Olympische Sommerspiele 1988/Leichtathletik – 50 km Gehen (Männer)

SportartLeichtathletik
Disziplin50-km-Gehen
GeschlechtMänner
Teilnehmer42 Athleten aus 22 Ländern
WettkampfortRundkurs durch Seoul
Start und Ziel: Olympiastadion
Wettkampfphase30. September 1988
Medaillengewinner
Sowjetunion Wjatscheslaw Iwanenko (URS)
Deutschland Demokratische Republik 1949 Ronald Weigel (DDR)
Deutschland Demokratische Republik 1949 Hartwig Gauder (DDR)
19841992
Panoramablick aus Seoul im Jahr 2007

Das 50-km-Gehen der Männer bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul wurde am 30. September 1988 ausgetragen. Start und Ziel war das Olympiastadion Seoul. 42 Athleten nahmen teil, von denen 35 das Ziel erreichten.

Olympiasieger wurde Wjatscheslaw Iwanenko aus der Sowjetunion. Er gewann vor Ronald Weigel und Hartwig Gauder, beide aus der DDR.

Neben den Medaillengewinnern Weigel und Gauder nahm für die DDR zudem Dietmar Meisch teil, der das Rennen auf Platz neun beendete.
Geher aus der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Aktuelle Titelträger

Olympiasieger 1984Raúl González (Mexiko Mexiko)3:47:26 hLos Angeles 1984
Weltmeister 1987Hartwig Gauder (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR)3:40:53 hRom 1987
Europameister 19863:40:55 hStuttgart 1986
Panamerikanischer Meister 1987Martín Bermúdez (Mexiko Mexiko)3:58:54 hIndianapolis 1987
Zentralamerika und Karibik-Meister50-km-Gehen nicht im Meisterschaftsprogramm
Südamerika-Meister
Asienmeister
Afrikameister

Bestleistungen / Rekorde

Weltrekorde wurden im Straßengehen außer bei Meisterschaften und Olympischen Spielen wegen der unterschiedlichen Streckenbeschaffenheiten nicht geführt.

Bestehende Bestleistungen / Rekorde

Weltbestzeit3:38:17 hRonald Weigel (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR)Potsdam, DDR (heute Deutschland)25. Mai 1986[1]
Olympischer Rekord3:47:26 hRaúl González (Mexiko Mexiko)OS Los Angeles, USA11. August 1984

Rekordverbesserung

Der sowjetische Olympiasieger Wjatscheslaw Iwanenko verbesserte den bestehenden olympischen Rekord im Wettkampf am 30. September um 8:57 min auf 3:38:29 h und war damit der erste Geher, der auf dieser Distanz bei Olympischen Spielen die Marke von 3:40 Stunden unterbot. Die Weltbestzeit verfehlte er nur um zwölf Sekunden.

Streckenführung

Das Rennen wurde im Olympiastadion Seoul gestartet. Nach einer Runde verlief die Route aus dem Stadion heraus Richtung Süden und kurz darauf nach Osten. Es ging über die Olympic-ro nördlich vorbei am Asian Park. Auf Höhe der Baekjegobun-ro begann ein Rundkurs von ca. 2,5 km Länge, der neunzehn Mal zu absolvieren war. Anschließend ging es zurück zum Stadion auf die Laufbahn, wo nach einer Schlussrunde das Ziel lag.[2]

Resultat und Rennverlauf

Datum: 30. September 1988, 8:00 Uhr[3] Wjatscheslaw Iwanenko war der erste Olympiasieger der Sowjetunion im 50-km-Gehen.

