Olympische Sommerspiele 1976/Leichtathletik – 110 m Hürden (Männer)

SportartLeichtathletik
Disziplin110-Meter-Hürdenlauf
GeschlechtMänner
Teilnehmer24 Athleten aus 17 Ländern
WettkampfortOlympiastadion Montreal
Wettkampfphase26. Juli 1976 (Vorrunde)
28. Juli 1976 (Halbfinale/Finale)
Medaillengewinner
Guy Drut (Frankreich FRA)
Alejandro Casañas (Kuba CUB)
Willie Davenport (Vereinigte Staaten USA)

Der 110-Meter-Hürdenlauf der Männer bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal wurde am 26. und 28. Juli 1976 im Olympiastadion Montreal ausgetragen. 24 Athleten nahmen teil.

Olympiasieger wurde der Franzose Guy Drut. Er gewann vor dem Kubaner Alejandro Casañas und dem US-Amerikaner Willie Davenport.

Thomas Munkelt und Frank Siebeck starteten für die DDR. Siebeck schied im Halbfinale aus, Munkelt kam bis ins Finale und belegte dort Rang fünf.
Läufer aus der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Bestehende Rekorde

In den Jahren damals gab es noch ein Nebeneinander zwischen handgestoppten und auf Zehntelsekunden gerundeten elektronisch genommenen Zeiten einerseits sowie rein elektronisch gestoppten auf Hundertstelsekunden gerundeten Zeiten andererseits. Die offiziellen Bestenlisten bestanden aus einer Mischung, in die beide Arten von Zeitmessung gemeinsam eingingen. Auch handgestoppte Zeiten waren damals noch Teil der offiziellen Besten- und Rekordlisten, was sich vor allem auf den kurzen Strecken auswirkte und zu voneinander abweichenden Rekorden führte. Da jedoch die handgestoppten Zeiten aufgrund der Reaktionsverzögerung der Zeitnehmer ca. ein bis zwei Zehntelsekunden besser waren als die elektronisch ermittelten Werte, gab es bald getrennte Auflistungen. Von 1977 an wurden auch offiziell nur noch die elektronischen Zeiten geführt.

Die beiden folgenden Übersichten stellen beide oben beschriebenen Rekordzeiten in getrennten Tabellen dar.

Rekorde mit elektronischer Zeitnahme
Weltrekord[1]13,24 sRod Milburn (Vereinigte Staaten USA)Finale OS München, BR Deutschland7. September 1972
Olympischer Rekord
Rekordübersicht mit gemischt ermittelten Zeiten
Weltrekord13,0 sGuy Drut (Frankreich Frankreich)Berlin, BR Deutschland22. August 1975[1]
Olympischer Rekord13,2 sRod Milburn (Vereinigte Staaten USA)Finale OS München, BR Deutschland7. September 1972
Das Olympiastadion in Montreal

Weder der auf Zehntelsekunden gerundete noch der rein elektronische bestehende olympische Rekord – letzterer gleichzeitig Weltrekord – wurde bei diesen Spielen erreicht. Im schnellsten Rennen, dem Finale, verfehlte der französische Olympiasieger Guy Drut den auf Zehntelsekunden gerundeten Rekord um eine Zehntelsekunde und den rein elektronischen Rekord um sechs Hundertstelsekunden.

Durchführung des Wettbewerbs

Die Athleten traten am 26. Juli zu drei Vorläufen an. Die jeweils fünf Laufbeten – hellblau unterlegt – und der nachfolgend Zeitschnellste – hellgrün unterlegt – erreichten das Halbfinale am 28. Juli. Hieraus qualifizierten sich die vier Laufbesten – hellblau unterlegt – für das Finale, das am selben Tag stattfand.

Zeitplan

26. Juli, 10:00 Uhr: Vorläufe
28. Juli, 14:30 Uhr: Halbfinale
28. Juli, 17:50 Uhr: Finale[2]

Anmerkung:
Alle Zeiten sind in Ortszeit Montreal (UTC−5) angegeben.

