Oppidum Donnersberg

Oppidum Donnersberg
Keltenwall: rekonstruierte Pfostenschlitzmauer

Keltenwall: rekonstruierte Pfostenschlitzmauer

Daten
OrtDannenfels
BauherrKelten
BaustilRingwallanlage
BaujahrAntike
Koordinaten49° 37′ 31″ N, 7° 54′ 53″ O
Oppidum Donnersberg (Rheinland-Pfalz)
(c) Karte/Map: NordNordWest/Lencer, Lizenz/Licence: Creative Commons by-sa-3.0 de
Oppidum Donnersberg (Rheinland-Pfalz)
Besonderheiten
* überdauert haben lediglich zwei Ringwälle, die am Königsstuhl aufeinander treffen

Das Oppidum auf dem Donnersberg war eine frühgeschichtliche Höhensiedlung (Oppidum) der keltischen Latènekultur auf dem Donnersberg. Sie war von einer Befestigungsanlage umgeben, die zu den größten ihrer Art im heutigen Deutschland zählte. Anlage und Bergmassiv liegen im heutigen Donnersbergkreis in Rheinland-Pfalz.

Lage

Die Anlage befindet sich auf den Hochlagen des Donnersbergs auf der Gemarkung der Gemeinde Dannenfels. Unterwegs passiert sie den Königsstuhl.

Beschaffenheit

Der Ringwall keltischen Ursprungs ist in Summe etwa 8,5 km lang. Er besteht aus einem sogenannten Ost- und einem Westwerk. Das Ostwerk wurde von der keltischen Bevölkerung einmal, der südliche Teil des Ostwerkwalles sogar ein zweites Mal durch eine neue vorgesetzte Mauer erneuert. Das Gelände des Ostwerkes wird als Siedlungsfläche angenommen, das Westwerk als Fluchtburg.[1]

Besiedlung

Im Innern des Ostwerks befindet sich – für keltische Oppida bisher einmalig – eine Viereckschanze. Am sogenannten Schlackenwall am nördlichen Eckpunkt der Befestigungsanlage laufen seit dem Jahr 2004 Ausgrabungen. Erste Grabungsergebnisse machen die These wahrscheinlich, dass die Kelten am Schlackenwall Rhyolith in Öfen erhitzt haben, um so zu Rohglas zu gelangen, das zur Herstellung von Schmuck und Gebrauchswaren weiterverwendet wurde.[2]

Allein von der Größe her gehört die Wallanlage zu den bedeutendsten keltischen Oppida überhaupt. Neben der Viereckschanze und der Glasproduktion wurden weitere Entdeckungen gemacht. So wurden ein bronzener Achsnagelkopf[3] sowie Münzen der Leuker und aus römischer Zeit gefunden. In jüngerer Zeit gab es weitere Funde bronzener Metallteile, zum Beispiel eine kleine, knapp 4 cm lange und konisch zulaufende Bronzehülse mit Doppelkopf. Sie war vermutlich die Spitze eines keltischen Trinkhorns.[2]

Rezeption

Berg und Wallanlage, wie die Landschaft der Nordpfalz von der Selz bis Worms, spielen eine Rolle im 1846 erstmals veröffentlichten Roman „Der Ratschluss des Magiers“ (= „Joseph Balsamo“ bzw. „Denkwürdigkeiten eines Arztes“) von Alexandre Dumas.[4]

Literatur

  • Kurt Bittel: Grabung auf dem Donnersberg (Rheinpfalz). In: Germania. Band 14, 1930, S. 206–214 (Digitalisat).
  • Kurt Bittel: Der Donnersberg, eine keltische Stadtanlage (= Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse. Jahrgang 1981, Nummer 8). Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz 1981, ISBN 3-515-03575-3.
  • Kurt Bittel: Der Beitrag der Ausgrabungen auf dem Donnersberg für die Kenntnis spätkeltischer Stadtanlagen. In: Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz 1949–1989. Franz Steiner, Stuttgart 1989, S. 237–243.
  • Heinz-Josef Engels: Der Donnersberg. Ausgrabungen, Forschungen, Geschichte. Band 1: Die Viereckschanze. Grabung 1974/75. Franz Steiner, Wiesbaden 1976, ISBN 3-515-02349-6.
  • Regina Molitor: Ein trotziger Geselle. Das spätkeltische Oppidum auf dem Donnersberg im Spiegel aktueller Forschungsansätze. In: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz. Band 118, 2020, S. 11–38.
  • David Wigg-Wolf: The coin finds from the Donnersberg, Rheinland-Pfalz, Germany. In: Johan van Heesch, Inge Heeren (Hrsg.): Coinage in the Iron Age. Essays in Honour of Simone Scheers. Spink, London 2009.
  • Andrea Zeeb: Der Donnersberg. Eine bedeutende spätkeltische Stadtanlage (= Archäologische Denkmäler in der Pfalz. Band 2). Generaldirektion Kulturelles Erbe, Speyer 2008.
  • Andrea Zeeb-Lanz: Das spätkeltische Oppidum auf dem Donnersberg. In: Karl-Heinz Rothenberger et al. (Hrsg.): Pfälzische Geschichte Bd. 1, 3., erweiterte und ergänzte Auflage. Kaiserslautern 2011, S. 63–66.
  • Andrea Zeeb-Lanz: Neue Erkenntnisse zu Mauerarchitektur und Bauorganisation des keltischen Oppidums auf dem Donnersberg (Donnersbergkreis, Rheinland-Pfalz). In: Martin Schönfelder, Susanne Sievers (Hrsg.): Die Eisenzeit zwischen Champagne und Rheintal. 34. internationales Kolloquium der Association Française pour l’Étude de l’âge du Fer vom 13. bis zum 16. Mai 2010 in Aschaffenburg. Mainz 2012, S. 217–240.
  • Andrea Zeeb-Lanz: Tore, Mauern, Wallprofile. Möglichkeiten der Rekonstruktion keltischer Oppidum-Architektur am Beispiel des Donnersberges (Nordpfalz). In: Jörg Bofinger, Stephan M. Heidenreich (Hrsg.): Befund – Rekonstruktion – Touristische Nutzung. Keltische Denkmale als Standortfaktoren (= Archäologische Informationen aus Baden-Württemberg. Band 72). Stuttgart 2015, S. 72–90.
  • Andrea Zeeb-Lanz: Münzen – Mauern – Zangentore. Zehn Jahre Forschungen auf dem keltischen Donnersberg in der Nordpfalz (2004–2014). In: Michael Koch (Hrsg.): Archäologie in der Großregion (= Archäologentage Otzenhausen. Band 2). Europäische Akademie Otzenhausen, Nonnweiler 2016, S. 21–55 (online).
Commons: Keltenwall Donnersberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Der Ringwall auf dem Donnersberg, Webseite des Donnersbergvereins; abgerufen am 7. Oktober 2022.
  2. a b Keltischer Donnersberg. Eine bedeutende spätkeltische Stadtanlage. (PDF; 1817 kB) Verbandsgemeinde Winnweiler, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 26. Oktober 2016; abgerufen am 26. Oktober 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.winnweiler-vg.de
  3. Andrea Zeeb-Lanz: Hoch auf dem keltischen Wagen… Oppidum Donnersberg – Achsnagel offenbart Fernkontakte. In: Donnersberg-Jahrbuch 2017 (2016), S. 137–141.
  4. Wussten Sie eigentlich, dass..., Webseite des Donnersbergvereins; abgerufen am 17. Januar 2024

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