Operation Deny Flight

Operation Deny Flight
Teil von: Bosnienkrieg

Karte von Bosnien-Herzegowina
Datum12. April 1993 – 20. Dezember 1995
OrtBosnien und Herzegowina, Kroatien
Ausgangwechselte zur Operation Deliberate Force
Konfliktparteien

NATO NATO
Vereinte Nationen UNO

Republika Srpska

Befehlshaber

Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Jeremy M. Boorda (1993–1994)
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Leighton W. Smith (1994–1995)

Radovan Karadžić
Ratko Mladić

Verluste

FrankreichFrankreichMirage 2000 stürzte ins Adriatische Meer, der Pilot wurde gerettet[1]
Vereinigtes KonigreichVereinigtes KönigreichBAE Sea Harrier abgeschossen[2]
Vereinigte StaatenVereinigte StaatenF-16C abgeschossen
Vereinigte StaatenVereinigte StaatenF/A-18C Hornet stürzte ins Adriatische Meer, der Pilot wurde getötet[3][4]
Vereinigte StaatenVereinigte StaatenMQ-1 Predators zerstört
Vereinigte StaatenVereinigte StaatenSikorsky CH-53E Super Stallion beschädigt[5]
Vereinte NationenVereinte Nationen Hunderte Gefangene[6]

J-21 Jastrebs zerstört
1× Munitionslager zerstört[7]
2× Kommandoposten zerstört[7]
1× Landebahn beschädigt[7]
2K12 Kub Raketenpanzer zerstört[8]
Mehrere gepanzerte Fahrzeuge zerstört

Die Operation Deny Flight (deutsch etwa Operation Flugverhinderung) war eine militärische Operation der NATO während und nach dem Bosnienkrieg, die die Durchsetzung der Flugverbotszone über Bosnien-Herzegowina sowie den Schutz der Friedenstruppen der Vereinten Nationen zum Ziel hatte.

Ziele

Die Operation wurde in drei Teilen durchgeführt:

Der Erste Teil bestand aus Luftüberwachung und dem damit verbundenen Durchsetzen der UN-Resolution 816, welche Flüge von Starr- und Drehflüglern über dem Luftraum Bosnien-Herzegowinas verbot.

Das zweite Ziel war die Durchführung von Luftnahunterstützung für die Friedenstruppen der Vereinten Nationen, die auf Grund der Resolutionen 836, 958 und 981 auf dem Balkan stationiert worden waren.

Das dritte Ziel der Operation Deny Flight war die Durchführung von Luftangriffen auf Ziele innerhalb der UN-Schutzzone.

Organisation

Die Verantwortung der Operation lag bei dem amerikanischen NATO-General, der den Posten als SACEUR innehatte. Dieser delegierte die Verantwortung an den Kommandeur der Allied Forces Southern Europe, die ihr Hauptquartier in Neapel haben. Die Kontrolle über die täglichen Operationen wurde an die 5th Allied Tactical Air Force übergeben, eine weitere NATO-Einrichtung mit Sitz in Vicenza, Italien.

Die von den Vereinten Nationen ausgesandte Schutztruppe firmierte unter dem Akronym UNPROFOR.

Die Koordination zwischen Vereinten Nationen wurde durch den Austausch von Personal der 5th ATAF und dem örtlichen UN-Hauptquartier in Zagreb und Sarajevo sichergestellt.

Ablauf

Vorläufer der Operation Deny Flight

Bereits am 16. Oktober 1992 begann der Vorläufer der Operation Deny Flight, die Operation Sky Monitor. Diese sollte die Einhaltung der UN-Resolution 781 sicherstellen, in welcher ein Flugverbot für sämtliche militärische Flüge über Bosnien-Herzegowina festgeschrieben worden war.

Am 31. März 1993 wurde das Flugverbot auf alle nicht von UNPROFOR autorisierten Flüge ausgeweitet. Am 8. April beschloss der Nordatlantikrat (North Atlantic Council, NAC), dass die NATO bereit sei, die Durchsetzung der Resolution zu gewährleisten, und teilte dies auch den UN mit.

