Olympische Sommerspiele 1908/Leichtathletik – Dreisprung (Männer)


Leichtathletik
Olympic games 1908 London.jpg
SportartLeichtathletik
DisziplinDreisprung
GeschlechtMänner
OrtWhite City Stadium
Teilnehmer20 Athleten aus 8 Ländern
Wettkampfphase25. Juli 1908
Medaillengewinner
Gold GoldTim Ahearne (Vereinigtes Konigreich 1801 GBR)
Silbermedaillen SilberGarfield MacDonald (Kanada 1868 CAN)
Bronzemedaillen BronzeEdvard Larsen (Norwegen NOR)

Der Dreisprung der Männer bei den Olympischen Spielen 1908 in London wurde am 22. Juli 1908 im White City Stadium entschieden. Am Vormittag des gleichen Tages fand eine Qualifikation statt, aus der sich drei Springer für den Wettkampf qualifizierten. Zum ersten Mal überhaupt war die Abfolge des Beineinsatzes im Reglement in derselben Form wie heute exakt festgehalten, das heißt die ersten beiden Teilsprünge müssen mit demselben Bein, der dritte Teilsprung mit dem anderen ausgeführt werden.

Der für Großbritannien startende Ire Tim Ahearne wurde Olympiasieger. Garfield MacDonald aus Kanada gewann die Silbermedaille, Bronze ging an den Norweger Edvard Larsen.

Rekorde

Die Weltrekorde waren damals noch inoffiziell. Immer noch gibt es unterschiedliche Versionen zum Weltrekordinhaber. Auch der US-Amerikaner Edward Bloss wird mit seinen 14,78 m aus dem Jahr 1893 angegeben. Grund für diese Uneinheitlichkeit ist die in den Anfangsjahren der Leichtathletik noch fehlende verbindliche Regel für die Reihenfolge des Absprungbeins bei den drei Bodenberührungen während des Sprungs. Der heutige Standard, bei welchem die ersten beiden Teilsprünge mit demselben Bein, der dritte Teilsprung mit dem anderen auszuführen ist, wurde noch nicht immer angewendet. Doch der irische Experte Tony O'Donaghue ermittelte in detaillierten Recherchen, dass der Ire John Breshnihan bereits 1906 regelgerechte 15,34 m gesprungen war.[1] Bei den Spielen 1908 allerdings war die Regelproblematik durch eine klare Festschreibung beendet.

Weltrekord15,34 mJohn BreshnihanIrland 1783 IrlandBandon (Irland), 26. August 1906
Olympischer Rekord14,47 mMeyer PrinsteinVereinigte Staaten 45 USAFinale OS Paris (FRA), 16. Juli 1900

Folgende Rekorde wurden bei den Olympischen Spielen 1908 in dieser Disziplin gebrochen oder eingestellt:

OR14,72 mTim AhearneVereinigtes Konigreich 1801 GroßbritannienQualifikation, 25. Juli
14,76 mGarfield MacDonaldKanada 1868 KanadaEndkampf, 25. Juli
14,92 mTim AhearneVereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien

Ergebnisse

Qualifikation

Die Qualifikation wurde in drei zeitlich gestaffelten Gruppen ausgetragen. Die Ergebnisse dieser Gruppen wurden zusammengefasst. Nur die besten drei Springer der Qualifikation – hellgrün unterlegt – waren berechtigt, den Finalwettkampf bestreiten. Die im Vorkampf erzielten Resultate gingen allerdings in die Gesamtwertung mit ein. Sowohl in der Qualifikation als auch im Finale hatten die Teilnehmer je drei Versuche.

Gruppe A

Weitsprungolympiasieger Frank Irons – hier auf einem Werbemedium – kam mit seinen 12,67 m nicht unter die besten Zwölf
AthletLandWeite (m)
Platt AdamsVereinigte Staaten 46 USA14,07
Karl FryksdahlSchweden Schweden13,65
Martin SheridanVereinigte Staaten 46 USA13,42
Cyril DugmoreVereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien13,31
Henry OlsenNorwegen Norwegen13,17
Dimitrios MüllerKönigreich Griechenland Griechenland13,09
Frank IronsVereinigte Staaten 46 USA12,67

Gruppe B

Samuel Bellah – Stabhochsprung-Sechster – landete mit 12,55 m im hinteren Feld
AthletLandWeite (m)
Tim AhearneVereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien14,72 OR
Garfield MacDonaldKanada 1868 Kanada14,12000
John BrennanVereinigte Staaten 46 USA13,59000
Doug StupartVereinigtes Konigreich 1801 Südafrika13,40000
Oscar GuttormsenNorwegen Norwegen13,16000
Samuel BellahVereinigte Staaten 46 USA12,55000
Nathaniel ShermanVereinigte Staaten 46 USAk. A.000
George MayberryVereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien
Juho HalmeFinnland Großfurstentum 1883 Finnland

Gruppe C

AthletLandWeite (m)
Edvard LarsenNorwegen Norwegen14,37
Calvin BrickerKanada 1868 Kanada14,10
Frank Mount PleasantVereinigte Staaten 46 USA13,97
Michael DineenVereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien13,23

Finale und Endergebnis der besten Zwölf

PlatzAthletLandWeite (m)
1Tim AhearneVereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien14,92 OR
2Garfield MacDonaldKanada 1868 Kanada14,76000
3Edvard LarsenNorwegen Norwegen14,39000
4Calvin BrickerKanada 1868 Kanada14,09000
5Platt AdamsVereinigte Staaten 46 USA14,07000
6Frank Mount PleasantVereinigte Staaten 46 USA13,97000
7Karl FryksdahlSchweden Schweden13,65000
8John BrennanVereinigte Staaten 46 USA13,59000
9Martin SheridanVereinigte Staaten 46 USA13,42000
10Doug StupartVereinigtes Konigreich 1801 Südafrika13,40000
11Cyril DugmoreVereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien13,31000
12Michael DineenVereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien13,23000

Alle drei Finalisten konnten sich nochmals steigern. Der Wettkampf verlief sehr spannend. Garfield MacDonald führte bis einschließlich des fünften Durchgangs. Dann steigerte sich Tim Ahearne und erzielte mit seinem letzten Sprung die Siegweite und den neuen olympischen Rekord, der zunächst auch als Weltrekord ausgerufen wurde. Doch in detaillierten Recherchen stellte sich heraus, dass der Ire John Breshnihan bereits 1906 regelgerechte 15,34 m gesprungen war.[1]

Den dritten Platz belegte Edvard Larsen aus Norwegen vor dem Kanadier Calvin Bricker, Bronzemedaillengewinner des Weitsprungs. Fünfter wurde der US-Amerikaner Platt Adams, der auch in den Standsprungwettbewerben gute Platzierungen erreichte und 1912 Gold im Standhochsprung gewann. Auch der Doppelolympiasieger im Diskuswurf von 1904 und 1908, Martin Sheridan, nahm an dieser Konkurrenz teil, verletzte sich jedoch nach seinem ersten Versuch, sodass keine weiteren Sprünge möglich waren. Am Ende wurde er Neunter.

Literatur

  • Volker Kluge, Olympische Sommerspiele – Die Chronik I, Berlin 1997 (ISBN 3-328-00715-6)
  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 87

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