Orgelbau Krawinkel

Orgelbau Krawinkel ist ein deutsches Orgelbauunternehmen mit Sitz in Trendelburg-Deisel.

Geschichte

Die Tradition des Unternehmens geht auf die Orgelbauerfamilie Balthasar Conrad Euler zurück.[1] Der Familienbetrieb in Hofgeismar bestand bis gegen das Ende des 20. Jahrhunderts und galt mit insgesamt zwölf Generationen als Deutschlands ältestes Orgelbau-Unternehmen.[2]

Elmar Krawinkel (* 1957) erlernte den Orgelbau ab 1972 bei Siegfried Sauer und legte 1990 seine Meisterprüfung als Betriebsmeister ab. Am 2. Januar 1995 übernahm er die Eulersche Werkstatt in Hofgeismar und trat damit in die Selbstständigkeit. Am 1. Februar 2000 wurde der Betrieb nach Trendelburg-Deisel verlegt.[3] Sein Sohn Markus schloss das Fachabitur 2007 als elektrotechnischer Assistent ab. Im Anschluss erlernte er den Orgelbau in Mittelfranken (bis 2010) und legte 2012 seine Meisterprüfung als Orgel- und Harmoniumbauer ab. 2015 übernahm er die Leitung des väterlichen Betriebs.[4]

Das Wirkungsfeld konzentriert sich wie bei Euler auf Nordhessen, die Orgellandschaft Südniedersachsen und Ostwestfalen.[5] Neben Neubauten ist der Betrieb durch konsequente Restaurierungen historischer Instrumente hervorgetreten. Einen Schwerpunkt bilden englische Orgeln, die restauriert und für die neuen Verhältnisse erweitert werden. 2019 waren 16 Mitarbeiter in dem Unternehmen beschäftigt, darunter vier Auszubildende.[6]

Werkliste (Auswahl)

In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal, ein kleines „p“ ein nur angehängtes Pedal. Die arabische Zahl gibt die Anzahl der klingenden Register an. Die letzte Spalte bietet Angaben zum Erhaltungszustand oder zu Besonderheiten.