Ablauf der Operation Deny Flight

Die Operation Deny Flight wurde am 12. April um 12:00 Uhr GMT gestartet, zu diesem Zeitpunkt wirkten Flugzeuge aus Frankreich, den Niederlanden, und der US-amerikanischen US Air Force an der Operation mit. In den folgenden Wochen wurden unter anderem Flugzeuge für die Luftnahunterstützung in die Region verlegt, die die UN-Truppen gegen Angriffe schützen sollten.

Am 2. August 1993 entschied der Nordatlantikrat, die Maßnahmen im Rahmen der Operation Deny Flight auch auf Luftangriffe auszuweiten, mit dem Ziel, die Zivilbevölkerung gegen die dort vorherrschende Unterdrückung und Gewalt zu schützen. Diese Planungen wurden ab dem 9. August in die Tat umgesetzt und wurden neben der Luftüberwachung der Hauptteil der Mission während Herbst und Winter 1993/1994. Am 8. Februar schossen US-Kampfflugzeuge vom Typ F-16 vier serbische Kampfflugzeuge ab, die das Flugverbot über Novi Travnik missachtet haben.

Zerstörte Häuser nahe Sarajevo

Die nächste Änderung in der Strategie der NATO erfolgte im Februar 1994, als der NAC am 9. Februar entschied, dass innerhalb von zehn Tagen, ab dem 10. Februar, alle schweren Waffen in einer Schutzzone von 20 Kilometern um die Stadt Sarajevo abgezogen oder unter Aufsicht der UN gestellt werden müssten. Sämtliche Stellungen, in denen sich nach dem Ende des Ultimatums noch Waffen befanden, waren nun Ziel von weiteren Luftangriffen. Diese Ziele, unter anderem Artillerie und Mörser, wurden den Luftstreitkräften der NATO von den Blauhelmsoldaten zugewiesen, teilweise wurden auch Stellungen außerhalb der Schutzzone angegriffen, wenn von der UN festgestellt wurde, dass diese zu Angriffen auf zivile Ziele verwendet wurden. Die Maßnahmen zeigten insofern Erfolg, als dass Ende Februar ein Großteil der schweren Waffen dort entweder zerstört oder den UN übergeben worden war.

AWACS-Frühwarnflugzeug

Zu ersten Luftkämpfen kam es am 28. Februar. Ein Frühwarnflugzeug (AWACS) Typ Boeing E-3C Sentry entdeckte die Radarsignaturen von unbekannten und unautorisierten Flugzeugen südlich der Stadt Banja Luka und wies zwei amerikanischen General Dynamics F-16 Kampfflugzeugen den Weg zu den Eindringlingen, welche die nun als serbische Kampfflugzeuge identifizierten Flugzeuge erfolgreich abfingen und zum Abdrehen aufforderten. Als diese mit Bombenabwürfen begannen, statt den Befehl zu befolgen, wurden drei der sechs Eindringlinge von den NATO-Fliegern abgeschossen. Ein zweites Paar F-16 schoss ein viertes und fünftes Flugzeug ab, die beiden anderen Serben entkamen und verließen die Flugverbotszone. Am 8. März wurde ein spanisches Transportflugzeug vom Typ CASA C 212 beschossen und musste notlanden, wobei vier Personen an Bord verletzt wurden.

Der erste Ruf nach Luftnahunterstützung erfolgte am 12. März, als französische Blauhelme nahe Bihać unter Beschuss gerieten. Bei diesem ersten CAS-Einsatz (Close Air Support) hatte sich die Situation bereits geklärt, als die Flieger eintrafen.

Dies waren die letzten ruhigen Wochen der Operation Deny Flight. Am 10. April baten Militärbeobachter der UN nahe der Stadt Goražde um CAS-Schutz durch NATO-Flugzeuge. Zwei F-16C warfen Bomben auf angreifende bosnischen Serben ab. Am Tag darauf warfen McDonnell Douglas F/A-18 des US Marine Corps Bomben ab. Am 15. und 16. April wurden NATO-Flugzeuge beschossen. Ein französisches Transportflugzeug konnte mit leichten Schäden entkommen; der Pilot eines britischen Sea Harrier musste mit dem Schleudersitz aussteigen, als er eine CAS-Mission flog. Der Pilot wurde später am Tag von UN-Soldaten gerettet. Beide Vorfälle ereigneten sich ebenfalls in der Gegend um Goražde.