Bronzemedaillengewinner Hartwig Gauder
Rang acht ür Raffaello Ducceschi
(c) elcon97, CC BY 3.0
Der elftplatzierte Giovanni Perricelli
(hier im Jahr 2015)
(c) RIA Novosti archive, image #556226 / Yuriy Somov / CC-BY-SA 3.0
Jorge Llopart – 1980 Olympiazweite und
1978 Europameister – belegte Rang dreizehn
Zwischenzeiten
Zwischenzeit-
Marke
ZwischenzeitFührende(r)5-km-Zeit
5 km22:43 mingroße Spitzengruppe22:43 min
10 km45:23 minHernán Andrade22:40 min
15 km1:07:35 h00Hernán Andrade22:12 min
20 km1:29:47 h00Hernán Andrade22:12 min
25 km1:51:58 h00Martín Bermúdez22:11 min
30 km2:14:25 h00Martín Bermúdez22:27 min
35 km2:35:50 h00sechsköpfige Spitzengruppe21:25 min
40 km2:56:20 h00Wjatscheslaw Iwanenko20:30 min
45 km3:17:22 h00Wjatscheslaw Iwanenko21:02 min
50 km3:38:29 h00Wjatscheslaw Iwanenko21:07 min

Ergebnis

PlatzAthletLandZeit (h)Anmerkung
Wjatscheslaw IwanenkoSowjetunion Sowjetunion3:38:29OR
Ronald WeigelDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR3:38:56
Hartwig GauderDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR3:39:45
04Aljaksandr PataschouSowjetunion Sowjetunion3:41:00
05José MarínSpanien Spanien3:43:03
06Simon BakerAustralien Australien3:44:07
07Bo GustafssonSchweden Schweden3:44:49
08Raffaello DucceschiItalien Italien3:45:43
09Dietmar MeischDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR3:46:31
10Pavol SzikoraTschechoslowakei Tschechoslowakei3:47:04
11Giovanni PerricelliItalien Italien3:47:14
12Pavol BlažekTschechoslowakei Tschechoslowakei3:47:31
13Jorge LlopartSpanien Spanien3:48:09
14François LapointeKanada Kanada3:48:15
15Martín BermúdezMexiko Mexiko3:49:22
16Alain LemercierFrankreich Frankreich3:50:28
17Roman MrázekTschechoslowakei Tschechoslowakei3:50:46
18Reima SalonenFinnland Finnland3:51:36
19Andrew JachnoAustralien Australien3:53:23
20Stefan JohanssonSchweden Schweden3:53:34
21José PintoPortugal Portugal3:55:57
22Marco EvoniukVereinigte Staaten USA3:56:55
23Carl SchuelerVereinigte Staaten USA3:57:44
24Jacek BednarekPolen Polen3:58:31
25Manuel AlcaldeSpanien Spanien3:59:13
26Witali PopowitschSowjetunion Sowjetunion3:59:23
27Leslie MortonVereinigtes Konigreich Großbritannien3:59:30
28Paul BlaggVereinigtes Konigreich Großbritannien4:00:07
29Li BaojinChina Volksrepublik Volksrepublik China4:00:07
30Héctor MorenoKolumbien Kolumbien4:01:31
31Tadahiro KosakaJapan Japan4:03:12
32Sandro BellucciItalien Italien4:04:56
33Arturo BravoMexiko Mexiko4:08:08
34Andrew KaestnerVereinigte Staaten USA4:12:49
35William SaweKenia Kenia4:25:24
DNFErling AndersenNorwegen Norwegen
Godfried DejonckheereBelgien Belgien
Jan StaafSchweden Schweden
Sándor UrbanikUngarn 1957 Ungarn
DSQHernán AndradeMexiko Mexiko
Jean-Marie NeffFrankreich Frankreich
Eric NeisseFrankreich Frankreich

Die Favoriten des Rennens waren die beiden DDR-Geher Ronald Weigel (Weltmeister 1983, auch Inhaber der Weltbestzeit) und Hartwig Gauder (Olympiasieger 1980, amtierender Welt-/Europameister) sowie der sowjetische Teilnehmer Wjatscheslaw Iwanenko – WM-Dritter und Vizeeuropameister.

