Olympische Sommerspiele 1908/Leichtathletik

Leichtathletik bei den
Olympischen Spielen 1908
Information
AustragungsortWhite City Stadium
WettkampfstätteVereinigtes Konigreich 1801 London
Athleten431
Datum13. bis 25. Juli 1908
Entscheidungen26
St. Louis 1904
Programmheft der Olympischen Spiele 1908
Olympische Spiele 1908
Medaillenspiegel Leichtathletik
PlatzMannschaftGoldmedaillenSilbermedaillenBronzemedaillenTotal
1Vereinigte Staaten 46 USA1610834
2Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien77317
3Schweden Schweden235
4Kanada 1868 Kanada1146
5Vereinigtes Konigreich 1801 Südafrika112
6Königreich Griechenland Griechenland33
7Norwegen Norwegen123
8Deutsches Reich Deutschland112
Dritte Französische Republik Frankreich112
Ungarn 1867 Ungarn112
11Italien 1861 Königreich Italien11
12Australasien Australasien11
Finnland Großfurstentum 1883 Finnland11

Bei den IV. Olympischen Spielen 1908 in London fanden 26 Wettkämpfe in der Leichtathletik statt. Austragungsort war das White City Stadium, der Marathonlauf wurde am Windsor Castle gestartet.

Besonderheiten bei der Medaillenvergabe

Im Stabhochsprung wurden zwei Gold-, keine Silber- und drei Bronzemedaillen vergeben, im 400-Meter-Lauf alleine eine Goldmedaille und kein weiteres Edelmetall. Im Hochsprung gab es drei Silber-, im Standhochsprung zwei Silbermedaillen und jeweils keine Bronzemedaille. Insgesamt wurden 79 Medaillen vergeben, 27-mal Gold, 27-mal Silber und 25-mal Bronze.

Teilnehmer

In den meisten Wettkämpfen konnte jede Nation bis zu zwölf Teilnehmer anmelden. In der Staffel und beim 3-Meilen-Mannschaftsrennen wurde pro Land jeweils eine Mannschaft zugelassen, beim Staffellauf waren bis zu vier Ersatzläufer gestattet. Im Teamrennen über die Langstrecke gingen je fünf Athleten pro Nation an den Start, wobei nur die ersten drei gewertet wurden.

Zugelassen waren wie schon bei den drei Spielen zuvor nur Männer. Frauen konnten erst ab 1928 teilnehmen.

Wettbewerbe

Im Wettkampfangebot gab es wieder eine Reihe von Änderungen.

  • Aus dem Programm genommen wurden folgende Disziplinen: 60-Meter-Lauf, 200-Meter-Hürdenlauf, Standdreisprung, Gewichtweitwurf, Dreikampf, Zehnkampf. Vorübergehend gab es also keinen Mehrkampf mehr. Dieser wurde jedoch 1912 wieder aufgenommen.
  • Neu ins Programm kamen: 5-Meilen-Lauf (8047 m) – erste Einzellangstrecke auf der Bahn, olympische Staffel (2 × 200 m, 1 × 400 m, 1 × 800 m) – eine erste Staffel überhaupt, 3500-Meter-Gehen, 10-Meilen-Gehen (16.093 m) – die beiden ersten Gehwettbewerbe, Speerwurf – und zwar gleich mit zwei Varianten: Mittelgriff sowie freier Griff. Im Diskuswurf kam einmalig bei Olympischen Spielen ein sogenannter griechischer Stil zur Austragung – Näheres dazu in der Disziplinbeschreibung unten.
  • Der Hindernislauf wurde über eine Streckenlänge von 3200 Metern ausgetragen, der Mannschaftslauf über 3 Meilen (4828 m).

Die Wettkämpfe standen ausschließlich Amateuren offen und wurden gemäß den Bestimmungen der Amateur Athletic Association, dem damaligen britischen Leichtathletikverband, durchgeführt. Zu diesen Bestimmungen gehörte das Verbot, einen anderen Läufer zu behindern – eine Regel, die beim 400-Meter-Lauf eine wichtige Rolle spielen sollte.

Sportliche Erfolge

Die Nationenwertung nahm nach dem völlig einseitigen Ausgang bei den Olympischen Spielen 1904 wieder ein schon etwas gewohntes Bild an. Mit sechzehn Goldmedaillen lag die USA sehr deutlich vorn. Aber immerhin konnten die Briten sieben Olympiasiege erringen. Goldmedaillen gab es darüber hinaus nur noch für Schweden (2), Kanada (1) und Südafrika (1).

  • Erfolgreichster Teilnehmer war der US-Amerikaner Mel Sheppard. Er gewann beide Mittelstrecken und war Schlussläufer der siegreichen olympischen Staffel.
  • Vier zweifache Olympiasieger gab es in London:
  • Mit Raymond Ewry beendete ein herausragender Sportler seine olympische Karriere als Spezialist für alle Standsprungwettbewerbe. Er gewann hier in London seine insgesamt siebte und achte Goldmedaille, die er bei drei Olympischen Spielen seit 1900 errungen hatte. Er entschied sämtliche Standsprungkonkurrenzen, die bisher jemals bei Olympischen Spielen ausgetragen worden waren, für sich. In seiner Jugend war er von Kinderlähmung betroffen, war auf einen Rollstuhl angewiesen und hatte zur Überwindung dieser Erkrankung seine Beinmuskulatur trainiert, was schließlich mit zu seinen großen Erfolgen beitrug.
  • Der US-Amerikaner John Flanagan errang seine dritte Hammerwurfgoldmedaille hintereinander und hatte damit sämtliche olympische Hammerwurfkonkurrenzen gewonnen, seitdem diese Disziplin im Jahr 1900 ins olympische Programm gekommen war.

Resultate

100 m

PlatzAthletLandZeit (s)
1Reggie WalkerVereinigtes Konigreich 1801 RSA010,8 ORe000000
2James RectorVereinigte Staaten 46 USA10,8 (geschätzt)
3Robert KerrKanada 1868 CAN11,0 (geschätzt)
4Nate CartmellVereinigte Staaten 46 USA11,2 (geschätzt)

Datum: 20. bis 22. Juli

Am Start waren sechzig Läufer aus sechzehn Ländern. In siebzehn Vorläufen wurden die Teilnehmer der Zwischenläufe ermittelt. Dabei schied unter anderem der schwedische Weltrekordhalter Knut Lindberg aus. Die jeweiligen Sieger der vier Zwischenläufe qualifizierten sich für das Finale.
Dort legte der Südafrikaner Reggie Walker einen Blitzstart hin. Der US-Amerikaner James Rector konnte bei Hälfte der Distanz zu ihm aufschließen und es schien, als könne er Walker überholen. Doch Walker konterte diesen Angriff, zog davon und gewann mit einer Zehntelsekunde Vorsprung – Walkers eigentliche Zeit betrug 10,7 s, wurde nach den damaligen Bestimmungen jedoch offiziell auf 10,8 s aufgerundet. Eine ähnlich knappe Entscheidung gab es beim Kampf um die Bronzemedaille, den der Kanadier Robert Kerr mit wenigen Zentimetern Vorsprung vor dem US-Amerikaner Nate Cartmell für sich entschied.

