Orgeln der Bergstedter Kirche

Orgeln der Bergstedter Kirche
Kberg schnitger orgel.jpg
Allgemeines
Alternativer NameSchnitger-Orgel, Hamburg-Bergstedt
OrtBergstedter Kirche
OrgelerbauerArp Schnitger
Baujahr1686 oder später
Letzte(r) Umbau/Restaurierung1960/1961 Franz Grollmann
EpocheBarock
OrgellandschaftHamburg
Technische Daten
Anzahl der Register8
Anzahl der Pfeifenreihen11
Anzahl der Manuale1
TontrakturMechanisch
RegistertrakturMechanisch

Bei den Orgeln der Bergstedter Kirche (St. Maria und Willehadus) in Hamburg-Bergstedt handelt es sich um zwei Instrumente: Die 1686 oder später entstandene kleine Orgel von Arp Schnitger neben dem Altar und die Hauptorgel von Johannes Rohlf von 2014 auf der Westempore. Das von Schnitger erbaute Positiv ist eine seiner kleinsten Orgeln und war möglicherweise ursprünglich eine Hausorgel. Das hinterspielige Instrument ohne Pedal verfügt heute über acht Register, von denen drei erhalten sind. Original von Schnitger sind zudem das Gehäuse, die Windlade und die Klaviatur. Die Rohlf-Orgel umfasst 17 Register, die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind.

Schnitger-Orgel

Neubau durch Schnitger ab 1686

Standort der Orgel seit 1961 neben dem Altar

Die Bergstedter Kirche aus dem 13. Jahrhundert wurde 1686 durch dänische Truppen stark beschädigt. Wann das Schnitgersche Orgelpositiv nach der Wiederherstellung der Kirche in die Kirche gelangte, ist ungeklärt, und ein Ursprung als Hausorgel, die zu einem späteren Zeitpunkt von der Kirche angekauft wurde, ist denkbar.[1] Das Instrument stand bis 1960 auf der Westempore.

Der fünfteilige Prospekt ist flach. Das große Mittelfeld wird von zweigeschossigen Fachfeldern flankiert, die von einer Kämpferleiste unterteilt werden. Die seitlichen Felder stehen erhöht über kleinen, schmucklosen Füllungen. Wahrscheinlich gab es hier ursprünglich Schnitzwerk; möglicherweise ist das kleine rechteckige, geschnitzte Ornament über dem Mittelturm ein Teil des verlorenen Schmucks. Alle sieben Pfeifenfelder werden oben und unten mit vergoldetem Schnitzwerk abgeschlossen, das stilistisch zwischen Früh- und Hochbarock steht.[2] Das kassettierte Untergehäuse hat zwei Füllungen und darüber ein Gesims mit einem geschwungenen Fries. In ähnlicher Weise ist der Fries im oberen Kranzgesims gestaltet, vergleichbar Schnitgers Orgel im portugiesischen Maia de Moreia von 1701. Ein sekundär aufgesetzter, flacher Dreiecksgiebel aus Kiefernholz ohne Füllungen bekrönt das Instrument.[2]

Die Prospektgestaltung des Orgelpositivs in Bergstedt weist Ähnlichkeiten auf mit der ehemaligen Orgel der nunmehr säkularisierten Kirche in Eppenhuizen (Gemeinde Eemsmond, Prov. Groningen), die selbst möglicherweise ein Werk der Schnitgerschen Werkstatt gewesen sein könnte.[3]

Spätere Arbeiten

Das Gehäuse aus Eichenholz weist auf spätere Umarbeitungen hin, wie die Gehrungsschnitte an den Profilleisten der zweigeschossigen Pfeifenfelder, der Dreiecksgiebel, die leeren Füllungen unter den Seitenfeldern und das geschnitzte Ornament über dem Mittelfeld. Bisher gibt es über die weitere Geschichte der Bergstedter Orgel kaum verlässliche Angaben. Die Orgelakten sind nicht auffindbar.[4]

Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Orgel äußerlich und in der Disposition stark verändert. Im Jahr 1875 baute Christian Heinrich Wolfsteller das Instrument um. Als die Kirchengemeinde sich 1961 eine neue Orgel der Firma E. F. Walcker auf der Westempore anschaffte, setzte Franz Grollmann die Schnitger-Orgel ebenerdig in den Altarbereich um. Grollmann ersetzte die nicht originalen Register durch neue und restaurierte das Positiv.[4]

Disposition seit 1961

Manual CDE–c3
1.Principal B/D4′G
2.Gedackt B/D8′S
3.Blockflöte4′S
4.Octave2′S
5.Quinte112G
6.Mixtur IIIG
7.Zimbel IIG
8.Regal8′G
S = Schnitger (1686)
G = Grollmann (1961)

Technische Daten

  • 8 Register, 11 Pfeifenreihen
  • Windlade: chromatisch (Schnitger)
  • Traktur:
    • Klaviatur (Schnitger)
    • Tontraktur: Mechanisch (Schnitger)
    • Registertraktur: Mechanisch (Schnitger)
  • Stimmung:
Orgeln der Bergstedter Kirche
Allgemeines
Alternativer NameRohlf-Orgel, Hamburg-Bergstedt
OrtBergstedter Kirche
OrgelerbauerJohannes Rohlf
Baujahr2014
EpocheModerne
OrgellandschaftHamburg
Abbildungen
Bergstedt Kirche Orgel Rohlf.jpg
Technische Daten
Anzahl der Register17
Anzahl der Pfeifenreihen19
Anzahl der Manuale2
TontrakturMechanisch
RegistertrakturMechanisch

