Onkel Tompa

Tibetische Bezeichnung
Tibetische Schrift:
ཨ་ཁུ་སྟོན་པ་
Wylie-Transliteration:
a khu ston pa
Aussprache in IPA:
[akʰu tø̃pa]
Offizielle Transkription der VRCh:
Aku Doinba
THDL-Transkription:
Akhu Tönpa
Andere Schreibweisen:
Akhu Tonpa,
Akhu Tompa,
Aku Tömpa
Chinesische Bezeichnung
Vereinfacht:
阿克顿巴、
阿叩登巴、
阿古登巴
Pinyin:
Ākè Dùnbā,
Ākòu Dēngbā,
Āgǔ Dēngbā

Die Geschichten von Akhu Tompa, d. h. Onkel Tompa, nehmen in den Alltagserzählungen der Tibeter eine überragende Stellung ein. Sie sind damit ein wesentlicher Teil der mündlich überlieferten tibetischen Volksliteratur, in der er den Typus des listigen Schalks auf oft derbe Weise repräsentiert: der „Onkel, der [es einem] zeigt“, wie der Name übersetzt werden könnte. Ähnlich dem zentralasiatischen Nasreddin Hodscha führt er gerne die Reichen und Geizigen vor, aber auch vor dem einfachen Nachbarn wie vor Königen macht er nicht halt.

Die Geschichten von Onkel Tompa spiegeln den Humor der vorwiegend bäuerlichen und nomadischen Gesellschaft wider. Obschon in Tibet jeder Erwachsene und jedes Kind Geschichten von Onkel Tompa kennt,[1] ist die Figur im Westen dagegen relativ unbekannt – wohl wegen ihrer teilweise mehr als anzüglichen, nicht in das übliche Tibet-Klischee passenden Inhalte. Viele dieser kurzen Erzählungen thematisieren Sexualität. So versucht Onkel Tompa, meist mit Frauen aus den verschiedensten Gesellschaftsschichten (Königstochter, Nachbarin, Nonne) zu schlafen und muss dabei gesellschaftliche Regeln umgehen. Im Vordergrund steht dabei seine immer listige Vorgehensweise. Teilweise scheinen dabei auch sozialkritische Momente auf, wenn beispielsweise Onkel Tompa sich Listen ausdenkt, um in den Genuss der sexuellen Wünsche von Nonnen zu kommen oder gar mit seiner eigenen Tochter schlafen zu können. Inzest und Missbrauch werden in einer Geschichte „Wie Onkel Tompa mit seiner eigenen Tochter schlief“ thematisiert[2]. Die durch Onkel Tompa sich ihren Weg bahnende unterdrückte Sexualität von Nonnen scheint häufiger auf. Die aufgrund der prestigeträchtigen sozialen Stellung der Mönche im Volksmund eher tabuisierte Sexualität, sei sie hetero- oder homosexuell, kommt in den Geschichten von Onkel Tompa weniger zur Sprache. Sie scheint wiederum eher in Nebenbemerkungen in Erzählungen von Drukpa Künleg, einer anderen populären Figur der Volksliteratur, auf.

Fußnoten

  1. “A survey of 53 Amdo-born Tibetan college students in Xining (see Stuart et al. 1999) revealed that every single one of them had heard Uncle Tompa stories”, op. cit. http://tibeto-logic.blogspot.com/2007/11/tibets-nasreddin-touching-on-uncle.html
  2. Dorje Rinjing & Smith (1983, S. 79–82)

Literatur

  • ཨ་ཁུ་སྟོན་པའི་ཁ་ཏུན་རི་མོའི་སྒྲུང་དེབ་དཔེ་ཚོགས་ (Hg.): ༄༅༎ཨ་ཁུ་སྟོན་པ་༎ སྟར་སྡོང་བཅད་པ་. Lhasa: བོད་ལྗོངས་མི་དམངས་དཔེ་སྐྲུན་ཁང་ / 西藏人民出版社, 2000.
  • 张玉书, 朱兰, 倪雨婷 etc.: 《阿叩登巴机智故事选》. Chengdu: 四川民族出版社, 2008.
  • 杨增适: 《聪明小子阿克顿巴》. Kunming: 晨光出版社, 2003.
  • Rinjing Dorje, Addison G. Smith, Hans G. Behr: Die tolldreisten Geschichten von Onkel Tompa, dem schlimmen Schalk aus Tibet. Sphinx Verlag, Basel 1983, ISBN 978-3859143180
  • བཟང་མོ་ (Hg.): ༄༅༎ཨ་ཁུ་སྟོན་པས་སྟར་སྡོང་བཅད་པ་༎. Lhasa: བོད་ལྗོངས་མི་དམངས་དཔེ་སྐྲུན་ཁང་ / 西藏人民出版社, 2007
  • བློ་བཟང་འཇམ་དཔལ་, ཚེ་རིང་སྒྲོལ་མ་, མིག་དམར་: ༄༅༎ཨ་ཁུ་སྟོན་པ་༎. Lhasa: བོད་ལྗོངས་མི་དམངས་དཔེ་སྐྲུན་ཁང་ / 西藏人民出版社, 2002.

Weblinks