200 m

PlatzAthletLandZeit (s)
1Robert KerrKanada 1868 CAN22,6
2Robert CloughenVereinigte Staaten 46 USA22,6
3Nate CartmellVereinigte Staaten 46 USA22,7
4George HawkinsVereinigtes Konigreich 1801 GBR22,8

Datum: 21. bis 23. Juli

An diesem Wettbewerb nahmen 43 Läufer aus fünfzehn Ländern teil. Vorgesehen waren fünfzehn Vorläufe, in zweien davon gab es jeweils nur einen einzigen Läufer, da die anderen ihre Anmeldung zurückgezogen hatten. Die Vorlaufsieger traten in vier Zwischenläufen gegeneinander an, deren Gewinner sich für das Finale qualifizierten.
Der Kanadier Robert Kerr konnte nach einem schnellen Kurvenlauf seinen knappen Vorsprung bis ins Ziel retten und gewann überraschend die Goldmedaille. Der US-Amerikaner Cloughen hatte sich mit einem Hechtsprung über die Ziellinie geworfen, verfehlte den Sieg jedoch um wenige Zentimeter.

400 m

Olympiasieger im Alleingang: Wyndham Halswelle
PlatzAthletLandZeit (s)
1Wyndham HalswelleVereinigtes Konigreich 1801 GBR50,0
DSQJohn CarpenterVereinigte Staaten 46 USABehinderung seines Kontrahenten
DNSWilliam RobbinsVereinigte Staaten 46 USA
John TaylorVereinigte Staaten 46 USA

Datum: 20. bis 23. und 25. Juli

Es traten 36 Läufer aus elf Ländern zu diesem Wettbewerb an. Vorgesehen waren sechzehn Vorläufe; in einem von ihnen war überhaupt kein Läufer erschienen und in einem zweiten war nur ein Athlet am Start. Die Vorlaufsieger traten in vier Zwischenläufen gegeneinander an, bei denen jeweils der Schnellste sich für das Finale qualifizierte.

Das Finale des 400-Meter-Laufs am 23. Juli gehört zu den umstrittensten Ereignissen der olympischen Geschichte. Eingangs der Zielgerade führte der US-Amerikaner William Robbins, wurde aber von seinem Landsmann John Carpenter und vom Briten Wyndham Halswelle überholt. Carpenter drängte Halswelle nun heftig nach außen und kam als Erster ins Ziel. Nach amerikanischen Regeln war dies erlaubt, doch die maßgeblichen britischen Regeln sahen ein striktes Behinderungsverbot vor. Nach heftigen Diskussionen und einer Verhandlung am Abend wurde Carpenter disqualifiziert.

Das Finale wurde zwei Tage später neu angesetzt, diesmal war die Strecke mit vier einzelnen Bahnen markiert. Doch die beiden US-Amerikaner William Robbins und John Taylor solidarisierten sich mit ihrem disqualifizierten Landsmann Carpenter und verzichteten auf den Start, um gegen den Entscheid der Jury zu protestieren. Somit war Halswelle der einzige Teilnehmer, lief in lockeren 50,0 s ins Ziel und erhielt die Goldmedaille. Die Silber- und Bronzemedaille wurde nicht vergeben.

800 m

PlatzAthletLandZeit (min)
1Mel SheppardVereinigte Staaten 46 USA1:52,8 WR
2Emilio LunghiItalien 1861 ITA1:54,2000
3Hanns BraunDeutsches Reich GER1:55,2000
4Ödön BodorUngarn 1867 HUN1:55,4000
5Theodore JustVereinigtes Konigreich 1801 GBR1:56,4000
6John HalsteadVereinigte Staaten 46 USAk. A.000
Clarke BeardVereinigte Staaten 46 USADNF000
Ivo Fairbairn-CrawfordVereinigtes Konigreich 1801 GBR

Datum: 20. und 21. Juli

Für diesen Wettbewerb hatten sich 38 oder 39 Läufer aus elf Ländern gemeldet. Es gab acht Vorläufe, deren Sieger sich direkt für das Finale qualifizierten. Die US-amerikanische Delegation hatte erfolgreich dagegen protestiert, dass ihre stärksten Läufer – Mel Sheppard und John Halstead – bereits im Vorlauf aufeinander trafen.
Im Finale führte zunächst der Brite Ivo Fairbairn-Crawford; er hatte sich dabei aber so verausgabt, dass er das Rennen am Ende der ersten Runde aufgeben musste. Sheppard ging an die Spitze, schüttelte seine Verfolger ab und baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus. Er gewann die Goldmedaille und unterbot James Lightbodys olympischen Rekord um 3,2 Sekunden. Gleichzeitig war dies ein neuer Weltrekord. Im Kampf um Platz drei fing Hanns Braun den stark abbauenden Theodore Just ab und wehrte den Schlussangriff durch Ödön Bodor ab.

1500 m

Finaleinlauf mit Melvin Sheppard an der Spitze als Olympiasieger
PlatzAthletLandZeit (min)
1Mel SheppardVereinigte Staaten 46 USA4:03,4 ORe
2Harold WilsonVereinigtes Konigreich 1801 GBR4:03,60000
3Norman HallowsVereinigtes Konigreich 1801 GBR4:04,00000
4John TaitKanada 1868 CAN4:06,80000
5Ivo Fairbairn-CrawfordVereinigtes Konigreich 1801 GBR4:07,60000
6Joe DeakinVereinigtes Konigreich 1801 GBR4:07,90000
DNFJames SullivanVereinigte Staaten 46 USA
Ernest LoneyVereinigtes Konigreich 1801 GBR

Datum: 13. und 14. Juli

44 Läufer aus fünfzehn Ländern nahmen an diesem Wettbewerb teil. In den Vorläufen qualifizierten sich jeweils die Sieger für das Finale. Diese Regelung hatte zur Folge, dass der Italiener Emilio Lunghi mit 4:03,8 min ausschied. Seine Zeit hätte im Finale für eine Medaille gereicht, doch Lunghi war in seinem Halbfinale lediglich Zweiter hinter Norman Hallows gewesen. Für seine Leistung erhielt Lunghi immerhin ein Ehrendiplom und gewann eine Woche später über 800 Meter die Silbermedaille.
Auf den ersten fünfhundert Metern des Finallaufs führte Ivo Fairbairn-Crawford, der jedoch zurückfiel. Eine Dreiergruppe, bestehend aus Harold Wilson, Norman Hallows und Mel Sheppard, übernahm die Spitze. Bis wenige Meter vor dem Ziel führte Weltrekordler Wilson, bevor ihn Sheppard mit seinem Schlussspurt noch abfing. Auch Hallows hatte nur geringen Rückstand auf Wilson und setzte sich gegenüber einer zweiten Dreiergruppe, in der außer ihm noch der Kanadier John Tait und Ivo Fairbairn-Crawford liefen, im Kampf um Bronze klar durch. Mel Sheppard egalisierte den von Hallows im Halbfinale aufgestellten olympischen Rekord und gewann seine erste Goldmedaille dieser Spiele.

