Olympische Sommerspiele 1976/Leichtathletik – Fünfkampf (Frauen)
Sportart | Leichtathletik | ||||||||
Disziplin | Fünfkampf | ||||||||
Geschlecht | Frauen | ||||||||
Teilnehmer | 20 Athletinnen aus 13 Ländern | ||||||||
Wettkampfort | Olympiastadion Montreal | ||||||||
Wettkampfphase | 25./26. Juli 1976 | ||||||||
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Der Fünfkampf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal wurde am 25. und 26. Juli 1976 im Olympiastadion Montreal ausgetragen. Zwanzig Athletinnen nahmen teil.
Für die DDR-Mannschaft gab es einen Dreifacherfolg. Siegrun Siegl, frühere Siegrun Thon, gewann vor Christine Laser, frühere Christine Bodner, und Burglinde Pollak.
Für die Bundesrepublik Deutschland startete Margot Eppinger, die im Endklassement Zehnte wurde.
Athletinnen aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.
Bestehende Rekorde
Weltrekord | 4932 Punkte | Burglinde Pollak ( DDR) | Bonn, BR Deutschland | 21./22. September 1973[1] |
Olympischer Rekord | 4801 Punkte | Mary Peters ( Großbritannien) | OS München, BR Deutschland | 2/3. September 1972 |
Anmerkung: Alle oben genannten Punktzahlen ergeben sich nach der auch bei diesen Spielen gültigen Wertungstabelle von 1971.
Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Olympiasiegerin Siegrun Siegl aus der DDR verfehlte diesen Rekord um 56 Punkte. Zum Weltrekord fehlten ihr 187 Punkte.
Durchführung des Wettbewerbs
Der Wettkampf wurde wie heute der Siebenkampf und der Zehnkampf bei den Männern verteilt über zwei Tage durchgeführt. Tag eins – hier 25. Juli – war reserviert für den 100-Meter-Hürdenlauf, das Kugelstoßen und den Hochsprung. Am zweiten Tag – hier 26. Juli – fanden der Weitsprung und der 200-Meter-Lauf statt. Wertungsgrundlage war die Mehrkampf-Tabelle von 1971. Bei Punktgleichheit in der Endabrechnung entschied die Anzahl der besseren Platzierungen, was hier erstmals bei der Vergabe der Gold- und Silbermedaille zum Tragen kommen sollte.
Zum letzten Mal wurde dieser Mehrkampf hier in Montreal bei einer Großveranstaltung in dieser Form ausgetragen. Vom kommenden Jahr an wurde anstelle des 200-Meter-Lauf mit dem 800-Meter-Lauf eine Mittelstrecke in das Programm aufgenommen, um die Vielseitigkeit dieses Wettbewerbs noch mehr zu betonen.
Zeitplan
25. Juli, 09:30 Uhr: 100-Meter-Hürdenlauf
25. Juli, 10:30 Uhr: Kugelstoßen
25. Juli, 16:00 Uhr: Hochsprung
26. Juli, 10:30 Uhr: Weitsprung
26. Juli, 17:50 Uhr: 200-Meter-Lauf[2]
Anmerkungen:
- Alle Zeiten sind in Ortszeit Montreal (UTC−5) angegeben.
- Im Kugelstoßen und Weitsprung sind die jeweiligen Bestweiten fett gedruckt.
- Im Hochsprung ist der letzte gültige und damit beste Versuch fett gedruckt.
Teilnehmerinnen
Zwanzig Athletinnen aus dreizehn Ländern nahmen an dem olympischen Wettkampf teil:
Name | Nation |
---|---|
Andrea Bruce | Jamaika |
Ilona Bruzsenyák | Ungarn |
Ana María Desivici | Uruguay |
Margot Eppinger | BR Deutschland |
Gale Fitzgerald | USA |
Đurđa Fočić | Jugoslawien |
Jane Frederick | USA |
Marilyn King | USA |
Diane Jones | Kanada |
Christine Laser | DDR |
Susan Longden | Großbritannien |
Edith Noeding | Peru |
Margit Papp | Ungarn |
Burglinde Pollak | DDR |
Ljudmila Popowskaja | Sowjetunion |
Siegrun Siegl | DDR |
Penka Sokolowa | Bulgarien |
Nadija Tkatschenko | Sowjetunion |
Miriama Tuisorisori | Fidschi |
Tatjana Worochobko | Sowjetunion |
Disziplinen
100-Meter-Hürdenlauf
Die Disziplin wurde in drei Läufen durchgeführt.
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Kugelstoßen
Als beste Kugelstoßerin übernahm Burglinde Pollak die Führung mit 71 Punkten Vorsprung auf Ludmila Popowskaja. Christine Laser lag mit 142 Punkten Rückstand auf Platz fünf, Siegrun Siegl mit 190 Punkten Rückstand nur auf Rang neun.
