Oettinger Brauerei
Oettinger Brauerei GmbH | |
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1731 |
Sitz | Oettingen in Bayern, Deutschland |
Leitung | Gino Biondi Peter Böck[1] |
Mitarbeiterzahl | 1043 (2020)[2] |
Umsatz | 335 Mio. EUR (2020)[2] |
Branche | Brauerei |
Website | oettinger-bier.de |
Die Oettinger Brauerei GmbH ist eine Brauereigruppe mit drei Standorten in Deutschland. Neben der Zentrale in der schwäbischen Kleinstadt Oettingen in Bayern wird auch in Mönchengladbach und Braunschweig Bier gebraut. Oettinger gehört zu den großen deutschen Brauereigruppen.[3] Das Familienunternehmen produziert seine eigene Marke Oettinger sowie Handelsmarken[4] für Supermärkte.[5]
Geschichte
Das vom Adelsgeschlecht derer von Oettingen im gleichnamigen Ort gegründete Brauhaus wurde 1333 erstmals urkundlich erwähnt.[6] Das Fürstliche Brauhaus zu Oettingen wurde 1956 von der Familie Kollmar übernommen, die seit 1949 die erstmals 1731 erwähnte Forstquellbrauerei in Fürnheim betrieb.[7]
Unter der Leitung von Günther Kollmar (1937–2013) wurde der Betrieb zur Oettinger Brauerei GmbH umgebildet. Nach Günther Kollmars Tod leitete dessen Sohn Dirk Kollmar kurzzeitig das Unternehmen, bevor auch dieser 2014 verstarb.
Die Brauerei lieferte zunächst an Lebensmittelmärkte und spezialisierte sich darauf, niedrigpreisige Biere zu brauen. Ab Anfang der 1990er Jahre wurde auf eine radikale Modernisierung zur Steigerung der Produktivität gesetzt. Auf Initiative von Günther Kollmar begann das Unternehmen die direkte Belieferung des Einzelhandels ohne Beteiligung von Großhändlern; außerdem wird auf Kooperationen mit der Gastronomie (z. B. Pachtverträge) verzichtet.[8]
Seit 2008 wird Oettinger Bier in Mytischtschi/Russland (Brauerei Moskowskaja Piwowarennaja Kompanija/Московская Пивоваренная Компания) und seit 2011 auch in anderen Brauereien Osteuropas und Südosteuropas in Lizenz gebraut.
Am 1. August 2009 übernahm Oettinger von der Carlsberg-Gruppe die größte Braustätte Niedersachsens, die Feldschlößchen-Brauerei in Braunschweig, und führt sie unter dem Namen Brauerei Braunschweig weiter. Zeitnah wurden die nordostdeutschen Standorte Pritzwalk, Dessow (beide 2009) und Schwerin (2011) geschlossen.[9]
Der Standort Gotha wurde Anfang 2023 an die Paulaner Brauerei verkauft.[10]
Marktposition
Der Marktanteil von Oettinger in Deutschland liegt bei knapp 7 %. Die Jahresproduktion lag 2011 bei etwa 6,21 Millionen Hektoliter, dazu kommen 1,6 Millionen Hektoliter Handelsmarken und 1 Million Hektoliter alkoholfreie Getränke (Glorietta). Von 2004 bis 2013 war Oettinger das meistverkaufte Bier in Deutschland. 2014 wurde Oettinger von Krombacher von Platz 1 verdrängt.[11]
Die Barth-Haas-Group listete Oettinger 2020 auf Platz 25 der größten Brauereigruppen der Welt.[12]
Bierabsatz der Oettinger Brauerei in hl | ||||
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1998 | 2.380.000[11] | |||
2006 | 6.650.000[11] | |||
2009 | 6.590.000[11] | |||
2011 | 6.210.000[11] | |||
2013 | 5.790.000[11] | |||
2014 | 5.620.000[13] | |||
2015 | 5.390.000[11] | |||
2016 | 5.220.000[11] | |||
2017 | 4.940.000[11] | |||
2018 | 4.830.000[11] | |||
2019 | 4.340.000[11] | |||
Absatzpolitik
