen verlassen die Langobarden unter der Führung von Gambara und ihren Söhnen die Insel Scadanan und beginnen ihre sagenhafte Wanderung.
  • Exponat in der Ausstellung „Die Langobarden. Das Ende der Völkerwanderung“ vom 22.08.2008-11.01.2009 im Rheinischen LandesMuseum Bonn. Leihgabe von der Biblioteca del monumento nazionale della Badia di Cava (Codex no. 4), Salerno.