Virginischer Tabak

Virginischer Tabak

Virginischer Tabak

Systematik
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung:Nachtschattenartige (Solanales)
Familie:Nachtschattengewächse (Solanaceae)
Gattung:Tabak (Nicotiana)
Art:Virginischer Tabak
Wissenschaftlicher Name
Nicotiana tabacum
L.

Der Virginische Tabak[1] (Nicotiana tabacum), auch Echter Tabak[2] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Tabak innerhalb der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae). Er ist die wirtschaftlich bedeutendste Art der Tabakindustrie und wird in einer Vielzahl von Sorten angebaut. Virginische Tabak ist ursprünglich selbst aus einer natürlichen Kreuzung zwischen Waldtabak (Nicotiana sylvestris) und Nicotiana tomentosiformis hervorgegangen.[3]

Beschreibung

© Martin Thurnherr / cc-by-sa-4.0 / Commons.wikimedia.org
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Herbarbeleg Nicotiana tabacum L. von Otto Jaag 1938 auf der Kleinen Sundainsel
Samen der Tabak-Sorte ‘Burley’

Vegetative Merkmale

Der Virginische Tabak wächst als einjährige oder kurzlebig ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 0,7 bis 2, selten bis zu 3 Metern.[4] Alle oberirdischen Pflanzenteile sind klebrig drüsig behaart.[4] Die Stängel sind dick und nur wenig verzweigt.

Die Laubblätter sind wechselständig am Stängel angeordnet. Die unteren Laubblätter sind sitzend, nach oben hin werden die Laubblätter kleiner und an der Spreitenbasis laufen sie am Stängel herab und stängelumfassend.[5] Die pergamentartige, einfache, drüsig behaarte Blattspreite ist bei einer Länge von meist 30 bis selten bis zu 70 Zentimetern sowie einer Breite von 8 bis 15, selten bis zu 30 Zentimetern elliptisch oder lanzettlich,[4] eiförmig bis verkehrt-eiförmig mit zugespitztem oder spitzem oberen Ende.[4][5]

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht in Mitteleuropa von Juli bis Oktober,[2] in anderen Gebiet erfolgt die Blütezeit das ganze Jahr über.[4][5] Die mehrfach verzweigten, rispigen Blütenstände enthalten viele Blüten.[4] Die Blütenstiele sind 5 bis 15,[5] selten bis zu 20 Millimeter lang.[4]

Die zwittrige Blüte ist zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die vier grünen, drüsig behaarten Kelchblätter besitzen eine Länge von 20 bis 25 Millimetern und sind bis mindestens zur Hälfte ihrer Länge röhrig bis röhrig-glockenförmig verwachsen.[4][5] Die gerade oder am oberen Ende deutlich gekrümmte Kelchröhre endet in bei einer Länge von 4 bis 8 Millimetern dreieckigen, schmalspitzigen, ungleich gestalteten Kelchzipfeln.[5] Die Blütenkrone sind an ihrer Basis gelblich, grünliche oder rot und an ihrem oberen Ende rosafarben. Die fünf Kronblätter sind stieltellerförmig verwachsen. Der Kronsaum ist weiß, rosafarben oder rot. Die grünlich-cremefarbene, rosafarbene oder rote leicht gekrümmte bis gerade Kronröhre[5] besitzt eine Gesamtlänge von 3,5 bis 4,5 Zentimetern und weist im unteren Teil einen Durchmesser von 3 bis 5 Millimetern auf, verbreitert sich im oberen Teil auf 7 bis 12 Millimeter. Der Kronsaum ist gelappt oder fünfeckig. Die Staubblätter sind ungleich gestaltet, sie setzen unterhalb der Mitte der Kronröhre an. Die Staubbeutel der vier längeren Staubblätter stehen nahe der Öffnung der Kronröhre oder stehen leicht über diese hinaus. Das fünfte Staubblatt ist deutlich kürzer als beide längeren Paare.[5] Die ungleichen, in der Nähe der Basis der Kronschlund inserierten Staubfäden bei einer Länge von 3 bis 5 Zentimetern[5] deutlich länger als die Staubbeutel. An der Basis sind die Staubfäden behaart. Der gerade oder etwas gekrümmte Griffel ist etwa gleich lang wie die Staubblätter.[5]

