Olympische Sommerspiele 1976/Leichtathletik – 100 m Hürden (Frauen)

1976 Summer Olympics logo.png
SportartLeichtathletik
Disziplin100-Meter-Hürdenlauf
GeschlechtFrauen
Teilnehmer23 Athletinnen aus 16 Ländern
WettkampfortOlympiastadion Montreal
Wettkampfphase28. Juli 1976 (Vorläufe/Halbfinale)
29. Juli 1976 (Finale)
Medaillengewinnerinnen
Johanna Schaller (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR)
Tatjana Anissimowa (Sowjetunion 1955 URS)
Natalja Lebedewa (Sowjetunion 1955 URS)
Das Olympiastadion in Montreal

Der 100-Meter-Hürdenlauf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal wurde am 28. und 29. Juli 1976 im Olympiastadion Montreal ausgetragen. 23 Athletinnen nahmen teil.

Olympiasiegerin wurde Johanna Schaller, spätere Johanna Klier, aus der DDR. Sie gewann vor Tatjana Anissimowa und Natalja Lebedewa, beide aus der Sowjetunion.

Neben der Siegerin gingen für die DDR die Olympiasiegerin von 1972, Annelie Ehrhardt, frühere Annelie Jahns, sowie Gudrun Berend. spätere Gudrun Wakan, an den Start. Ehrhardt schied im Halbfinale aus, Berend erreichte das Finale und belegte dort Rang vier.
Läuferinnen aus der Bundesrepublik Deutschland, der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Bestehende Rekorde

In den Jahren damals gab es noch ein Nebeneinander zwischen handgestoppten und auf Zehntelsekunden gerundeten elektronisch genommenen Zeiten einerseits sowie rein elektronisch gestoppten auf Hundertstelsekunden gerundeten Zeiten andererseits. Die offiziellen Bestenlisten bestanden aus einer Mischung, in die beide Arten von Zeitmessung gemeinsam eingingen. Auch handgestoppte Zeiten waren damals noch Teil der offiziellen Besten- und Rekordlisten, was sich vor allem auf den kurzen Strecken auswirkte und zu voneinander abweichenden Rekorden führte. Da jedoch die handgestoppten Zeiten aufgrund der Reaktionsverzögerung der Zeitnehmer ca. ein bis zwei Zehntelsekunden besser waren als die elektronisch ermittelten Werte, gab es bald getrennte Auflistungen. Von 1977 an wurden auch offiziell nur noch die elektronischen Zeiten geführt.

Die beiden folgenden Übersichten stellen beide oben beschriebenen Rekordzeiten in getrennten Tabellen dar.

Rekorde mit elektronischer Zeitnahme
Weltrekord[1]
12,59 sAnnelie Ehrhardt (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR)Finale OS München, BR Deutschland (heute Deutschland)8. September 1972
Olympischer Rekord
Rekordübersicht mit gemischt ermittelten Zeiten
Weltrekord12,3 sAnnelie Ehrhardt (Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR)Dresden, DDR (heute Deutschland)22. Juli 1973[1]
Olympischer Rekord12,6 sFinale OS München, BR Deutschland (heute Deutschland)8. September 1972

Der bestehende olympische Rekord wurde bei diesen Spielen nicht erreicht. Im schnellsten Rennen, dem Finale, verfehlte Olympiasiegerin Johanna Schaller, spätere Johanna Klier, aus der DDR diesen Rekord – gleichzeitig Weltrekord – um achtzehn Hundertstelsekunden.

Durchführung des Wettbewerbs

Die Athletinnen traten am 28. Juli zu vier Vorläufen an. Die jeweils vier Laufbesten – hellblau unterlegt – erreichten das Halbfinale am selbhen Tag. Hieraus qualifizierten sich ebenfalls die vier Laufbesten – wiederum hellblau unterlegt – für das Finale, das am 29. Juli stattfand.

Zeitplan

28. Juli, 10:00 Uhr: Vorläufe
28. Juli, 14:00 Uhr: Halbfinale
29. Juli, 15:00 Uhr: Finale[2]

Anmerkung:
Alle Zeiten sind in Ortszeit Montreal (UTC−5) angegeben.

