Olivenbaumsterben

Olivenhain in Surano (LE), der mit Xylella fastidiosa befallen ist (2019). Ersichtlich ist, dass die befallenen Bäume ihre Blätter verlieren und die Besitzer versuchen, die Ausbreitung des Bakteriums durch Absägen der Äste einzudämmen.

Das Olivenbaumsterben wurde in Europa zuerst in Süditalien festgestellt. Ursache des olive quick decline syndrome (OQDS) ist das Bakterium Xylella fastidiosa. 2013 wurde das Olivenbaumsterben in Apulien bekannt und verbreitet sich seitdem nach Norden. Wirtschaftszweige der Olivenölproduktion sind von großräumigen Ausfällen betroffen.

Russ Ottens, University of Georgia / © Bugwood.org, CC BY 3.0 us
Homalodisca vitripennis, eine Zwergzikade, kann beim Saugen von Pflanzensäften das Bakterium in das Xylem der Pflanze übertragen.

Ursprung, Symptome und Verbreitung

Das OQDS, olive quick decline syndrome, betrifft Olivenbäume in besonderer Weise durch schnelles Absterben.[1][2] Monokulturen mit Olivenbäumen und Zikaden begünstigen die Ausbreitung des Olivenbaumsterbens in Süditalien. Als Überträger des Krankheitserregers (sogenannter Vektor) gelten diverse pflanzensaftsaugende Insekten, beispielsweise die Zikade Homalodisca vitripennis, die beim Saugen der Pflanzensäfte das Bakterium übertragen kann.[2] Der Ursprung und der Weg des Bakteriums nach Europa ist unklar (siehe dazu aber Xylella fastidiosa#Moralejo), Heilmittel sind auch in den 2020er Jahren bisher nicht bekannt.[3]

Befallene Olivenbäume lassen sich durch deutliches Welken der Krone erkennen. Dabei verfärben sich die Blätter gelegentlich gelb, manchmal braun, rollen sich ein und vertrocknen schließlich. Oft bleiben die Blätter an den Zweigen hängen.[1]

2013 waren 8.000 Hektar (ha) in Süditalien betroffen,[3] 2015 waren auf etwa 230.000 ha hunderttausende von Olivenbäumen nicht mehr zu retten.[4]

Die Krankheit (auch als Pierce-Krankheit bekannt) lässt die Bäume durch Austrocknung absterben. Auslöser ist das Bakterium Xylella fastidiosa (dt. Feuerbakterium), das die Poren der Pflanzengefäße (Xylem) verstopft und somit den Wasser- und Nährstofftransport blockiert. Befallene Ölbäume sterben letztlich durch Wassermangel.

Bekämpfung und Vorbeugung

Bekämpft wird überwiegend der Vektor; befallene Bäume werden frühzeitig gefällt. Auch versuchen viele Besitzer der Olivenbäume, die Ausbreitung der Bakterien einzudämmen, indem sichtlich befallene Äste abgeschnitten werden (siehe Bild). An der Universität Foggia wurden seit November 2015 Versuche unternommen, die baumeigene Produktion von Phytoalexinen zu steigern, die von Natur aus nach dem Eindringen von Mikroorganismen zur Abwehr im betroffenen Gewebe selbst neu produziert werden.[5] Bis 2019 wurde Apulien in Regionen unterteilt, um dem Olivenbaumsterben entgegenzuwirken: eine „Pufferzone“ bei Taranto, eine „Eindämmungszone“ zwischen Taranto und Brindisi und eine „Befallszone“, die Brindisi, Lecce und deren Regionen umfasst.[6]

Kritik

Europäische Institutionen rügten den Umgang italienischer Behörden mit dem Olivenbaumsterben wegen „schwerer Versäumnisse“.[2]

Literatur

  • SM. Mang, S. Frisullo, HS. Elshafie, I. Camele: Diversity Evaluation of Xylella fastidiosa from Infected Olive Trees in Apulia (Southern Italy). April 2016. In: J Microbiol Methods. PMID 27147930
  • Giovanni Paolo Martelli: Il disseccamento rapido dell’olivo: stato delle conoscenze (olive quick decline syndrome, OQDS), Dipartimento di Scienze del Suolo, della Pianta e degli Alimenti, Università degli Studi Aldo Moro – Bari, 2015, (online-PDF)
  • Rodrigo Krugner, Mark S. Sisterson, Jianchi Chen, Drake C. Stenger: Evaluation of Olive as a Host of Xylella fastidiosa and Associated Sharpshooter Vectors, 2014, (online-PDF)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b BIOSECURITY SA: Factsheet: OLIVE QUICK DECLINE SYNDROME (Memento vom 9. April 2018 im Internet Archive)
  2. a b c Spektrum.de, 5. Juli 2017, Alison Abbott: Massensterben im Olivenhain (Memento vom 5. Juli 2017 im Internet Archive)
  3. a b Spiegel online: Baumsterben: Feuerbakterium zerstört Süditaliens Olivenhaine (Memento vom 8. Dezember 2013 im Internet Archive)
  4. Badische-zeitung.de, 26. März 2015, Julian Müller-Meiningen: Feuerbakterium tötet Olivenbäume in Süditalien (Memento vom 2. April 2015 im Internet Archive)
  5. Ylenia Granitto: Strategy to Contain Xylella Fastidiosa Organically Shows Promise, in: Olive Oil Times, 25. August 2016.
  6. merum.info: Xylella – Olivenbaumsterben (Memento vom 11. Juli 2019 im Internet Archive)

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Homalodisca vitripennis 5367978.jpg
Russ Ottens, University of Georgia / © Bugwood.org, CC BY 3.0 us

Homalodisca vitripennis Germar, 1821


Host: common sunflower
Helianthus annuus L.
Common Name: glassy-winged sharpshooter
Photographer: Russ Ottens, University of Georgia, United States
Descriptor: Adult(s)

Image taken in: United States
Olivenhain mit Xylella fastidiosa bei Surano LE 190710.jpg
Autor/Urheber: Sjor, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ein von Xylella fastidiosa befallener Olivenhain in Surano (LE) in Apulien, Italien. Befallene Bäume verlieren ihre Blätter und sterben letztlich ab. Viele Besitzer versuchen, durch das Absägen der Äste die Ausbreitung des Bakteriums einzudämmen.