Olympische Sommerspiele 1900/Cricket

Cricket bei den
II. Olympischen Spielen
Cricket pictogram.svg
Information
AustragungsortFrankreichFrankreich Vincennes
WettkampfstätteVélodrome de Vincennes
Nationen2
Athleten24 (24 Männer)
Datum19.–20. August 1900
Entscheidungen1

Die in der Paris im Rahmen der Weltausstellung (Exposition Universelle et Internationale de Paris) ausgetragenen Internationalen Wettbewerbe für Leibesübungen und Sport (Concours Internationaux d’Exercices Physiques et de Sports) umfassten auch ein Cricketspiel, das Bestandteil der Olympischen Sommerspiele 1900 (Spiele der II. Olympiade) war.

Anmerkungen

Cricket war für Pierre de Coubertin, dem Begründer der modernen Olympischen Spiele, ein vorbildhafter Sport, der für ihn die Ideale des Olympischen Geistes verkörperte und sollte deshalb bereits bei den ersten Olympischen Spielen 1896 in Athen ausgetragen werden. Eine Durchführung scheiterte jedoch mangels Beteiligung.

Die Leitung der Weltausstellung hatte drei Cricketspiele vorgesehen. Eine belgische, eine niederländische und eine britische Mannschaft sollte jeweils gegen die gleiche französische Mannschaft antreten. Es handelte sich in den Überlegungen der Veranstalter also nicht um ein Turnier, sondern um drei gleichrangige Spiele mit eigenen Preisen. Die belgischen und niederländischen Teams existierten jedoch nur auf dem Papier und dienten den Organisatoren zur Verbesserung der Wertschätzung. So kam es nur zum Spiel zwischen dem britischen und dem französischen Team.

Plakat mit Vorankündigung für das einzige olympische Cricketspiel

Das Internationale Olympische Komitee (IOC) ordnete dieses Spiel dem olympischen Programm der Spiele der II. Olympiade zu. Bereits 1912 traf das IOC diesbezüglich einige Entscheidungen, um die Geschichte der ersten fünf Olympischen Spiele aufzuarbeiten. Aus damaliger Sicht war Cricket eine Sportart, die sich wegen seiner Herkunft und seinem Ansehen in den höheren gesellschaftlichen Kreisen aufs Beste als olympische Sportart eignete. Das Problem bestand jedoch in seiner geringen Bekanntheit und Verbreitung, und so ist das Cricketspiel von 1900 in Paris bislang das einzige Spiel der olympischen Geschichte.

Mannschaftswettbewerbe waren zu jener Zeit allgemein als Wettkämpfe zwischen Vereins- oder Verbandsmannschaften ausgeschrieben. Diese vertraten in der Regel bei internationalen Wettbewerben das jeweilige Land, in dem der Verein oder Verband ansässig war. So handelte es sich beim britischen Team um die Vereinsmannschaft der Devon and Somerset County Wanderers und beim französischen Team um eine Zusammenstellung des Sportverbandes Union des sociétés françaises de sports athlétiques (USFSA). Die Spieler dieses Teams waren fast ausschließlich Briten, die in Paris lebten. Als Mannschaftswettbewerb wurde jedoch der teilnehmende Verband gewertet, der zweifelsfrei Frankreich repräsentierte. Keiner der beteiligten Spieler wusste, dass er an den Olympischen Spielen teilnahm und es handelte sich dabei nicht um Auswahlmannschaften. Entsprechend hat das Spiel keinen internationalen Status.

Die britische Mannschaft reiste erst einen Tag vor dem Spiel an. Für sie war es nur eines von drei Spielen, das sie während ihres Aufenthalts in Paris austragen würden. Spielort war das Vélodrome de Vincennes auf dem Gelände der Weltausstellung in Vincennes. Man spielte vor leeren Zuschauertribünen, nur einige Offizielle und Polizisten waren anwesend. Entgegen der üblichen Spielweise mit elf Spielern pro Mannschaft einigten sich die Spielführer auf zwölf Spieler. Gespielt wurde an zwei Tagen, dem 19. und 20. August.

Ergebnis

19. – 20. AugustVincennesVereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien
117 & 145-5d
Frankreich Frankreich
78 & 26
Großbritannien gewinnt mit 158 Runs

Die Briten erzielten im ersten Innings 117 Runs, wobei Frederick Cuming 38 Runs und C. B. K. Beachcroft 23 Runs erzielten. Bester Bowler für die Franzosen war William Anderson mit 4 Wickets. Frankreich erwiderte mit 78 Runs, wobei John Braid mit 25 Runs der erfolgreichste Schlagmann war. Bester Bowler für Großbritannien war Frederick Christian mit 7 Wickets. In ihrem zweiten Innings deklarierte Großbritannien beim Stand von 145 Runs für 5 Wickets, wobei Alfred Bowerman mit 59 Runs und Beachcroft mit 54 Runs jeweils ein Half-Century erzielten. H. F. Roques war für Frankreich mit 3 Wickets der beste Bowler. In ihrem zweiten Innings musste Frankreich somit 185 Runs erzielen, verlor aber seine Wickets schon nach 26 Runs, wobei Montagu Toller mit 7 Wickets der beste britische Bowler war. Somit gewann Großbritannien mit 158 Runs.[1] Abweichend von diesen addierten sich die Runs und Extras der Spieler im Spielbericht im ersten Innings jeweils zu zwei Runs weniger für die Mannschaften, was Zweifel an der Korrektheit des Ergebnisses zulässt.

Medaillenspiegel

PlatzLandSilberBronzeDritterGesamt
1Vereinigtes Konigreich 1801 Großbritannien11
2Frankreich Frankreich11

Medaillengewinner

Das Cricket-Team der USFSA
PlatzLandSportler
1Vereinigtes Konigreich 1801 GBRDevon & Somerset County Wanderers
Charles Beachcroft (Kapitän), Arthur Birkett, Alfred Bowerman,
George Buckley, Francis Burchell, Frederick Christian, Harry Corner,
Frederick Cuming, William Donne, Alfred Powlesland, John Symes,
Montagu Toller
2Frankreich FRAUnion des sociétés françaises de sports athlétiques
William Anderson, William Attrill, John Braid, W. Browning, Robert Horne,
Timothée Jordan, Arthur MacEvoy, Douglas Robinson, H. F. Roques,
Alfred Schneidau, Henry Terry, Philip Tomalin (Kapitän)

Datum: 19. und 20. August 1900

Literatur

  • Volker Kluge: Olympische Sommerspiele. Die Chronik I. Athen 1896 – Berlin 1936. Sportverlag Berlin, Berlin 1997, ISBN 3-328-00715-6.
  • Karl Lennartz, Walter Teutenberg: II. Olympische Spiele 1900 in Paris. Darstellung und Quellen. AGON Sportverlag, Kassel 1995, ISBN 3-928562-20-7.
  • Bill Mallon: The 1900 Olympic Games. McFarland & Company, Inc., Jefferson, North Carolina 1998, CIP 97-36094.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Martin Williamson: The ignorant Olympians (englisch) Cricinfo. 15. November 2007. Abgerufen am 31. August 2021.

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