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Hochsprung
Mit 1,82 m erzielte Andrea Bruce die größte Höhe im Hochsprung im Rahmen des olympischen Fünfkampfes.[3]
Burglinde Pollak verlor ihre Führung an Nadija Tkatschenko und rutschte auf Platz drei herab. Fünf Punkte hinter ihr auf Platz fünf lag Christine Laser, Siegrun Siegl hatte ihren Rückstand auf Pollak auf 91 Punkte verringert und belegte Rang neun.
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Weitsprung
Die Peruanerin Edith Noeding trat zu dieser vierten Disziplin nicht mehr an.
Nadija Tkatschenko hatte vor Burglinde Pollak nur noch zwanzig Punkte Vorsprung, wobei ihr das Kunststück gelang, in allen drei Versuchen die exakt gleiche Weite von 6,08 m zu erzielen. Zwischen den beiden lag Ljudmila Popowskaja mit vier Punkten vor Pollak. Elf Punkte hinter Pollak war Christine Laser nun Fünfte, dazwischen – vier Punkte hinter Pollak – war die Kanadierin Jones Vierte. Siegrun Siegl hatte sich auf fünfzig Punkte an Pollak herangearbeitet und lag auf Rang sieben hinter der Ungarin Margit Papp.
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200-Meter-Lauf
Die Disziplin wurde in drei Läufen durchgeführt.
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Endergebnis
Datum: 25./26. Juli 1976, Uhr[4]
Platz | Name | Nation | Punkte offiz. Wertung | Punkte 1980er Wertung | Anmerkung |
---|---|---|---|---|---|
1 | Siegrun Siegl | DDR | 4745 | 4777 | in drei Disziplinen besser als Laser |
2 | Christine Laser | DDR | 4745 | 4774 | in nur zwei Disziplinen besser als Siegl |
3 | Burglinde Pollak | DDR | 4740 | 4767 | |
4 | Ljudmila Popowskaja | Sowjetunion | 4700 | 4719 | |
5 | Nadija Tkatschenko | Sowjetunion | 4669 | 4692 | |
6 | Diane Jones | Kanada | 4582 | 4616 | |
7 | Jane Frederick | USA | 4566 | 4564 | |
8 | Margit Papp | Ungarn | 4535 | 4567 | |
9 | Penka Sokolowa | Bulgarien | 4394 | 4353 | |
10 | Margot Eppinger | BR Deutschland | 4352 | 4318 | |
11 | Đurđa Fočić | Jugoslawien | 4314 | 4290 | |
12 | Susan Longden | Großbritannien | 4276 | 4232 | |
13 | Gale Fitzgerald | USA | 4263 | 4209 | |
14 | Tatjana Worochobko | Sowjetunion | 4245 | 4166 | |
15 | Andrea Bruce | Jamaika | 4198 | 4153 | |
16 | Ilona Bruzsenyák | Ungarn | 4193 | 4152 | |
17 | Marilyn King | USA | 4165 | 4095 | |
18 | Miriama Tuisorisori | Fidschi | 3827 | 3736 | |
19 | Ana María Desivici | Uruguay | 3628 | 3478 | |
DNF | Edith Noeding | Peru | 2415 | 2375 |
Die Entscheidung im Fünfkampf sollte mit einem der knappsten und spannendsten Ausgänge eines Wettkampfs überhaupt enden. Eine der Olympiafavoritinnen war wieder einmal die DDR-Athletin Burglinde Pollak, die in dieser Rolle schon seit 1971 angetreten war. Ganz nach vorne hatte sie es dabei trotz hervorragender Platzierungen nie geschafft. Dreimal hatte sie Medaillen gewonnen: bei den Europameisterschaften 1971 als Zweite, den Olympischen Spielen 1972 als Dritte und den Europameisterschaften 1974 als Zweite. 1973 hatte sie den Weltrekord zweimal verbessert, zuletzt auf 4932 Punkte. Aber es gab auch hier in Montreal wieder sehr starke Konkurrentinnen. Dazu zählten vor allem die Europameisterin von 1974, Nadija Tkatschenko aus der UdSSR, sowie Pollaks Teamkameradinnen Siegrun Siegl, frühere Siegrun Thon, Weltrekordlerin im Weitsprung, in dem sie zwei Tage vorher Olympiavierte geworden war, und Christine Laser, vorher auch bekannt als Christine Bodner. Mit Ljudmila Popowskaja war eine zweite sowjetische Athletin am Start, die nicht unterschätzt werden durfte.
