Olympische Sommerspiele 1968/Leichtathletik – Weitsprung (Männer)

SportartLeichtathletik
DisziplinWeitsprung
GeschlechtMänner
Teilnehmer35 Athleten aus 22 Ländern
WettkampfortEstadio Olímpico Universitario
Wettkampfphase17. Oktober 1968 (Qualifikation)
18. Oktober 1968 (Finale)
Medaillengewinner
Bob Beamon (Vereinigte Staaten USA)
Klaus Beer (Deutschland Demokratische Republik 1968 GDR)
Ralph Boston (Vereinigte Staaten USA)
Das Olympiastadion während der Eröffnungsfeier 1968

Der Weitsprung der Männer bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt wurde am 17. und 18. Oktober 1968 im Estadio Olímpico Universitario ausgetragen. 35 Athleten nahmen teil.

Olympiasieger wurde der US-Amerikaner Bob Beamon. Er gewann mit einer neuen Weltrekordweite von 8,90 m vor Klaus Beer aus der DDR und Ralph Boston aus den USA.

Der Rekordsprung des Siegers Beamon war die wohl bekannteste Leichtathletikleistung der Spiele von Mexiko-Stadt. Beamon übertraf den bis dahin bestehenden Weltrekord um gleich 55 Zentimeter. Es war die größte Verbesserung des Weltrekordes in der Geschichte des Weitsprungs. Dieser Rekord hatte 23 Jahre Bestand, bevor am 30. August 1991 bei den Weltmeisterschaften 1991 in Tokio der US-Amerikaner Mike Powell fünf Zentimeter weiter sprang. Beamons 8,90 m haben als Olympiarekord heute noch Bestand – Stand September 2021, die Weite ist der älteste noch bestehende olympische Rekord.

Für die Bundesrepublik Deutschland – offiziell Deutschland – startete Reinhold Boschert, der sich für das Finale qualifizierte und Zwölfter wurde.
Die DDR – offiziell Ostdeutschland – war durch den Silbermedaillengewinner Klaus Beer vertreten.
Athleten aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Rekorde

Bestehende Rekorde

Weltrekord8,35 mRalph Boston (Vereinigte Staaten USA)Modesto, USA29. Mai 1965
Igor Ter-Owanesjan (Sowjetunion 1955 Sowjetunion)Mexiko-Stadt, Mexiko19. Oktober 1967[1]
Olympischer Rekord8,12 mRalph Boston (Vereinigte Staaten USA)Finale OS Rom, Italien2. September 1960

Rekordverbesserungen

Zunächst wurde der olympische Rekord und einen Tag darauf auch der Weltrekord verbessert:

  • Olympischer Rekord: 8,27 m – Ralph Boston (USA), Qualifikation am 17. Oktober, erster Versuch bei Windstille
  • Weltrekord: 8,90 m – Bob Beamon (USA), Finale am 18. Oktober, erster Versuch bei einem Rückenwind von 2,0 m/s

Durchführung des Wettbewerbs

35 Athleten traten am 17. Oktober zu einer Qualifikationsrunde an, die in zwei Gruppen absolviert wurde. Siebzehn Wettbewerber – hellblau unterlegt – erreichten das Finale am 18. Oktober über direkte Qualifikationsweite von 7,65 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmern deutlich übertroffen. Im Finale hatte jeder Springer zunächst drei Versuche. Zum ersten Mal bei Olympischen Spielen standen den acht besten – und nicht wie bisher nur den sechs besten – Athleten anschließend drei weitere Sprünge zu.

Zeitplan

17. Oktober, 10:30 Uhr: Qualifikation
18. Oktober, 15:30 Uhr: Finale[2]

Anmerkung: Alle Zeiten sind in Ortszeit Mexiko-Stadt (UTC −6) angegeben.

Legende

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
xungültig
wWindunterstützung über dem zulässigen Wert

Qualifikation

Datum: 17. Oktober 1968, ab 10:30 Uhr[3]

Gruppe A

PlatzNameNation1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat (m)Anmerkung
1Ralph BostonVereinigte Staaten USA8,27 / ±0,0 OR8,27OR
2Bob BeamonVereinigte Staaten USAxx8,19 / ±0,08,19
3Tõnu LepikSowjetunion 1955 Sowjetunion7,91 / ±0,07,91
Jack PaniFrankreich Frankreich7,91 / ±0,0
5Michael AheyGhana Ghana7,18 / −0,67,77 / +2,87,77w
6Victor BrooksJamaika Jamaikax7,54 / ±0,07,72 / ±0,07,72
7Andrzej StalmachPolen 1944 Polen7,60 / ±0,07,48 / ±0,07,70 / +2,07,70
8Leonid BarkowskyjSowjetunion 1955 Sowjetunion7,25 / ±0,07,70 / −2,07,70
9Hiroomi YamadaJapan 1870Japan Japan7,67 / −1,27,67
10Alan LerwillVereinigtes Konigreich Großbritannien7,57 / ±0,07,62 / ±0,07,60 / +0,47,62
11Shinji OguraJapan 1870Japan Japan7,57 / ±0,0x7,28 / ±0,07,57
12Philippe HousiauxBelgien Belgien7,30 / ±0,07,44 / ±0,07,40 / ±0,07,44
13Clément SagnaSenegal Senegal7,26 / +0,47,17 / ±0,07,31 / ±0,07,31
14Jerry WisdomBahamas 1964 Bahamasxx6,99 / +2,26,99w
15Chen Ming-chiTaiwan Taiwan6,62 / ±0,0x6,71 / ±0,06,71
16Owen MeighanBritisch Honduras Britisch Hondurasx6,06 / ±0,06,06 / ±0,06,06
NMPeter ReedVereinigtes Konigreich GroßbritannienxxxogV
DNSPhil MayAustralien Australien
Henrik KalocsaiUngarn 1957 Ungarn
Giuseppe GentileItalien Italien
Chen Chuan-ShowTaiwan Taiwan

