Olympische Sommerspiele 1980/Leichtathletik – Weitsprung (Frauen)

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SportartLeichtathletik
DisziplinWeitsprung
GeschlechtFrauen
Teilnehmer21 Athletinnen aus 13 Ländern
WettkampfortOlympiastadion Luschniki
Wettkampfphase30. Juli 1980 (Qualifikation)
31. Juli 1980 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
GoldmedailleTatjana Kolpakowa (Sowjetunion 1955Sowjetunion URS)
SilbermedailleBrigitte Wujak (Deutschland Demokratische Republik 1949DDR GDR)
BronzemedailleTetjana Skatschko (Sowjetunion 1955Sowjetunion URS)
(c) RIA Novosti archive, image #487039 / Vladimir Rodionov / CC-BY-SA 3.0
Das Luschniki-Stadion während der Eröffnungsfeier dieser Spiele

Der Weitsprung der Frauen bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau wurde am 30. und 31. Juli 1980 im Olympiastadion Luschniki ausgetragen. 21 Athletinnen nahmen teil.

Olympiasiegerin wurde Tatjana Kolpakowa aus der Sowjetunion. Sie gewann vor Brigitte Wujak, frühere Brigitte Künzel, aus der DDR und Tetjana Skatschko, ebenfalls aus der Sowjetunion.

Weitere Teilnehmerinnen der DDR waren Sigrid Heimann, spätere Sigrid Ulbricht, und Siegrun Siegl, frühere Siegrun Thon. Beide erreichten das Finale. Siegl wurde Fünfte, Heimann Siebte.
Springerinnen aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil. Athleten aus der Bundesrepublik Deutschland waren wegen des Olympiaboykotts ebenfalls nicht dabei.

Rekorde

Bestehende Rekorde

Weltrekord7,09 mVilma Bardauskienė (Sowjetunion 1955Sowjetunion Sowjetunion)Prag, Tschechoslowakei (heute Tschechien)29. August 1978[1]
Olympischer Rekord6,82 mViorica Viscopoleanu (Rumänien 1965Rumänien Rumänien)Finale OS Mexiko-Stadt, Mexiko14. Oktober 1968

Rekordverbesserungen

Der bestehende olympische Rekord wurde im Finale am 31. Juli viermal verbessert:

  • 6,96 m – Tetjana Skatschko (Sowjetunion), erster Versuch
  • 7,01 m – Tetjana Skatschko (Sowjetunion), dritter Versuch
  • 7,04 m – Brigitte Wujak (DDR), sechster Versuch
  • 7,06 m – Tatjana Kolpakowa (Sowjetunion), sechster Versuch

Durchführung des Wettbewerbs

Die Springerinnen traten am 30. Juli in zwei Gruppen zu einer Qualifikationsrunde an. Zehn von ihnen – hellblau unterlegt – übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 6,50 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmerinnen nicht erreicht. So wurde das Finalfeld nach den nächstbesten Weiten mit weiteren Wettbewerberinnen – hellgrün unterlegt – auf zwölf bzw. in diesem Falle dreizehn Teilnehmerinnen aufgefüllt – es gab am Ende hinter Rang elf zwei Springerinnen mit der gleichen Weite. Da die Regel der besseren zweitbesten Weite bei der Qualifikation für das Finale nicht zur Anwendung kam, erreichten beide Athletinnen das Finale, das am 31. Juli stattfand.

Zeitplan

30. Juli, 10:00 Uhr: Qualifikation
31. Juli, 18:50 Uhr: Finale[2]

Anmerkung:
Alle Zeiten sind in Ortszeit Moskau (UTC+3) angegeben.

Legende

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
xungültig

Qualifikation

Datum: 30. Juli 1980, ab 10:00 Uhr[3]

Gruppe A

PlatzNameNation1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat (m)
1Tatjana KolpakowaSowjetunion 1955Sowjetunion Sowjetunion6,70 / +0.66,70
2Susan HearnshawIOCIOC Großbritannienx6,66 / +1,16,66
3Brigitte WujakDeutschland Demokratische Republik 1949DDR DDR6,65 /+0,26,65
4Jarmila NygrýnováTschechoslowakeiTschechoslowakei Tschechoslowakei6,58 / −0,26,58
5Siegrun SieglDeutschland Demokratische Republik 1949DDR DDR6,53 / +0,96,53
6Jennifer InnissGuyanaGuyana Guyana6,26 / +0,36,36 / +0,16,44 / −0,26,44
7Mária PapUngarn 1957Volksrepublik Ungarn Ungarn6,41 / +0,46,25 / +1,36,28 / +0,76,41
8Maria LambrouGriechenlandGriechenland Griechenlandx6,37 / +0,6x6,37
9Ekaterina NedewaBulgarien 1971Volksrepublik Bulgarien Bulgarienxx5,83 / +0,15,83
10Nguyễn Thị Hoàng NaVietnamVietnam Vietnam5,30 / +0,45,35 / −0,35,23 / +0,55,35