5 Meilen (8047 m)

Olympiasieger Emil Voigt
PlatzAthletLandZeit (min)
1Emil VoigtVereinigtes Konigreich 1801 GBR25:11,2 OR
2Edward OwenVereinigtes Konigreich 1801 GBR25:24,0000
3John SvanbergSchweden SWE25:37,2000
4Charles HefferonVereinigtes Konigreich 1801 RSA25:44,0000
5Archie RobertsonVereinigtes Konigreich 1801 GBR26:13,0000
6Frederick MeadowsKanada 1868 CANk. A.000
7John FitzgeraldKanada 1868 CAN
8Frederick BellarsVereinigte Staaten 46 USA

Datum: 15. und 18. Juli

Für diesen Wettbewerb waren 35 Läufer aus vierzehn Ländern gemeldet. Die Qualifikation für das Finale erfolgte in sechs Halbfinalläufen. Deren Sieger sowie die vier schnellsten Zweitplatzierten kamen ins Finale.
Während des Finallaufs gab es mehrmals Wechsel an der Spitze. Nach der ersten Meile führte Edward Owen mit einer Zwischenzeit von 4:46,2 min. Danach übernahm der Südafrikaner Charles Hefferon die Führung. Er passierte die 2-Meilen-Marke in 9:54,2 min und die 3-Meilen-Marke nach 15:05,6 min. Nach vier Meilen lag der Schwede John Svanberg mit einer Zeit von 20:19,2 min vorne. Der Brite Emil Voigt hatte sich bis dahin taktisch geschickt im Hintergrund gehalten, sprintete siebenhundert Meter vor dem Ziel jedoch nach vorne, überholte seine Konkurrenten und gewann schließlich mit über zwölf Sekunden Vorsprung.

Marathon

PlatzAthletLandZeit (h)
1John HayesVereinigte Staaten 46 USA2:55:18,4 OR
2Charles HefferonVereinigtes Konigreich 1801 RSA2:56:06,0000
3Joseph ForshawVereinigte Staaten 46 USA2:57:10,4000
4Alton WeltonVereinigte Staaten 46 USA2:59:44,4000
5William WoodKanada 1868 CAN3:01:44,0000
6Frederick SimpsonKanada 1868 CAN3:04:28,2000
7Harry LawsonKanada 1868 CAN3:06:47,2000
8John SvanbergSchweden SWE3:07:50,8000

Datum: 24. Juli

Der völlig entkräftete Dorando Pietri wurde von Ärzten und Kampfrichtern über die Ziellinie geschoben

Zum Marathonlauf hatten sich 56 Läufer aus sechzehn Ländern angemeldet. Es war die erste Veranstaltung über die heute übliche Distanz von 42,195 Kilometern. In den Jahren zuvor waren die Läufe in der Regel über 25 Meilen oder 40 km ausgetragen worden. So wurde zunächst auch vom White City Stadium eine Strecke von 25 Meilen Länge vermessen. Diese reichte aber nur bis zur Barnespool-Brücke in Eton. Da aber schon zuvor das Schloss Windsor als Startpunkt festgelegt worden war, musste die Distanz um exakt eine Meile verlängert werden. So wäre unter Beibehaltung der Streckenlänge das Rennen allerdings am Stadioneingang zu Ende gewesen. Bis zum Ziel vor der königlichen Loge mussten deshalb noch 385 Yards hinzugefügt werden. Daraus ergaben sich 42,195 km. Als sich in den Folgejahren immer mehr Marathonveranstaltungen die Londoner Streckenlänge übernommen hatten, beschloss die IAAF im Mai 1921, diese offiziell in den Regeln festzuschreiben.

Auf ein Zeichen von Kronprinzessin Maria von Teck hin feuerte OK-Präsident Lord Desborough um 14:30 Uhr den Startschuss ab. Der Lauf fand bei Sonnenschein und hohen Temperaturen statt. Nach der fünften Meile führte eine Sechsergruppe mit vier Briten, dem Italiener Dorando Pietri und dem Südafrikaner Charles Hefferon. Doch diese Gruppe war das Rennen viel zu schnell angegangen und fiel nach und nach auseinander. An der Spitze baute Hefferon seinen Vorsprung kontinuierlich aus und lag nach zwanzig Meilen (32,2 km) 3:52 min vor Pietri. Doch Pietri beschleunigte plötzlich – was den Verdacht aufkommen lässt, dass er mit Strychninsulfat gedopt war. Hefferon brach nach 22 Meilen (35,4 km) unerwartet ein, wurde von Pietri bei Meile 25 und wenig später auch von John Hayes überholt. Mit großem Vorsprung kam Pietri im vollbesetzten White City Stadium an, nur noch eine halbe Stadionrunde trennte ihn vom sicheren Olympiasieg. Aber er hatte sich völlig verausgabt, war benommen und bog zunächst in die falsche Richtung ab. Als die Kampfrichter ihm den richtigen Weg zum Ziel wiesen, brach Pietri völlig entkräftet zusammen. Er konnte sich wieder aufrappeln, fiel jedoch auf den letzten 350 Metern weitere dreimal zu Boden. Zehn Meter vor dem Ziel brach er zum fünften Mal zusammen, woraufhin er von einigen Mitleid empfindenden Ärzten und Kampfrichtern über die Ziellinie geschoben wurde. 32 Sekunden nach Pietri traf auch Hayes im Ziel ein.
Pietri musste aufgrund der unerlaubten Hilfestellung disqualifiziert werden, erhielt aber am darauf folgenden Tag von Königin Alexandra von Dänemark für seine Leistung einen Goldpokal. Olympiasieger John Hayes, dem weitaus weniger Aufmerksamkeit zuteilgeworden war, wurde von seinen amerikanischen Teamkollegen auf einen Tisch gesetzt und jubelnd um das Stadion getragen.