Gruppe B

PlatzNameNation1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat (m)
1Lynn DaviesVereinigtes Konigreich Großbritannienxx7,94 / ±0,07,94
2Charles MaysVereinigte Staaten USA7,85 / +0,57,85
3Reinhold BoschertDeutschland BR BR Deutschlandx7,79 / −1,07,79
4Klaus BeerDeutschland Demokratische Republik 1968 DDR7,77 / ±0,07,77
Lars-Olof HöökSchweden Schweden7,77 / ±0,0
6Gérard UgoliniFrankreich Frankreich7,75 / ±0,07,75
7Igor Ter-OwanesjanSowjetunion 1955 Sowjetunion7,74 / ±0,07,74
8Allen CrawleyAustralien Australienx7,71 / ±0,07,71
9Pertti PousiFinnland Finnland7,46 / ±0,07,63 / ±0,0x7,63
10Laurent SarrSenegal Senegal7,27 / −1.07,50 / +2,07,61 / ±0,07,61
11Galdino FloresMexiko Mexiko7,38 / −3,07,59 / ±0,0x7,59
12Naoki AbeJapan 1870Japan Japan7,44 / −2,2x7,58 / ±0,07,58
13Wellesley ClaytonJamaika Jamaika7,54 / ±0,07,57 / ±0,0x7,57
14Michel CharlandKanada Kanada7,15 / ±0,07,35 / ±0,07,35 / ±0,07,35
15Su Wen-hoTaiwan Taiwan7,30 / −1,8x7,14 / +0,57,30
16Anthony ChongMalaysia Malaysia7,09 / −0.8x7,29 / ±0,07,29
17Donald VélezNicaragua 1908 Nicaraguax6,63 / ±0,0x6,63
18Jean CochardFrankreich Frankreich6,11 / +2,0x6,11
DNSJohnson AmoahGhana Ghana
Zoltán CziffraUngarn 1957 Ungarn
Labh SinghIndien Indien

Finale

Datum: 18. Oktober 1968, 15:30 Uhr[3]

PlatzNameNation1. Versuch (m)
Wind (m/s)
2. Versuch (m)
Wind (m/s)
3. Versuch (m)
Wind (m/s)
4. Versuch (m)
Wind (m/s)
5. Versuch (m)
Wind (m/s)
6. Versuch (m)
Wind (m/s)
Resultat (m)
1Bob BeamonVereinigte Staaten USA8,90 / +2,0 WR8,04 / ±0,08,90 WR
2Klaus BeerDeutschland Demokratische Republik 1968 DDR7,97 / +2,08,19 / ±0,0x7,62 / ±0,0xx8,19000
3Ralph BostonVereinigte Staaten USA8,16 / +2,08,05 / ±0,07,91 / ±0,0xx7,97 / −1,68,16000
4Igor Ter-OwanessjanSowjetunion 1955 URS8,12 / ±0,08,09 / ±0,0xx8,10 / ±0,08,08 / −1,68,12000
5Tõnu LepikSowjetunion 1955 URS7,82 / −0,28,09 / +2,07,63 / +2,07,36 / ±0,07,84 / ±0,07,75 / ±0,08,09000
6Allen CrawleyAustralien AUSx8,01 / +1,4x7,80 / ±0,0x8,02 / ±0,08,02000
7Jack PaniFrankreich FRA7,94 / ±0,07,97 / ±0,07,69 / ±0,07,58 / +1,47,61 / ±0,0x7,97000
8Andrzej StalmachPolen 1944 POL7,71 / ±0,07,94 / ±0,07,88 / ±0,07,75 / +1,47,75 / ±0,07,84 / ±0,07,94000
9Lynn DaviesVereinigtes Konigreich GBR6,43 / −1,27,94 / ±0,0xnicht im Finale der
besten acht Springer
7,94a00
10Hiroomi YamadaJapan 1870Japan JPNx7,93 / +4,9x7,93 w0
11Leonid BarkowskyjSowjetunion 1955 URS7,90 / "±0,07,82 / +1,6x7,90000
12Reinhold BoschertDeutschland BR FRGx7,54 / ±0,07,89 / ±0,07,89000
13Michael AheyGhana GHA7,71 / +0,67,57 / +0,67,40 / +0,47,71000
14Lars-Olof HöökSchweden SWE7,66 / +2,0xx7,66000
15Victor BrooksJamaika JAMxx7,51 / +0,47,51000
16Gérard UgoliniFrankreich FRA7,44 / ±0,07,02 / ±0,0x7,44000
NMCharles MaysVereinigte Staaten USAxxxogV000
a 
Als Kriterium zum Erreichen des Finales der besten Acht war eigentlich nur der jeweils beste Sprung eines Athleten vorgesehen, im Gegensatz zur Festlegung der Reihenfolge im Endresultat sollte es keine weitere Ausdifferenzierung über den nächstweitesten Versuch geben. So hätten Lynn Davies, gleichplatziert mit Andrzej Stalmach auf Rang acht, drei weitere Versuche zugestanden. Doch während des Wettkampfs wich das Kampfgericht irrtümlich von der Regel ab, sodass die Konkurrenz für Davies beendet war. Nach Abschluss des Wettkampfs bemerkte das Kampfgericht seinen Fehler und bot Davies an, drei weitere Sprünge zu absolvieren. Doch der Brite verzichtete darauf und rangierte somit im Endresultat auf Platz neun.[4]