Am 22. April wurde entschieden, ähnlich wie um Sarajevo auch Schutzzonen um die Städte Bihać, Srebrenica, Tuzla und Žepa zu errichten, falls von dort schwere Waffen abgefeuert werden sollten. Außerdem wurde den Serben ein Ultimatum gesetzt, sich aus der Region um Goražde zurückzuziehen, da sie sonst mit Luftangriffen auf sämtliche Stellungen in der Region zu rechnen hätten. Dieses Ultimatum wurde erfüllt, so dass keine Angriffe stattfanden.

Am 5. August fanden wiederum Kämpfe in der Schutzzone um Sarajevo statt. Die bosnischen Serben hatten trotz des weiterhin bestehenden Verbots schwere Waffen (unter Anderen Flakpanzer) in die Region gebracht und aus UN-Lagern gestohlen, welche daraufhin von NATO-Flugzeugen, in diesem Fall Fairchild-Republic A-10, zerstört bzw. kurze Zeit später an die UN zurückgeben wurden. Dies reichte, damit die Serben die Waffen wieder abzogen. Jedoch wurde nur knapp einen Monat später wiederum bei Sarajevo ein französischer Truppentransport attackiert, ein darauf folgender Luftangriff zerstörte einen serbischen Panzer innerhalb der Schutzzone.

Im November wurden auch Flugfelder unter Beschuss genommen. So wurde der Flugplatz Udbina am 21. November 1994 durch 34 britische, französische, niederländische und US-amerikanische Kampfflugzeuge innerhalb von 4 Stunden zerstört, nachdem von dort Angriffe auf UNPROFOR-Truppen nahe Bihać geflogen worden waren.

Captain Scott F. O’Grady (Mitte)
Eine HARM Anti-Radar-Rakete

Am 23. November wurde das erste Mal im Verlauf des Krieges auch ein AWACS der NATO vom Folgeradar von Flugabwehrraketen-Batterien verfolgt. Eskorten von Kampfflugzeugen griffen deshalb die Stellungen bei Bosanska Otoka, Bosanska Krupa und Dvor mit AGM-88 HARM Anti-Radar-Raketen an.

Nach weiteren Angriffen auf Flak-Stellungen im Laufe des Winters wurde ab Mai 1995 auch wieder um Sarajevo herum angegriffen, wo die Bosnisch-Serbische Armee ein Munitionslager angelegt hatte. Dieses wurde am 25. Mai zerstört.

Am 2. Juni 1995 verloren die US-Luftstreitkräfte eine F-16 über Westbosnien. Der Pilot Scott O’Grady wurde gesucht, gefunden und am 9. Juni von US-Marines gerettet.

Auch im Juli und August flog die NATO weitere Angriffe auf von den UN-Truppen identifizierte Ziele, unter anderem am 11. Juli auf Bodenziele bei Srebrenica und am 4. August auf Radar- und SAM-Stellungen (Surface-to-air-missile) bei Knin und bei Udbina.

Nach diesen Geschehnissen wurde am 30. August die Operation Deliberate Force gestartet, in deren Rahmen viele weitere Bodenangriffe geflogen wurden. Nachdem diese einen Monat andauernde Operation beendet war, begannen wieder Routineeinsätze im Rahmen der Operation Deny Flight, wobei auch in den letzten Wochen der Operation noch Bomben abgeworfen und Raketen verschossen wurden.

Am 15. Dezember 1995 wurde schließlich UN-Resolution 1031 beschlossen, welche die Resolutionen 781, 816, 824 und 936 ablöste, womit das Mandat der NATO für Operation Deny Flight endete. Offiziell wurde die Mission am 20. Dezember 1995 beendet.

Bedeutung

Die Operation Deny Flight trug einen bedeutenden Teil zum Ausgang des Balkankonfliktes bei. Bedingt durch die starke serbische Militärpräsenz in der Region hätte eine Intervention der UN-Truppen ohne eigene Luftüberlegenheit vermutlich zu hohen Verlusten geführt. Durch die ständige Präsenz der NATO-Flugzeuge im bosnischen Luftraum konnten jedoch größere Angriffe auf die Blauhelme verhindert werden. Des Weiteren wurde durch die Operation Druck auf die Serben ausgeübt, der letztendlich zu deren Zustimmung zum Waffenstillstandsabkommen führte.