Vorrunde

Datum: 26. Juli 1976, ab 10:00 Uhr[3]

Vorlauf 1

Wind: ±0,00 m/s

PlatzNameNationZeit
1Charles FosterVereinigte Staaten USA13,68 s
2Berwyn PriceVereinigtes Konigreich Großbritannien13,82 s
3Wjatscheslaw KulebjakinSowjetunion 1955 Sowjetunion13,99 s
4Jean-Pierre CorvalFrankreich Frankreich14,00 s
5Frank SiebeckDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR14,01 s
6Gianni RonconiItalien Italien14,10 s
7Abdoulaye SarrSenegal Senegal14,20 s
8Conrad MainwaringAntigua und Barbuda Antigua und Barbuda15,54 s

Vorlauf 2

Wind: ±0,00 m/s

PlatzNameNationZeit
1Willie DavenportVereinigte Staaten USA13,70 s
2Alejandro CasañasKuba Kuba13,73 s
3Guy DrutFrankreich Frankreich14,04 s
4Arnaldo BristolPuerto Rico Puerto Rico14,04 s
5Ishtiaq MubarakMalaysia Malaysia14,27 s
6Stratos VasileiouGriechenland 1975 Griechenland14,33 s
7José CartasMexiko Mexiko14,56 s
DNFMax BinningtonAustralien Australien

Vorlauf 3

Wind: ±0,00 m/s

PlatzNameNationZeit
1Thomas MunkeltDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR13,69 s
2Wiktor MjasnikowSowjetunion 1955 Sowjetunion13,81 s
3Giuseppe ButtariItalien Italien13,88 s
4Warren ParrAustralien Australien14,02 s
5James OwensVereinigte Staaten USA14,03 s
6Danny SmithBahamas Bahamas14,13 s
7Daniel TaillonKanada Kanada14,23 s
8Saleh FarajKuwait Kuwait15,97 s

Halbfinale

Datum: 28. Juli 1976, ab 14:30 Uhr[3]

Lauf 1

Wind: ±0,00 m/s

PlatzNameNationZeit
1Charles FosterVereinigte Staaten USA13,45 s
2Thomas MunkeltDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR13,48 s
3Wiktor MjasnikowSowjetunion 1955 Sowjetunion13,70 s
4James OwensVereinigte Staaten USA13,76 s
5Berwyn PriceVereinigtes Konigreich Großbritannien13,78 s
6Warren ParrAustralien Australien13,88 s
7Jean-Pierre CorvalFrankreich Frankreich13,97 s
8Gianni RonconiItalien Italien13,97 s

Lauf 2

Wind: +0,02 m/s

PlatzNameNationZeit
1Alejandro CasañasKuba Kuba13,34 s
2Guy DrutFrankreich Frankreich13,49 s
3Willie DavenportVereinigte Staaten USA13,55 s
4Wjatscheslaw KulebjakinSowjetunion 1955 Sowjetunion13,59 s
5Frank SiebeckDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR13,74 s
6Arnaldo BristolPuerto Rico Puerto Rico13,98 s
7Giuseppe ButtariItalien Italien14,06 s
8Ishtiaq MubarakMalaysia Malaysia14,21 s

Finale

Thomas Munkelt belegte
im Finale Rang fünf

Wind: ±0,00 m/s

Datum: 28. Juli 1976, 17:50 Uhr[3]

PlatzNameNationZeit
1Guy DrutFrankreich Frankreich13,30 s
2Alejandro CasañasKuba Kuba13,33 s
3Willie DavenportVereinigte Staaten USA13,38 s
4Charles FosterVereinigte Staaten USA13,41 s
5Thomas MunkeltDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR13,44 s
6James OwensVereinigte Staaten USA13,73 s
7Wjatscheslaw KulebjakinSowjetunion 1955 Sowjetunion13,93 s
8Wiktor MjasnikowSowjetunion 1955 Sowjetunion13,94 s