Vorrunde

Datum: 28. Juli 1976, ab 10:00 Uhr[3]

Vorlauf 1

Wind: ±0,00 m/s

PlatzNameNationZeit
1Tatjana AnissimowaSowjetunion 1955 Sowjetunion12,98 s
2Grażyna RabsztynPolen 1944 Polen13,09 s
3Sharon ColyearVereinigtes Konigreich Großbritannien13,18 s
4Nadine PrévostFrankreich Frankreich13,70 s
5Patrice DonnellyVereinigte Staaten USA13,71 s
6Julie GomisSenegal Senegal14,57 s

Vorlauf 2

Wind: ±0,00 m/s

PlatzNameNationZeit
1Bożena NowakowskaPolen 1944 Polen13,05 s
2Ileana OngarItalien Italien13,37 s
3Annelie EhrhardtDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR13,49 s
4Deby LaPlanteVereinigte Staaten USA13,51 s
5Gaye DellAustralien Australien13,68 s
6Sue BradleyKanada Kanada14,07 s

Vorlauf 3

Wind: ±0,00 m/s

PlatzNameNationZeit
1Natalja LebedewaSowjetunion 1955 Sowjetunion12,94 s
2Johanna SchallerDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR13,02 s
3Penka SokolowaBulgarien 1971 Bulgarien13,52 s
4Lorna BootheVereinigtes Konigreich Großbritannien13,69 s
5Rhonda BradyVereinigte Staaten USA13,84 s
DNSAnne PiraBelgien Belgien

Vorlauf 4

Wind: +0,81 m/s

PlatzNameNationZeit
1Gudrun BerendDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR13,03 s
2Esther RothIsrael Israel13,06 s
3Ljubow KononowaSowjetunion 1955 Sowjetunion13,36 s
4Valeria BufanuRumänien 1965 Rumänien13,69 s
5Edith NoedingPeru Peru14,14 s
6Lucía VaamondeVenezuela 1954 Venezuela19,17 s

Halbfinale

Datum: 28. Juli 1976, ab 14:00 Uhr[3]

Lauf 1

Wind: ±0,00 m/s

PlatzNameNationZeit
1Johanna SchallerDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR12,93 s
2Gudrun BerendDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR12,96 s
3Natalja LebedewaSowjetunion 1955 Sowjetunion13,03 s
4Esther RothIsrael Israel13,04 s
5Bożena NowakowskaPolen 1944 Polen13,04 s
6Deby LaPlanteVereinigte Staaten USA13,36 s
7Penka SokolowaBulgarien 1971 Bulgarien13,67 s
8Lorna BootheVereinigtes Konigreich Großbritannien13,73 s

Lauf 2

Wind: ±0,00 m/s

PlatzNameNationZeit
1Tatjana AnissimowaSowjetunion 1955 Sowjetunion13,08 s
2Grażyna RabsztynPolen 1944 Polen13,35 s
3Ileana OngarItalien Italien13,41 s
4Valeria BufanuRumänien 1965 Rumänien13,59 s
5Annelie EhrhardtDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR13,71 s
6Nadine PrévostFrankreich Frankreich13,95 s
7Sharon ColyearVereinigtes Konigreich Großbritannien17,32 s
DNSLjubow KononowaSowjetunion 1955 Sowjetunion

Finale

Olympiasiegerin Johanna Schaller, spätere Johanna Klier

Datum: 28. Juli 1976, 15:00 Uhr[3]

Wind: ±0,00 m/s

PlatzNameNationZeit
1Johanna SchallerDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR12,77 s
2Tatjana AnissimowaSowjetunion 1955 Sowjetunion12,78 s
3Natalja LebedewaSowjetunion 1955 Sowjetunion12,80 s
4Gudrun BerendDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR12,82 s
5Grażyna RabsztynPolen 1944 Polen12,96 s
6Esther RothIsrael Israel13,04 s
7Valeria BufanuRumänien 1965 Rumänien13,35 s
8Ileana OngarItalien Italien13,51 s