Für diesen Wettkampf gab es drei Favoriten: den Olympiasieger von 1960 und Weltrekordhalter Ralph Boston aus den USA, den sowjetischen Mitweltrekordler Igor Ter-Owanesjan und den britischen Olympiasieger von 1964 Lynn Davies. Während Boston in der Qualifikation gleich im ersten Versuch einen neuen Olympiarekord sprang, hatte Davies Mühe und schaffte den Finaleinzug erst im dritten und letzten Versuch.

Siebzehn Springer hatten die geforderte Qualifikationsweite erreicht und standen im Finale. Gleich im ersten Versuch gelang dem als großes Talent geltenden Bob Beamon die für unmöglich gehaltene Weite von 8,90 m – 55 Zentimeter weiter als der bestehende Weltrekord. In der Qualifikation war Beamon mit dem Anlauf nicht zurechtgekommen und hatte sich wie Davies erst mit seinem letzten Versuch qualifiziert. Sein 8,90-Meter-Sprung indes war für die bestehenden Messvorrichtungen erheblich zu weit, diese waren bis zu einer Weite von 8,60 m ausgelegt. Erst mit einem herbeigeschafften Stahlmaßband ließ sich das korrekte Ergebnis ermitteln. Die Windunterstützung lag im gerade noch zulässigen Bereich von 2,0 Metern pro Sekunde, sodass der Sprung als Weltrekord anerkannt werden konnte. Beamon sprang daraufhin nur noch einmal und beließ es anschließend dabei – im Wissen, dass ihm eine solche Weite niemals ein zweites Mal gelingen würde.

Beamons Gegner waren wie gelähmt. Eine weitere Überraschung war der Silbermedaillengewinn des DDR-Springers Klaus Beer, der im zweiten Versuch auf 8,19 m kam und damit sogar noch drei cm vor Ralph Boston lag. Igor Ter-Owanesjan wurde mit 8,12 m Vierter.[5]

Überliefert sind Reaktionen von Davies und Ter-Owanesjan auf Beamons Sprung. So sagte der sowjetische Mitfavorit zu Davies: Compared to this jump, we are as children, – deutsch: Verglichen mit diesem Sprung sind wir wie Kinder. – Davies meinte: "You have destroyed this event." – deutsch: Du hast diesen Wettkampf zerstört.[6]

Video

Literatur

  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 2: 1948–1968, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 1. Auflage 1969, S. 360 bis 363

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, Long jump – Men, sport-record.de (englisch), abgerufen am 20. September 2021
  2. The Games, Produced by the Organizing Committee of the Games Mexico 68, Vol. 3 digital.la84.org, engl./französ. (PDF; 36.300 KB), S. 10, digital.la84.org, abgerufen am 20. September 2021
  3. a b The Games, Produced by the Organizing Committee of the Games Mexico 68, Vol. 3 digital.la84.org, engl./französ. (PDF; 36.300 KB), S. 528, digital.la84.org, abgerufen am 20. September 2021
  4. Olympedia, Athletics at the 1968 Summer Olympics, Long Jum, Men, olympedia.org (englisch), abgerufen am 20. September 2021
  5. Athletics at the 1968 Ciudad de Mexico Summer: Men's long jump, web.archive.org, sports-reference.com, abgerufen am 20. September 2021
  6. Beamon made sport's greatest leap von Larry Schwartz, espn.go.com (englisch), abgerufen am 20. September 2021

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American track and Field athlete Bob Beamon jumping 8.90 m (29 ft. 2.5 in) at the 1968 Mexico City Olympics, bring the world record by a margin of 55 cm (21+2⁄3 in.), setting a record which stood for almost 23 years (1991).
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