Ohre-Klasse

Ohre-Klasse
Wohnschiff Wische (2006 in Wilhelmshaven)
Wohnschiff Wische (2006 in Wilhelmshaven)
Schiffsdaten
LandDeutschland Deutschland
Deutsche Demokratische Republik DDR (bis 1990)
SchiffsartVersorgungs- und Wohnschiff
BauwerftVEB Peene-Werft, Wolgast
Bauzeitraum1982 bis 1986
Stapellauf des Typschiffes20. August 1983
Gebaute Einheiten6
Dienstzeit1984 bis 2020
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
89,41 m (Lüa)
Breite13,22 m
Seitenhöhe5,70 m
Tiefgangmax. 2,44 m
Verdrängung2.393 ts
 
Besatzung34
Maschinenanlage
Maschine2 Sechszylinder-Viertakt-Dieselmotoren
Maschinen-
leistungVorlage:Infobox Schiff/Wartung/Leistungsformat
694 kW (944 PS)
Höchst-
geschwindigkeit
kn (13 km/h)
Propeller2
Bewaffnung ab 1984 bis 1990
  • 2 × 25-mm-L/70-Doppellafetten
  • 2 × FASTA-4-Starter mit 16 Strela-2
Sensoren ab 1984 bis 1990
Ausstattung
Schiffskran

1 × 8 t SWL

Unterkunftskapazität

190 Kojen

Die Ohre-Klasse ist eine Serie von sechs kombinierten Versorgungs- und Wohnschiffen des Projekts 162, die in der DDR entwickelt und nach eigenem Entwurf von der Peene-Werft in Wolgast gebaut wurde. Die Schiffe wurden in der Volksmarine als Schwimmender Stützpunkt bezeichnet. Die Deutsche Marine hat alle Einheiten als Klasse 650[1] übernommen.

Entwicklung und Bau

Als Ersatz für die 1961–1963 in Dienst gestellten Schwimmenden Stützpunkte der Jugend-Klasse (Projekt 62) wurde die Peene-Werft im September 1975 beauftragt, eine modernere Schiffsklasse für folgende Aufgaben zu entwickeln:

Durch die Einführung Kleiner Raketenschiffe (Tarantul-I- und Sassnitz-Klasse) und die zwischenzeitlich geplante Außerdienststellung der Torpedoboote (Libelle- und Shershen-Klasse) mussten die Entwürfe immer wieder modifiziert werden. Demzufolge konnte der Serienbau erst im September 1982 beginnen.

Der Schiffsrumpf besteht aus Stahl und ist durch neun Schotte in zehn Abteilungen unterteilt. Er entstand in Anlehnung an die von der Peene-Werft gebauten Eimerkettenbagger der sowjetischen Georgi-Naliwajko-Klasse. Die Aufbauten sind aus Aluminium gefertigt. Im Unterschied zur Jugend-Klasse hatten die Schiffe eine Antriebsanlage und konnten unter bestimmten Bedingungen selbstständig den Standort wechseln. Die Manövrierfähigkeit wurde durch eine Querstrahlsteueranlage und das in der Binnenschifffahrt bewährte Jenckelruder erhöht. Besonderer Wert wurde auch auf die Verbesserung der Dienst- und Lebensbedingungen der Besatzungen und den Umweltschutz gelegt.

Ausstattung

Die Unterkünfte waren ausgelegt für 190 Mann, einschließlich der Stammbesatzung. Auf den Schiffen waren eine Kombüse mit eigener Bäckerei und ein Lazarett eingerichtet. Für die Betreuung der Soldaten standen Messen, eine Sauna, ein Kino und verschiedene Sport- und Freizeiträume zur Verfügung.

In den Lade- und Kühlräumen konnten über 700 t Betriebsstoffe, Munition und Proviant gelagert werden. Die Übergabe fester Güter erfolgte mit einem Schiffskran, der wegen einer fehlenden Seegangsfolgeeinrichtung jedoch nur in Hafengewässern oder ähnlich ruhigen Seegebieten eingesetzt werden konnte.