Bei Kilometer zehn hatte sich der Mexikaner Hernán Andrade eine leichte Führung von zehn Sekunden erarbeitet. Hinter ihm lag eine über zwanzigköpfige Verfolgergruppe. Nach fünfzehn Kilometern hatte sich Andrades Vorsprung auf mehr als eine halbe Minute vergrößert. Sein Landsmann Martín Bermúdez verschärfte nun das Tempo in der Verfolgergruppe und setzte sich von seinen Konkurrenten ab. Bei Kilometer zwanzig war er bis auf vierzehn Sekunden an Andrade herangekommen, das Verfolgerfeld lag jetzt eine halbe Minute hinter Bermúdez zurück. Kurze Zeit später wurde Andrade wegen Verstoßes gegen die Gehregeln disqualifiziert, was Bermúdez die Führung brachte. Bei Kilometer 25 betrug der Vorsprung des Mexikaners mehr als eine Minute. Das Verfolgerfeld forcierte nun das Tempo. Gauder und Weigel, ihr Teamkamerad Dietmar Meisch sowie Iwanenko und sein Landsmann Aljaksandr Pataschou, der Spanier José Marín, der Schwede Bo Gustafsson, der Italiener Raffaello Ducceschi, der Franzose Alain Lemercier, der Norweger Erling Andersen und der Ungar Sándor Urbanik waren bis auf sechs Sekunden herangekommen. Nach 35 Kilometern war Bermúdez wieder vom Feld eingeholt worden, das in der Zwischenzeit bei dem durchgängig hohen Tempo allerdings auf sechs Geher inklusive Bermúdez geschrumpft war. Bei Kilometer vierzig hatte Iwanenko die Spitze übernommen, hinter ihm lagen Weigel und Gauder, direkt dahinter Pataschou und Marín. Iwanenko baute seinen Vorsprung jetzt immer weiter aus. Fünf Kilometer vor dem Ende lag er achtzehn Sekunden vor Weigel, dieser wiederum drei Sekunden vor Gauder. Weitere fünf Sekunden später folgte Pataschou, Marín musste abreißen lassen. Im Ziel hatte Wjatscheslaw Iwanenko fast eine halbe Minute Vorsprung vor Weigel herausgeholt. Der Olympiasieger lag mit seiner Siegeszeit nur zwölf Sekunden über Weigels Weltbestzeit und stellte damit einen neuen olympischen Rekord auf. 49 Sekunden nach Silbermedaillengewinner Ronald Weigel erreichte Hartwig Gauder das Ziel und gewann Bronze. Aljaksandr Pataschou konnte das Schlusstempo ebenfalls nicht halten und kam mehr als eine Minute nach Gauder als Vierter ins Ziel. José Marín wurde Fünfter, der Australier Simon Baker Sechster.

Video

2168 Olympische Spiele 1988, 50-km-Gehen, Siegerehrung, youtube.com, abgerufen am 30. November 2021

Weblinks und Quellen

Einzelnachweise

  1. Track and Field Statistics, Men, 50 km Road Walk, trackfield.brinkster.net, abgerufen am 30. November 2021
  2. Marathon / Race Walk Courses, Study And Measurement, Seoul Olympic Organizing Committee, archiviert bei wayback (Internet Archive), runscore.com, englisch (PDF; 7141 KB), abgerufen am 28. November 2021
  3. Official Report : Games of the XXIVth Olympiad, Seoul 1988, Volume 2, Resultate Leichtathletik, S. 235f, englisch/französisch (PDF, 49.580 KB), abgerufen am 30. November 2021

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Rennsteigweltrekord nicht gebrochen

