Olympische Sommerspiele 1972/Leichtathletik – 800 m (Frauen)

SportartLeichtathletik
Disziplin800 m
GeschlechtFrauen
Teilnehmer38 Athletinnen aus 28 Ländern
WettkampfortOlympiastadion München
Wettkampfphase31. August 1972 (Vorläufe)
1. September 1972 (Halbfinale)
3. September 1972 (Finale)
Siegerzeit1:58,55 min Olympischer Rekord
Medaillengewinnerinnen
Deutschland Bundesrepublik Hildegard Falck (FRG)
Sowjetunion 1955 Nijolė Sabaitė (URS)
Deutschland Demokratische Republik 1949 Gunhild Hoffmeister (DDR)
19681976

Der 800-Meter-Lauf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1972 in München wurde am 31. August, 1. und 3. September 1972 im Olympiastadion München ausgetragen. 38 Athletinnen nahmen teil.

Olympiasiegerin wurde Hildegard Falck aus der Bundesrepublik Deutschland. Sie gewann vor Nijolė Sabaitė aus der Sowjetunion und Gunhild Hoffmeister, DDR.

Für die Bundesrepublik Deutschland – offiziell Deutschland – starteten neben der Siegerin Falck auch Sylvia Schenk und Gisela Ellenberger. Beide schieden im Halbfinale aus.
Neben der Medaillengewinnerin Hoffmeister ging für die DDR Maritta Politz an den Start, die im Vorlauf scheiterte.
Die Österreicherin Maria Sykora qualifizierte sich für das Halbfinale und schied dort aus.
Die Schweiz wurde durch Elisabeth Neuenschwander vertreten, die ebenfalls im Vorlauf ausschied.
Läuferinnen aus Liechtenstein nahmen nicht teil.

Rekorde

Bestehende Rekorde

Weltrekord1:58,5 minHildegard Falck (Deutschland BR BR Deutschland)Stuttgart, BR Deutschland (heute Deutschland)11. Juli 1971[1]
Olympischer Rekord2:00,9 minMadeline Manning (Vereinigte Staaten USA)Finale OS Mexiko-Stadt, Mexiko19. Oktober 1968

Rekordverbesserungen

Der bestehende olympische Rekord wurde zweimal verbessert:

Durchführung des Wettbewerbs

Die Athletinnen traten am 31. August zu fünf Vorläufen an. Die jeweils drei Laufbesten – hellblau unterlegt – sowie die nachfolgend Zeitschnellste – hellgrün unterlegt – erreichten das Halbfinale am 1. September. Aus den Vorentscheidungen qualifizierten sich die jeweils vier Laufbesten – wiederum hellblau unterlegt – für das Finale am 3. September.

Zeitplan

31. August, 16:45 Uhr: Vorläufe
1. September, 17:40 Uhr: Halbfinale
3. September, 18:00 Uhr: Finale[2]

Vorrunde

Datum: 31. August 1972, ab 16:45 Uhr[3]

Vorlauf 1

PlatzNameNationZeit
1Hildegard FalckDeutschland BR BR Deutschland2:01,52 min
2Madeline ManningVereinigte Staaten USA2:02,63 min
3Cheryl PeasleyAustralien Australien2:03,11 min
4Mary TraceyIrland Irland2:04,18 min
5Martine DuvivierFrankreich Frankreich2:04,87 min
6Donata GovoniItalien Italien2:05,24 min
7Elisabeth NeuenschwanderSchweiz Schweiz2:06,89 min
DNSArda KalpakianLibanon Libanon

Vorlauf 2

PlatzNameNationZeitAnmerkung
1Swetla SlatewaBulgarien 1971 Bulgarien1:58,93 minOR
2Vera NikolićJugoslawien Jugoslawien1:59,62 min
3Sylvia SchenkDeutschland BR BR Deutschland2:02,22 min
4Elżbieta SkowrońskaPolen 1944 Polen2:03,26 min
5Jennifer OrrAustralien Australien2:04,46 min
6Cheryl ToussaintVereinigte Staaten USA2:08,90 min
7Claire WalshIrland Irland2:08,98 min
8Heather GoodingBarbados Barbados2:19,69 min

