Orgel der Dorpskerk Harkstede

Orgel der Dorpskerk Harkstede
Harkstede Orgel.jpg
(c) Kees Kugel, CC BY 3.0
Allgemeines
Alternativer NameSchnitger-Orgel
OrtDorpskerk Harkstede
OrgelerbauerArp Schnitger
Baujahr1696
Letzte(r) Umbau/Restaurierung1907 Marten Eertman
EpocheBarock
OrgellandschaftNiederlande
Technische Daten
Anzahl der Register9
Anzahl der Pfeifenreihen11
Anzahl der Manuale1
TontrakturMechanisch
RegistertrakturMechanisch

Die Orgel der Dorpskerk Harkstede in der Gemeinde Midden-Groningen in der niederländischen Provinz Groningen wurde im Jahr 1696 von Arp Schnitger gebaut. Sie verfügte ursprünglich über acht Register auf einem Manual und hat heute neun Register und ein angehängtes Pedal. Das Unterwerk ist als Attrappe in der Emporenbrüstung eingebaut und verleiht der kleinen Orgel ein repräsentativeres Aussehen. Gehäuse, Prospekt und fünf Register sind ganz oder teilweise erhalten. Sie ähnelt den Instrumenten in Blankenhagen (1687), Eenum (1704) und Godlinze (1704). Von allen Schnitger-Orgeln im Groninger Land zeigt nur die in Harkstede das ursprüngliche holzsichtige Aussehen des Eichengehäuses.[1]

Baugeschichte

Neubau durch Schnitger 1696

Schnitger baute für die neu errichtete Harksteder Kirche im Jahr 1696 eine Brüstungsorgel mit acht Registern. Das Instrument ist in einem Rundbogen errichtet, der in einer spitzbogigen Nische eingelassen ist. Die Orgel war hinterspielig und besaß ursprünglich kein Pedal, da die Balganlage im Untergehäuse eingebaut war. Für den Arbeitsraum mit Bibliothek hinter der Orgel des Stifters und Patronatsherren Henrik Piccardt schuf Schnitger 1702 eine kleine Hausorgel.[2]

Dirk Lohman reparierte die Orgel im Jahr 1794, baute zwei neue Keilbälge und ergänzte eine angehängte Pedalklaviatur.

Das Unterwerk wird in der Emporenbrüstung von zwei geschnitzten Wappen von Hendrik Piccardt und seiner Frau flankiert, die das Patronatsrecht innehatten. Der Prospektaufbau ist an die Orgel der Dorfkirche Blankenhagen angelehnt. Das Unterteil in der Brüstung ist dreiteilig und flach. Das Mittelfeld wird von zwei doppelgeschossigen Flachfeldern umgeben, die durch eine profilierte Kämpferleiste geteilt werden. Das klingende Manualwerk im oberen Teil ist fünfachsig gegliedert und hat einen überhöhten, polygonalen Mittelturm und zwei spitze Seitentürme, die auf geschwungenen Konsolen mit Rankenwerk ruhen. Zwischen den Türmen vermitteln doppelgeschossige Flachfelder, die genau über den unteren Flachfeldern angeordnet sind. Alle Pfeifenfelder schließen unten und oben mit etwas Schleierwerk ab. Ober- und Untergesims des Manualwerks sind profiliert. Das Schnitzwerk neben dem Mittelturm und die schmalen Seitenflügel zeigen durchbrochene Akanthusranken, die bei den Seitenflügeln in musizierende Putti enden. Vermutlich geht das Schnitzwerk, das aufgrund der beengten Platzverhältnisse sparsamer als bei den vergleichbaren Orgeln angebracht ist, auf Allert Meijer und Jan de Rijk zurück.[3]

Anhand einer Dispositionssammlung von Gerhard Wilhelm Lohmann von etwa 1835 kann die ursprüngliche Disposition rekonstruiert werden:[4]

I Manual C–
Holpijp8′
Praestant4′
Fluit4′
Quint3′
Octaaf2′
Woudfluit2′
Mixtuur III–IV
Regal8′

Umbau durch Eertman 1907

Marten Eertman aus Noordwolde beseitigte das Innenwerk Schnitgers und stellte hinter das Gehäuse eine neue Windlade mit Klaviatur und Traktur sowie eine Balganlage im Stil seiner Zeit. Die Disposition wurde mit zugekauften Registern erweitert. Seine Orgel verfügte über neun Register unter Einbeziehung von vier Schnitger-Registern, deren Intonation wenig verändert wurde.[5] Die originalen Prospektpfeifen wurden stillgelegt und sind erhalten.[2]

Während alle anderen Schnitger-Orgeln heute grundlegend restauriert sind (nur in der Groninger Aa-kerk wurde der gewachsene Zustand bewahrt), steht eine Restaurierung der Orgel in Harkstede noch aus.

Disposition seit 1907

I Manual C–f3
Praestant8′ME
Bourdon16′ME
Holpyp8′S/ME
Aeoline8′ME
Praestant4′S
Octaaf4′ME
Fluit travers4′ME
Quint3′S/ME
Woudfluit2′S/ME
Mixtuur III DS/ME
Pedal C–a
angehängtME
Anmerkungen
S = Schnitger (1696)
ME = Eertman (1902)

Technische Daten

Literatur

  • Cornelius H. Edskes, Harald Vogel: Arp Schnitger und sein Werk (= 241. Veröffentlichung der Gesellschaft der Orgelfreunde). 2. Auflage. Hauschild, Bremen 2013, ISBN 978-3-89757-525-7, S. 62 f., 189.
  • Gustav Fock: Arp Schnitger und seine Schule. Ein Beitrag zur Geschichte des Orgelbaues im Nord- und Ostseeküstengebiet. Bärenreiter, Kassel 1974, ISBN 3-7618-0261-7, S. 226.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fock: Arp Schnitger und seine Schule. 1974, S. 236.
  2. a b Edskes, Vogel: Arp Schnitger und sein Werk. 2. Aufl. 2013, S. 189.
  3. Edskes, Vogel: Arp Schnitger und sein Werk. 2. Aufl. 2013, S. 62.
  4. Fock: Arp Schnitger und seine Schule. 1974, S. 236; Lohmann nannte nur sieben Register und übersah die Fluit.
  5. Orgeldatabase: Orgel in Harkstede, abgerufen am 2. März 2018.

Koordinaten: 53° 12′ 46,8″ N, 6° 41′ 40″ O

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Arp Schnitger organ St. Jacobi Hamburg.jpg
Autor/Urheber: Kliojünger, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Arp Schnitger organ in the church of St. Jacobi, Hamburg
Harkstede Orgel.jpg
(c) Kees Kugel, CC BY 3.0
Orgel in Harkstede, Provinz Groningen, NL