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1993MainzChorhaus am Mainzer DomI/P8Meisterstück von Elmar Krawinkel mit Mensuren nach Silbermann, zunächst Hausorgel in Privatbesitz, seit 2011 im Mainzer Chorhaus[7]
1997Bauerbach (Marburg)St. CyriakusIII/P33Renovierung und klangliche Veränderung der Orgel von Karl Lötzerich (1993)[8]
1997LoshausenEvangelische KircheI/P15Restaurierung der Orgel von Balthasar Conrad Euler (1838)
1998HohenkirchenEvangelische KircheII/P17Neubau
1999BirsteinMariae Heimsuchung
II/P15Neubau
2000MichelstadtStadtkirche MichelstadtI3Neubau Orgelpositiv
2001DankelshausenSt. Matthäus-Kirche
I/P12Restaurierung/Neubau der Orgel von Furtwängler und Hammer hinter historischem Prospekt; ein Register vakant
2001Bergheim (Edertal)MartinskircheII/P11Neubau; Nebenwerk auf Wechselschleifen
2002Sarnau (Lahntal)Evangelische Kirche
II/P10Neubau mit Wechselschleifen auf 2. Manual[9]
2002BremkeSt. Matthias
I/P10Renovierung und Umdisponierung der Orgel von Albrecht Frerichs (1968) mit einigen alten Registern von August von Werder (1848)
2002BoffzenErlöserkircheII/P21Neubau unter Einbeziehung des Prospekts und einiger Register der Orgel von Balthasar Conrad Euler (1850)
2002Harpen (Bochum)Heilig GeistII/P31Neubau
2003VinsebeckSt. Johannes BaptistII/P16Neubau
2005NortheimMariä Heimsuchung
(c) Dewi König, CC BY-SA 3.0
II/P35Neubau unter Einbeziehung des Prospekts und einiger vorhandener Register der Orgel von Louis Krell (1890) und aus Lagerbeständen von Krell, restliche Register nach Krell rekonstruiert
2005–2006VimbuchSt. JohannesIII/P28Restaurierung und Erweiterung der Orgel von Bevington & Sons (1884) um ein 3. Manualwerk
2006NeersenPauluskircheII/p12Neubau mit angehängtem Pedal
2006/2007DransfeldSt. MartiniII/P21Instandsetzung der Orgel von Balthasar Conrad Euler (1843–1845) mit 6 rekonstruierten Registern von Martin Haspelmath (1984/1985)
2007EsebeckSt. Pankratius
I/P11Restaurierung der Orgel von August von Werder (1850)[10]
2007Hemmingen-ArnumFriedenskircheII/P13Neubau
2008SieberSt. BenedictusII/P27Neubau unter Einbeziehung historischen Materials aus verschiedenen Orgeln hinter dem Prospekt von Gustav Carl Engelhardt (1871)
2008, 2016GackenbachSt. BartholomäusIII/P432008 Restaurierung und Erweiterung der Orgel von Nelsen (1904, II/P/13) auf II/P/27 und 2016 um eine Solowerk; 2011, 2012, 1017 Einbau je eines weiteren Registers
2009SaalhausenSt. JodokusIII/P28Restaurierung der Orgel von Franz Wilhelm Sonreck (1859) und Erweiterung um ein Schwellwerk und hinterständiges Pedalwerk
2009SielenEvangelische KircheII/P17Restaurierung der Orgel von Conrad Friedrich Carl Euler (1914)
2010LanglingenSt. Johannis
II/P20Restaurierung der Orgel von Philipp Furtwängler & Söhne (1854)
2011IserlohnHeilig-Geist-KircheIII/P36Reorganisation der Orgel von 1953[11]
2011SchedenSt.-Markus-Kirche
II/P22Restaurierung der Orgel von Johann Dietrich Kuhlmann (1829) mit Erweiterung um ein Rückpositiv durch Paul Ott (1937)
2012MainzSt. QuintinII/P23Restaurierung und Erweiterung der Orgel von Nelsen (1906)
2012TreysaHospitalkapelleII/P9Neubau
2013OelshausenEvangelische KircheI/P6[12]
2015SchlangenbadHerz JesuII/P11Restaurierung der Orgel der Gebrüder Euler (1950er)
2017FröndenbergSt. MarienII/P32Erweiterung der Orgel von Ferdinand Dinse (1898)
2017KasselSankt Joseph
III/P28grundlegende Sanierung, ohne die denkmalgeschützte Orgel von Anton Feith (1960) zu verändern[13]
2019WettebornSt. Peter und PaulII/P17Restaurierung und Rekonstruktion der Orgel von Johann Conrad Müller (1791–1792), die um 1870 um ein 2. Manual und selbstständiges Pedal erweitert wurde
2019WalburgEv. Kirche
I/P12Restaurierung der Orgel von Friedrich Ziese (1837)

Literatur

  • Hans Römhild: Deutschlands ältestes Orgelbau-Unternehmen. In: Hessische Heimat. Band 17, Nr. 4, 1967, S. 110–116.
  • Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2009, ISBN 978-3-921140-86-4, S. 154.
  • Karl Heinz Bielefeld: Orgeln und Orgelbauer in Göttingen. Pape Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-921140-75-8.
  • Eckhard Trinkaus: Orgeln und Orgelbauer im früheren Kreis Ziegenhain (Hessen) (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen. Band 43). Elwert, Marburg 1981, ISBN 3-7708-0713-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Bielefeld: Orgeln und Orgelbauer in Göttingen. 2007, S. 354.
  2. Hans Römhild: Deutschlands ältestes Orgelbau-Unternehmen. In: Hessische Heimat. Band 17, Nr. 4, 1967, S. 110–116.
  3. Webpräsenz Orgelbau Krawinkel, abgerufen am 26. Juli 2023.
  4. Porträt von Markus Krawinkel auf der Firmenwebsite. Abgerufen am 26. Juli 2023.
  5. Trinkaus: Orgeln und Orgelbauer im früheren Kreis Ziegenhain (Hessen). 1981, S. 333.
  6. Orgelbau in Trendelburg: Klangriesen aus dem Königreich. Abgerufen am 26. Juli 2023.
  7. Orgel im Mainzer Chorhaus. Abgerufen am 27. Juli 2023.
  8. Orgel in St. Cyriakus zu Bauerbach, abgerufen am 26. Juli 2023.
  9. Die Kirchen-Orgel in Sarnau wird 10 Jahre alt, abgerufen am 26. Juli 2023.
  10. Orgel in Esebeck. Abgerufen am 26. Juli 2023.
  11. Orgel in Iserlohn. Abgerufen am 26. Juli 2023.
  12. Orgel in Oelshausen. Abgerufen am 26. Juli 2023.
  13. Orgel in Sankt Elisabeth, Kassel. Abgerufen am 26. Juli 2023.

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