Vorlauf 3

PlatzNameNationZeit
1Nijolė SabaitėSowjetunion 1955 Sowjetunion2:01,50 min
2Abby HoffmanKanada Kanada2:01,57 min
3Maria SykoraOsterreich Österreich2:01,82 min
4Gisela EllenbergerDeutschland BR BR Deutschland2:01,92 min
5Maritta PolitzDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR2:02,40 min
6Margaret CoomberVereinigtes Konigreich Großbritannien2:02,99 min
7Emesia ChizungaMalawi 1964 Malawi2:19,22 min
DNFMalak El-NasserSyrien 1972 Syrien

Malak El-Nasser war die erste syrische Frau, die bei Olympischen Spielen startete. Zugleich war sie die erste Sportlerin aus Syrien, die an olympischen Leichtathletikwettbewerben teilnahm.

Vorlauf 4

PlatzNameNationZeit
1Ileana SilaiRumänien 1965 Rumänien2:01,42 min
2Annelise Damm OlesenDanemark Dänemark2:01,77 min
3Magdolna KulcsárUngarn 1957 Ungarn2:02,35 min
4Pat CropperVereinigtes Konigreich Großbritannien2:03,55 min
5Wassilena AmsinaBulgarien 1971 Bulgarien2:05,92 min
6Marleen VerheuenBelgien Belgien2:09,13 min
7Raissa RuusSowjetunion 1955 Sowjetunion2:11,18 min
8Lee Chiu-hsiaTaiwan Taiwan2:11,81 min

Vorlauf 5

PlatzNameNationZeit
1Nina MorgunowaSowjetunion 1955 Sowjetunion2:02,64 min
2Gunhild HoffmeisterDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR2:03,15 min
3Rosemary StirlingVereinigtes Konigreich Großbritannien2:03,64 min
4Sue HadenNeuseeland Neuseeland2:04,86 min
5Chereno MaiyoKenia Kenia2:04,86 min
6Wendy KoenigVereinigte Staaten USA2:08,71 min
7Malika HadkyMarokko Marokko2:12,46 min

Halbfinale

Datum: 1. September 1972, ab 17:40 Uhr[3]

Lauf 1

PlatzNameNationZeit
1Nijolė SabaitėSowjetunion 1955 Sowjetunion2:00,90 min
2Gunhild HoffmeisterDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR2:01,21 min
3Abby HoffmanKanada Kanada2:01,37 min
4Vera NikolićJugoslawien Jugoslawien2:01,49 min
5Sylvia SchenkDeutschland BR BR Deutschland2:01,50 min
6Annelise Damm OlesenDanemark Dänemark2:04,19 min
7Cheryl PeasleyAustralien Australien2:04,56 min
DNSMagdolna KulcsárUngarn 1957 Ungarn

Lauf 2

PlatzNameNationZeit
1Hildegard FalckDeutschland BR BR Deutschland2:01,41 min
2Swetla SlatewaBulgarien 1971 Bulgarien2:01,66 min
3Ileana SilaiRumänien 1965 Rumänien2:01,85 min
4Rosemary StirlingVereinigtes Konigreich Großbritannien2:02,36 min|
5Madeline ManningVereinigte Staaten USA2:02,39 min
6Maria SykoraOsterreich Österreich2:02,44 min
7Gisela EllenbergerDeutschland BR BR Deutschland2:02,97 min
8Nina MorgunowaSowjetunion 1955 Sowjetunion2:04,93 min

Finale

Datum: 3. September 1972, 18:00 Uhr[3]

PlatzNameNationZeitAnmerkung
1Hildegard FalckDeutschland BR BR Deutschland1:58,55 minOR
2Nijolė SabaitėSowjetunion 1955 Sowjetunion1:58,65 min
3Gunhild HoffmeisterDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR1:59,16 min
4Swetla SlatewaBulgarien 1971 Bulgarien1:59,72 min
5Vera NikolićJugoslawien Jugoslawien1:59,98 min
6Ileana SilaiRumänien 1965 Rumänien2:00,04 min
7Rosemary StirlingVereinigtes Konigreich Großbritannien2:00,15 min
8Abby HoffmanKanada Kanada2:00,17 min

