Onuphrius

Onuphrius (lat.) auch Onuphrios (altgriechisch Ὀνούφριος), Onnophris (griech. Ὀννωφρις) oder Omphis ist die lateinische beziehungsweise griechische Form des altägyptischen männlichen Namens Wen-nefer (auch Wenen-nefer), der seit dem Alten Reich als Personenname und seit dem Mittleren Reich als häufiger Beiname des Gottes Osiris belegt ist. Die koptische Version lautet ⲟⲩⲉⲛⲟⲃⲣ (Wenovr).

Herkunft und Verbreitung

Onuphrius in Hieroglyphen



Wnn-nfr
Der gut ist
Osiris, hieroglyphisch beschriftet als Wen-nefer, in einem ägyptischen Tempelrelief in Edfu
Fassadenmosaik des Heiligen Onuphrius von Max Lacher am Marienplatz 17 in München

Wen-nefer bedeutet „der gut ist“ oder „der vollkommen ist“, vielleicht auch „der (wieder) Vollendete“ oder „der Auferstandene“. Es wird angenommen, dass dieser Beiname auf die segensreiche irdische Königsherrschaft des Gottes Osiris anspielt. Aus dem Alten Reich stammende Besucherinschriften legen diesen Namen auch dem altägyptischen König Snofru in seinem Totentempel bei.

Berühmte nicht-königliche Personen dieses Namens waren

  • Wennefer, ägyptischer Priester im 13. Jahrhundert vor Christus, und
  • Wenennefer, ägyptischer Beamter im 4. Jahrhundert vor Christus.

Der griechische Schriftsteller Plutarch (* um 45; † um 125 n. Chr.) übersetzt in seinem Werk De Iside et Osiride den Namen sinngemäß mit „Euergetes“ (deutsch „der gut handelt“, „Wohltäter“). Dieser griechische Ausdruck war bereits zuvor auch der Beiname der ägyptisch-ptolemäischen Könige

Während der Zeit der Könige Ptolemaios IV. und Ptolemaios V. konnte sich für einige Jahre eine kurzlebige Dynastie von Gegenkönigen in Oberägypten mit Zentrale in Theben halten, die sich nach Wen-nefer benannten:

  • Harwennefer (205–199 v. Chr.)
  • Anchwennefer (199–186 v. Chr.)

Der um 400 nach Christus verstorbene äthiopische Heilige Onophrios der Große wurde im europäischen Mittelalter zum Schutzpatron von Heinrich dem Löwen und der von ihm gegründeten Stadt München. Noch heute sind vom altägyptischen Namen abgeleitete christliche Namensversionen in Italien und auf dem Balkan verbreitet.

Weitere bekannte Namensträger

  • Heiliger Onuphrius von Malsk in Pskow, Abt († 1492)
  • Heiliger Onuphrius von Wologda, Mönch (16. Jahrhundert)
  • Onufri, orthodoxer Geistlicher und einer der bedeutendsten Ikonenmaler des 16. Jahrhunderts in Südosteuropa
  • Onofrius Meyenrose, Küster und Autor in Hildesheim, 16. Jahrhundert
  • Onuphrius, russisch-orthodoxer Bischof, Märtyrer († 1938)
  • Onofrio Panvinio, bedeutender Renaissance-Geschichtsforscher
  • Marco Onofrio, italienischer Schriftsteller

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Helck, Eberhard Otto. Bearbeitet von Rosemarie Drenkhahn: Osiris, in: Kleines Lexikon der Ägyptologie, 4. Auflage, Wiesbaden 1999, S. 213, ISBN 3-447-04027-0
  • Johannes Glötzner: Onuphrius: Patron der Stadt München und der Hermaphroditen. Edition Enhuber, München 2008, ISBN 3-936431-16-7.
  • Erich Lüddeckens (Hrsg.): Demotisches Namenbuch. Reichert, Wiesbaden 1986 – 2000, ISBN 3-89500-168-6, S. 118–119, 133
  • Hans Bonnet: Onnophris, in: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, 3. Auflage, Berlin 2000, S. 545, ISBN 3-937872-08-6

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Onuphrius der Große, Stadtpatron von München, als Mosaik an der Fassade des Hauses Marienplatz 17
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Un-nefer. Reliefs in Edfu Temple.