Olympische Sommerspiele 1976/Leichtathletik – 400 m (Frauen)

SportartLeichtathletik
Disziplin400-Meter-Lauf
GeschlechtFrauen
Teilnehmer40 Athletinnen aus 19 Ländern
WettkampfortOlympiastadion Montreal
Wettkampfphase25. Juli 1976 (Vorläufe)
26. Juli 1976 (Viertelfinale)
28. Juli 1976 (Halbfinale)
29. Juli 1976 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Irena Szewińska (Polen 1944 POL)
Christina Brehmer (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR)
Ellen Streidt (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR)
Das Olympiastadion in Montreal

Der 400-Meter-Lauf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal wurde am 25., 26. und 29. Juli 1976 im Olympiastadion Montreal ausgetragen. Vierzig Athletinnen nahmen teil.

Olympiasiegerin wurde die Polin Irena Szewińska, die in neuer Weltrekordzeit von 49,28 s vor den beiden DDR-Läuferinnen Christina Brehmer, spätere Christina Lathan, und Ellen Streidt, frühere Ellen Strophal, gewann.

Neben den beiden Medaillengewinnerinnen nahm auch Marita Koch für die DDR teil. Sie konnte sich für das Halbfinale qualifizieren, trat dort jedoch nicht an.
Für die Bundesrepublik Deutschland starteten Dagmar Fuhrmann, frühere Dagmar Jost, Silvia Hollmann und Rita Wilden, frühere Rita Jahn. Alle drei erreichten das Viertelfinale, in dem Fuhrmann und Hollmann ausschieden. Wilden scheiterte eine Runde später im Halbfinale.
Österreich wurde durch Christiane Wildschek vertreten, die im Halbfinale ausschied.
Die Liechtensteinerin Helen Ritter, frühere Helen Bischofberger, schied in der Vorrunde aus.
Läuferinnen aus der Schweiz nahmen nicht teil.

Rekorde

Bestehende Rekorde

Weltrekord49,75 sIrena Szewińska (Polen 1944 Polen)Bydgoszcz, Polen22. Juni 1976[1]
Olympischer Rekord50,48 sMonika Zehrt (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR)Finale OS München, BR Deutschland7. September 1972

Rekordverbesserungen

Der bestehende olympische Rekord wurde zweimal verbessert, die zweite Verbesserung bedeutete gleichzeitig neuen Weltrekord.

  • Olympische Rekorde:
    • 51,94 s – Irena Szewińska (Polen), erstes Halbfinale am 28. Juli
    • 49,28 s – Irena Szewińska (Polen), Finale am 29. Juli
  • Weltrekord;
    • 49,28 s – Irena Szewińska (Polen), Finale am 29. Juli

Durchführung des Wettbewerbs

Die Athletinnen traten am 25. Juli zu sechs Vorläufen an. Die jeweils fünf Laufbesten – hellblau unterlegt – und die nachfolgend zwei Zeitschnellsten – hellgrün unterlegt – kamen ins Viertelfinale am 26. Juli. Hieraus erreichten die jeweils vier Laufbesten – ebenfalls hellblau unterlegt – das Halbfinale am 28. Juli, aus dem sich wiederum die vier Laufbesten – hellblau unterlegt – für das Finale qualifizierten, das am 29. Juli stattfand.

Zeitplan

25. Juli, 15:00 Uhr: Vorläufe
26. Juli, 16:20 Uhr: Viertelfinale
28. Juli, 18:55 Uhr: Halbfinale
29. Juli, 16:20 Uhr: Finale[2]

Anmerkung:
Alle Zeiten sind in Ortszeit Montreal (UTC−5) angegeben.

Vorrunde

Datum: 25. Juli 1976, ab 15:00 Uhr[3]

Vorlauf 1

PlatzNameNationZeit
1Christina BrehmerDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR52,45 s
2Verona ElderVereinigtes Konigreich Großbritannien52,60 s
3Rita WildenDeutschland BR BR Deutschland53,08 s
4Lorna FordeBarbados Barbados53,93 s
5Rachelle CampbellKanada Kanada54,54 s
DNSMarième BoyeSenegal Senegal

Vorlauf 2

PlatzNameNationZeit
1Debra SapenterVereinigte Staaten USA52,33 s
2Donna HartleyVereinigtes Konigreich Großbritannien52,75 s
3Marita KochDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR52,78 s
4Regine BergBelgien Belgien53,66 s
5Silvia HollmannDeutschland BR BR Deutschland53,73 s
6Helen BlakeJamaika Jamaika53,93 s
7Ileana HockingPuerto Rico Puerto Rico57,85 s