Der Wettbewerb wurde von Läuferinnen aus Osteuropa sowie der DDR dominiert. Neben ihnen standen je eine Hürdensprinterin aus Italien und Israel im Finale. Annelie Ehrhardt, die Olympiasiegerin der Spiele von 1972 in München, besaß nicht mehr die Verfassung ihrer besten Sport-Jahre und musste im Halbfinale die Segel streichen. Eine echte Nachfolgerin zeichnete sich auch in den Halbfinals noch nicht ab und so war der Ausgang des Finales sehr offen. Die Entscheidung wurde erwartet zwischen den beiden DDR-Athletinnen Gudrun Berend und Johanna Schaller sowie den beiden sowjetischen Teilnehmerinnen Tatjana Anissimowa und Natalja Lebedewa.

Im Finale ging es tatsächlich so eng zu wie zuletzt bei den Spielen 1964, damals über 80 Meter Hürden. Die ersten vier Finalistinnen durchliefen das Ziel innerhalb von fünf Hundertstelsekunden. Mit bloßem Auge waren die Platzierungen kaum auszumachen. Am Ende wurde Johanna Schaller mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung Olympiasiegerin vor Tatjana Anissimowa und Natalja Lebedewa. Auf Rang vier landete Gudrun Berend, die zwei winzige Hundertstelsekunden von Bronze trennten. Annelie Ehrhardts olympischer Rekord von 12,59 s hatte allerdings weiterhin Bestand.[4]

Literatur

  • Ernst Huberty / Willy B. Wange, Die Olympischen Spiele Montreal Innsbruck 1976, Lingen-Verlag, Köln 1976, S. 244f

Videolinks

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b 100 m hurdles - Women. sport-record.de, abgerufen am 4. Oktober 2021
  2. Official Report, Games of the XXI Olympiad, Montreal 1976: v.3 (englisch/französisch), S. 23 (PDF, 23.245 KB), abgerufen am 21. Oktober 2021
  3. a b c Official Report, Games of the XXI Olympiad, Montreal 1976: v.3 (englisch/französisch), S. 39 (PDF, 23.245 KB), abgerufen am 21. Oktober 2021
  4. Athletics at the 1972 München: Women's 100m hurdles, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 21. Oktober 2021

Auf dieser Seite verwendete Medien

Olympic rings.svg
Olympic Rings without "rims" (gaps between the rings), As used, eg. in the logos of the 2008 and 2016 Olympics. The colour scheme applied here was specified in 2023 guidelines.
Olympic rings without rims.svg
Olympic Rings without "rims" (gaps between the rings), As used, eg. in the logos of the 2008 and 2016 Olympics. The colour scheme applied here was specified in 2023 guidelines.
Gold medal.svg
Autor/Urheber: B1mbo, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Zeichnung einer Goldmedaille, basierend auf Olympic rings.svg.
Silver medal.svg
Autor/Urheber: B1mbo, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Zeichnung einer Silbermedaille, basierend auf Olympic rings.svg.
Flag of the Soviet Union (1955-1980).svg
(c) I, Cmapm, CC BY-SA 3.0
The flag of the Soviet Union (1955-1991) using a darker shade of red.
Schematic of the flag as adopted in 1955.
Flag of the Soviet Union (dark version).svg
(c) I, Cmapm, CC BY-SA 3.0
The flag of the Soviet Union (1955-1991) using a darker shade of red.
Schematic of the flag as adopted in 1955.
Bronze medal.svg
Autor/Urheber: B1mbo, Lizenz: CC BY-SA 2.5
Zeichnung einer Bronzemedaille, basierend auf Olympic rings.svg.
Flag of Poland (1928-1980).svg
Flag of Second Polish Republic and later People's Republic of Poland in period from March 29, 1928 to March 10, 1980. Red shade used here is HTML "vermilion" #E34234. Proportion 5:8.
Flag of Poland (1927–1980).svg
Flag of Second Polish Republic and later People's Republic of Poland in period from March 29, 1928 to March 10, 1980. Red shade used here is HTML "vermilion" #E34234. Proportion 5:8.
Flag of the United Kingdom.svg
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Flag of Senegal.svg
Flagge von Senegal
Flag of Australia (converted).svg

Flag of Australia, when congruence with this colour chart is required (i.e. when a "less bright" version is needed).