Der Sherlock-Holmes-Autor Arthur Conan Doyle schrieb für die Zeitung Daily Mail einen ausführlichen und emotionalen Bericht über dieses Ereignis, der viel dazu beitrug, die Geschichte von Dorando Pietri bekannt zu machen. Gleichzeitig rief Doyle zu Spenden für den Italiener auf. Doyles großes Engagement ist wahrscheinlich der Grund für die weit verbreitete Legende, er selbst habe Pietri über die Ziellinie geholfen.

110 m Hürden

Olympiasieger Forrest Smithson – hier in einem gestellten Foto mit Buch in der Hand
PlatzAthletLandZeit (s)
1Forrest SmithsonVereinigte Staaten 46 USA15,0 WR
2John GarrelsVereinigte Staaten 46 USA15,7000
3Arthur ShawVereinigte Staaten 46 USA15,8000
4William RandVereinigte Staaten 46 USA16,0000

Datum: 23. bis 25. Juli

An diesem Wettbewerb nahmen 25 Läufer aus zehn Ländern teil. Die Sieger der vierzehn Vorläufe bestritten die vier Halbfinalläufe. In diesen wurden die vier Finalplätze vergeben. Sämtliche Rennen wurden nicht wie heute üblich auf der Bahn ausgetragen, sondern auf Gras. Die Anzahl der Hürden sowie deren Höhe und Abstände entsprachen jedoch dem heutigen Regelwerk.
Überlegener Sieger des Finallaufs wurde Forrest Smithson, der den bisherigen Weltrekord der drei US-Amerikaner Alvin Kraenzlein, John Garrels und Arthur Shaw deutlich unterbot. Die später weit verbreitete Legende, er habe das Rennen mit einer Bibel in der linken Hand bestritten, um gegen die Austragung an einem Sonntag zu protestieren, ist nachweislich falsch. Erstens gab es am Sonntag überhaupt keine Wettkämpfe, und zweitens zeigt das im offiziellen Bericht abgebildete Foto eine nach dem Rennen gestellte Szene.

400 m Hürden

Charles Bacon und Harry Hillman kurz vor dem Zieleinlauf des 400-m-Hürden-Finales
PlatzAthletLandZeit (s)
1Charles BaconVereinigte Staaten 46 USA55,0 WR
2Harry HillmanVereinigte Staaten 46 USA55,3000
3Jimmy TremeerVereinigtes Konigreich 1801 GBR57,0000
4Leslie BurtonVereinigtes Konigreich 1801 GBR58,0000

Datum: 20. bis 22. Juli

Wie unsinnig die Praxis war, bereits nach Eingang der Anmeldungen die Auslosung der Vorläufe vorzunehmen, zeigt sich bei diesem Wettbewerb. Vorgesehen waren vierzehn Vorläufe, doch es waren nur fünfzehn Läufer aus sechs Ländern am Start. In sieben Läufen gab es nur einen einzigen Teilnehmer, zu einem Lauf war sogar überhaupt niemand erschienen. Echte Ausscheidungen gab es deshalb nur in vier Vorläufen.
Die Vorlaufsieger ermittelten in vier Halbfinalrennen die vier Finalteilnehmer. Dort trafen zwei Briten und zwei US-Amerikaner aufeinander. Nach etwa der Hälfte der Distanz war klar, dass die Amerikaner den Sieg unter sich ausmachen würden. Auf der Zielgeraden zog Charles Bacon davon und gewann den Lauf mit neuem Weltrekord vor seinem Vorgänger Harry Hillman. Nach heute geltenden Regeln wäre er eigentlich disqualifiziert worden, da er eine Hürde auf einer falschen Bahn überquert hatte. Allerdings stellten die Kampfrichter fest, dass er dadurch sogar eine längere Strecke zurückgelegt hatte und so keinen Vorteil hatte.

3200 m Hindernis

Die Hindernisläufer beim Überqueren des Wassergrabens
PlatzAthletLandZeit (min)
1Arthur RussellVereinigtes Konigreich 1801 GBR10:47,8 WBL
2Arthur RobertsonVereinigtes Konigreich 1801 GBR10:48,40000
3John EiseleVereinigte Staaten 46 USA11:00,80000
4Guy HoldawayVereinigtes Konigreich 1801 GBRk. A.0000
5Harry SewellVereinigtes Konigreich 1801 GBR
6William GalbraithKanada 1868 CAN

Datum: 17. und 18. Juli

Zwar steht der Hindernislauf bereits seit 1900 mit unterschiedlichen Streckenlängen und verschiedenen Hindernissen auf dem olympischen Programm, doch die heute übliche Länge von 3000 Metern wurde erst 1920 als Standard eingeführt. In London ging das Rennen erst- und auch letztmals über eine Distanz von 3200 Metern, was ungefähr den damals in Großbritannien üblichen 2-Meilen-Rennen entsprach. Für diesen Wettbewerb waren 24 Läufer aus sechs Ländern gemeldet. In sechs Vorläufen wurden die Finalteilnehmer ermittelt.
Im Finale führte zunächst Guy Holdaway, musste aber bald William Galbraith und Arthur Russell ziehen lassen. Nach der Hälfte der Distanz fiel Galbraith zurück, während John Eisele zu dem an der Spitze liegenden Russell aufschließen konnte. Zu Beginn der letzten Runde zog Arthur Robertson an Eisele vorbei, doch er erreichte Russell nicht mehr.

Olympische Staffel

Die siegreiche US-Staffel, von links nach rechts: Nate Cartmell, John Taylor, Mel Sheppard, William Hamilton
PlatzLandAthletenZeit (min)
1Vereinigte Staaten 46 USAWilliam Hamilton
Nate Cartmell
John Taylor
Mel Sheppard
3:29,4
2Deutsches Reich Deutsches ReichArthur Hoffmann
Hans Eicke
Otto Trieloff
Hanns Braun
3:32,4
3Ungarn 1867 UngarnPál Simon
Frigyes Mezei
József Nagy
Ödön Bodor
im Vorlauf außerdem:
Vilmos Rácz
3:32,5

Datum: 25. Juli

Zu diesem Wettbewerb hatten sich sieben Staffeln mit insgesamt 29 Läufern angemeldet. Es war die erste Staffel überhaupt in der olympischen Geschichte, wurde in dieser Form aber nur ein einziges Mal ausgetragen. Gelaufen wurde in der Reihenfolge 200 m – 200 m – 400 m – 800 m. Es gab drei Vorläufe, deren Sieger sich für das Finale qualifizierten.
William Hamilton brachte die US-Staffel gleich in Führung und wechselte mit ca. sechs Metern Vorsprung auf Ungarn, knapp dahinter Deutschland. Mit dem nächsten Läufer baute die USA ihre Führung aus, auf den Plätzen zwei und drei änderte sich nichts. John Taylor war der weitaus Schnellste auf seinem 400-Meter-Part, die USA war uneinholbar vorn. József Nagy erarbeitete für den ungarischen Schlussläufer nach zunächst hartem Kampf mit Otto Trieloff ca. fünf Meter Vorsprung. Der deutsche Schlussläufer Hanns Braun, vorher bereits 800-Meter-Dritter, holte den Rückstand gegen den 800-Meter-Vierten Ödön Bodor sukzessive auf und sicherte mit seinem Schlussspurt Silber für die deutsche Staffel. Die Siegerzeit war schwächer als die Leistung des US-Teams aus dem im Vorlauf.