Vorlauf 3

PlatzNameNationZeit
1Ellen StreidtDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR52,56 s
2Christiane WildschekOsterreich Österreich52,65 s
3Judy CantyAustralien Australien52,88 s
4Marilyn NeufvilleJamaika Jamaika52,93 s
5Rosine WallezBelgien Belgien52,94 s
6Jelica PavličićJugoslawien Jugoslawien54,11 s
DNSChee Swee LeeSingapur Singapur

Vorlauf 4

PlatzNameNationZeit
1Sheila IngramVereinigte Staaten USA51,83 s
2Natalja SokolowaSowjetunion 1955 Sowjetunion52,45 s
3Irena SzewińskaPolen 1944 Polen52,75 s
4Joyce YakubowichKanada Kanada53,35 s
5Gladys TaylorVereinigtes Konigreich Großbritannien53,46 s
6Marika LindholmFinnland Finnland53,64 s
7Célestine N’DrinElfenbeinküste Elfenbeinküste54,13 s

Vorlauf 5

PlatzNameNationZeit
1Rosalyn BryantVereinigte Staaten USA52,01 s
2Riitta SalinFinnland Finnland52,57 s
3Ljudmila AksjonowaSowjetunion 1955 Sowjetunion52,90 s
4Bethanie NailAustralien Australien52,98 s
5Ruth Williams-SimpsonJamaika Jamaika54,07 s
6Helen RitterLiechtenstein 1937 Liechtenstein58,52 s
DNSDebbie JonesBermuda 1910 Bermuda

Vorlauf 6

PlatzNameNationZeit
1Nadeschda IljinaSowjetunion 1955 Sowjetunion51,97 s
2Verna BurnardAustralien Australien52,10 s
3Dagmar FuhrmannDeutschland BR BR Deutschland52,58 s
4Pirjo HäggmanFinnland Finnland52,73 s
5Margaret StrideKanada Kanada53,21 s
7Rita BottiglieriItalien Italien53,37 s
8Rose-Marie GauthierHaiti 1964 Haiti1:13,27 min

Viertelfinale

Datum: 26. Juli 1976, ab 16:20 Uhr[3]

Lauf 1

PlatzNameNationZeit
1Sheila IngramVereinigte Staaten USA51,31 s
2Ellen StreidtDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR51,33 s
3Pirjo HäggmanFinnland Finnland51,65 s
4Ljudmila AksjonowaSowjetunion 1955 Sowjetunion51,73 s
5Dagmar FuhrmannDeutschland BR BR Deutschland52,02 s
6Judy CantyAustralien Australien52,65 s
7Lorna FordeBarbados Barbados53,62 s
8Rachelle CampbellKanada Kanada54,16 s

Lauf 2

Marilyn Neufville trat zu ihrem Viertelfinallauf nicht an
PlatzNameNationZeit
1Natalja SokolowaSowjetunion 1955 Sowjetunion51,63 s
2Christina BrehmerDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR51,67 s
3Verna BurnardAustralien Australien51,79 s
4Rita WildenDeutschland BR BR Deutschland52,41 s
5Gladys TaylorVereinigtes Konigreich Großbritannien53,71 s
6Marika LindholmFinnland Finnland54,07 s
7Margaret StrideKanada Kanada55,02 s
DNSMarilyn NeufvilleJamaika Jamaika

Lauf 3

PlatzNameNationZeit
1Debra SapenterVereinigte Staaten USA51,23 s
2Nadeschda IljinaSowjetunion 1955 Sowjetunion51,32 s
3Bethanie NailAustralien Australien51,71 s
4Christiane WildschekOsterreich Österreich52,25 s
5Verona ElderVereinigtes Konigreich Großbritannien52,70 s
6Rosine WallezBelgien Belgien53,04 s
7Silvia HollmannDeutschland BR BR Deutschland53,77 s
8Ruth Williams-SimpsonJamaika Jamaika53,88 s

Lauf 4

PlatzNameNationZeit
1Riitta SalinFinnland Finnland51,62 s
2Rosalyn BryantVereinigte Staaten USA51,74 s
3Marita KochDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR51,87 s
4Irena SzewińskaPolen 1944 Polen52,00 s
5Donna HartleyVereinigtes Konigreich Großbritannien52,29 s
6Rita BottiglieriItalien Italien52,51 s
7Regine BergBelgien Belgien53,14 s
8Joyce YakubowichKanada Kanada53,14 s

Halbfinale

(c) Bundesarchiv, Bild 183-T0528-0016 / CC-BY-SA 3.0
Marita Koch trat zu ihrem Halbfinale nicht an

