Onshoring

Der Begriff englisch Onshoring ‚ins Land bringen‘[1] beschreibt eine Wirtschaftsstrategie, die ausdrückt, dass Leistungen oder Produkte von einem anderen Land in das eigene Land gebracht werden. Dieser Vorgang ist auch bekannt als Inlandsverlagerung, d. h. die Verlagerung, Umsiedlung oder Ansiedlung in ein Land oder Heimatland. Damit ist in der Regel das eigene Land oder Staat gemeint, z. B. Deutschland.

Beschreibung

Der Begriff „Onshoring“ wird auch im Zusammenhang mit der Ansiedlung von wirtschaftlichen Aktivitäten nahe einem Standort verwendet. Reshoring ist ein Synonym für Onshoring, oder umgekehrt, jedoch liegt der Fokus auf dem Zurückbringen, nach einem Offshoring.[2][3]

In diesem Kontext sei auch das „Nearshoring“ erwähnt. Ein spezielles Beispiel für Nearshoring oder eine „nahe Ansiedlung“, ist der Automobilhersteller und Auftragsfertiger in Hambach, das sogenannte Smartville Hambach. Das Unternehmen bezieht eine Vielzahl von Komponenten und Teilen von Zulieferern aus der unmittelbaren Umgebung.

Man spricht umgangssprachlich auch von Rightshoring, also dem „richtigen“ Anlanden oder Ansiedeln, wenn eine Abwägung und Auswahl der verschiedenen Strategien erfolgt.[4]

Abgrenzung

Das Gegenteil von Onshoring ist das englisch Offshoring ‚aus dem Land bringen‘.[5][6] Dabei werden Unternehmensleistungen[7], wie beispielsweise die Produktion, in ein fremdes Land, auch bekannt als Drittland, verlegt. Diese Fabrik oder Herstellungsanlage wird meist vom eigenen Unternehmen aufgebaut und betrieben. Wird im Ausland eine Produktion als Dienstleistung angeboten, spricht man auch von Auftragsfertigung.[8] Für letztere gibt es spezialisierte Unternehmen, die auch als Fertigungsdienstleister bekannt sind.

Offshoring wurde im Sinne der Globalisierung bekannt. Die Verlagerung von beispielsweise Energie- oder Lohnkosten-intensiven Parametern eines Unternehmens erfolgt dabei in ein Land mit geeigneten Rahmenbedingungen.

Eine Verlagerung kann aber auch innerhalb eines Landes stattfinden, wenn sich Unternehmen, die z. B. als Zulieferer tätig sind, nahe einem sogenannten „Erstausrüster“ ansiedeln. Die eigentliche Bedeutung des Offshoring ist jedoch eine Verlagerung ins Ausland.

Offshoring ist zu unterscheiden von Outsourcing. Bei dieser Strategie werden nur bestimmte Teilbereiche eines Unternehmens an ein Fremdunternehmen übertragen. Das Gegenteil von Outsourcing ist Insourcing.

Wirtschaftliche Aspekte des On- und Offshoring

Wie jede Strategie hat auch das Onshoring seine Vor- und Nachteile. Mit Onshoring werden die folgenden Vorteile in Verbindung gebracht:

  • geringe Lieferzeiten und -kosten
  • gemeinsame Rechtsgrundlagen, beispielsweise im Bereich des Finanz- und Rechnungswesens
  • verbesserte Koordinationsmöglichkeiten
  • verbesserte Zusammenarbeit zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer
  • Gegebenenfalls werden „Sprachbarrieren“ oder Zeitverschiebungen reduziert
  • Arbeitsplatzsicherung im Heimatland

Dem Onshoring und seinen oben genannten Vorteilen stehen eine Reihe wirtschaftlicher Nachteile gegenüber, welche für das Offshoring sprechen. Dazu zählen insbesondere hohe Kosten (beispielsweise für Energie oder Löhne), die Qualifikation der Arbeitskräfte oder der Einfluss des demographischen Wandels in manchen Ländern, ein „Fachkräftemangel“, der das Wachstum hemmt, sowie die Tatsache, dass eine Vielzahl von Teilen und Komponenten in einer globalisierten Welt bereits verteilt sind und die Produktion häufig am geeigneten Standort im Ausland gewählt wird, um die jeweiligen Konsumentenmärkte zu bedienen.

Einwicklungen

Im Zuge der „America First“-Doktrin (vgl. auch Make America Great Again und speziell die Zollpolitik) haben einige US-amerikanische Unternehmen damit begonnen, ihre Produktion wieder in den USA anzusiedeln. Seit Beginn der Coronapandemie kommt es zu erheblichen Veränderungen in der Weltwirtschaft, die sich auf die Strategien Outsourcing und Offshoring auswirken.[4] Bereits 2011 äußerte sich der US-Präsident Donald J. Trump dazu in seinem Buch:[9]

„I’m sick of always reading about outsourcing. Why aren’t we talking about “onshoring”? We need to bring manufacturing jobs back home where they belong. Onshoring, or “repatriation,” is a way for us to take back the jobs China is stealing“

