Olivier Dubois

Olivier Dubois (geboren 19. September 1972 in Colmar) ist ein französischer Tänzer und Choreograf des zeitgenössischen Tanzes. 2007 gründete er als Choreograf seine eigene Kompanie COD – Compagnie Olivier Dubois.

Biografie

Tanz

Nach Studien von Fremdsprachen und Wirtschaftsrecht entschloss er sich im Alter von 23 Jahren, Tänzer zu werden.^[1] 1999 schuf er sein erstes Solo Under Cover.^[2] Trotz seines Übergewichts^[3] schlug er eine erfolgreiche Tanzkarriere ein, unter anderem bei Angelin Preljocaj, Dominique Boivin und Sasha Waltz.^[4] 2003 nahm ihn der Cirque du Soleil für eine Show mit Céline Dion unter Vertrag.^[5] Von 2003 bis 2007 arbeitete er mit Jan Fabre zusammen, von dem er sagte:^[1]

Choreografie

Für das Festival von Avignon trat er im Rahmen des Projekts Sujets à vif mit der selbstgeschaffenen Choreografie Pour tout l’or du monde auf.^[6][7] Das Stück brachte ihm den Preis der Jury ein.^[8] Dieser Erfolg öffnete ihm die Türen für seine weitere Karriere als Tänzer und Choreograf, und er wurde regelmäßiger Teilnehmer am Festival von Avignon.^[5] 2007 gründete er seine eigene Compagnie Olivier Dubois.^[7] Der Auftritt mit dem Stück Faune(s) in Anlehnung an Vaslav Nijinskys Choreographie L’Après-midi d’un faune bei den Ballets Russes^[9] beim Festival von Avignon 2008 wurde zu einem Skandal. Möglicherweise hatte das Publikum Humor erwartet und nicht die Trauerklage, die ihm stattdessen präsentiert wurde.^[5] Bei ImPulsTanz im selben Jahr in Wien gewann er jedoch mit dem Stück den Prix Jardin d’Europe.^[10][11]

2009 schuf er das erste Stück einer Trilogie zum Thema Menschlichkeit: Révolution, ein Stück für sieben Tänzerinnen und sieben Tänzer zu Maurice Ravels Boléro.^[2] Als zweiter Teil der Trilogie folgte 2009 Rouge, ein Solo für ihn selbst,^[1] sowie eine Choreografie zu Jacques Offenbachs La Périchole für die Oper von Lille.^[2] Mit Spectre choreografierte er 2010 im Auftrag der Ballets de Monte-Carlo ein weiteres Stück der Ballets Russes.^[12] Im selben Jahr verkörperte er Frank Sinatra in dem Duo L’homme de l’Atlantique.^[13] 2011 wurde er von dem Magazin Dance Europe als einer der 25 besten Tänzer der Welt ausgezeichnet.^[14] Mit 120 Laien-Tänzerinnen und -Tänzern inszenierte er 2011 das Stück Envers et face à tous in Élancourt.^[15] Beim Festival von Avignon 2012 folgte Tragédie als letzter Teil der Trilogie zum Thema Menschlichkeit:^[1] ein Drama für neun Tänzerinnen und neun Tänzer, die das ganze Stück über nackt auf der Bühne agierten.^[16][17][18] Das Stück erregte großes Aufsehen, gleichzeitig wurde ihm jedoch große Ernsthaftigkeit bescheinigt.^[19][20]

2012 inszenierte er im Pariser Musée d’art moderne zu Igor Strawinskys Komposition Le sacre du printemps das Stück Prêt à baiser^[21] für ein männliches Tanzduo.^[2] Seit den 1990er Jahren hatte er regelmäßig die Stadt Kairo besucht und dort mit Karima Mansour zusammengearbeitet. 2013 inszenierte er dort die Premiere seines Stücks Souls.^[22] Für das Ballet National de Marseille schuf er im selben Jahr das Tanzdrama Élégie.^[23] Für seine Verdienste um den Tanz wurde Olivier Dubois 2012 zum Professor ernannt.^[15] Für die beiden Stücke Tragédie und Élégie wurde er 2013 von Danza & Danza als bester Choreograf nominiert.^[24][15] 2014 wurde er als Direktor des Ballet du Nord in Roubaix berufen.^[25]

Zur Tanz-Biennale 2016 schuf er für das Ballet du Nord Auguri.^[26][27][25] Neben dem bereits erwähnten Envers et face à tous, dessen Aufführung 2014 in Roubaix wiederholt wurde,^[15] schuf er eine Reihe anderer Stücke mit Beteiligung von Nicht-Profis, unter anderem:

• Auguri Extended, eine Abwandlung von Auguri für Ballett-Schülerinnen und -Schüler;^[28]
• Tragédie 95 für 120 Personen;^[29]
• Les Mémoires d'un seigneur für 40 Laien, alle männlich, und einen professionellen Tänzer aus seinem Ensemble;^[30][31]
• Mille et une danses mit 300 Tanzenden und 150 Musizierenden anlässlich der Kulturnacht Nuit blanche in Paris.^[32]

2017 gab er seine Stelle als Direktor des Ballet du Nord auf. 2017/2018 und 2019/2020 war er assoziierter Künstler an der Genfer École de danse.^[33] Zur Biennale von Lyon 2021 brachte er mit dem Stück Itmarag mit sieben Tänzern und Musikern dem französischen Publikum die ägyptische Tanzszene nahe.^[34] 2018 präsentierte er sich beim Festival in Marseille mit Sortir au jour. In diesem Solo schuf er eine Art Spontan-Anthologie seiner Geschichte als Choreograf und Tänzer, indem er vom Publikum ausgewählte Fragmente seiner Werke in Szene setzte.^[35] 2019 schuf er für das Pariser CentQuatre Tropismes, ein Stück für vier Tänzerinnen und vier Tänzer.^[36] Ein Jahr später folgte Come Out zu Musik von Steve Reich für das Ballet de Lorraine.^[37] 2022 ging er mit einer Neufassung von Tragédie auf internationale Tournee.^[20]

Auftritte

Als Tänzer

Als Choreograf

Auszeichnungen

• 2007 Prix spécial du jury du Syndicat de la critique^[14]
• 2008 Prix Jardin d'Europe^[11]
• 2013 Danza & Danza Awards als bester Choreograf für Tragédie und Elégie^[15]
• 2019 Chevalier de l'ordre des Arts et des Lettres^[38]

Weblinks

• Website des Künstlers. Abgerufen am 3. Januar 2023 (englisch). 

• Un autre jour est possible. (Audio-Podcast) In: France Culture. 16. Oktober 2013; abgerufen am 3. Januar 2023 (französisch, Interview mit Olivier Dubois über Tragédie, ab Minute 18:30). 

Einzelnachweise und Anmerkungen