Das Unternehmen ist kein Mitglied im Branchenverband und gilt darüber hinaus als „Außenseiter“, da es durch weitgehenden Verzicht auf Marketing und Öffentlichkeitsarbeit sowie günstige Vertriebswege niedrige Endverbraucherpreise bietet.[8][14] Der Spiegel schrieb 2005:
„Das vielen noch immer unbekannte Bier ist inzwischen an all den Edel-Pilsenern vorbeigezogen, die in den neunziger Jahren mit gewaltigem Werbeaufwand den Markt eroberten. Jetzt […] ist Oettinger klammheimlich die Nummer eins geworden, das meistverkaufte Bier der Republik. Auf Reklame verzichtet das Unternehmen komplett.“[15]
Bei einem Interview mit Spiegel TV sagte Senior-Chef Günther Kollmar:
„Die Bezeichnung Billigbier ist eigentlich schon eine Abqualifizierung. Es ist aber allein der Versuch. Alles, was in Deutschland marktangepasst, gut vermarktet wird, das ist plötzlich billig. […] Bloß, jeder trinkt’s. Der Erfolg gibt uns recht!“
Qualität
2003 untersuchte die Fachhochschule Münster etwa 60 gängige Biermarken auf Fuselöle; damals wurde im Oettinger der mit Abstand höchste Fuselölwert aller getesteten Pilsener gemessen (121,48 mg/Liter).[16]
2009 untersuchte die Zeitschrift Öko-Test 46 deutsche Biere; Oettinger erteilte sie, wie fast allen getesteten Bieren, die Note „sehr gut“.[17]
Seit 2013 garantiert Oettinger, Produkte „ohne Gentechnik“ herzustellen. Oettinger erfüllte als erste deutsche Brauerei die Anforderungen des gleichnamigen Gütesiegels und dokumentierte dies auf den Etiketten.[14]
Produkte
Die Gruppe bietet ein breites Sortiment von Bieren und Limonaden an, die überwiegend im Niedrigpreisbereich angesiedelt sind. Die meisten Marken werden deutschlandweit vertrieben. Manche Spezialbiersorte wird regionalen Traditionen entsprechend verstärkt lokal vermarktet. Im Jahr 2013 betrug der Gesamtausstoß 5,78 Millionen Hektoliter.[18] Es entfielen
- 1.831.000 hl auf Oettinger Pils
- 1.624.000 hl auf Oettinger Export
- 634.000 hl auf Weizen
- 764.000 hl auf Biermix
- 931.000 hl auf die übrigen Oettinger-Sorten
Im Vergleich zum Jahr 2012 bedeutet das einen Rückgang um insgesamt 112.000 Hektoliter (= −1,9 %)
In Italien wird das „super forte“ mit fast neun Prozent Alkoholgehalt vermarktet.
Oettinger-Biere
Alle Sorten (bis auf Gold und die Weißbiermischgetränke) werden in braunen 0,5-Liter-Glasflaschen mit Kronkorken vertrieben, einige Sorten zusätzlich in 0,33-Liter-Flaschen und in Getränkedosen oder Fässern (20, 30 und 50 Liter)
- Vollbier Hell, Alkoholgehalt: 4,7 % vol.
- Pils, Alkoholgehalt: 4,7 % vol.
- Export, Alkoholgehalt: 5,4 % vol.
- Leicht, ein um 40 % energiereduziertes untergäriges Bier, Alkoholgehalt: 2,8 % vol.
- Dunkles Hefeweißbier, naturtrüb mit dunkler Färbung, Stammwürze: 12 °P, Alkoholgehalt: 4,9 % vol.
- Kristallweizen, hat einen erhöhten Gehalt an Kohlensäure
- Leichte Weiße, Weißbier mit 40 % geringerem Brennwert und um 40 % alkoholreduziert
- Alkoholfrei, untergäriges Bier mit weniger als 0,5 % Alkoholgehalt
- Alt, bittersüßes Spezialbier aus dunklem Malz, Alkoholgehalt: 4,9 % vol.
- Gold, Alkoholgehalt: 4,9 %
- Alkoholfreies Weißbier, Alkoholgehalt unter 0,5 % vol.
- Kellerbier, ein naturtrübes und unfiltriertes Bier, Alkoholgehalt: 5,6 % vol.
Erfrischungsgetränke
- Malz, ein alkoholfreier Malztrunk
Unter der Marke Glorietta[19] bietet Oettinger alkoholfreie Erfrischungsgetränke an. Folgende Geschmacksrichtungen sind erhältlich: Zitrone, Orange, Cola, Cola-Mix, Apfel-Schorle, Iso-Sport, A-C-E, und Mate-Cola.