In den ersten beiden Disziplinen, dem 100-Meter-Hürdenlauf und dem Kugelstoßen, lief es außerordentlich gut für Pollak. In beiden Übungen erzielte sie die jeweils beste Leistung und führte mit 71 Punkten Vorsprung vor Popowskaja und 89 Punkten vor Tkatschenko. Es folgten die US-Amerikanerin Jane Frederick und Laser. Siegl belegte mit 190 Punkten Rückstand den neunten Rang. Im Hochsprung überzeugte von den Favoritinnen vor allem Tkatschenko, die 1,80 m übersprang und damit am Ende des ersten Tages mit 2864 Punkten die Spitzenposition innehatte. Hinter hier lag nun Popowskaja – 39 Punkte zurück. Pollak war Dritte – Rückstand: 67 Punkte – vor der Kanadierin Diane Jones – 69 Punkte – und Laser – 72 Punkte. Siegl war Neunte und hatte ihren Rückstand auf Pollak auf 91 Punkte verringert. Es ging äußerst eng zu, nichts war entschieden.
Am zweiten Tag war die Weitsprung-Weltrekordlerin Siegl Beste in ihrer Spezialdisziplin, blieb jedoch einen halben Meter unter ihrem Rekord. In der Rangfolge auf den ersten fünf Plätzen änderte sich zwar nichts, aber alles schob sich noch enger zusammen. Tkatschenko hatte vor Popowskaja nur noch sechzehn Punkte Vorsprung, vor Pollak waren es zwanzig, vor Laser 31 Punkte. Siegl war mit einem Rückstand von siebzig Punkten Siebte. Der endgültige Ausgang war noch offener geworden und tatsächlich stellte das Resultat des abschließenden 200-Meter-Laufs noch einmal alles auf den Kopf. Siegl gewann dieses Rennen mit 41 Hundertstelsekunden Vorsprung vor Laser und Pollak. Jones fiel durch ein schwächeres Laufergebnis zurück. Auch die beiden bis dahin führenden sowjetischen Fünfkämpferinnen waren nicht schnell genug, um den Sturmangriff der DDR-Athletinnen abzuwehren. Ljudmila Popowskaja wurde in der Endabrechnung Vierte, Nadija Tkatschenko Fünfte. Siegl machte so viele Punkte gut, dass sie mit Laser gleichzog. Über Gold und Silber musste nun die Regelung der IAAF entscheiden. Siegrun Siegl war in drei von fünf Disziplinen besser als Christine Laser gewesen, was ihr den Olympiasieg einbrachte. Nur fünf Punkte dahinter gewann Burglinde Pollak die Bronzemedaille.
Anmerkung:
Zur besseren Einordnung der Leistung sind neben den offiziellen Punkten nach der Wertungstabelle von 1971 die nach dem heutigen Wertungssystem von 1980 umgerechneten Punktzahlen mit angegeben. Nach dieser heute gültigen Tabelle hätte es nur eine Abweichung gegeben: Die Athletinnen auf den Rängen sieben und acht hätten ihre Plätze getauscht. Ansonsten wäre die Reihenfolge unverändert. Aber diese Vergleiche sind selbstverständlich nur Anhaltswerte, denn als Grundlage müssen die jeweils unterschiedlichen Maßstäbe der Zeit gelten.
Video
- 1976 Summer Olympics Women's Pentathlon 1976, youtube.com, abgerufen am 21. Dezember 2017
Literatur
- Ernst Huberty / Willy B. Wange, Die Olympischen Spiele Montreal Innsbruck 1976, Lingen-Verlag, Köln 1976, S. 251f
Weblinks
- Official Report, Games of the XXI Olympiad, Montreal 1976: v.3 (englisch/französisch), S. 48f (PDF, 23.245 KB), abgerufen am 23. Oktober 2021
- Montreal 1976, Athletics pentathlon Women Results, Seite des IOC (englisch), olympics.com, abgerufen am 23. Oktober 2021
- Olympedia, Athletics at the 1976 Summer Olympics, Pentathlon, Women, olympedia.org (englisch), abgerufen am 23. Oktober 2021
- Athletics at the 1972 München: Women's pentathlon, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 23. Oktober 2021
- Mehrkampfrechner, ladv.de, abgerufen am 23. Oktober 2021
Einzelnachweise
- ↑ Track and Field Statistics, World Records Progression, Pentathlon, abgerufen am 21. Dezember 2017
- ↑ Official Report, Games of the XXI Olympiad, Montreal 1976: v.3 (englisch/französisch), S. 23 (PDF, 23.245 KB), abgerufen am 23. Oktober 2021
- ↑ Athletics at the 1972 München: Women's pentathlon high jump, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 23. Oktober 2021
- ↑ Official Report, Games of the XXI Olympiad, Montreal 1976: v.3 (englisch/französisch), S. 49 (PDF, 23.245 KB), abgerufen am 23. Oktober 2021
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Olympic Rings without "rims" (gaps between the rings), As used, eg. in the logos of the 2008 and 2016 Olympics. The colour scheme applied here was specified in 2023 guidelines.
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