Die bundesdeutsche Weltrekordlerin Hildegard Falck, die als erste Frau auf dieser Distanz im Vorjahr unter zwei Minuten geblieben war, hatte eine bislang wenig erfolgreich verlaufende Saison hinter sich. In Vergleichen mit internationalen Spitzenathletinnen war sie stets unterlegen und sogar bei den Deutschen Meisterschaften hatte sie sich mit Platz zwei zufriedengeben müssen. Bereits in den Vorläufen hier in München wurden reihenweise Topzeiten erzielt, sogar die 2-Minuten-Marke wurde von der Bulgarin Swetla Slatewa, die dabei einen neuen olympischen Rekord aufstellte, deutlich unterboten. Allerdings machte Falck in den Vor- und Zwischenläufen einen starken Eindruck, so besiegte sie im Halbfinale u. a. auch Slatewa. Hoch eingeschätzt wurden außerdem die amtierende Europameisterin Vera Nikolić aus Jugoslawien, Gunhild Hoffmeister aus der DDR, Vizeeuropameisterin über 1500 Meter, sowie die sowjetische Läuferin Nijolė Sabaitė.

Im Finale übernahmen zunächst Nikolić, Slatewa und die Rumänin Ileana Silai, Olympiazweite von 1968, die Führungsarbeit, das Tempo war hoch, die 400-Meter-Zwischenzeit betrug 58,31 Sekunden. Im Windschatten der drei Führenden liefen Falck, Hoffmeister und Sabaitė. So blieb es mit knappen Abständen bis in die Zielkurve hinein. Etwa 130 Meter vor dem Ziel zog Falck das Tempo deutlich an und ging außen an ihren Konkurrentinnen vorbei, die nun auch noch Sabaitė und Hoffmeister passieren lassen mussten. Auf der Zielgeraden kam Sabaitė noch einmal stark auf, doch Hildegard Falck konnte den Olympiasieg knapp über die Ziellinie bringen und stellte mit 1:58,55 min einen neuen olympischen Rekord auf. Nijolė Sabaitė wurde mit einer Zehntelsekunde Rückstand Zweite. Gunhild Hoffmeister gewann eine weitere halbe Sekunde dahinter die Bronzemedaille vor Swetla Slatewa und Vera Nikolić. Diese fünf Läuferinnen unterboten die 2-Minuten-Marke.[4]

Hildegard Falck wurde die erste bundesdeutsche Olympiasiegerin über 800 Meter.
Gunhild Hoffmeister war die erste DDR-Athletin, die in dieser Disziplin eine Medaille gewann.
Zuvor hatten mit Lina Radke, Olympiasiegerin 1928, sowie Ursula Donath, Bronzemedaillengewinnerin 1960, zwar deutsche Teilnehmerinnen Medaillen gewonnen, aber sie waren für eine gesamtdeutsche Mannschaft an den Start gegangen.

Videolinks

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, 800 m - Women, sport-record.de, abgerufen am 4. Oktober 2021
  2. Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 43 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen am 4. Oktober 2021
  3. a b c Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 67 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen am 4. Oktober 2021
  4. Athletics at the 1972 München: Women's 800 metres, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 4. Oktober 2021

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Flag of the Socialist Federal Republic of Yugoslavia (1946-1992).
The design (blazon) is defined in Article 4 of the Constitution for the Republic of Yugoslavia (1946). [1]
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Flag of Second Polish Republic and later People's Republic of Poland in period from March 29, 1928 to March 10, 1980. Red shade used here is HTML "vermilion" #E34234. Proportion 5:8.
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Flag of Second Polish Republic and later People's Republic of Poland in period from March 29, 1928 to March 10, 1980. Red shade used here is HTML "vermilion" #E34234. Proportion 5:8.
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Flag of Canada introduced in 1965, using Pantone colors. This design replaced the Canadian Red Ensign design.
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Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
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Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
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Flag of Romania, (21 August 1965 - 22 December 1989/officialy 27 December 1989).

Construction sheet of the Flag of Romania as depicted in Decree nr. 972 from 5 November 1968.

  • l = 2/3 × L
  • C = 1/3 × L
  • S = 2/5 × l
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Flag of Syria (1972-1980), while the country was in the Federation of Arab Republics. The Arab text in the scroll held by the “Golden Hawk of Qureish” reads Arabic اتحاد الجمهوريات العربية, ittiħād al-jumhūriyyāt al-`arabiyya, i.e. the Federation (literally “Union”) of Arab Republics — in a quasi-Kufic script (in its original form, with a very ornamental letter dal د). Unlike Libya and Egypt, Syria did not display its name on the flag during this period.
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