„Ich habe es satt, ständig über Outsourcing zu lesen. Warum sprechen wir nicht über „Onshoring“? Wir müssen die Arbeitsplätze in der Fertigung zurück nach Hause holen, wo sie hingehören. Onshoring oder „Rückführung“ ist eine Möglichkeit für uns, die Arbeitsplätze zurückzugewinnen, die China uns wegnimmt.“

Donald J. Trump

In diesem Zusammenhang sind auch die Entwicklungen von Reshoring im Hinblick auf die Produktion von Halbleitern zu erwähnen. Zusätzlich kommt es aufgrund von Lieferkettenproblemen und anderen Faktoren (z. B. Exportbeschränkungen für Hochtechnologie oder Schlüsseltechnologie) zu einer Reihe anderer Probleme, die unter dem Stichwort „Chipkrise“ beschrieben werden.

Im Zuge einer medialen Diskussion um das Thema Deindustrialisierung kam es im Jahr 2025 in Deutschland zu einer Reihe von Ereignissen. Erwähnenswert ist die im Juli 2025 verkündete Investitionsinitiative unter dem Slogan „Made for Germany“, anstatt dem „Made in Germany“, um die nationalen Interessen auszudrücken.[10] Dabei kündigten über 60 Unternehmen an, bis 2028 rund 600 Milliarden Euro in Deutschland investieren zu wollen.[11] Der Bundeskanzler Friedrich Merz sagte „Deutschland ist zurück“. Die Bundesregierung habe seit Mai 2025 (ab 1. Januar 2026 in Kraft) bereits die Gasumlage abgeschafft, Netzentgelte gesenkt, und die Stromsteuer für rund 600.000 Unternehmen deutlich reduziert.[12] Viele weitere Strukturreformen wurden im Koalitionsvertrag festgelegt.[13] In diesem Zuge wurde auch das Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) gegründet.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wörtlich: „an die Küste bringen“
  2. Alessandra Vecchi: Reshoring of Manufacturing (= Measuring Operations Performance). Springer International Publishing, Cham 2017, ISBN 978-3-319-58882-7, doi:10.1007/978-3-319-58883-4 (englisch, springer.com [abgerufen am 13. November 2025]).
  3. Li Wan, Guido Orzes, Guido Nassimbeni: Reconfiguring the Global Supply Chain: Reshoring. In: The Palgrave Handbook of Supply Chain Management. Springer International Publishing, Cham 2024, ISBN 978-3-03119883-0, S. 873–897, doi:10.1007/978-3-031-19884-7_81 (englisch, springer.com [abgerufen am 13. November 2025]).
  4. a b Mohammadreza Akbari: Current Trends in Reshoring, Nearshoring, Rightshoring, and Emerging Strategies. In: The Road to Outsourcing 4.0. Springer Nature Singapore, Singapore 2024, ISBN 978-981-9727-07-0, S. 95–117, doi:10.1007/978-981-97-2708-7_5 (englisch, springer.com [abgerufen am 13. November 2025]).
  5. Ilan Oshri, Julia Kotlarsky, Leslie P. Willcocks: The Handbook of Global Outsourcing and Offshoring. Springer International Publishing, Cham 2023, ISBN 978-3-03112033-6, doi:10.1007/978-3-031-12034-3 (englisch, springer.com [abgerufen am 13. November 2025]).
  6. Wörtlich: „von der Küste bringen“
  7. Niccolò Pisani, Joan Enric Ricart: Offshoring of Services: A Review of the Literature and Organizing Framework. In: Management International Review. Band 56, Nr. 3, Juni 2016, ISSN 0938-8249, S. 385–424, doi:10.1007/s11575-015-0270-7 (englisch, springer.com [abgerufen am 13. November 2025]).
  8. Matthew N. O. Sadiku, Abayomi J. Ajayi-Majebi, Philip O. Adebo: Offshore Manufacturing. In: Emerging Technologies in Manufacturing. Springer International Publishing, Cham 2023, ISBN 978-3-03123155-1, S. 233–246, doi:10.1007/978-3-031-23156-8_16 (englisch, springer.com [abgerufen am 13. November 2025]).
  9. Donald J. Trump: Time To Get Tough: Making America #1 Again. Regnery Publishing, Washington, D.C. 2011, ISBN 978-1-59698-773-9 (englisch, archive.org [abgerufen am 13. November 2025]).
  10. Statement des Kanzlers zur Initiative „Made for Germany“ | Bundesregierung. Bundesregierung, 21. Juli 2025, abgerufen am 15. September 2025.
  11. Companies pledge to invest more than $700 billion in Germany over the next 3 years. AP, 21. Juli 2025, abgerufen am 15. September 2025 (englisch).
  12. Bundeskanzler Merz beim Maschinenbaugipfel | Bundesregierung. Bundesregierung, 16. September 2025, abgerufen am 18. September 2025.
  13. Simone Wiedemann: Staatsmodernisierung und Bürokratieabbau: Die Pläne im Koalitionsvertrag 2025. In: KPMG-Law. 10. April 2025, abgerufen am 18. September 2025 (deutsch).