Statistiken

Generelle Statistiken

Fast 4.500 Soldaten aus zwölf NATO-Ländern (Belgien, Kanada, Dänemark, Frankreich, Deutschland (484 Soldaten), Italien, Niederlande, Norwegen, Spanien, Türkei, das Vereinigte Königreich und die Vereinigten Staaten) nahmen an der Operation Deny Flight teil. Die Operation dauerte genau 983 Tage, während dieser Zeit hoben die teilnehmenden Flugzeuge insgesamt 100.420 Mal ab. Davon waren 23.021 Flüge zur Überwachung der Flugverbotszone, 27.077 Flüge mit dem Zweck der Luftnahunterstützung sowie Bombardierungen, 29.158 Flüge betrafen die Unterstützungs- und Logistikflüge von Tankern, Aufklärern und Transportflugzeugen, die restlichen 21.164 Flüge waren Trainingsmissionen. Folgende Länder steuerten folgende Flugzeuge zur Operation Deny Flight bei:

Teilnehmende Länder mit Ausrüstung

Eine Mirage 2000C

Frankreich

© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Panavia Tornado

Deutschland

Ein C-130 Hercules Transporter

Italien

Niederlande

Norwegen

Eine CASA C-212 der spanischen Luftwaffe

Spanien

Türkei

Vereinigtes Königreich

Eine F-16 startet von der Aviano AB (Bild von 1999)

USA

NATO Airborne Early Warning Force aircraft (Frühwarnflugzeuge AWACS)

  • Fact Sheet der NATO (Memento vom 13. Mai 2011 im Internet Archive) (englisch)

Einzelnachweise

  1. NATO enforcing no-fly zone in Bosnia Associated Press, 13. April 1993
  2. Nick Cook: Plus ca change ..? NATO aircraft are still particularly vulnerable to attack from certain forms of guided missiles. (Electronic Warfare). Web Archive, 1. März 2002, archiviert vom Original am 4. November 2012; abgerufen am 9. Januar 2021 (englisch).
  3. F-18 Hornet ejection history. Archiviert vom Original am 19. Januar 2012; abgerufen am 20. Juni 2011.
  4. U.S. Jet Crashes in Adriatic, Pilot Dies
  5. Evan Thomas: An American Hero. Newsweek, 19. Juni 1995, archiviert vom Original am 13. Oktober 2012; abgerufen am 13. Juli 2022.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.thedailybeast.com
  6. West flexes muscle, Karadzic warns against action
  7. a b c Ripley, Tim (2001). Conflict in the Balkans, 1991–2000. Osprey Publishing, pp. 21–24. ISBN 1-84176-290-3
  8. Luftbild: Zeitschrift der Air League, Ausgabe 57. Air League of the British Empire, 1995

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C-130 Hercules der japanischen Luftwaffe. Ein C-130 Herclues Transporter. Lockheed C-130 Hercules.
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A Panavia Tornado GR4 of No. 31 Squadron, Royal Air Force, at the "Niederrhein Airport" at Weeze, Northrhine-Westphalia, Germany, on 2 May 2004. The airport is the former RAF Germany base RAF Laarbruch, which was used by the RAF from 1954 to 1999. 31 Sqn is based at RAF Marham, Norfolk (UK).
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US Air Force description: Captains T. O. Hanford (left), Scott F. O`Grady (center), and Bob Wright (right) speak at a press conference. Captain O`Grady`s F-16 Fighting Falcon was shot down over Bosnia on June 2, 1995, by Serbian forces. This occured while he was flying in support of Operation Deny Flight. Captain Hanford made the initial radio contact with O`Grady before his rescue and Wright was O`Grady`s lead man the day he was shot down. US Department of Defense description: US Air Force Captains T. O. Hanford (left), Scott F. O'Grady (center), and Bob Wright (right) speak at a press conference. Capt. O'Grady's F-16 Fighting Falcon was shot down over Bosnia on June 2, 1995, while he was flying in support of Operation Deny Flight. After 6 days of evasion, he was rescued by US Marines from the 24th Marine Expeditionary Unit, deployed from the USS KEARSAGE (LHD-3). Capt. Hanford made the initial radio contact with Capt. O'Grady before his rescue and Capt. Wright was Capt. O'Grady's lead man the day he was shot down.