Erstmals lag die Favoritenrolle nicht bei einem US-Läufer. Als Kandidat für den Olympiasieg wurde der Franzose Guy Drut, Europameister von 1974 und Silbermedaillengewinner der Spiele von München 1972, gehandelt. Als Herausforderer galt zunächst vor allem der Kubaner Casañas. Die beiden trafen sowohl in der Vorrunde als auch im Halbfinale aufeinander. In der Vorrunde, die beide nicht mit vollem Einsatz angingen, belegte Casañas Platz zwei hinter dem späteren Bronzemedaillengewinner Willie Davenport, Drut war hier Dritter. Auch das Halbfinale sah alle drei späteren Medaillengewinner in einem Lauf. Diesmal siegte Casañas vor Drut und Davenport. Nach dieser Entwicklung musste Davenport durchaus wieder als Medaillenkandidat gesehen werden. Er hatte bereits 1964 an den Olympischen Spielen teilgenommen, war dort aber im Halbfinale ausgeschieden. 1968 war er Olympiasieger und 1972 Olympiavierter geworden. Im anderen Halbfinale hatten Davenports Landsmann Charles Foster und DDR-Läufer Thomas Munkelt überzeugt, sodass sie ebenfalls als Medaillenanwärter in Frage kamen.

Im Finale hatte Foster den besten Start. Auf der Strecke ging es äußerst eng zu. Davenport lag gleich hinter Foster. Immer besser ins Rennen kam Drut, der sich eine deutliche Führung erarbeitete. Casañas kam zum Schluss noch einmal gefährlich auf, aber Guy Drut brachte einen Vorsprung von drei Hundertstelsekunden ins Ziel und wurde Olympiasieger vor Alejandro Casañas. An den elektronischen Welt- und olympischen Rekord des US-Amerikaners Rod Milburn kam Drut nicht heran. Willie Davenport gewann weitere fünf Hundertstelsekunden zurück Bronze. Er nahm hier zum vierten Mal an Olympischen Spielen teil. Eine fünfte Teilnahme fand 1980 bei den Olympischen Winterspielen 1980 von Lake Placid statt, als Davenport im US-amerikanischen Viererbob USA I startete.[4]

Nach neun US-Siegen in Folge – insgesamt waren es fünfzehn – gewann mit Guy Drut erstmals ein Franzose und erstmals überhaupt ein Europäer den 110-Meter-Hürdenlauf.
Alejandro Casañas errang die erste kubanische Medaille in dieser Disziplin.
Bisher gab es in jedem olympischen Finale zumindest eine Medaille für einen US-Läufer. Davenport gewann die vierzigste US-Medaille im Hürdensprint.

Videolinks

Literatur

  • Ernst Huberty / Willy B. Wange, Die Olympischen Spiele Montreal Innsbruck 1976, Lingen-Verlag, Köln 1976, S. 231

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Athletics - Progression of outdoor world records, 110 m Hurdles – Men, sport-record.de, abgerufen am 10. Oktober 2021
  2. Official Report, Games of the XXI Olympiad, Montreal 1976: v.3 (englisch/französisch), S. 23 (PDF, 23.245 KB), abgerufen am 10. Oktober 2021
  3. a b c Official Report, Games of the XXI Olympiad, Montreal 1976: v.3 (englisch/französisch), S. 59 (PDF, 23.245 KB), abgerufen am 10. Oktober 2021
  4. Athletics at the 1972 München: Men’s 110m hurdles, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 10. Oktober 2021

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Thomas Munkelt ADN-ZB Weisflog -30.5.81 Cottbus: Beim DVFL-Sportfest gewann der Olympiasieger von Moskau Thomas Munkelt die 110m Hürden der Männer in 13,82 S.

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