Omnidirektionaler Antrieb

Fußball-Roboter mit omnidirektionalem Antrieb und omnidirektionaler Kamera

Ein omnidirektionaler Antrieb, englisch Omnidrive genannt, ist ein Antrieb mit einer speziellen Radkonstruktion, mit dem ein Fahrzeug jederzeit in eine beliebige Richtung fahren kann. Meistens wird dieser Antrieb in der Robotik verwendet und gehört bei Fußballrobotern seit Jahren zum Standard.[1]

Bauformen

Allseitenräder

Roboter mit omnidirektionalem Antrieb; realisiert mit drei Allseitenrädern (vereinfacht).

Das Kernstück eines omnidirektionalen Antriebs ist ein sogenanntes Allseitenrad oder omnidirektionales Rad, aus dem Englischen auch Omniwheel genannt. Auf der Umlauffläche eines Hauptrades sind dabei weitere, meistens tonnenförmige Hilfsräder angebracht, deren Drehachsen im rechten Winkel zur Drehachse des Hauptrades liegen.

Wird das Hauptrad angetrieben, blockieren die Hilfsräder und dienen als Lauffläche des Hauptrades. Wird der Antrieb gestoppt und das Fahrzeug in eine andere Richtung bewegt, beispielsweise durch ein zweites, im rechten Winkel angebrachtes Omniwheel, drehen sich die Hilfsräder und minimieren somit den Reibungswiderstand des Rades.

Durch diese Art der Konstruktion wird eine schnelle Fortbewegung in nahezu jedem Winkel zur Laufrichtung des Hauptrades ermöglicht.

Roboter mit omnidirektionalem Antrieb in verschiedenen Bewegungsrichtungen.
Geschwindigkeitsvektoren:
Roboter weiß; Antriebsgeschwindigkeit des Rades grün; Seitwärtsausgleich des Rades orange; Gesamtgeschwindigkeit des Rades blau; Drehpunkt (Momentanpol) gelb.

Nachteile des Allseitenrades sind der unruhige Lauf und die geringen Traglasten.

Mecanum-Räder

Das Mecanum-Rad ähnelt den Allseitenrädern. Diese sind prinzipiell als ballige Walzen ausgeführt und unter 45° zur Drehachse angeordnet. Durch die Schrägstellung der Hilfsräder ist es einfacher möglich, eine geschlossene Kontur der Lauffläche zu realisieren. Dies ermöglicht einen ähnlich ruhigen Lauf wie bei normalen Rädern. Allerdings haben kleinere Mecanum-Räder Probleme auf unebenem Untergrund und benötigen eine aufwändigere Lagerung, um die statische Überbestimmtheit zu umgehen. Mecanum-Räder werden entweder in kleineren Robotern für die Forschung oder zum Bewegen sehr großer Lasten eingesetzt.

Fahr-Dreh-Module

Ein Fahr-Dreh-Modul ist eine integrierte Baugruppe, die ein klassisches Antriebsrad enthält, das zusätzlich aktiv um seine Hochachse gedreht und ausgerichtet werden kann. Diese Lösung ist die technisch aufwändigste, besitzt aber auch klare Vorteile. Das einzelne große Antriebsrad kann auch auf unebenem oder schmutzigem Untergrund und sogar über kleinere Hindernisse (Kabel, Fugen) fahren, ohne dass es zu Schlupf und damit zu Odometrieproblemen kommt. Da alle Räder angetrieben und aktiv gelenkt werden, ist statische Überbestimmtheit in vielen Fällen unbedenklich und führt nicht zum Verlust der Kontrolle über das Fahrzeug. Ein Fahrzeug mit Fahr-Dreh-Modulen kann sich zwar omnidirektional aber nicht immer übergangslos bewegen, da vor dem Losfahren unter Umständen erst kurz die Räder ausgerichtet werden müssen.

Fahr-Dreh-Module werden vor allem in der Forschung an Servicerobotern wie zum Beispiel im Care-O-bot 3 und in der DESIRE-Technologieplattform eingesetzt.

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Joachim Hertzberg et al., Mobile Roboter, Springer Verlag, eXamen.press, 2012

Auf dieser Seite verwendete Medien

Meacnum-Rad.png
Autor/Urheber: Imetron GmbH, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Nahaufnahme eines Mecanum-Rades
Robot omnidirectional movement speedvectors.PNG
Schematische Darsellung verschiedener Bewegungsmöglichkeiten und der Geschwindigkeitsvektoren eines autonomen Roboters mit omnidirektionalem Antrieb; basierend auf der Benutzung dreier Allseitenräder. Draufsicht.

Geschwindigkeitsvektoren:
Roboter weiß
Antriebsgeschwindigkeit des Rades grün
Seitwärtsausgleich des Rades orange
Gesamtgeschwindigkeit des Rades blau

Drehpunkt gelb
K10 red rover at Haughton Crater.jpg
NASA's K10 robot "Red" undergoes testing at Haughton Crater, on Devon Island, northern Canada. Developed by Ames Research Center's Intelligent Robotics Group, K10's can be used for highly repetitive and long-duration tasks, such as site mapping and science reconnaissance. This unit is equipped with LIDAR, which can be used to make 3D scans of surrounding terrain.
Robot omnidirectional drive.PNG
Schematische Zeichnung eines autonomen Roboters mit omnidirektionalem Antrieb; basierend auf der Benutzung dreier Allseitenräder.
Fahr-Dreh-Modul - Omni-Drive-Module.jpg
Autor/Urheber: Büropalme, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Omnidirektionale Antriebseinheit von Neobotix für mobile Roboter
UranusOmniDirectionalRobotPodnar.png
Autor/Urheber: Gwpcmu, Lizenz: CC BY 3.0
"URANUS" omni-directional mobile robot using Mecanum wheels. Designed in 1985 by Gregg Podnar at the Robotics Institute of Carnegie-Mellon University. Used for two decades for robot navigation and other research.