Für die Eigen- und Fremdentsorgung wurden Anlagen zur Müllverbrennung, Bilgenwasserentölung und Abwasserreinigung betrieben.

Zur Selbstverteidigung waren die Schiffe mit zwei 25-mm-L/70-Flugabwehrkanonen und zwei FASTA-4-Startern für 16 Strela-2-Flugabwehrraketen ausgerüstet.

Die Maschinenanlage bestand aus zwei Sechszylinder-Viertakt-Schiffsdieselmotoren des Typs SKL 6 VD 18/15 A-l-1 mit jeweils 347 kW, die auf zwei Propeller wirkten. Die elektrische Eigen- und Fremdversorgung wurde durch zwei Dieselgeneratoren mit jeweils 350 kVA gewährleistet.

Nach der Übernahme durch die Deutsche Marine wurden die Waffen und Antriebsanlagen ausgebaut und die nicht verkauften Einheiten zu reinen Wohnschiffen[1] umgebaut.

Einheiten

Alle Schiffe wurden nach Landschaftsgebieten der DDR benannt und befanden sich bei der Auflösung der Volksmarine im aktiven Flottendienst. Nach der Übernahme durch die Bundesmarine musste das Schiff 162.03 in Wische umbenannt werden, da 1990 der Betriebsstofftransporter Harz (A 1428) noch in Dienst war. Weitere Änderungen ab 1990 sind in der nachfolgenden Tabelle als 2. Zeile aufgeführt.

Bau-Nr.Projekt-/
Schiffs-Nr.
NameKennungenStapellaufIndienststellungMarinestützpunkteAußerdienststellungVerbleib
367162.01
650/01
VogtlandH 71
Y 890
20. August 19835. September 1984Rostock
Warnemünde
25. April 2002über VEBEG in die Türkei verkauft
368162.02
650/02
AltmarkH 11
Y 891
21. Februar 198424. Oktober 1984Dranske
Wilhelmshaven
30. Juni 2016Über VEBEG verkauft und nach Dänemark geschleppt[2]
369162.03
650/06
Harz
Wische
H 31
Y 895
30. April 19844. Juni 1985Dranske
Wilhelmshaven
2020[3]über VEBEG zum Verkauf angeboten
370162.04
650/03
HavellandH 51
Y 892
24. August 19841. August 1985Dranske
Warnemünde
30. September 1991über VEBEG an privaten Eigner verkauft
371162.05
650/05
BördeH 72
Y 894
2. März 19851. Oktober 1985Dranske
Warnemünde
23. Dezember 1992über VEBEG nach Singapur verkauft
372162.06
650/04
UckermarkH 91
Y 893
19. März 19858. Januar 1986Dranske
Wilhelmshaven
19. April 2002über VEBEG in die Türkei verkauft

Siehe auch

Literatur

  • Hans Mehl/Knut Schäfer/Ulrich Israel: Vom Küstenschutzboot zum Raketenschiff. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1986, ISBN 3-327-00075-1, S. 208–209.
  • Gerhard Koop/Siegfried Breyer: Die Schiffe, Fahrzeuge und Flugzeuge der deutschen Marine von 1956 bis heute. Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1996, ISBN 3-7637-5950-6, S. 389–391.

Weblinks

Commons: Ohre-Klasse – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Angaben gemäß Schiffsnummernverzeichnis
  2. Wilhelmshavener Zeitung vom 13. September 2018, S. 1
  3. Wohnschiff Y895 ex Wische. Vebeg, 13. Dezember 2021, abgerufen am 13. Dezember 2021.

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Dienstflagge für Kampfschiffe und -boote der Volksmarine der Deutschen Demokratischen Republik
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Autor/Urheber: Ein Dahmer, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Wohnschiff Wische an der Instandsetzungskaje des Marinestützpunktes Wilhelmshaven