Rohlf-Orgel

Neubau durch Rohlf 2014

Zu Ostern 2014 stellte die Firma Johannes Rohlf als Opus 190 die große Orgel auf der Westempore fertig. Das Instrument ist in zwei Gehäusen untergebracht. Vorne steht das Positiv, das einen vorderspieligen Spieltisch hat. Dahinter ist das Hauptwerk in einem separaten Gehäuse aufgestellt, das 1,20 Meter höher als Gehäuse des Positivs ist. Die geringere Höhe für das Hauptwerk kann dadurch ausgeglichen werden, dass die Traktur einschließlich der Wellenbretter in einem Podest zwischen den beiden Werken untergebracht ist. Auf diese Weise reicht die Höhe für die Aufstellung eines Prinzipal in Acht-Fuß-Lage aus.[5]

Das Instrument verfügt über 17 Register, die auf zwei Manuale und Pedal verteilt sind. Vier Register im Pedal sind Transmissionen aus dem Hauptwerk. Rohrflöte 8′, Oktave 4′ und Subbass 16′ (bis auf die fünf tiefsten Pfeifen) sind ganz aus Blei, Gedackt 8′ und Fagott 16′ aus Fichte, die Flöte 4′ aus Eiche gefertigt. Die Pfeifen im Prospekt haben einen Zinnanteil von 82 %, die übrigen Register einen Zinnanteil von 52 %.[6]

Disposition seit 2014

Die Disposition lautet wie folgt:[7]

I Hauptwerk C–g3
1.Principal8′
2.Rohrflöte8′
3.Octave4′
4.Quinte223
5.Octave2′
6.Terz135
7.Mixtur III113
8.Trompete8′
Tremulant
II Positiv C–g3
9.Gedackt8′
10.Praestant4′
11.Flöte4′
12.Octave2′
13.Blockflöte2′
14.Quinte113
15.Dulcian8′
Tremulant
Pedal C–f1
16.Subbass16′
Octavbaß (aus HW)8′
Hohlflöte (aus HW)8′
Octave (aus HW)4′
Trompete (aus HW)8′
17.Fagott16′

Literatur

  • Jan von Busch: Die untergegangene Schreiber-Orgel in Koldenbüttel und ihre orgelbauenden Organisten. In: Ars Organi. 66. Jg., Heft 2, Juni 2018, S. 73–82 (73–76 online, PDF).
  • Cornelius H. Edskes, Harald Vogel: Arp Schnitger und sein Werk (= 241. Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde). 2. Auflage. Hauschild, Bremen 2013, ISBN 978-3-89757-525-7, S. 33, 160.
  • Gustav Fock: Arp Schnitger und seine Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord- und Ostseeküstengebiet. Bärenreiter, Kassel 1974, ISBN 3-7618-0261-7, S. 66, 76.
  • Günter Seggermann, Alexander Steinhilber, Hans-Jürgen Wulf: Die Orgeln in Hamburg. Ludwig, Kiel 2019, ISBN 978-3-86935-366-1, S. 20.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Schnitger-Biograph Siwert Meijer überlieferte Schnitgers Aussage, dass dieser „1687 op den Hamburger berg een klein Orgel“ gebaut habe (Edskes/Vogel 2013, S. 219, 226). Die von Edskes und Vogel als Tatsache dargestellte Hypothese, es handele sich bei der Orgel in Bergstedt um diese Orgel, wurde inzwischen von Jan von Busch widerlegt (Busch 2018, S. 78–80.) Von Busch bestätigt durch Archivfunde, dass der Schnitger-Forscher Gustav Fock die Orgel auf dem "Hamburger Berg" richtig mit der Schnitger-Orgel der St.-Pauli-Kirche (Hamburg-Altona-Altstadt) identifiziert hatte (vgl. Fock 1974, S. 66). Diese Orgel wurde jedoch 1718–1721 durch Otto Diedrich Richborn ersetzt.
  2. a b Edskes, Vogel: Arp Schnitger und sein Werk. 2. Aufl. 2013, S. 33.
  3. Victor Timmer: ‚Een zeer aftandsch instrument‘. Uit Groninger kerken verdwenen huispijporgels (en verwante instrumenten). In: Het Orgel. Band 62, 2018, Heft 1, S. 20–33 (zu Eppenhuizen: S. 21–24). Dort auch eine Zeichnung (19. Jh.) der ehemaligen Eppenhuizener Orgel.
  4. a b Seggermann: Die Orgeln in Hamburg. 2019, S. 20.
  5. Rohlf-Orgel, abgerufen am 11. März 2015.
  6. Disposition der Rohlf-Orgel, abgerufen am 11. März 2015.
  7. Info auf der Webseite des Orgelbauers Rohlf. Abgerufen am 11. August 2014.

Koordinaten: 53° 40′ 19,9″ N, 10° 7′ 34,8″ O

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Hamburg, Bergstedter Kirche, Kleine Orgel, Arp Schnitger 1686