Zeitweise wurde unter dem Namen Glorietta Aquamarin auch Tafelwasser angeboten, dies war jedoch nicht rentabel. Ebenso wurden die Sorten Holunder, Litschi und Mate-Classic eingestellt.
Sponsoring
Die Brauerei war von 1991 bis Ende 2017 Sponsor des Basketballteams Oettinger Rockets, das 2012 in die ProA und 2017 in die Basketball-Bundesliga aufgestiegen ist.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Impressum. In: Oettinger Brauerei GmbH. Abgerufen am 31. März 2023 (deutsch).
- ↑ a b bundesanzeiger.de: Jahresabschluss 2020
- ↑ Daniel Aschoff: Der Spar-Fuchs mit dem Billig-Bier. Abendzeitung, 27. März 2009, abgerufen am 29. März 2013.
- ↑ Markenübersicht: Oettinger Brauerei GmbH (Memento vom 19. August 2014 im Internet Archive)
- ↑ Oettinger Brauerei Brauereien aus Oettingen. In: wer-zu-wem.de. Abgerufen am 30. Dezember 2021.
- ↑ Tradition. OeTTINGER Brauerei GmbH – Oettingen i. Bay., 25. Februar 2012, archiviert vom am 25. Februar 2012; abgerufen am 1. Juni 2021.
- ↑ Wirtshaus-Brauerei Fürnheim - Historie. Abgerufen am 1. Juni 2021.
- ↑ a b Broschüre Original Oettinger – eine Erfolgsgeschichte, März 2009
- ↑ Wolters braut für Feldschlösschen, 5. November 2009
- ↑ Paulaner-Brauerei übernimmt Oettinger-Standort in Gotha. In: BR24. Bayerischer Rundfunk, 17. Oktober 2022, abgerufen am 25. Dezember 2022.
- ↑ a b c d e f g h i j k Aktion Gutes Bier – Statistik Bier und Brauereien. In: aktiongutesbier.de. Abgerufen am 11. Mai 2016.
- ↑ BarthHaas Bericht Hopfen 2020/2021. Abgerufen am 30. Dezember 2021.
- ↑ Die elf beliebtesten Biere im Fußballjahr 2014. Abgerufen am 1. Juni 2021.
- ↑ a b Oettinger-Bier ohne Gentechnik. Spiegel Online, 11. März 2013, abgerufen am 25. Juni 2018.
- ↑ Andreas Kleinschmidt: Bier für Hartz 4 In: Der Spiegel, 26. März 2005. Abgerufen im 25. Dezember 2009.
- ↑ Petra Markgraf: Hopfen und Malz verloren. In: Men’s Health. 26. Juni 2003 (menshealth.de [abgerufen am 29. März 2013]).
- ↑ Öko-Test, Ausgabe August 2009
- ↑ INSIDE-Marken-Hitliste 2013. (PDF; 66 kB) (Nicht mehr online verfügbar.) Inside Getränke, archiviert vom am 2. April 2015; abgerufen am 20. März 2015 (Top 10 der Biermarken).
- ↑ DPMAregister | Marken - Registerauskunft. Abgerufen am 1. Juni 2021.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Wolkenkratzer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Oettingen in Bayern, Oettinger Brauerei, Luftaufnahme (2016)
© Simon Mannweiler / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Verändertes Etikett etwa ab Oktober 2019, Pils der Oettinger Brauerei GmbH in der NRW-Flasche (2019).
Autor/Urheber: Boonekamp, Lizenz: CC0
Biermischgetränke im Regal der Kaufhelle. Radler der Berliner Kindl-Brauerei. Henninger Radler. Krombacher Radler. Oettinger Radler. Sternburg Radler.
Autor/Urheber: Boonekamp, Lizenz: CC0
Deutsche Weizenbiere in der Kaufhalle. Weizen der Krombacher Brauerei in Kreuztal-Krombach. Hefe-Weizen der Sternburg-Brauerei Leipzig. Hefeweißbier naturtrüb der Öttinger Brauererei Gotha.
© Simon Mannweiler / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Sechserträger Bockbier der Oettinger Brauerei GmbH in der NRW-Flasche (2021).
© Simon Mannweiler / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Schwarzbier der Oettinger Brauerei GmbH in der NRW-Flasche (2022).