See Flag of Australia.svg for main file information.
Flag of Canada (Pantone).svg
Flag of Canada introduced in 1965, using Pantone colors. This design replaced the Canadian Red Ensign design.
Flag of Bulgaria (1971-1990).svg
Autor/Urheber: Scroch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Flag of Bulgaria (1971-1990). Flag of Bulgaria with Bulgarian coat from 1971.
Flag of Bulgaria (1971–1990).svg
Autor/Urheber: Scroch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Flag of Bulgaria (1971-1990). Flag of Bulgaria with Bulgarian coat from 1971.
Bundesarchiv Bild 183-M0609-0013, Annelie Ehrhardt cropped.jpg
Autor/Urheber:
Dieter Demme  (1938–)  wikidata:Q99672284
 
Beschreibung deutscher Fotograf, Fotolaborant und Fotojournalist
Geburtsdatum 14. September 1938 Auf Wikidata bearbeiten
Geburtsort Ebeleben
Wirkungsstätte
Erfurt; Finnland (1975); Dänemark (1977) Auf Wikidata bearbeiten
Normdatei
creator QS:P170,Q99672284
, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de


Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Sachkorrekturen und alternative Beschreibungen sind von der Originalbeschreibung getrennt vorzunehmen. Zusätzlich können Sie dem Bundesarchiv Fehler melden.


Historische Originalbeschreibung: 

Annelie Ehrhardt ADN-ZB Demme 9.6.73 Erfurt: Leichtathletik-Sportfest. Im Erfurter Georgi-Dimitroff-Stadion begann am 9.6.73 ein Leichtathletik-Pfingstsportfest. UBz: Annelie Ehrhard, die im 100 m Hürdenlauf unangefochten den Vorlauf gewann.

Bundesarchiv Bild 183-T0819-0030, Johanna Klier.jpg
Autor/Urheber:
Hartmut Reiche    wikidata:Q110733560
 
Beschreibung deutscher Fotojournalist und Fotograf
Normdatei
creator QS:P170,Q110733560
, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de


Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Sachkorrekturen und alternative Beschreibungen sind von der Originalbeschreibung getrennt vorzunehmen. Zusätzlich können Sie dem Bundesarchiv Fehler melden.


Historische Originalbeschreibung: 

Johanna Klier, Monika Hamann, Carla Bodendorf, Marlies Göhr ADN-ZB Reiche 19-8-78 Potsdam: DDR-Nationalstaffel lief Weltrekord- Beim DVfL-Sportfest in Potsdam lief die DDR-Nationalstaffel der Frauen am 19.8.78 in der Besetzung mit Johanna Klier (oben links) , Monika Hamann (oben rechts) , Carla Bodendorf (unten links) und Marlies Göhr (unten rechts) in 42,27 s einen neuen Weltrekord über 4 x 100 m.

Johanna Klier
Grażyna Rabsztyn.jpg
Autor/Urheber: Ja Fryta from Strzegom, Lizenz: CC BY-SA 2.0
Grażyna Rabsztyn
Flag of Venezuela (1954-2006).svg
State Flag of Venezuela 1930-2006, New flag was introduced 9 March 2006.
Flag of Romania (1965–1989).svg

Flag of Romania, (21 August 1965 - 22 December 1989/officialy 27 December 1989).

Construction sheet of the Flag of Romania as depicted in Decree nr. 972 from 5 November 1968.

  • l = 2/3 × L
  • C = 1/3 × L
  • S = 2/5 × l
Stadeolympique.jpg
Autor/Urheber: Der ursprünglich hochladende Benutzer war Montrealais in der Wikipedia auf Englisch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Montreal's Stade Olympique. Personal snapshot by Montréalais.
Esther Roth-Shahamorov at the night competition July 2013 03.JPG
Autor/Urheber: Neukoln, Lizenz: CC BY-SA 3.0
אסתר רוט-שחמורוב בתחרות הלילה של איגוד האתלטיקה בישראל, "אצטדיון האתלטיקה ראשון לציון", 29 ביולי 2013.