Datum: 28. Juli 1976, ab 18:55 Uhr[3]

Lauf 1

PlatzNameNationZeitAnmerkung
1Irena SzewińskaPolen 1944 Polen50,48 sOR
2Ellen StreidtDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR50,51 s
3Sheila IngramVereinigte Staaten USA50,90 s
4Riitta SalinFinnland Finnland51,26 s
5Bethanie NailAustralien Australien51,44 s
6Ljudmila AksjonowaSowjetunion 1955 Sowjetunion51,55 s
7Christiane WildschekOsterreich Österreich52,20 s
DNSMarita KochDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR

Lauf 2

PlatzNameNationZeit
1Rosalyn BryantVereinigte Staaten USA50,62 s
2Christina BrehmerDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR50,86 s
3Pirjo HäggmanFinnland Finnland51,03 s
4Debra SapenterVereinigte Staaten USA51,34 s
5Nadeschda IljinaSowjetunion 1955 Sowjetunion51,42 s
6Verna BurnardAustralien Australien51,71 s
7Rita WildenDeutschland BR BR Deutschland51,82 s
8Natalja SokolowaSowjetunion 1955 Sowjetunion51,95 s

Finale

Datum: 29. Juli 1976, 16:20 Uhr[3]

PlatzNameNationZeitAnmerkung
1Irena SzewińskaPolen 1944 Polen49,28 sWR
2Christina BrehmerDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR50,51 s
3Ellen StreidtDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR50,55 s
4Pirjo HäggmanFinnland Finnland50,56 s
5Rosalyn BryantVereinigte Staaten USA50,65 s
6Sheila IngramVereinigte Staaten USA50,90 s
7Riitta SalinFinnland Finnland50,98 s
8Debra SapenterVereinigte Staaten USA51,66 m

Im Mai des Olympiajahres hatte Christina Brehmer mit 49,77 Sekunden einen neuen Weltrekord aufgestellt, den die Polin Irena Szewińska im Juni um zwei Hundertstelsekunden verbessert hatte. Zwischen diesen beiden Läuferinnen wurde ein Zweikampf erwartet.

Das Finalrennen war bis eingangs der Zielgeraden ziemlich ausgeglichen, Szewińska hatte einen minimalen Vorsprung vor Brehmer. Ebenfalls noch nicht weit zurück folgte die US-Amerikanerin Rosalyn Bryant. Auf der Zielgeraden zog die Polin allerdings allen Konkurrentinnen davon. Mit großem Vorsprung und neuem Weltrekord wurde sie Olympiasiegerin. Hinter ihr wurde es im Kampf um die Medaillen noch einmal sehr eng. Die DDR-Läuferin Ellen Streidt auf der Innenbahn und die Finnin Pirjo Häggman, frühere Pirjo Wilmi, rückten gegen die beiden nachlassenden Brehmer und Bryant auf. Christina Brehmer konnte mit vier Hundertstelsekunden Vorsprung die Silbermedaille gerade noch ins Ziel retten, während Rosalyn Bryant auf Rang fünf zurückfiel. Ellen Streidt gewann mit einer einzigen Hundertstelsekunde vor Pirjo Häggman Bronze.[4]

Irena Szewińska war die erste polnische Olympiasiegerin und Medaillengewinnerin in dieser Disziplin.

Videolinks

Literatur

  • Ernst Huberty / Willy B. Wange, Die Olympischen Spiele Montreal Innsbruck 1976, Lingen-Verlag, Köln 1976, S. 240f

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, 400 m - Women, sport-record.de, abgerufen am 21. Oktober 2021
  2. Official Report, Games of the XXI Olympiad, Montreal 1976: v.3 (englisch/französisch), S. 23 (PDF, 23.245 KB), abgerufen am 21. Oktober 2021
  3. a b c d Official Report, Games of the XXI Olympiad, Montreal 1976: v.3 (englisch/französisch), S. 33 (PDF, 23.245 KB), abgerufen am 21. Oktober 2021
  4. Athletics at the 1972 München: Women's 400 metres, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 21. Oktober 2021

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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Marita Koch ADN-ZB Demme 28.5.78 Erfurt: Klubpokal-Vorrunde der DDR-Leichtathleten in Erfurt - Neuen Weltrekord über 200 m lief die 21jährige Rostockerin Marita Koch mit 22,06 s am 28.5. im Georgi-Dimitroff-Stadion. Sie erzielte diese Zeit, mit der sie die bisherige Rekordmarke von Irena Szewinska (Polne) um 0,15 s unterbot, mit einer zulässigen Rückenwind-Unterstützung von 1,22 m-s. (Foto von einem früheren Wettkampf)
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