3-Meilen-Mannschaftslauf (4828 m)

Das siegreiche britische Team, von links nach rechts: Norman Hallows, Harold Wilson, Joe Deakin, Archie Robertson, Wilfred Coales
PlatzLandAthletenPunkte
1Vereinigtes Konigreich 1801 GroßbritannienJoe Deakin 14:35,6 (1.)
Arthur Robertson 14:41,0 (2.)
William Coales 14:41,6 (3.)
außerhalb der Wertung:
Harold Wilson 14:57,0 (5.)
Norman Hallows 15:08,0 (7.)
06
2Vereinigte Staaten 46 USAJohn Eisele 14:41,8 (4.)
George Bonhag 15:05,0 (6.)
Herbert Trube 15:11,0 (9.)
außerhalb der Wertung:
Gayle Dull 15:27,0 (10.)
Harvey Cohn 15:40,2 (12.)
19
3Dritte Französische Republik FrankreichLouis Bonniot de Fleurac 15:08,4 (8.)
Joseph Dreher 15:40,0 (11.)
Paul Lizandier 16:03,0 (13.)
außerhalb der Wertung:
Jean Bouin DNF
Alexandre Fayollat DNF
32

Datum: 14. und 15. Juli

Gemeldet waren sechs Mannschaften mit drei bis maximal fünf Läufern – insgesamt 28. Gewertet wurde nach Platzziffern, d. h. die Platzierungswerte wurden addiert, die Reihenfolge ergab sich aus den aufwärts sortierten Summen. Für die Wertung zählte die Leistung der drei besten Läufer einer Mannschaft.
Die Qualifikation für das Finale erfolgte in zwei Halbfinalläufen. Weiter kamen die jeweils beste Mannschaft sowie die bessere der beiden zweitplatzierten Mannschaften. Im Finale belegten die Briten Joe Deakin, Archie Robertson und William Coales die drei ersten Plätze, was die bestmögliche Punktzahl von 6 (1 + 2 + 3) ergab. Deakins Siegerzeit wurde zunächst mit 14:39,6 min gelistet, betrug jedoch tatsächlich 14:35,6 min.[1]

3500 m Gehen

Start des ersten Gehwettbewerbs bei Olympischen Spielen
PlatzAthletLandZeit (min)
1George LarnerVereinigtes Konigreich 1801 GBR14:55,0 OR
2Ernest WebbVereinigtes Konigreich 1801 GBR15:07,4000
3Harry KerrAustralasien ANZ15:43,4000
4George GouldingKanada 1868 CAN15:49,8000
5Albert RowlandAustralasien ANZ16:07,0000
6Charles VestergaardDanemark DEN17:21,8000
7Einar RothmanSchweden SWE17:50,0000
DNFRalph HarrisonVereinigtes Konigreich 1801 GBR
William PalmerVereinigtes Konigreich 1801 GBR

Datum: 14. Juli

An diesem Wettbewerb nahmen 23 Geher aus sieben Ländern teil. Die Disziplin wurde auf der Rundbahn im Stadion ausgetragen, es handelte sich also um einen Wettbewerb im Bahngehen. Es gab drei Vorausscheidungen, bei denen sich jeweils die drei Schnellsten für das Finale qualifizierten. Dieses gewann der Brite George Larner vor seinem Landsmann Ernest Webb und dem für das Team Australien/Neuseeland startenden Harry Kerr.

Es war der erste Gehwettbewerb bei Olympischen Spielen überhaupt. Eine erste Vorpremiere hatte es zwei Jahre zuvor bei den Athener Zwischenspielen gegeben.

10 Meilen Gehen (16.093 m)

PlatzAthletLandZeit (h)
1George LarnerVereinigtes Konigreich 1801 GBR1:15:57,4 WR
2Ernest WebbVereinigtes Konigreich 1801 GBR1:17:31,0000
3Edward SpencerVereinigtes Konigreich 1801 GBR1:21:20,2000
4Frank CarterVereinigtes Konigreich 1801 GBR1:21:20,2000
5Ernest LarnerVereinigtes Konigreich 1801 GBR1:24:26,2000
DNFWilliam PalmerVereinigtes Konigreich 1801 GBR
DNSRalph HarrisonVereinigtes Konigreich 1801 GBR
Harry KerrAustralasien ANZ

Datum: 16. und 17. Juli

Auch dieser Gehwettbewerb wurde in Form des Bahngehens ausgetragen. Es nahmen 25 Geher aus acht Ländern teil. Diese ermittelten in zwei Vorausscheidungen die Finalteilnehmer, wobei sich die jeweils vier Schnellsten qualifizierten. Zum Finale traten ausschließlich Briten an, da der für Australasien startende Harry Kerr – Dritter über 3500 Meter – neben dem Briten Ralph Harrison auf einen Start verzichtete. George Larner war seinen Konkurrenten deutlich überlegen und gewann damit seine zweite Goldmedaille. Dabei stellte er einen Weltrekord auf.

Hochsprung

Olympiasieger Harry Porter auf einer Werbekarte aus dem Jahr 1910
PlatzAthletLandHöhe (m)
1Harry PorterVereinigte Staaten 46 USA1,905 OR
2Con LeahyVereinigtes Konigreich 1801 GBR1,880000
István SomodiUngarn 1867 HUN
Géo AndréDritte Französische Republik FRA
5Herbert GidneyVereinigte Staaten 46 USA1,853000
Tom MoffittVereinigte Staaten 46 USA
7Neil PattersonVereinigte Staaten 46 USA1,830000

Datum: 21. Juli

Es nahmen 22 Springer aus zehn Ländern an diesem Wettbewerb teil. Die sieben Besten der Qualifikation erreichten das Finale. Es gewann der US-Amerikaner Harry Porter, der nach gefallener Entscheidung dreimal erfolglos versuchte, den Weltrekord seines Landsmanns Mike Sweeney – aufgestellt im Jahr 1895 mit 1,97 m – zu verbessern. Drei Springer teilten sich den zweiten Platz. Im Gegensatz zu heute hatte die Anzahl der Fehlversuche keinen Einfluss auf das Endergebnis, es gab noch keine Fehlversuchs- oder Mehrversuchsregel und nachdem sich in einem Stechen um Platz zwei Somodi, Leahy und André nicht mehr hatten verbessern können, wurden sie gemeinsam zu Gewinnern der Silbermedaille erklärt.