Gruppe B

PlatzNameNation1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat (m)
1Lidija AlfejewaSowjetunion 1955Sowjetunion Sowjetunion6,78 / +0,16,78
2Sigrid HeimannDeutschland Demokratische Republik 1949DDR DDR6,71 / +0,56,71
3Anna WłodarczykPolenPolen Polenx6,58 / +0,56,58
4Tetjana SkatschkoSowjetunion 1955Sowjetunion Sowjetunion6,56 / −0,96,56
5Lidija GuschewaBulgarien 1971Volksrepublik Bulgarien Bulgarien6,35 / −0,96,56 / +2,46,56
6Sue ReeveIOCIOC Großbritannienx6,43 / +2,46,48 / +0,36,48
7Barbara Wojnar-BaranPolenPolen Polen6,40 / +1,56,15 / −0,46,44 / +0,16,44
8Margit PappUngarn 1957Volksrepublik Ungarn Ungarn6,32 / −0,6xx6,32
9Dorothy ScottJamaikaJamaika Jamaikax5,83 / −0,6x5,83
DNSEstella MeheuxSierra LeoneSierra Leone Sierra Leone
Dia ToutounjiSyrienSyrien Syrien

Finale

Datum: 31. Juli 1980, 18:50 Uhr[3]

(c) Bundesarchiv, Bild 183-S0703-0014 / CC-BY-SA 3.0
Silbermedaillengewinnerin Brigitte Wujak
PlatzNameNation1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
4. Versuch (m)
Wind (m/s)
5. Versuch (m)
Wind (m/s)
6. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat
(m)
1Tatjana KolpakowaSowjetunion 1955Sowjetunion Sowjetunion6,84 / +1,36,81 / +1,16,72 / −0,16,87 / −1,16,73 / −0,17,06 / +0,4 OR7,06 OR
2Brigitte WujakDeutschland Demokratische Republik 1949DDR DDR6,88 / −1,16,68 / −0,66,81 / +0,36,87 / +0,96,81 / +0,67,04 / +0,5 OR7,04000
3Tetjana SkatschkoSowjetunion 1955Sowjetunion Sowjetunion6,96 +1,6 OR6,89 / +0,67,01 / −0,4 OR6,01 / −0,26,56 / −0,56,64 / ±0,07,01000
4Anna WłodarczykPolenPolen Polen6,56 / +0,26,83 / −0,1xx6,88 / +0,36,95 / +0,46,95000
5Siegrun SieglDeutschland Demokratische Republik 1949DDR DDRx6,68 / +0,2xx6,65 / +0,26,87 / +0,46,87000
6Jarmila NygrýnováTschechoslowakeiTschechoslowakei Tschechoslowakei6,79 / +0,56,46 / −0,66,38 / −1,06,83 / −1,26,71 / −0,36,76 / −0,16,83000
7Sigrid HeimannDeutschland Demokratische Republik 1949DDR DDR6,71 / −0,66,71 / −0,46,65 / −0,16,68 / −1,26,68 / −0,36,69 / −0,16,71000
8Lidija AlfejewaSowjetunion 1955Sowjetunion Sowjetunionx6,71 / +0,86,07 / −0,6xxx6,71000
9Susan HearnshawIOCIOC Großbritannienx6,42 / +0,56,50 / +0,3nicht im Finale der
besten acht Springerinnen
6,50000
10Sue ReeveIOCIOC Großbritannien6,20 / −1,26,46 / −0,2x6,46000
11Barbara Wojnar-BaranPolenPolen Polenx6,33 / −0,16,28 / −0,16,33000
12Lidija GuschewaBulgarien 1971Volksrepublik Bulgarien Bulgarien6,24 / +0,76,23 / +0,16,22 / −0,86,24000
13Jennifer InnissGuyanaGuyana Guyana5,88 / +1,45,71 / +2,76,10 / +0,26,10000

Bedingt durch den Olympiaboykott fehlten die US-amerikanischen Springerinnen. Aber auch die Weltrekordlerin Vilma Bardauskienė, die erste Frau, die über sieben Meter gesprungen war, konnte in Moskau auf Grund einer Verletzung nicht antreten. So gab es keine eindeutige Favoritin für diesen Wettbewerb. Es wurde ein Zweikampf zwischen den Athletinnen der UdSSR und der DDR erwartet.