Als am 29. April 1994 sechs Männer noch vor Sonnenaufgang in Hörschel bei Eisenach ihren Fuß auf den Rennsteig setzten, hatten sie nur ein Ziel: Einen Weltrekord auf dem Rennsteig aufzustellen. Die Idee vom USV Jena war gemeinsam mit Sponsoren und Medienvertretern lange diskutiert worden. Die Idee bestand darin, möglichst kurz vor dem traditionellen Rennsteiglauftermin eine medienwirksame Aktion zu starten, die noch einmal auf Thüringens größtes Sportereignis aufmerksam macht. Der Rennsteig mit seiner legendären 168,3 km langen Strecke, die jährlich von tausenden Wanderern und Läufern begangen wird, bot sich dazu regelrecht an. Sowohl die sportliche Herausforderung, als auch der Bekanntheitsgrad dieses Höhenweges bot alles, was medial einen Erfolg garantierte. Außer der Länge und der Höhenmeter bestand die Schwierigkeit des Rekordversuches darin, dass sich die sechs Teilnehmer verpflichteten die gesamte Zeit gemeinsam, d. h. nie weiter auseinander als 100m, auf dem Rennsteig zu wandern oder zu walken. Jürgen Anhöck, Hartwig Gauder, Wolfgang Knaust, Dr. Hans-Georg Kremer, Dr. Matthias Schulze und Frank Zülke, alles erfahrene Ausdauersportler und vielfache Rennsteiglaufteilnehmer wurden für das Projekt gewonnen und bereiteten sich gemeinsam darauf vor. Der USV Jena e. V., das Institut für Sportwissenschaft der Jenaer Universität und vor allem der Rennsteiglaufverein sorgten für die Organisation des Rekordmarsches. Nach einer Gesamtzeit von 37 Stunden und 21 Minuten erreichte das Team in Blankenstein an der Saale das Ende des Rennsteigs. Die reine „Wanderzeit“ lag bei unter 30 Stunden. Die Differenz wurde für Wissenschaftliche Untersuchungen, Medienaktivitäten wie Interviews und Fernsehaufnahmen und Versorgungszeiten benötigt. Die medizinische Betreuung hatte der Bereich Sportmedizin der Uni unter Leitung von Frau Prof. Dr. Johanna Hübscher übernommen, die auch die umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen vornahm, unterstützt durch den Trainingswissenschaftler Prof. Dr. Hans-Alexander Thorhauer und den Sportpsychologen Prof. Dr. Dieter Teipel. Eine ganze Mannschaft von Helfern des USV unter Leitung von Maik Masuhr hatte dafür gesorgt, dass etwa alle 10 Kilometer eine Versorgungsstelle eingerichtet wurde, die von den Vereinen des GutsMuths-Rennsteiglaufs betreut wurden. An vielen Stellen organisierten die Gemeinden an der Strecke Begrüßungen, kleine Volksfeste und Sonderaktionen. Streckenweise wanderten Wissenschaftler, Journalisten, Kamerateams und Sportler der Region mit. Zwischen Kopfweitsprung und dem längsten Paar Laufski wurde der Rekord ins Guinness-Buch der Rekorde eingeschrieben. Es steht zu lesen: „Gruppenwandern: Das Sextett Matthias Schulze, Wolfgang Knaust, Hans-Georg Kremer, Jürgen Anhöck, Frank Zühlke und Hartwig Gauder haben am 29./30. April den 168,3 km langen Thüringer Höhenweg Rennsteig in der Rekordzeit von 37:21 Stunden durchwandert.“ Start: 29. April 1994 um 10.00 Uhr in Hörschel; Ziel: 30. April um 23.41 Uhr in Blankenstein. Witterung: tagsüber 20° C, nachts um 5° C, trocken; ab dem 30.04.94, 22.00 Uhr Regen.“ Bisher gelang es nicht, diesen Rennsteig-Weltrekord zu brechen.


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Italian racewalker Giovanni Perricelli in 2015.
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“Athlete Jordi Llopart, finishing”. Silver medalist of the 1980 Olympiad in 50km race walk Jordi Llopart, Spain, finishing. Athletics. XXII Summer Olympic Games. Central Lenin Stadium (currently, Luzhniki).
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