Stabhochsprung

PlatzAthletLandHöhe (m)
1Edward CookVereinigte Staaten 46 USA3,71 ORe
Alfred GilbertVereinigte Staaten 46 USA3,71 ORe
3Edward ArchibaldKanada 1868 CAN3,580000
Charles JacobsVereinigte Staaten 46 USA
Bruno SöderströmSchweden SWE
6Georgios BanikasKönigreich Griechenland GRE3,500000
Samuel BellahVereinigte Staaten 46 USA
8Kálmán SzathmáryUngarn 1867 HUN3,350000

Datum: 24. Juli

Vierzehn Springer aus sieben Ländern nahmen an diesem Wettbewerb teil. Nicht anwesend war Walter Dray, Weltrekordhalter mit 3,80 m. Angeblich hatte er auf Anraten seiner Mutter auf die Reise nach London verzichtet, da sie fürchtete, ihr Sohn könnte sich verletzen. Die acht Besten der Qualifikation kamen ins Finale. Als der Wettkampf in die entscheidende Phase kam, konzentrierten sich die Zuschauer nur auf das dramatische Ende des Marathonlaufs. Die Kampfrichter verzichteten auf ein Stechen, weshalb wegen Höhengleichheit zwei Gold- und drei Bronzemedaillen verliehen wurden. Es gewannen die beiden US-Amerikaner Edward Cook, mit achtzehn Jahren einer der jüngsten Olympiasieger von 1908, und der 24-jährige Alfred Gilbert. Beide stellten dabei Cooks olympischen Rekord aus der Qualifikation ein. Den geteilten dritten Platz belegten der US-Amerikaner Clare Jacobs, der Schwede Bruno Söderström und der Kanadier Edward Archibald.

Weitsprung

Olympiasieger Frank Irons
PlatzAthletLandWeite (m)
1Frank IronsVereinigte Staaten 46 USA7,48 OR
2Daniel KellyVereinigte Staaten 46 USA7,09000
3Calvin BrickerKanada 1868 CAN7,08000
4Edward CookVereinigte Staaten 46 USA6,97000
5John BrennanVereinigte Staaten 46 USA6,86000
6Frank Mount PleasantVereinigte Staaten 46 USA6,82000
7Albert WeinsteinDeutsches Reich GER6,77000
8Tim AhearneVereinigtes Konigreich 1801 GBR6,72000

Datum: 22. Juli

Zu diesem Wettbewerb traten 31 Springer aus neun Ländern an. In der Qualifikation hatte jeder drei Versuche. Diese wurden in der Endwertung mitgezählt. Die drei Besten erhielten daraufhin drei weitere Versuche, doch nur der spätere Sieger Frank Irons konnte sich noch verbessern. Sein Landsmann Daniel Kelly gewann Silber, der Kanadier Calvin Bricker errang Bronze. Bricker wurde vier Jahre später in Stockholm Olympiazweiter. Stabhochsprungolympiasieger Edward Cook wurde hier im Weitsprung Vierter.

Dreisprung

PlatzAthletLandWeite (m)
1Tim AhearneVereinigtes Konigreich 1801 GBR14,92 OR
2Garfield MacDonaldKanada 1868 CAN14,76000
3Edvard LarsenNorwegen NOR14,39000
4Calvin BrickerKanada 1868 CAN14,09000
5Platt AdamsVereinigte Staaten 46 USA14,07000
6Frank Mount PleasantVereinigte Staaten 46 USA13,97000
7Karl FryksdahlSchweden SWE13,65000
8John BrennanVereinigte Staaten 46 USA13,59000

Datum: 25. Juli

An diesem Wettbewerb nahmen zwanzig Springer aus acht Ländern teil. Zum ersten Mal überhaupt war die Abfolge des Beineinsatzes im Reglement in derselben Form wie heute exakt festgehalten, das heißt links – links – rechts oder rechts – rechts – links. Jeder Teilnehmer hatte in der Qualifikation drei Versuche, die drei Besten erhielten drei weitere. Tim Ahearne siegte mit olympischem Rekord, der zunächst auch als Weltrekord ausgerufen wurde. Doch in detaillierten Recherchen stellte sich heraus, dass der Ire John Breshnihan bereits 1906 regelgerechte 15,34 m gesprungen war.

Standhochsprung

Der achtfache Olympiasieger Raymond Ewry
PlatzAthletLandHöhe (m)
1Ray EwryVereinigte Staaten 46 USA1,57
2John BillerVereinigte Staaten 46 USA1,55
Konstantinos TsiklitirasKönigreich Griechenland GRE
4Frank HolmesVereinigte Staaten 46 USA1,52
5Platt AdamsVereinigte Staaten 46 USA1,47
Géo AndréDritte Französische Republik FRA
Alfred MottéDritte Französische Republik FRA
8Léon DupontBelgien BEL1,42
Walter HendersonVereinigtes Konigreich 1801 GBR1,42
Wilhelm BlystadNorwegen NOR
Frank IronsVereinigte Staaten 46 USA
Arthur MallwitzDeutsches Reich GER
Svend LangkjærDanemark DEN

Datum: 23. Juli

Am Hochsprung aus dem Stand nahmen 22 Springer aus elf Ländern teil. Zu Beginn des Wettkampfs gab es drei Qualifikationssprünge; die besten Acht kamen weiter und hatten weitere drei Versuche zur Verfügung. Auch wenn seine Überlegenheit nicht mehr so deutlich war, gewann wie schon 1900 und 1904 auch hier der Standsprungspezialist Raymond Ewry, der damit seine insgesamt achte Goldmedaille errang. Er hatte sämtliche Standsprungkonkurrenzen, die bisher jemals bei Olympischen Spielen ausgetragen worden waren, für sich entschieden und auch hier in London war er zuvor Sieger im Standweitsprung geworden.