Die Kapselfrucht ist bei einer Länge von 1,2 bis 2 Zentimetern schmal-elliptisch, ellipsoid bis ei- oder kugelförmig.[4][5] Sie kann über den Kelch heraus stehen oder von diesem umschlossen sein.[5] Die braunen Samen sind bei einem Durchmesser von etwa 0,5 Millimetern[4][5] kugelförmig oder breit-elliptisch; ihre Oberfläche ist netzartig gewellt.

Chromosomensatz

Genetisch ist Nicotiana tabacum tetraploid, er verfügt also über vier Chromosomensätze. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 48,[2][5] seltener 24 oder 96.[6][7]

Blütenstand

Vorkommen

Es wird angenommen, dass der Virginische Tabak aus dem westlichen Südamerika stammt,[8] jedoch wurde er schon vor der Ankunft von Christoph Kolumbus in Amerika in Mittelamerika und Mexiko eingeführt. Virginische Tabak wird weit kultiviert und ist gelegentlich als Kulturflüchter anzutreffen.[9]

Illustration aus Köhler's Medizinal-Pflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit kurz erläuterndem Texte, Tafel 18

Systematik

Die Erstveröffentlichung von Nicotiana tabacum erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, Seite 180.[10][8][4]

Nach Clarkson 2004 ist der Virginische Tabak die einzige Art der monotypischen Sektion Nicotiana innerhalb der Gattung (Nicotiana) gestellt. Nach Clarkson 2004 ist eine natürliche, allotetraploide Hybride, als Elternarten wurden einerseits Nicotiana sylvestris als mütterliche Elternart und Nicotiana tomentosiformis als väterliche Elternart ermittelt. Nach Clarkson 2004 soll Nicotiana tabacum wiederum die mütterliche Elternart von Nicotiana ×digluta, die väterliche Elternart dieser Hybride ist Nicotiana glutinosa.[3]

Nutzung

Es gibt einige Verwendungen von Nicotiana tabacum.[11] Die medizinischen Wirkungen von Nicotiana tabacum wurden untersucht.[11]

Sorten

Der kultivierte Tabak wird meist in Gruppen eingeteilt, die wichtigsten sind:[12]

  • Virginia-Tabak: Der Geschmack beim Rauchen wird als süß, strohig und heuartig beschrieben.
  • Burley-Tabak: Der Geschmack ist würzig, bitter, erdig und holzig.
  • Orient-Tabak: Der Geschmack ist süßlich schwer, schweißig und grasig.

Inhaltsstoffe, Wirkung und Rechtliches

Nikotin und Tabakrauch wirken auf das Zentralnervensystem. Negative Auswirkungen sind vielfältig. Millionen von Menschen weltweit, beispielsweise in Nordamerika sind dadurch bleibend geschädigt.[13]

In den unterschiedlichen Staaten wird gegen den Konsum unterschiedlich vorgegangen. Für Österreich kann die Rechtslage im Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS)[14] nachgelesen werden. In der Bundesrepublik Deutschland dürfen – gemäß § 30 Abs. (1) Satz 2 TabStG – Tabakwaren steuerfrei für den nichtgewerblichen eigenen Bedarf verwendet werden.[15]

Siehe auch

Quellen

Literatur

  • Johnnie L. Gentry Jr., Paul C. Standley: Flora of Guatemala. Solanaceae. In: Fieldiana: Botany, Volume 24, Teil X, Nummer 1 und 2. Field Museum of Natural History, 1974. (Abschnitte Beschreibung und Vorkommen)
  • Zhi-Yun Zhang, Anmin Lu, William G. D’Arcy: Solanaceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 17: Verbenaceae through Solanaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 1994, ISBN 0-915279-24-X. Nicotiana tabacum Linnaeus, S. 332 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  • Flora of North America Editorial Committee: Flora of North America North of Mexico, Volume 14: Apocynaceae, Gentianaceae, Convolvulaceae, Solanaceae, and related families, Oxford University Press, Oxford und New York, 2023, ISBN 978-0-19-769146-5. Nicotiana tabacum Linnaeus, S. 408 - textgleich online wie gedrucktes Werk.