Das Finale war durch ständige Positionswechsel geprägt und hatte eine ausgesprochen hohe Qualität. In Runde eins ging Tetjana Skatschko, UdSSR, in Führung und erzielte mit ihren 6,96 m gleich einen neuen olympischen Rekord. Dahinter lagen Brigitte Wujak, frühere Brigitte Künzel, aus der DDR mit 6,88 m und Tatjana Kolpakowa, UdSSR, die 6,84 m gesprungen war. Im zweiten Durchgang änderte sich an der Spitze nichts, aber die Polin Anna Włodarczyk kam bis auf einen Zentimeter an Kolpakowa heran. Mit ihrem dritten Versuch baute Skatschko ihre Führung auf 7,01 m aus. Es war der erste 7-Meter-Sprung bei Olympischen Spielen überhaupt. In Runde vier sprang Kolpakowa bis auf einen Zentimeter an die Weite von Wujak heran. Im nächsten Durchgang verbesserte sich Włodarczyk mit einem Sprung über 6,88 m auf Platz drei, Wujak behauptete auf Grund der besseren zweiten Weite auf Rang zwei. Der letzte Versuch wurde spannend. Zuerst verbesserte sich die frühere Weltrekordlerin Siegrun Siegl aus der DDR auf Platz fünf. Włodarczyk gelangen 6,95 m, womit sie nun hinter der weiter führenden Skatschko Platz zwei einnahm. Skatschko konnte sich mit ihrem letzten Sprung nicht weiter verbessern. Dann setzte sich Wujak mit 7,04 m an die Spitze und sah schon fast wie die Olympiasiegerin aus. Aber die vorher nur noch viertplatzierte Tatjana Kolpakowa verbesserte sich im letzten Versuch auf 7,06 m, das waren noch einmal zwei Zentimeter mehr als die bis dahin beste Weite und damit der Olympiasieg. Brigitte Wujak gewann die Silbermedaille, und der lange führenden Tetjana Skatschko blieb Bronze. Alle drei hatten die 7-Meter-Marke übertroffen und auch die viertplatzierte Anna Włodarczyk lag mit 6,95 m nicht weit darunter.[4]

Insgesamt gab es drei Sprünge über sieben Meter durch drei verschiedene Athletinnen. Der bis dahin gültige Olympiarekord der Rumänin Viorica Viscopoleanu von 6,82 m wurde elf Mal überboten. Auch wenn Vilma Bardauskienės Weltrekord nicht ganz erreicht wurde, war dies der Weitsprungwettbewerb mit der zu diesem Zeitpunkt höchsten Qualität in der Leichtathletikgeschichte. Mit der Weite des bisherigen olympischen Rekords wäre hier nur der siebte Platz erreicht worden.

Video

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Athletics - Progression of outdoor world records (Women), Long jump - Women, sport-record.de (englisch), abgerufen am 4. November 2021
  2. Official Report, Games of the XXII Olympiad, Moscow 1980, v.3 (englisch/französisch), S. 17 (PDF, 28.260 KB), abgerufen am 4. November 2021
  3. a b Official Report, Games of the XXII Olympiad, Moscow 1980, v.3 (englisch/französisch), S. 89 (PDF, 28.260 KB), abgerufen am 4. November 2021
  4. Athletics at the 1980 Moskva Summer Games: Women's long jump, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 4. November 2021

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Flag of Romania, (21 August 1965 - 22 December 1989/officialy 27 December 1989).

Construction sheet of the Flag of Romania as depicted in Decree nr. 972 from 5 November 1968.

  • l = 2/3 × L
  • C = 1/3 × L
  • S = 2/5 × l
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Brigitte Künzel ADN-ZB Kluge 3.7.77 Dresden: DDR-Leichtathletik-Meisterschaften. 4. Tag. Mit ausgezeichneten 6,87 m erkämpfte sich Brigitte Künzel (SC Dynamo Berlin) den DDR-Meistertitel im Weitsprung und verfehlte den Weltrekord nur um 12 Zentimeter.
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