Standweitsprung

PlatzAthletLandWeite (m)
1Ray EwryVereinigte Staaten 46 USA3,33
2Konstantinos TsiklitirasKönigreich Griechenland GRE3,23
3Martin SheridanVereinigte Staaten 46 USA3,22
4John BillerVereinigte Staaten 46 USA3,21
5Ragnar EkbergSchweden SWE3,19
6Platt AdamsVereinigte Staaten 46 USA3,11
Frank HolmesVereinigte Staaten 46 USA

Datum: 20. Juli

Es nahmen 25 Springer aus elf Ländern am Weitsprung aus dem Stand teil. Raymond Ewry wurde auch hier seiner Favoritenrolle gerecht und gewann mit zehn Zentimetern Vorsprung vor Kostas Tsiklitiras. Dieser aus Pylos stammende Grieche hatte Ewry zwei Jahre zuvor bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 in Athen gesehen und war so zu diesem Sport gekommen.

Kugelstoßen

Olympiasieger Ralph Rose. der im Kugelstoßen über Jahre hinweg eine dominante Rolle spielte
PlatzAthletLandWeite (m)
1Ralph RoseVereinigte Staaten 46 USA14,21
2Denis HorganVereinigtes Konigreich 1801 GBR13,62
3John GarrelsVereinigte Staaten 46 USA13,18
4Wesley CoeVereinigte Staaten 46 USA13,07
5Edward BarrettVereinigtes Konigreich 1801 GBR12,89
6Bill HorrVereinigte Staaten 46 USA12,83
7Jalmari SauliFinnland Großfurstentum 1883 FIN12,58
8Lee TalbottVereinigte Staaten 46 USA11,63

Datum: 16. Juli

26 Teilnehmer aus acht Ländern waren bei diesem Wettkampf anwesend. In der Qualifikation hatte jeder drei Versuche, die besten Drei danach nochmals drei Versuche. Der Weltrekordhalter und Olympiasieger von 1904 Ralph Rose galt als haushoher Favorit und erfüllte die Erwartungen. Der Ire Denis Horgan, dem 1900 und 1904 als damaliger Weltrekordler die Teilnahme an den olympischen Wettbewerben verwehrt geblieben war, konnte sich hier endlich der Konkurrenz stellen. Als 39-Jähriger war er nun zwar über seinen Leistungszenit hinaus, konnte aber immerhin eine Silbermedaille mitnehmen. Er startete für Großbritannien.

In der Literatur von zur Megede gibt es Abweichungen, die im Hauptartikel zu dieser Disziplin detailliert dargestellt sind.

Diskuswurf (freier Stil)

PlatzAthletLandWeite (m)
1Martin SheridanVereinigte Staaten 46 USA40,89 OR
2Merritt GiffinVereinigte Staaten 46 USA40,70000
3Bill HorrVereinigte Staaten 46 USA39,45000
4Verner JärvinenFinnland Großfurstentum 1883 FIN39,43000
5Arthur DearbornVereinigte Staaten 46 USA38,52000
6Lee TalbottVereinigte Staaten 46 USA38,40000
7György LuntzerUngarn 1867 HUN38,34000
8André TisonDritte Französische Republik FRA38,30000

Datum: 16. Juli

An diesem Wettbewerb nahmen 42 Werfer aus elf Ländern teil. Der Freistil entspricht der heute üblichen Wurfweise mit Körperdrehung. Der Wurfkreis hatte einen Durchmesser von 2,50 Metern. Jeder Teilnehmer hatte zunächst drei Versuche. Den drei Besten standen anschließend drei weitere Versuche zu. Es gab einen dreifachen US-amerikanischen Sieg, obwohl Weltrekordhalter Arthur Dearborn nur den fünften Platz erreichte.

In den Quellen gibt es einige kleinere und zwei größere Abweichungen, die im ausführlichen Bericht zu dieser Disziplin detailliert beschrieben sind.

Diskuswurf (griechischer Stil)

Diskuswurf-Doppelolympiasieger von 1908 Martin Sheridan, auch Goldmedaillengewinner von 1904 und bei den Zwischenspielen 1906
PlatzAthletLandWeite (m)
1Martin SheridanVereinigte Staaten 46 USA38,00
2Bill HorrVereinigte Staaten 46 USA37,32
3Verner JärvinenFinnland Großfurstentum 1883 FIN36,48
4Arthur DearbornVereinigte Staaten 46 USA35,65
5Michalis DorizasKönigreich Griechenland GRE33,34
6Nikolaos GeorgandasKönigreich Griechenland GRE33,20
7István MudinUngarn 1867 HUN33,11
8Wilbur BurroughsVereinigte Staaten 46 USA32,81

Datum: 18. Juli

23 Werfer aus acht Ländern nahmen an diesem Wettbewerb teil. Jeder Teilnehmer hatte in der Qualifikation drei Versuche, die drei Besten hatten weitere drei Versuche zur Verfügung. Eingeführt worden war dieser Wettbewerb bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 in Athen und verschwand nach 1908 wieder in der Versenkung. Zur Ausführung dieses Werfens gibt es unterschiedliche Darstellungen. Den Quellen zufolge kam dabei ein Podest der Maße 80 × 70 cm zum Einsatz, welches hinten 15 cm und in Wurfrichtung 5 cm hoch war, Genaueres dazu im Hauptartikel zu dieser Disziplin. Auch die in den Quellen abweichenden Angaben sind dort detailliert beschrieben.

Hier in London siegte wie bereits im freien Stil der US-Amerikaner Martin Sheridan. Marquis Bill Horr, Bronzemedaillengewinner des Diskuswurfs im freien Stil, gewann diesmal Silber. Verner Järvinen, Vater der beiden späteren Weltklasseleichtathleten Matti JärvinenSpeerwerfer und Akilles JärvinenZehnkämpfer, errang die Bronzemedaille, nachdem er mit dem Diskus im freien Stil den vierten Platz belegt hatte.

Hammerwurf

PlatzAthletLandWeite (m)
1John FlanaganVereinigte Staaten 46 USA51,92 OR
2Matt McGrathVereinigte Staaten 46 USA51,18000
3Con WalshKanada 1868 CAN48,50000
4Tom NicolsonVereinigtes Konigreich 1801 GBR48,09000
5Lee TalbottVereinigte Staaten 46 USA47,87000
6Bill HorrVereinigte Staaten 46 USA46,95000
7Simon GillisVereinigte Staaten 46 USA45,59000
8Eric LemmingSchweden SWE43,06000

Datum: 14. Juli

Beteiligt waren neunzehn Werfer aus acht Ländern. Jedem Teilnehmer wurden drei Versuche zugestanden, die drei Besten erhielten drei weitere Versuche. Der Weltrekordhalter und Olympiasieger von 1904 John Flanagan galt als großer Favorit, doch erst mit seinem letzten Wurf konnte er sich an die Spitze setzen. Damit gewann Flanagan sämtliche olympische Hammerwurfwettbewerbe, seitdem diese Disziplin im Jahr 1900 ins olympische Programm gekommen war.