Einzelnachweise

  1. Nicotiana tabacum L. (Virginischer Tabak). auf FloraWeb.de
  2. a b c Nicotiana tabacum L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 2. März 2016.
  3. a b James J. Clarkson et al.: Phylogenetic relationships in Nicotiana (Solanaceae) inferred from multiple plastid DNA regions. In: Molecular Phylogenetics and Evolution, Volume 33, 2004. S. 75–90.
  4. a b c d e f g h i j k Zhi-Yun Zhang, Anmin Lu, William G. D’Arcy: Solanaceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven (Hrsg.): Flora of China. Volume 17: Verbenaceae through Solanaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 1994, ISBN 0-915279-24-X. Nicotiana tabacum Linnaeus, S. 332 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  5. a b c d e f g h i j k l m n Flora of North America Editorial Commmitee: Flora of North America North of Mexico, Volume 14: Apocynaceae, Gentianaceae, Convolvulaceae, Solanaceae, and related families, Oxford University Press, Oxford und New York, 2023, ISBN 978-0-19-769146-5. Nicotiana tabacum Linnaeus, S. 408 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
  6. Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 823.
  7. Nicotiana tabacum bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
  8. a b Nicotiana tabacum im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 2. März 2016.
  9. Datenblatt bei CABI Compendium.
  10. Nicotiana tabacum bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 31. Juli 2025.
  11. a b Nicotiana tabacum bei Plants For A Future, abgerufen am 2. August 2025.
  12. Mechthild Busch-Stockfisch: Praxishandbuch Sensorik in der Produktentwicklung und Qualitätssicherung. Behr’s Verlag, 2002, ISBN 978-3-86022-958-3.
  13. Sabrina Rahman Archie, Sejal Sharma, Elizabeth Burks, Thomas Abbruscato: Biological determinants impact the neurovascular toxicity of nicotine and tobacco smoke: A pharmacokinetic and pharmacodynamics perspective. In: NeuroToxicology, Volume 89, 2022, S. 140–160. doi:10.1016/j.neuro.2022.02.002
  14. Bundesrecht konsolidiert: Gesamte Rechtsvorschrift für Tabak- und Nichtraucherinnen- bzw. Nichtraucherschutzgesetz, Fassung vom 31.07.2025 im Rechtsinformationssystem des Bundes (RIS) der Republik Österreich.
  15. § 30 TabStG (Steuerbefreiungen) bei gesetze-im-internet.de.
Commons: Virginischer Tabak (Nicotiana tabacum) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Auf dieser Seite verwendete Medien

Nicotiana tabacum sl22.jpg
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Blütenstand

Taxonym: Nicotiana tabacum ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: nördlich vom Industriegebiet Hagenbrunn, Bezirk Korneuburg, Niederösterreich - ca. 175 m ü. A.

Standort: Erddeponie
Nicotiana-tabacum-seeds-0599.JPG
Autor/Urheber: Danny S., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Samen des Virginischen Tabaks (Nicotiana tabacum) der Sorte "Burley"
Köhler's Medizinal-Pflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit kurz erläuterndem Texte (Plate 18) BHL303598.jpg
Köhler's Medizinal-Pflanzen in naturgetreuen Abbildungen mit kurz erläuterndem Texte : Atlas zur Pharmacopoea germanica, austriaca, belgica, danica, helvetica, hungarica, rossica, suecica, Neerlandica, British pharmacopoeia, zum Codex medicamentarius, sowie zur Pharmacopoeia of the United States of America /
Nicotiana tabacum L. CH 01.jpg
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Herbarblatt Nicotiana tabacum L. mit der Herbar-ID ZT-00281493, der Familie Solanaceae (Nachtschattengewächse), im Kampong, Lantoka, auf der Kleinen Sunda-Insel von Otto Jaag gepflanzt
Tabak 9290019.JPG
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Nicotiana tabacum (Virginischer Tabak)