Speerwurf (freier Stil)

PlatzAthletLandWeite (m)
1Eric LemmingSchweden SWE54,44 OR
2Michalis DorizasKönigreich Griechenland GRE51,36000
3Arne HalseNorwegen NOR49,73000
4Charalambos ZourasKönigreich Griechenland GRE48,61000
5Hugo WieslanderSchweden SWE47,55000
6Armas PesonenFinnland Großfurstentum 1883 FIN46,04000
7Imre MudinUngarn 1867 HUN45,96000
8Jalmari SauliFinnland Großfurstentum 1883 FIN43,30000

Datum: 15. Juli

33 Werfer aus neun Ländern beteiligten sich an diesem Wettbewerb. Bei der Freistilvariante, die wie die Mittelgriffversion schon bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 im Programm gestanden hatte, hielten die Werfer den Speer mit ausgestrecktem Arm am hinteren Ende. Während des Anlaufs wurde das Wurfgerät an die vordere Schulter gelehnt und mit der freien Hand gehalten. Beim Abwurf schleuderte der Athlet den Speer schließlich aus dem weiterhin gestreckten Arm von hinten heraus nach oben vorn. Diese Speerwurfvariante wurde bei Olympischen Spielen hier in London einmalig ausgetragen. Aus der unten genannten Literatur sagt Kluge dazu im Gegensatz zu zur Megede allerdings, dass die Mehrheit der Teilnehmer den heute üblichen "Mittelgriff" anwendete und dass keine besondere Technik vorgeschrieben war.

Eric Lemming siegte überlegen und gewann seine erste Goldmedaille.

Speerwurf (Mittelgriff)

Der Speerwurf-Doppelolympiasieger von London Eric Lemming
PlatzAthletLandWeite (m)
1Eric LemmingSchweden SWE54,83 OR
2Arne HalseNorwegen NOR50,57000
3Otto NilssonSchweden SWE47,11000
4Aarne SalovaaraFinnland Großfurstentum 1883 FIN45,89000
5Armas PesonenFinnland Großfurstentum 1883 FIN45,17000
6Juho HalmeFinnland Großfurstentum 1883 FIN44,96000
7Jalmari SauliFinnland Großfurstentum 1883 FINk. A.000
Wei-
tere
Teil-
neh-
mer
Carl BechlerDeutsches Reich GERk. A.000
Evert JakobssonFinnland Großfurstentum 1883 FIN
John JohansenNorwegen NOR
Jarl JakobssonFinnland Großfurstentum 1883 FIN
Charalambos ZourasKönigreich Griechenland GRE
Ernest MayVereinigtes Konigreich 1801 GBR
Henry LeekeVereinigtes Konigreich 1801 GBR
Hugo WieslanderSchweden SWE
Jimmy TremeerVereinigtes Konigreich 1801 GBR

Datum: 17. Juli

Sechzehn Werfer aus sechs Ländern nahmen an diesem Wettbewerb teil. Der Speerwurf war 1908 zum ersten Mal Teil des olympischen Programms, nachdem er bei den Olympischen Zwischenspielen 1906 eine Vorpremiere hatte. Bei der Variante Mittelgriff musste der Werfer den Speer in der Mitte halten und aus dieser Griffposition heraus werfen, was auch dem heute üblichen Wurfstil entspricht. Jeder Werfer hatte in der Qualifikation drei Versuche, in dem ausschließlich von Skandinaviern besetzten Finale gab es nochmals je drei Versuche. Der Schwede Eric Lemming siegte mit deutlichem Vorsprung.

Auch hier finden sich in den Quellen teilweise abweichende Angaben zu den Resultaten und zur Anwendung der Technik – Genaueres dazu im Hauptartikel zu dieser Disziplin.

Literatur

  • Volker Kluge, Olympische Sommerspiele – Die Chronik I, Berlin 1997 (ISBN 3-328-00715-6)
  • Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970
Commons: Olympische Sommerspiele 1908/Leichtathletik – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ekkehard zur Megede, Die Geschichte der olympischen Leichtathletik, Band 1: 1896–1936, Verlag Bartels & Wernitz KG, Berlin, 2. Auflage 1970, S. 79

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Melvin Sheppard of the USA crosses the finish line to win the final of the 1500 Metres at the 1908 London Olympics from Harold Wilson of Great Britain, with an Olympic Record time of 4 minutes 3.4 seconds. Sheppard also won the 800 Metres a week later with a World Record 1 minute 52.8 seconds.
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Ray Ewry, vainqueur du saut en hauteur sans élan aux Jeux Olympiques de 1908 (Londres).
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US Flag with 46 stars. In use 4 July 1908–3 July 1912. Created by jacobolus using Adobe Illustrator, and released into the public domain.

Other version: Image:US 46 Star Flag.svg
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George E. Larner, vainqueur de la marche de 3 500 mètres aux JO de 1908.
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Track (men's), 1600 Meter Relay Team, 1908 Olympic Games. Left-right: Cartmell, Taylor, Sheppard, Hamilton
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Charles Bacon and Harry Hillman in the 400 metre hurdles final at the 1908 Summer Olympics
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John Jesus Flanagan, Olympic Champion hammer thrower and member of the Irish American Athletic Club at the Brooklyn YMCA games, held at Celtic Park, Queens, June 9, 1909.
Dorando Pietri 1908.jpg
Dorando Pietri of Italy, on the verge of collapse, is helped across the finish line in the Marathon event of the Olympic Games in London, 24th July 1908. He was subsequently disqualified and the title was given to John Hayes of the USA.
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Members of the British athletic team at the 1908 London Olympics, (left to right) Norman Hallows, who won the bronze medal in the 1500 metres, Harold Wilson who won the silver medal in the 1500 metres, and the 3-Mile Team Race gold medallists Joseph Deakin, Archie Robertson and Wilfred Coales.
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Flag of Hungary from 6 November 1915 to 29 November 1918 and from August 1919 until mid/late 1946.
Bobby Kerr.jpg
Bobby Kerr, Olympic gold medallist
Forrest Smithson 1908c.jpg
American athlete Forrest Smithson (1884 - 1962) competes in the hurdles at the 1908 Summer Olympics in London, July 1908. He is holding something in his left hand.
1908 Frank Irons.JPG
Frank Irons at the 1908 Summer Olympics
Olympic games 1908 London.jpg
Olympics London 1908
Erik Lemming.jpg
Swedish athlete Erik Lemming in the javelin competition at the Summer Olympics 1908 in London.
Flag of Australasian team for Olympic games.svg
Flag used in 1908–12 Olympic games to represent Australasian team